WR Plettenberg vom 30.11.2000

Orthopädie Solms: Seit 1925
Spezialist für "Krüppelschuhe"

Plettenberg. 75 Jahre Orthopädie Solms - wer kennt ihn nicht, den orthopädischen Schuhmacherbetrieb im Schatten der Plettenberger Christuskirche. Heute auf den Tag genau vor 75 Jahren gründete der Schuhmacher Heinrich Solms Am Kirchplatz 5 einen Handwerksbetrieb, in dem - neben den üblichen Schuhreparaturen - auch so genannte "Krüppelschuhe" nach Maß hergestellt wurden.

1928, drei Jahre nach Geschäftsgründung, richtete Heinrich Solms zusätzlich eine Fußpflegeabteilung ein. Ihm ging es nicht um einfache "Beschuhung". Vielmehr sah er in seinen Kunden Patienten, für die orthopädisches Schuhwerk in individuell angemessener Handwerksarbeit erstellt werden musste. So erweiterte sich der Betrieb seit 1934 zum "Supinatorium", einem "Gesundschuhgeschäft", in dem "Supinator-Schuhe" gefertigt und angeboten wurden.

In den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 waren die handwerklichen Fähigkeiten von Heinrich Solms besonders gefragt. 1941 wurde er Vertragslieferant für das damalige Lazarett in Lüdenscheid-Hellersen.

Rundum-Betreuung für "Platt-, Hohl und Schweißfüße"
Die mangelnde Materialversorgung der Handwerksbetriebe in den ersten Nachkriegsjahren bedeutete auch für Heinrich Solms eine Herausforderung. Orthopädisches Schuhwerk und fußpflegerische Dienstleistungen konnten nur nach Abgabe von Materialien bzw. Naturalien geleistet werden.

1948 erfolgte der Geschäftsneubau. Das alte Haus war in den letzten Kriegstagen durch Beschuss stark beschädigt worden. Heinrich Solms kann als "echter Plettenberger Poalbürger" charakterisiert werden, beliebt und wegen seines handwerklichen Geschicks geschätzt und gefragt - ein echter "Schaumeaker".

Karl Hermann Klassen, ein Holthauser Jung´, erlebte seine Ausbildungsjahre ab 1955 als Schuhmacherlehrling bei Heinrich Solms. Im Laufe seiner Gesellenjahre zog es Klassen in die Welt hinaus. So sammelte er in den Jahre 1960 bis 1962 berufliche Erfahrungen in der Schweiz und in Venezuela (Caracas). 1962 kehrte er nach Plettenberg zurück und übernahm als Schuhmachermeister den Orthopädie-Betrieb Solms, dessen Inhaber nach langer Krankheit 1966 verstarb.

Innerbetrieblich stellte Klassen die Weichen für neue Entwicklungen. Ehefrau Sigrid, die 1963 in Hannover eine fundierte Ausbildung zur Fußpflegerin genoss (weshalb die Hochzeitsreise ausfallen musste), betreut seitdem medizinisch-pflegerisch eine Fülle von "Plettenberger Platt-, Hohl- und Schweißfüßen", oft gepaart mit Hornhaut- und Fußnagelproblemen.

1964 wurden Sohn Matthias und 1966 Tochter Anne-Kathrin geboren, beide inzwischen selbst "Meister ihrer Berufe": Matthias legte 1993 in Hannover die Meisterprüfung als Orthopädie-Schuhmacher ab, und Anne-Kathrin ist seit vielen Jahren als Hotelfachfrau im Ausland tätig.

Nach 40-jähriger Tätigkeit als Chef der Orthopädie Solms übergab Karl Hermann Klassen den Familienbetrieb am 15. April 1995 an seinen Sohn Matthias, der seitdem zum Wohle aller "Fußgeschädigten" und in Zusammenarbeit mit Fachärzten, Krankenkassen und Versicherungsträgern neue Ideen einbringt. Dabei wird er nach wie vor von seinen Eltern Karl Hermann und Sigrid Klassen tatkräftig unterstützt.

Familie Klassen in zweiter Generation in der Nachfolge Das Haus Solms am Kirchplatz ist im Übrigen eines der ältesten Häuser in Plettenberg. In ihm werden nicht nur in alter Tradition "Plettenberger Dönnekes" erzählt - wie beispielsweise jeden Freitag ab 17 Uhr, wenn sich "bei Solms" zwischen Leisten und Schusterwerkzeug der Fünf-Ührken-Stammtisch zum Klönen und "gegenseitigen Belügen" trifft. Gern nehmen sich Klassens neben ihrer Arbeit auch die Zeit zum Gespräch über alte und aktuelle Plettenberger Themen, am liebsten und stets mit verschmitztem Augenzwinkern der residierende "Solms-Chef" Karl Hermann Klassen.

Schließlich gehörte das Haus Solms einst keinem Geringeren als dem altehrwürdigen Stadtvertreter Esselen. Jener schrieb durch seine Ratsentscheidungen ein Stück Stadtgeschichte der besonderen Art. Wer dazu mehr erfahren und erleben möchte, sollte sich schnurstraks zu "Solms" begeben, wo der Interessierte gebündeltes "Insider-Wissen" auftut, besonders über die "menschlichen Momente" früherer und gegenwärtiger Stadtgeschichte.


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