Quelle: Süderländer Tageblatt vom 02.11.2009
Nach "Steilflug" schlug Krise bei Spais durch
Von Georg Dickopf
PLETTENBERG Fast jeder Plettenberger kennt den Namen Spais. Ioannis
Spais wurde 1968 im Plettenberger Krankenhaus geboren. Zehn Jahre lang war
er Pächter der Fina-Tankstelle an der Bahnhofstraße. Vor elf Jahren baute
der 41-jährige Plettenberger mit griechischen Wurzeln dann das
Speditionsunternehmen "JS Transporte" auf. Die Firma mit Sitz am Kahley
(ehemaliges Coop-Lager) wuchs sehr schnell - "zu schnell" wie Spais
rückblickend behauptet.
Im Frühsommer letzten Jahres, als die Wirtschaft richtig brummte, beschäftigte
JS Transporte insgesamt 80 Mitarbeiter, verteilt auf vier Standorte in
Deutschland (Plettenberg und Mannheim), England und Griechenland. "In der
Zeit hatte ich 75 Auflieger, 25 Sattelzüge und 25 Fahrzeuge der Sprinter-Klasse",
sagt Spais. Um einen Auflieger zu bekommen, habe man monatelang warten müssen.
"Heute stehen die überall auf Halde rum und die Preise sind total im Keller",
so Spais, der nach dem rasanten Wachstum der Firma die Bremse zog.
Parallel zum Abbau des Fuhrparks reduzierte der Unternehmer die Zahl seiner
Mitarbeiter deutlich. Von einst 80 Beschäftigten sind nur noch 35 geblieben
- immerhin der Großteil davon in Plettenberg. Bedingt durch die Wirtschaftskrise
veräußerte der Unternehmer über 50 Auflieger. "Dadurch habe ich viel Geld
verloren, denn der Markt ist heute voll von Aufliegern", sagt der Plettenberger.
Auch die Zahl der Sattelzüge wurde von 25 auf 13 nahezu halbiert und statt 25 Kurier-Fahrzeugen sind jetzt nur noch 17 im Einsatz. "Wir konzentrieren uns jetzt auf die Standorte Plettenberg, Mannheim und Griechenland", sagt Spais. Die Niederlassung in England habe er aufgegeben, nachdem die Transporte eines großen Autoherstellers in das Werk eines englischen Premiumherstellers zum Erliegen kamen.
Dass die Firma "JS Transporte" zwischenzeitlich eine solche Größe bekam, führt Spais auf eine außergewöhnliche Wirtschaftslage zurück: "Was da in den letzten Jahren vor der Krise auf dem Markt los war, wird nicht mehr kommen", sagt der Unternehmer und fügt hinzu: "Die ganze Speditionsbranche ist ein Haifischbecken." In der Boom-Phase sei man praktisch gezwungen gewesen, den Fuhrpark auszubauen, um lukrative Aufträge überhaupt abwickeln zu können.
Mittlerweile sucht Spais nach neuen Wegen und setzt beim internationalen Frachtverkehr vermehrt auf die Schiene. Bei Transporten von Kosmetikprodukten von Belgien nach Griechenland fahren nicht mehr Spais-Lkws durch halb Europa - stattdessen werden die Auflieger mit einem Kran auf spezielle Waggons geladen und dann per "Huckepackverkehr" über Italien nach Griechenland transportiert. In Athen werden die Waren zu einem Umschlagzentrum gebracht, wo dann die Abholung und anschließende Auslieferung der Waren mit Sattelzügen der griechischen Spais-Niederlassung erfolgt.
"Das ganze Verfahren macht bei langen Strecken wirklich Sinn, kostet keine Maut und ist viel stressfreier", sagt der Spediteur, der sein Unternehmen in den letzten Monaten entsprechend neu ausgerichtet und "auf Normalmaß geschrumpft" hat.
Angesichts der schlechten Autobahnanbindung in Plettenberg hatte Spais zwischenzeitlich den Teil-Umzug vom Kahley nach Meinerzhagen ins Auge gefasst. Doch dort gibt es keinen Schienenanschluss und der ist dem Spediteur mittlerweile sehr wichtig.
Am liebsten würde er Waren im Plettenberger Frachtzentrum am Bahnhof umschlagen und auf dem Schienenweg durch Deutschland und Europa schicken. Dort sind die Kapazitäten allerdings begrenzt und man ist hauptsächlich auf das Umschlagen von Stahl spezialisiert.
Deshalb plant der 41-jährige Plettenberger mit einer ausgeprägten Vorliebe für Sportwagen noch in diesem Jahr die Anmietung einer Umschlaghalle in Hagen, um dort spezielle Güterwaggons mit einem Volumen von 105 Kubikmetern zu beladen und dann auf die Reise zu schicken. "Und der Transport auf dem Schienenweg sorgt noch dazu für eine große Kohlendioxid-Einsparung und ist somit gut für die Umwelt", betont Spais lächelnd. Dass dies nicht sein einziger Beweggrund ist, gibt er zu, aber angesichts immer neuer Erschwernisse müsse man neue Wege gehen. Schließlich soll die Maut im Januar erhöht werden und mittlerweile sei es auch Speditionen aus Polen, Tschechien und Ungarn erlaubt, in Deutschland den klassischen innerdeutschen Güterverkehr zu übernehmen.
"Die Preise sind total im Keller", sagt "Jani" Spais, der alles in allem aber erste Anzeichen für eine Trendwende sieht. Dank eines erfolgreichen Vertragsabschlusses mit einer französischen Supermarktkette blickt der Vater eines achtjährigen Sohnes wieder optimistisch in die Zukunft.
Neben dem internationalen Frachtverkehr sind die Kuriertransporte für die heimischen Kunden in und um Plettenberg ein weiteres Standbein des Speditionsunternehmens, das seinen Sitz auch weiterhin in der Vier-Täler-Stadt behalten soll. "Wir wollen demnächst auch wieder einige Leute einstellen, aber ganz bestimmt nicht mehr so schnell wachsen wie früher", übt sich Spais in Zurückhaltung.
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