Quelle: Heimatblätter des mittleren Lennegebietes, Nr. 8,
Werdohl, Ende April 1927. 4. Jahrgang, S. 32, im Archiv HH

Ein Beitrag zur Geschichte
der Familie Allhoff

Im 16. und 17. Jahrhundert zogen nach Plettenberg von auswärts mehrere Familien, die in engste Beziehung zu der dortigen Kirchengemeinde getreten sind. Aus den hierher gehörenden Familien Hammerschmidt und Brockhaus sind je zwei lutherische Pastoren, je zwei Lehrer und dazu noch eine stattliche Reihe angesehener Bürger, namentlich Tuchfabrikanten, hervorgegangen, deren Nachkommen größtentheils noch in Plettenberg und den benachbarten Gemeinden wohnen. Demnächst wird über jede dieser beiden Familien eine Familiengeschichte erscheinen.

Aber noch eine dritte dieser Art, die Familie Allhoff, verdient allgemeines Interesse; hat sich in ihr doch das Küsteramt in der reformierten Gemeinde zu Plettenberg von 1688 bis 1848, also 160 Jahre, wie es scheint, ununterbrochen vererbt. Die Familie Allhoff wird nach dem Dreißigjährigen Kriege in Plettenberg erwähnt und stammt höchstwahrscheinlich, wie wohl aus dem Namen geschlossen werden darf, vom Allhof bei Küntrop. Der Name weist verschiedene Schreibweisen auf: Althof, Altehof, Allehoff und Allhoff.

Als 1688 nach dem Tode des lutherischen Küsters zu Plettenberg, der bis dahin beide Gemeinden bedient hatte, die Reformierten zu seinem Nachfolger einen Mann ihres Bekentnisses haben wollten, während die Lutherischen hierfür den Stoffel Seißenschmidt ausersehen hatten, da entstand ein Streit, in dem die kurfürstliche Regierung entschied, jede Partei solle einen eigenen Küster anstellen und besolden. Deshalb übetrugen die Reformierten dem Stephan Allhoff den Küsterdienst, den nach ihm sein Sohn Christoph übernahm. Dessen Hauptberuf bildete die Tuchweberei; er war 1690 Lehrling bei dem Meister Henrich Koch und schon 1695 Tuchmachermeister geworden. Mit dem ebenfalls reformierten Amtmann Christoph von Plettenberg lebte er nicht in bestem Einvernehmen, so dass er 1713 gegen ihn die Hilfe der Obrigkeit in Anspruch nehmen musste, um die ihm für das tägliche Läuten zustehenden Gebühren zu bekommen, deren er dringend bedurfte zum Unterhalt seiner sieben unmündigen Kinder.

Rege Anteilnahme an den Angelegenheiten der reformierten Gemeinde beweist seine Teilnahme an der Wahl des Pastors Peter Volkmann im Jahre 1722. Im Dienste der Stadt betätigte er sich lange als Gemeinheitsvorsteher, und zwar zu einer Zeit, als es viel zu tun gab. Als König Friedrich der Große 1740 anordnete, alles Schlachtvieh solle vor und nach der Schlachtung von "geschworenen Leuten" auf seine vollkommene Gesundheit hin untersucht werden, da beauftragte man in Plettenberg mit dieser Aufgabe die beiden Vorsteher Allhoff und Schulte.

Um die Teuerung im Jahre 1740 etwas zu mildern, überließ der König auch der Stadt Plettenberg 50 Scheffel Roggen aus dem Vorrat in der Festung Wesel für den billigen Preis von 1 Rtlr. 5 Stbr. für den Scheffel. Aus diesem Getreide mussten die Bäcker siebenpfündige Brote backen und durften sie nur an die ärmsten Bürger, jedes Brot für 8 Stbr., verkaufen. Mit der Überwachung der genauen Befolgung dieser Anordnungen wurden ebenfalls die Vorsteher Allhoff und Schulte beauftragt. Danach muss Christoph Allhoff eine geachtete Persönlichkeit gewesen sein. Seine Unterschrift kommt in der "Urkundenecke" der folgenden Nummern der "Heimatblätter" vor.

