1928: Otto Wiegand und Frau Karl Müller

1928
Otto Wiegand und Frau Karl Müller mit ihrem Hofstaat.

Süderländer Tageblatt vom 10. Juli 1928

Das Schützenfest in der Grüne

Plettenberg -ie- Die Fahnen wehten, Girlanden grüßten, die Straßen der Grüne standen im Schmuck der bunten Wimpeln mit den Schützenfarben und des Birkengrüns. Zum 4. Male rüstete man in der Grüne zu dem Schützenfeste, das sich von Jahr zu Jahr steigernder Beliebtheit erfreut. Ein Volksfest war es auch diesmal wieder im wahrsten Sinne des Wortes, getragen von Einigkeit und kameradschaftlichem Geist.

Am Samstagnachmittag um 2 Uhr trat die 2. Kampagnie zur Abholung des Vogels an. Unter Vorantritt des Trommlerkorps, das in den neuen schmucken grünen Uniformen besonders auffiel, gings durch die Straßen der Grüne. Inzwischen formierte sich die 1. Kompagnie und nach der Rückkehr der 2. Kompagnie marschierte man unter den flotten Marschweisen des Städtischen Orchesters unter der Leitung von Musikdirektor Krämer zum Schießstand auf der Bermecke.

Mit kurzen Worten eröffnete der 1. Vorsitzende, Herr Aug. Reineke, das Vogelschießen. Den ersten Schuß tat "Se. Majestät", dann folgten die Adjutanten, das Offizierskorps und die Schützen. Heiß war der Kampf und dementsprechend noch heißer der Durst. Warum auch nicht? Zu einem echten wahren Volksfest gehören Stimmung, Fröhlichkeit, Humor. Und wenn vor dem Schützenstande die Gläser klangen und die Lieder stiegen, so zeugte das von der Art, wie echte Schützen wissen, fröhlich zu sein und Feste zu feiern.

Die Zeit verflog rasch. Da - um 6.15 Uhr fiel der Vogel. Die Hochs erklangen, und der Jubel wollte kein Ende nehmen, als man den Eichenkranz dem neuen Schützenkönig, Herrn Otto Wiegand, überreichte...

...Um 9 Uhr zog unter den wuchtigen Klängen des Präsentiermarsches der Hofstaat ein. Nach einigen weiteren Konzertstücken folgte der Höhepunkt des Abends: Die Königskrönung und anschließend daran die Auszeichnung der 15 besten Schützen. Die Königskrönung nahm der 1. Vorsitzende des Vereins, Herr Aug. Reineke unter Assistent des Obersten, Herrn Fritz Klauke vor. Er führte aus: "Zum 5. Male feiern wir das Schützenfest, zum 5. Male nehmen wir die Königskrönung vor. 665 Schuß waren notwendig, um den Vogel zur Strecke zu bringen. Es war ein heißer Kampf. Den Sieg trug Schützenbruder Wiegand davon, den wir jetzt zum König proklamieren. Als Schützenkönigin hat er sich Frau Karl Müller auserkoren.

Nach der Proklamation fuhr Herr Reineke fort: "Wir haben dem neuen König den Namen "Otto der Lustige" zugelegt (Stürmische Heiterkeit). Ich danke der alten Majestät "Wilhelm dem Sanften", dem nunmehr Enthronten, für sein mildes Regiment und wir hoffen, daß unter "Otto dem Lustigen" sich der Schützenverein zu weiterer Blüte entwickelt...

Anschließend daran nahm Herr Tillmann die Auszeichnung der 15 besten Schützen vor. Um das Schießen zu fördern, habe der Schützenverein in diesem Jahr ein Medaillenschießen ausgeschrieben. Das Medaillenschießen hat stattgefunden am 28.5., 3.6., 10.6., 810 Schuß. Die besten Schützen sind: Walter Schnippering (35 Ringe), Aug. Reineke (33 Ringe), Erich Hagen (33 Ringe), Walter Meese (34), Karl Hoffmann (32), Alfred Heßmer (32), Erich Hoffmann (32), W. Müller (32), Gust. Bullicke (32), Ernst Selle (32), Fritz Klauke (31), Josef Klut (31), Karl Siebert (31), Aug. Rüsing (31) und Willy Hoffmann (30 Ringe).

...Im Verlauf der Nachmittagsveranstaltung nahm Herr Prokurist Heßmer im Auftrag des Vorstandes das Wort, um die Gäste zu begrüßen. "Mein besonderer Gruß gilt", so führte er aus, "den Vertretern der Plettenberger Schützengesellschaft unter Führung Se. Majestät Albert 1. und des Obersten Pickardt. Heute begehen wir den 5. Geburtstag des jungen Vereins, und wenn wir lauter frohe Gesichter sehen, so fragen wir uns, wie ist es möglich, daß der junge Verein eine derartige Stellung einnimmt, daß seine Feste sich solcher Beliebtheit erfreuen. Ich denke da an das Wort, das einer der größten Schützenvereine in unserer Gegend an seiner Halle angebracht hat: "Bürgertreue und Einigkeit!" Diese sind es, die der junge Verein pflegt und die ihn vorwärts gebracht haben. In dem Schützenverein darf es keine Unterschiede hinsichtlich der Politik, der Religion und des Standes geben. Gerade die Schützenvereine sind geeignet, soziale Gegensätze zu übebrücken. Wir kennen in unserem Verein keine Stände, wir kennen nur Schützen...

Der neue Hofstaat setzt sich folgendermaßen zusammen: König Otto Wiegand, Königin Frau Karl Müller; erster Adjutant Karl Müller, 2. Adjutant Heinr. Becker, Hofmarschälle: Aug. Reineke, Hch. Klotz, Willy Bödefeld, Willy Hecker, W. Hoffmann, W. Müller.

Insignienschützen: Alfred Wolff (Reichsapfel), Willi Lerch (Zepter), Alfred Weinbörner (Krone), Willy Malett (li. Flügel), Paul Kroher (re. Flügel), Otto Wiegand (6.15 Uhr, 665. Schuß, Vogel).


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