Quelle: ST (Süderländer Tageblatt) vom 02.05.1949, 2 Fotos - von Gustav Voß und Heinrich Holthaus Ein Jubiläum in der heimischen Industrie
Achtzig Jahre Firma Voß & Schröder in Plettenberg - Vom
Plettenberg. In diesen Tagen kann die weit über die Grenzen Plettenbergs hinaus
bekannte Gesenkschmiede und Werkzeugfabrik Voß & Schröder auf ein 80jähriges Bestehen
zurückblicken. Das Unternehmen, das heute rund 200 Arbeitern und Angestellten
Beschäftigung gibt, wurde in den ersten Monaten des Jahres 1869 von den Herren Friedrich
Voß und Heinrich Schröder gegründet. Einer der heutigen Inhaber, Herr Gustav Voß (Bild),
ist ein Sohn des Gründers Friedrich Voß und trat als solcher mit 19 Jahren am 1. April
1892 in das väterliche Unternehmen ein. Bald nach seinem Eintritt führte er die
Umstellung des Betriebes auf Blatt-Hacken durch, da die Herstellung der bisher in dem
Unternehmen erzeugten Nadeldrähte sich immer mehr auf das Iserlohner und Altenaer Gebiet
verlagert hatte. Seit 1911 ist auch der Schwiegersohn des Gründers Friedrich Voß, Herr
Heinrich Holthaus (Bild), mit Erfolg in der Leitung des Unternehmens tätig.
Seit einigen Jahren ist nun auch die nächste Generation durch die Herren Friedrich Voß
und Heinz Holthaus als den Söhnen der beiden Seniorchefs in die Geschäftsführung
eingerückt.
Das Stammwerk wurde errichtet in der Blemke bei Plettenberg-Bhf. Zu dem Werk Blemke
wurde im Jahre 1916 die frühere Drahtzieherei der Firma D. H. Rump & Söhne auf dem
Kamp [Scharnhorststraße] hinzugekauft und der vor einigen Jahren erfolgte Erwerb
sämtlicher Fabrik- und Wohngebäude, die der Drahtverband in Düsseldorf von der Firma
Vorweg & Lohmann AG in der Blemke erworben hatte, sicherte die Grundlage für eine
weitere Ausdehnung des Unternehmens. Die stete Entwicklung erforderte auch die
Errichtung weiterer Fabrikanlagen in Plettenberg in der Scharnhorststraße.
Auf einzelnen Produktionsgebieten, wie z. B. in der Herstellung von Plantagengeräten,
ist die Firma Voß & Schröder heute führend beteiligt. In der Gesenkschmiede der Firma
werden Schmiedestücke für den Bergbau sowie den Automobil- und Maschinenbau und die
Reichsbahn, außerdem Schraubenschlüssel hergestellt.
Dem angesehenen Unternehmen, das sich in zwei Generationen zu seiner heutigen Bedeutung
entwickeln konnte, gratulieren wir zu seinem Jubiläum und wünschen ihm auch in der
dritten Generation eine weitere Aufwärtsentwicklung.
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Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962, S. 196, 3 Fotos
Zu den ältesten Firmen Plettenbergs gehört die Firma D. H. Rump & Söhne, welche bereits
1858 "Auf dem Kamp" eine kleine Drahtzieherei angelegt hatte.
1873/74 wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet und die Ölmühle als Wohnung hergerichtet.
1883 ist der Mitbegründer, Wilhelm Seissenschmidt, aus der Firma ausgetreten, und seitdem
waren Friedrich Voss und Peter Heinrich Schröder alleinige Inhaber. Das Unternehmen
firmierte ab da unter dem Namen "Voss & Schröder".
Gegen die Iserlohner und Altenaer Drahtziehereien waren die Plettenberger Betriebe im
Laufe der Jahre nicht mehr konkurrenzfähig, und so erwarb die Firma Voss & Schröder im
Jahre 1890 Einrichtungen zur Herstellung von Hacken aller Art. Diese Artikel wurden
überwiegend nach Übersee exportiert, und zwar gehörten zu den Absatzgebieten hauptsächlich
der nahe und ferne Osten, Afrika, Zentral- und Südamerika, der Orient usw.
1894 trat der Sohn des Mitbegründers Friedrich Voss, Gustav Voss, in die Firma ein und
1910 der Schwiegersohn von Friedrich Voss, Heinrich Holthaus. Durch den I. Weltkrieg kam
der Export zum Erliegen, und es folgte eine Umstellung auf Heeresgeräte. 1916 wurde das
inzwischen stillgelegte Werk der Firma D. H. Rump "Auf dem Kamp" erworben, aus welchem
die Gründer der Firma Voss & Schröder als Drahtzieher hervorgegangen waren.
In diesem Gebäude wurde eine Gesenkschmiede eingerichtet, in welcher dann nach Kriegsschluß
zunächst hauptsächlich Hämmer aller Art sowie Schraubenschlüssel angefertigt wurden. Im
Blemker Werk erfolgte nach Kriegsende 1919 wieder die Umstellung auf die früheren Exportgeräte.
Die Firma erzielte auf diesem Sektor innerhalb Deutschlands die größte Kapazität. Gleichzeitig
wurde die Gesenkschmiede auf dem Kamp fortlaufend ausgebaut, und dieser Betrieb entwickelte
sich immer mehr zu einem modern eingerichteten Werk, welches überwiegend die Fahrzeugindustrie
sowie den Maschinen- und Bergbau beliefert.
Quelle: SIHK: Die südwestfälische Wirtschaft, Kleineisenindustrie, Bd. II, 1. Teil, 1967, S. 173
Voss & Schröder KG
Büro und Werk Kamp, Scharnhorststr. 30, Werk Blemke, Blemke 25 |