Quelle: SIHK: Die südwestfälische Wirtschaft - Kleineisenindustrie, Bd. II; 1. Teil, 1967, S. 173-174

W. Wagner jr.
Gesamtansicht des Werkes

W. Wagner jr. GmbH

Kaiserstr. 10a - Gegründet 1853 durch Wilhelm Wagner
Inhaber bzw. Gesellschafter: Karl Jochen Kayser
Geschäftsführer: Karl Jochen Kayser, Max Castrop
Produktionsprogramm: Stimmnägel, Klaviatur-, Steg- und Plattenstifte, Holzschrauben, Blechschrauben mit Längs- und Kreuzschlitz, Drahtzieherei
Technische Ausrüstung: Drahtzug, Einfach- und Mehrfachdruckpressen, Gewindeschneid-, Walz- und Fräsmaschinen, Vergüterei und Galvanik für alle Arten der Veredelung
Export: 35 % des Umsatzes
Beschäftigte: 120

Am 26.07.1853 gründete Wilhelm Wagner in Plettenberg einen Betrieb, um die bis dahin handwerklich gefertigten Stimmnägel und Stifte für die Klavierindustrie maschinell herzustellen. In Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika hatte die Klavierindustrie s. Zt. erheblichen Bedarf für die immer größer werdende Klavier-Herstellung. In dem Hause seines Schwiegervaters, dem "Weiß'schen Haus", begann er mit den ersten Maschinen die Fabrikation, um dann im vorübergehenden Zusammenwirken mit seinem Schwager Carl Meuser die Herstellung in ein Gebäude am Kirchplatz zu verlegen. Diese Räume wurden auch bald zu klein, und so legte er in der Kaiserstraße den Grundstein zu den heutigen Fabrikanlagen.
Der Betrieb entwickelte sich gut, es wurde eine Dampfmaschine angeschafft, um neben der Wasserkraft eine ständige Energiequelle für Kraft- und Lichtstrom zu haben. Der unter der Schutzmarke "Biene" vertriebene Stimmnagel wurde in der ganzen Welt bevorzugt gekauft.


Die Schutzmarke für Stimmnägel: "Biene"

Im Jahre 1876 trat der Schwiegersohn des Gründers, Carl Walle, als Mitinhaber ein und führte den Betrieb zusammen mit Wilhelm Wagner bis 1889 gemeinsam. Von da ab war Carl Walle alleiniger Inhaber. Mit gutem technischen Verständnis hat er viele Verbesserungen in der Massenherstellung durchgeführt. Schon bei seinem Eintritt richtete er die Drahtzieherei ein, da die bisherigen Zulieferer den Draht nicht genau genug zogen. Automatisch arbeitende Maschinen, zum Teil patentiert, wurden nach seinen Entwürfen gebaut und erhöhten die Produktion erheblich.

Seit Mitte der neunziger Jahre war Carl Walle jr., der einmal den Betrieb weiterführen sollte, im Betrieb tätig. Der Sohn starb aber vor dem Vater, und so musste sein jüngerer Bruder Alfred Walle seine Stelle einnehmen. Der erste Weltkrieg unterbrach viereinhalb Jahre diese Tätigkeit und zwang danach Alfred Walle, an die unterbrochenen Verbindungen mit dem Ausland wieder anzuknüpfen. Um den Betrieb nicht ganz von der Klavierindustrie abhängig zu machen, wurde die Holzschrauben-Abteilung angegliedert, die nach und nach ausgebaut wurde. Alfred Walle starb 1929, die Firma wurde in eine Familien-GmbH umgewandelt.

Seit 1930 ist der Urenkel des Gründers, Karl Jochen Kayser, in der Firma tätig, welche die Holzschrauben-Abteilung noch weiter ausbaute und 1936 zur Aufnahme dieser Abteilung eine neue Fabrikhalle errichtete. Durch den zweiten Weltkrieg wurde diese Weiterentwicklung unterbrochen, Hans Jürgen Kayser, Mitgesellschafter und Bruder des jetzigen alleinigen Gesellschafters, kam aus dem Krieg nicht zurück.

