Süderländer Tageblatt vom 9. Juli 1934
"Otto der Fidele" regiert die Grüne
Elfriede Schmidt ist Königin - Broschen für Königinnen
Plettenberg. Am
8. Juli 1934 stand der Stadtteil "Grüne" im Zeichen des Schützenfestes. Kaum
ein Haus des Grüneviertels, das nicht Fahnen- oder Grünschmuck angelegt hatte.
Ehrenpforte reihte sich an Ehrenpforte, die zum großen Teil mit Inschriften
versehen waren. Neben den Fahnen des Reiches belebten vor allem die Schützenfahnen
Grün-Weiß das Straßenbild.
Eine stark besuchte Versammlung am Freitagabend bildete den Auftakt. Am
Samstagnachmittag traten die Schützen in einer Stärke von eta 75 Mann an und
marschierten unter Vorantritt des Vereinstambourkorps und des Städtischen
Orchesters hinauf zum herrlich gelegenen Schießstand auf dem Jägerplätzchen.
Dann gab Majestät "Adolf der Flieger" den ersten Schuß ab. Es folgten alle
Majestäten, der Oberst, das Offizierskorps, der Vorstand. Ein starkes Drängen
um die Gewehre hub an. Jeder wollte an die Reihe kommen, wollte dem starken
Vogel zusetzen. Inzwischen floß manches Glas Helles die durstigen Schützenkehlen
hinab, während das Städtische Orchester mit seinen Darbietungen die Stimmung
würzte...
Endlich um 18.30 Uhr gelang es dem Schützen Otto Schnippering, den Rest des
Vogels von der Stange zu holen. Böller krachten und unter dem Jubel der
Schützen wurde der neue König ins Festzelt geleitet.
Der Hofstaat setzt sich wie folgt zusammen: Hofmarschälle A. Schmidt, P. Bergmann,
A. Prüß, W. Schnippering, I. Seuthe, E. Reinländer, H. Wurth, W. Kniewel und
H. Thomas. Hofdamen sind Frau O. Schnippering, Frau P. Bergmann, Frau A. Prüß,
Frau W. Schnippering, Frau I. Seuthe, Frau E. Reinländer, Frau W. Kniewel,
Frau E. Bühner und Frau H. Thomas.
Nach einem Dank an das scheidende Königspaar "Adolf den Flieger" und Grete
Schmellenkamp für ihr mildes Regiment ließ der Vorsitzende dem König
Königsorden und der Königin eine Brosche überreichen.
Der Krönungsakt schloß mit einem allseitigen Hoch auf den Grüner Schützenverein,
an das sich der Gesang der Grüner Hymne "Grün, ach grün" anschloß.
In seiner Glückwunschansprache verwies Bürgermeister Dr. Eckler darauf, daß
alle Vereine gefordert seien, sich immer mehr in den Dienst der Allgemeinheit
des Volkes zu stellen. Wieweit sie dieser Pflicht nachkämen, sei Kriterium
ihrer Bewertung.
Bei Konzert, Tanz und guter Laune stieg die Stimmung im Festzelt und der Morgen
graute schon im Osten, als es von den letzten verlassen wurde.
Ehrungen: Die früheren Königinnen, denen bisher aufgrund knapper
Zeiten nicht gedankt werden konnte, wurden mit einer Brosche bedacht und zwar
Elli Groote geb, Hagen, Hedwig Müller geb. Hoffmann, Minna Schweitzer, Paula
Müller, Auguste Thomas geb. Kalkühler sowie Friedchen Bergmann.
Insignienschützen: Ernst Selle (Apfel), Felix Stahlhacke (Krone
und Zepter), Willi Bergmann (li. Flügel), Otto Schnippering (18.30 Uhr, Vogel mit re. Flügel);
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