Quelle: WR Plettenberg vom 14.04.2008

Ende einer Tankstellen-Ära im Kahley


Verheißungsvoller Anfang als Startplatz für eine Rallye der Motorsportfreunde Plettenberg nach dem Neubau 1966. (WR-Bilder: Archiv Stöcker)

Von Ai-Lan Na-Schlütter

Kahley. Wenn am heutigen 15. April an der Tankstelle von August Stöcker am Kahley die Zapfpistolen zum letzten Mal eingehängt werden, geht eine kleine Ära am alten Lennebett zu Ende.

Über 50 Jahre, nachdem Firmengründer August Stöcker am 1. Juli 1956 mit der Agentur für Dieselkraftstoff und Heizöl auch eine kleine Tankstelle übernahm, wird ein Betrieb geschlossen, der viel vom persönlichen Einsatz des Firmeninhabers und dessen Familie lebte. Nachdem August Stöcker schwer erkrankte und letztlich im August vergangenen Jahres verstarb, führte seine Tochter Ulrike Stöcker-Funke den Betrieb mit Hilfe ihrer Mutter und einer Aushilfe allein weiter.


Am Rande der B 236 im Kahley steht die Shell-Tankstelle. Hier ein Bild aus dem Jahr 1965.

"Zuletzt ein reines Zuschussgeschäft"
"Die Tankstelle wird geschlossen, weil sie zuletzt ein reines Zuschussgeschäft war. Aus Umweltschutzgründen hätten wir weitere Auflagen erfüllen müssen, die sich für solch eine kleine Tankstelle nicht gelohnt hätten", führt die Tochter des Firmengründers aus. Jedoch wird das Mineralölgeschäft als Kooperation mit der Lüdenscheider Ernst Witkop GmbH & Co. KG weitergeführt. Als Ansprechpartnerin wird Ulrike Stöcker-Funke den Kunden weiterhin unter den bekannten Rufnummern zur Verfügung stehen. Bestellungen für das breite Angebot an Schmierstoffen, Diesel und Heizöl werden wie immer angenommen und nun vom Kooperationspartner ausgeliefert. Das Firmengelände soll in näherer Zukunft veräußert werden.

"Wo ist denn der alte Herr, der hier immer war?", wurde seine Tochter Ulrike in den vergangenen Monaten wieder und wieder von Kunden gefragt. Der fortwährende Einsatz August Stöckers im Berufsleben hat Spuren hinterlassen. "Sein Beruf war gleichzeitig sein Hobby", erzählt seine Tochter. "Als ich klein war, hörte ich meinen Vater oft singen, während er an den Autos schraubte."


Ulrike Stöcker-Funke wird heute zum letzten Mal den Zapfhahn einhängen. (WR-Bild: Na-Schlütter)

Begonnen hatte Stöcker seine Karriere 1951 als Verkaufsfahrer bei Shell. Mit 27 Jahren übernahm er 1956 die Agentur am Kahley und war fortan Agent der Deutschen Shell AG für Diesel, Kraftstoffe, Spezialbenzin, Schmierstoffe und Heizöl. Keine zehn Jahre später feierte man das Richtfest für den Neubau einer Tankstelle und Wohnung gebührend im gegenüber liegenden Gasthof. Ende 1966 wurde das neue Tankstellen- und Bürogebäude in Betrieb genommen - gleich zum verheißungsvollen Anfang als Startplatz für eine Rallye der Motorsportfreunde Plettenberg. Etliche Male wurde das Verkaufsgebiet erweitert, bis es das gesamte Kreisgebiet umfasste. Erweiterungen des Schmierstoffgeschäfts, Ausbau des Fuhrparks, neue unterirdische Tanks zeugten vom unternehmerischen Geschick Stöckers. Immer mit dabei seine Gattin Margret und Tochter Ulrike, die 1985 in den Betrieb einstieg.


1961 entstand dieses Foto. Tanken mit Service gehörte damals zum ganz normalen Bild.

Natürlich bedauern viele Kunden die Schließung der Firma, vornehmlich ältere Leute, die das familiäre Klima durch den unermüdlichen Einsatz der Familie Stöcker zu schätzen wussten. "Es gibt Kunden, die sind seit 50 Jahren bei uns", so Stöcker-Funke. Am letzten Öffnungstag heute wird Familie Stöcker die Gelegenheit nutzen, um mit treuen Stammkunden Abschied zu feiern - eine Tankstellen-Ära geht zu Ende.


August Stöcker mit dem Shell-Tankwagen

GESCHICHTE
Stöcker-Tankstelle
August Stöcker wurde am 24. Juni 1929 in Külte (Waldeck) geboren.
Vom 04.05.1951 bis 30.06.1956 arbeitete er als Verkaufsfahrer für Shell.
Am 1. Juni 1956 erfolgte die Übernahme der Agentur am Kahley.
1965 wurde mit dem Neubau von Tankstelle und Wohnung begonnen.
1964 und 1967 folgten Erweiterungen des Verkaufsgebietes, mittlerweile umfasst es den gesamten Kreis.
Seit 1979 ist Stöcker Vertragshändler.
Seit dem 14.01.1981 heißt die Firma A. Stöcker Mineralöle.


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