Nach 1945 galt es, den Betrieb wieder aufzubauen und insbesondere die Verbindungen zu alten Geschäftsfreunden im Ausland wiederherzustellen. Die in früheren Jahrzehnten geübte persönliche Pflege der Geschäftsverbindungen hat sich auch in dieser Zeit bestens bewährt. Der Betrieb wurde durch Aufnahme der Blechschraubenfabrikation, eine Ergänzung des Holzschraubenprogrammes, auf noch breitere Grundlage gestellt und musste 1957 durch eine weitere Fabrihalle vergrößert werden.


Quelle: WR (Westfälische Rundschau) vom 24.07.1953

100 Jahre erfolgreiche Fabrikation

Schraubenfabrik W. Wagner jr. besteht seit 1853

Plettenberg. Der kommende Sonntag wird für die Stimmnagel- und Holzschraubenfabrik W. Wagner jr. von besonderer Bedeutung sein. Genau vor 100 Jahren, am 26. Juli 1853, gründete der damals 29jährige Wilhelm Wagner im Hause seines Schwiegervaters, des Blaufärbers Weiß, dieses Unternehmen.

In jenen Jahren nahm die Klavierindustrie einen rapiden Aufschwung, darum spezialisierte der Gründer seinen Betrieb auf die mechanische Herstellung von Stimmnägel und wählte als Firmenzeichen die Biene. Etwa zwei Jahrzehnte später trat der Schwiegersohn des Gründers, Carl Walle, als Mitinhaber in die Firma ein. Durch dessen Tatkraft und Fleiß wurden im Laufe der folgenden Jahre viele Erneuerungen eingeführt.

Eine eigene Drahtzieherei gliederte sich dem Werk an, das sich damals bereits schon auf dem Gelände an der Kaiserstraße befand. Außerdem wurde unter seiner Führung die fabrikationsmäßige Herstellung der Stimmnägel aufgenommen. Die gute Qualitätsarbeit, die das Werk lieferte, wurde im In- und Ausland gerne gekauft.

Nach dem Tode Carl Walles übernahm der damals erst 19jährige Sohn Alfred gemeinsam mit seiner Mutter die Leitung des Werkes. Wenige Jahre später brach der Weltkrieg aus und damit war die Zeit eines 60jährigen friedlichen Wirkens vorüber. Als Alfred Walle aus dem Krieg heimkehrte, fand er eine völlig veränderte Lage vor. Jahre zäher Aufbauarbeit kamen. Die Holzschraubenfabrikation wurde zusätzlich aufgenommen, und endlich erlangte die Firma ihren alten Ruf und ihre Geltung auf den Märkten wieder.

Im Jahre 1930 übernahm nach dem Tode Alfred Walles der Urenkel des Gründers, Karl-Jochen Kayser, die Leitung des Werkes, der bis zum heutigen Tag als alleiniger Gesellschafter gemeinsam mit dem Geschäftsführer Max Castrop dem Unternehmen vorsteht. Betriebsführung und Belegschaft, unter denen sich eine ganze Reihe Jubilare befinden, die der Firma seit über 50 Jahren bzw. 25 Jahren angehören, werden am morgigen Samstag gemeinsam mit ihren Gästen die Einhundertjahrfeier im wohlgestimmten Kreis begehen.


100 Jahre im Zeichen der Biene

Text: Dr. Konrad Liss, Lüdenscheid - Zeichnungen: Heinz Wever, Herscheid - Druck: H. Overhoff, Plettenberg 1953

Wilhelm Wagner, der vor nunmehr 100 Jahren für sein neu gegründetes Unternehmen als Firmenzeichen die Biene wählte, verfügte nicht nur über ein poetisches Gemüt, sondern auch üner eine dichterische Ader. Er liebte es, sich nach vollendetem Tagewerk von der Werkbank direkt auf den Pegasus zu schwingen und aus der Welt des nüchternen Betriebes ins Reich der beflügelten Phantasie zu enteilen. Dass ein Mensch zu gleicher Zeit zwei so verschieden geartete Tätigkeiten ausüben konnte, war für seine Mitbürger bemerkenswert, und so gaben sie dem dichtenden Fabrikanten den Namen "Schiller Wagner".


