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Süderländer Tageblatt vom 10. Juli 1933 Ein Junggesellenkönig regiert die Grüne Ein wahres Volksfest - Gemütlich wie immer
Plettenberg. Am Samstag
und Sonntag feierte der Schützenverein Plettenberg-Grünetal in seinem Schützenheim
sein diesjähriges Schützenfest. Die Straßen des Grüne-Viertels waren festlich
mit Fahnen, frischem Grün und Ehrenpforten geschmückt, und auch die Natur
hatte ihr schönstes festtäglich-sommerliches Gewand angelegt.
Böllerschüsse und Werbetrommeln des Vereins-Tamborkorps
kündigten am Freitagabend das Fest an, dem sich der Große Zapfenstreich auf
dem Düppenhaus bei bengalischer Beleuchtung anschloß.
Am Samstag nachmittag fand das Vogelschießen um die Königswürde
statt. Nachdem der Schützenzug auf dem Schießstand angekommen war, eröffnete
der Vorsitzende, Schütze August Reineke, das Fest mit einer Ansprache, wünschte
allen ein paar frohe Stunden und schloß mit einem dreimaligen Hoch auf den
Grüner Schützenverein. Traditionsgemäß tat sodann Majestät "Willi der Rote"
(gemeint ist der Vorjahreskönig Willi Lerch) den ersten Schuß, es folgten das
Offizierskorps und der Vorstand, denen sich die Schützen anschlossen. Heiß war
der Kampf, und da es zudem die Sonne äußerst gut meinte, so floß das Zielwasser
selbstverständlich in Strömen...
Der Schütze Adolf Klöckner hatte den Vogel mit dem 493. Schuß
zur Strecke gebracht, was großen Jubel unter dem Schützenvolk auslöste. In dem
sich anschließenden Kommers wurde das Ereignis gebührend gefeiert. Das städtische
Orchester unter der Leitung des Obermusikmeisters Otto Hausen, das neben dem
Vereinstambourkorps schon während des Schießens die Schützen mit seinen Darbietungen
aufs trefflichste unterhalten hatte, erfreute mit schönen Märschen und Konzertstücken.
Im Laufe des Abends nahm der Vorsitzende das Wort zur Königskrönung.
Er dankte zunächst den Majestäten Willi dem Roten und Friedchen für ihr Regiment
und würdigte gebührend ihre Verdienste. Sodann begrüßte er den neuen König,
der sich den Namen "Adolf der Kunstflieger" zugelegt und sich Frl. Grete
Schmellenkamp zur Königin erkoren hatte. Nachdem der Oberst dem neuen Königspaar
die zeichen ihrer Würde angelegt und die alte Majestät Willi den Roten mit dem
Königsorden geschmückt hatte, schloß der Vorsitzende die Krönungsfeierlichkeiten
mit einem dreimaligen Hoch auf die alten und neuen Majestäten, den Reichspräsidenten
von Hindenburg und die Reichsregierung, dem sich der Gesang des Deutschlandliedes
und des Grüner Schützenliedes anschloß.
...Der Festnachmittag wurde eingeleitet mit einem stattlichen Festzug,
der durch die Straßen der Grüne führte und im Schützenheim endete. Hier folgte
das traditionelle Kaffeetrinken. Die Beteiligung war so stark, so daß viele
Schützenfamilien im Heim keinen Platz mehr finden konnten und im Freien kampieren
mußten. Die Begrüßungs- und Festansprache hielt der erste Vorsitzende, Schütze
August Reineke, der der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Verhältnisse es erlauben
möchten, daß im nähsten Jahre das 10jährige Bestehen des Vereins wieder wie
früher im großen Zelt gefeiert werden kann. Er überbrachte die Grüße und Glückwünsche
des neuen Bürgermeisters, Herrn Dr. Eckler, der auch eingeladen, aber leider
am Erscheinen verhindert sei...
Der Hofstaat setzt sich wie folgt zusammen: Eddi Kießlich und Hulda
Schö...., Erich Hagen und Ilse Wolff, Paul Lienenkämper und Hedwig Pfennig,
Alex Malik und Hertha Grüber, Robert Hecker und Kläre Schweitzer.
Insignienschützen: Walter Meese (Krone und Reichsapfel), Alfred
Wolff (Zepter und re. Flügel), Johann Göbbel (li. Flügel), Adolf Klöckner
(493. Schuß, 18.45 Uhr, Vogel);
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