Zu seiner Zeit gab es in Plettenberg schon eine zweite Familie Allhoff. Während das Haus des Küsters Christoph Allhoff in der Nähe des Pfarrhauses der reformierten Gemeinde stand, wohnte ein anderer Christoph Allhoff, Fleischhacker von Beruf, außerhalb der Stadtmauer. Im 18. Jahrhundert lebten in Plettenberg mehrere Tuchmachermeister Allhoff; es sind erwähnt: 1765 Jobst, 1768 Friedrich, 1780 Christoph, 1793 Ferdinand.

Ein noch junger Enkel des Küsters Christoph Allhoff war beim Beginn des Siebenjährigen Krieges vom Magistrat zum Soldaten bestimmt worden, lief aber heimlich fort, weshalb seine verwitwete Mutter nach Allendorf auf die Wache gebracht, nach kurzer Zeit aber durch ihren Bruder, den Gemeinheitsvorsteher Adam Thomee, wieder befreit wurde.

Von anderer Gesinnung war Christoph Friedrich Allhoff (1752 - 1826), ein Enkel von einem Bruder des Küsters Christoph. Dieser diente 21 Jahre lang treu im preußischen Heere und übernahm dann den Küsterdienst in seiner Heimatgemeinde, den 1769 aber schon sein Sohn Christoph Ferdinand verrichtete. Christoph Friedrich war auch Organist der reformierten Gemeinde und wurde 1769 noch Presbyter in derselben. Als solcher hat er sich um die Angelegenheiten seiner Gemeinde redlich bemüht, namentlich durch Aufdeckung verdunkelter Einnahmeposten.

Der 1805 neu in die Gemeinde hineingekommene junge Pastor Johann Karl Paffrath erkannte Allhoffs Bedeutung für die äußeren Gemeindeangelegenheiten und beantragte, den Chr. Friedr. Allhoff zum Presbyter auf Lebenszeit zu ernennen, wozu die Kirchenbehörde ihre Genehmigung erteilte. Unzufriedene in der Gemeinde aber gaben sich alle erdenkliche Mühe, ihn aus dieser Stellung zu verdrängen. Deshalb wurde das Stadtgericht mit der Untersuchung der Angelegenheit beauftragt. Es entschied, Chr. Friedr. Allhoffs Dienste seien sehr wertvoll für die Gemeinde, er sei ein "Archiv". Daher blieb er ständiges Mitglied des Presbyteriums.

Ein von seinen Nachkommen sorgfältig aufbewahrtes, in Leder gebundenes Notizbuch enthält manche Eintragungen von seiner Hand aus den Jahren 1816 bis 1822. Es ist genau angegeben, wieviel jeder einzelne Abgabepflichtige der Gemeinde schuldete und wieviel er wirklich bezahlt hat. Am meisten kommen Hofbesitzer zu Affeln vor, die zeitweilig ihre Abgaben an die Plettenberger Gemeinde nicht anerkennen wollten.

Sein Sohn Christoph Ferdinand Allhoff (1775 - 1848) war der letzte reformierte Küster zu Plettenberg. Seine Nachkommen besitzen auch von ihm noch ein Notizheft, das insofern ganz eigenartig ist, als es auf den ersten fünf Blättern schön in aramäischer und lateinischer Sprache geschriebene Abschnitte aus dem Leben des heiligen Ephraim enthält. Den übrigen Teil füllen Angaben über die Familienangehörigen aus. Das sind zwar größtentheils nur nackte Tatsachen und Daten aus der Familienchronik, die aber doch für diese recht wertvoll sind, weil sie Auskunft über Alter, Beruf und Todesursache der einzelnen Personen geben. Sie lassen auch die verwandtschaftlichen Beziehungen der Familie Allhoff zu anderen erkennen, z. B. zu den Familien Myläus, Thomee, Kissing, Gregory u. a.. Manche Glieder der Familie Allhoff waren verschwägert mit reformierten Familien der Nachbargemeinden wie Hoppe zu Hüinghausen, Lemmer, Rademacher in Werdohl u. a..

Die Glieder der jetzt weit, auch über Plettenberg hinaus verzweigten Familie Allhoff standen und stehen in den verschiedensten Berufen, sind zum Teil angesehene Kaufleute, Handwerker, Fabrikanten usw..


Stadt Plettenberg, Lexikon erstellt durch Horst Hassel,
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