Festschrift zum 100-Jährigen der Firma W. Wagner jr.


Quelle: 2 DIN A4-Seiten, maschinengeschrieben, Autor unbekannt, Archiv HH

Große Nachfrage nach Stimmnägeln
erforderte mechanische Fertigung

Vor mehr als 100 Jahren hatte die Klavierindustrie einen starken Aufschwung zu verzeichnen, und es hatte sich herausgestellt, dass auch der immer größer werdende Bedarf an Stimmnägeln durch handwerkliche Fertigung nicht mehr gedeckt werden konnte. Der Gedanke, diesen Artikel in mechanischer Herstellung und damit in größeren Mengen zu produzieren, und darüber hinaus die Absatzmöglichkeiten auf dem Weltmarkt zu nutzen, bewogen Wilhelm Wagner am 26. Juli 1853 zur Gründung seines Unternehmens, dem er den Namen W. Wagner jr. gab.

Zuerst produzierte er in dem Weiss`schen Haus, dem Haus seines Schwiegervaters, verlegte dann im vorübergehenden Zusammenwirken mit seinem Schwager Carl Meuser die Produktion in ein Gebäude am Kirchplatz, und als auch dort die Räume nicht mehr ausreichten, wurde in der Kaiserstraße der Grundstein zu den heutigen Fabrikanlagen gelegt. Die Produktion nahm einen günstigen Verlauf. Der Wagnersche Stimmnagel Marke "Biene" war bald nicht nur im Inland, sondern auch außerhalb der deutschen Grenzen bekannt und wurde seiner guten Qualität wegen gerne gekauft.

Im Jahre 1876 trat sein Schwiegersohn Carl Walle als Mitinhaber in die Firma ein. Bis 1889 führten beide das Unternehmen gemeinsam, dann zog sich Wilhelm Wagner von den Geschäften zurück und übertrug das Werk seinem Schwiegersohn. Carl Walle führte das Werk zu beachtlicher Höhe und vervollkommnete die Produktion. Bereits 1876 hatte er eine Drahtzieherei in seinem Werk eingerichtet, um von Zulieferungen unabhängig zu sein. Seit Mitte der 90er Jahre wirkte der älteste Sohn des Carl Walle im Unternehmen mit. Er war dazu berufen, das Unternehmen fortzuführen. Jedoch starb der Sohn vor dem Vater im Jahre 1910.

Sein Bruder Alfred musste sein Vorhaben, Arzt zu werden, aufgeben, um sich dem Betrieb zu widmen. Dann brach der Krieg aus und Alfred Walle stand viereinhalb Jahre an der Front. Nach dem Krieg sah er sich einer völlig neuen Lage gegenüber. In zäher Arbeit wurde versucht, die Absatzgebiete zurückzugewinnen. Als Ausgleich für den geschrumpften Export wurde 1926 die Holzschraubenfertigung aufgenommen.

Nachdem Alfred Walle im Jahre 1929 verstorben war, wurde die Firma in eine Familien-GmbH umgewandelt. Seit 1930 ist der Urenkel des Gründers, Karl-Jochen Kayser, in der Firma tätig. Er leitet heute zusammen mit dem Geschäftsführer Max Castrop das Unternehmen. 1936 wurden die Fabrikanlagen beträchtlich erweitert. Durch Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden abermals alle Pläne zunichte gemacht. Karl-Jochen Kayser wurde zur Wehrmacht eingezogen. Hans-Jürgen Kayser, Mitgesellschafter und Bruder des jetzigen alleinigen Gesellschafters, kam aus dem Kriege nicht zurück.

Nach 1945 galt es, den Betrieb wieder aufzubauen und die Verbindungen zu alten Geschäftsfreunden wieder herzustellen. Die in früheren Jahrzehnten geübte Pflege der Geschäftsverbindungen hat sich auch in dieser Zeit bestens bewährt. Der Betrieb wurde durch Aufnahme der Blechschraubenfabrikation auf eine breitere Grundlage gestellt und musste 1957 durch Ausbau der Werksanlagen vergrößert werden.


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