Quelle: ST vom 01.10.1980 (100 Jahre ST)
TUSCH - MODEN - PELZE
Als vor diesem Hause - Wilhelmstr. 16, heute Nr. 29 - noch eine Treppe
war, darauf eine Bank und auf der Bank zwei müde Fabrikarbeiter, sagte
der eine (das war mein Großvater Wilhelm Wulfert) zu dem anderen (das
war mein Vater Walter Tusch): "Op diäm Geschäft könne äiner van uns
beiden meuteg goahn." ("Von diesem Geschäft könnte einer von uns beiden
leben [müßig gehen].") Daraus nun zu schließen, dass Geschäftsleute
damals Müßiggänger waren, hieße, das Plattdeutsche mißverstehen. Zwar
gab man sich hinsichtlich der 'Warenpräsentation', wie man das heute
nennt, wenig Mühe - "En Haut wosse häbben? Do stot'se; seik di äinen
uut!" ("Einen Hut möchten Sie haben? Da stehen sie, suchen Sie sich
einen aus!") - aber Qualität mußte es sein; in dieser Hinsicht gab es
bei Wulferts keine Konzessionen.
Seitdem sind fast 100 Jahre vergangen: Zeiten, Schaufenster, Menschen
und Angebote haben sich verändert. Wer kennt heute noch 'Skunkse'!
Nerze und Persianer schmücken und wärmen die Dame von heute. Geblieben
aber ist das sehr persönliche Verhältnis zwischen Geschäftsmann und
Kunden, geblieben sind das Vertrauen in die fachmännische Beratung,
das Angebot hoher Qualität, die Individualität der Kleidung aus Stoff
und Pelz. Wer diese Dinge schätzt, geht heute wie früher zu
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