Quelle: WR Plettenberg vom 30.11.2010

Wirtschaft:
Herr über Millionen von Etiketten


Geschäftsführer Reiner Vöbel zeigt ein Beispiel für Etiketten.

Romina Suliani

Plettenberg. Sie begegnen uns nahezu überall: Im Supermarkt, im Haushalt, bei der Arbeit. Sie sind allgegenwärtig und doch wissen die meisten nicht, wo sie herkommen. Etiketten bringen zum Beispiel Ordnung in Aktenordner und Klarheit über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Einer der größten Etikettenhersteller in der Umgebung hat seinen Sitz am Lehmweg; hier ist die Firma Seuster Herr über Millionen von Etiketten. Die WR hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

„Wir sind der Kolibri in einer von Metallindustrie geprägten Umgebung“, lächelt Reiner Vöbel. Er ist einer der Geschäftsführer der Seuster Labels GmbH und seine Firma ist in unserer Gegend etwas besonderes. Hier werden Tag für Tag unzählige Etiketten bedruckt, gestanzt, verpackt, versandt.

Das Prinzip ist immer das gleiche: Als erstes wird eine Rolle mit dem sogenannten Rohmaterial in die Maschine eingespannt. Das können ganz unterschiedliche Materialien sein, zum Beispiel verarbeitet die Firma auch Etiketten, die aus Zuckerrohrresten oder eingeschmolzenen PET-Flaschen hergestellt werden. Im zweiten Arbeitsschritt wird das Rohmaterial in der Maschine bedruckt, in der gewünschten Form ausgestanzt und gegebenenfalls entgittert, das macht das Abziehen der Etiketten später leichter. Zum Schluss werden die fertigen Etiketten wieder aufgerollt und für den Versand fertig gemacht. Zweimal täglich verlassen die Lkw die Firma und fahren durch ganz Deutschland. Zum Kundenkreis der Firma Seuster Labels gehören neben kleineren Kunden aus der Umgebung auch weltweit bekannte Marken, u. a. ein großer deutscher Automobilkonzern mit Sitz in Wolfsburg, die Supermarkt-Discounter oder auch die Männerzeitschrift Playboy, für die erst jüngst die Etiketten die Plettenberger Firma verlassen haben.

Alle Maschinen laufen am Limit
Das Geschäft läuft mehr als gut. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit können sich Vöbel und seine knapp 40 Mitarbeiter kaum vor Aufträgen retten. „Eigentlich haben wir eine Bearbeitungs-, Produktions- und Versandzeit von fünf Tagen“, so Vöbel, „aber es kommen so viele neue Aufträge, da können wir das derzeit nicht einhalten.“ Das ärgere ihn, auch wenn die viele Arbeit eigentlich ein Grund zur Freude sei.

Die Mitarbeiter arbeiten in drei Schichten, alle Maschinen laufen am Limit. Für das kommende Jahr wollen Vöbel und seine Kollegen den Standort Plettenberg weiter optimieren, d. h. den vorhandenen Platz noch besser nutzen. Im Moment lagern allein auf zwei Etagen Papphülsen, um die Etiketten darauf aufzurollen und Rollen mit dem Rohmaterial. Bald sollen neue Maschinen dafür sorgen, der vielen Aufträge noch besser Herr werden zu können.

Dem Etikettendruck sind keine Grenzen gesetzt. Ganz gleich ob Blanko-Etiketten oder fertige Motive in allen erdenklichen Formen und Farben: Seuster Labels setzt jeden Kundenwunsch um. Von kleinen Klebepunkten bis hin zu Etiketten mit einem halben Meter Durchmesser kann die Firma alles herstellen.

Die vollen Auftragsbücher bestätigen Vöbel und seine Kollegen Tag für Tag in der Entscheidung, die sie vor sieben Jahren trafen: Im Jahr 2003 übernahmen die Mitarbeiter die Firma, nachdem das Unternehmen unter dem ehemaligen Inhaber und Geschäftsführer Gunter Seuster-Thomas in Konkurs gegangen war. Reiner Vöbel, Christian Benz und Peter Selter sind seither das Gespann an der Spitze der Firma und konzentrieren sich auf das Geschäft mit den Etiketten. Und der Erfolg gibt ihnen recht.


Quelle: WR Plettenberg vom 09.10.2003

Seuster-Beschäftigte nahmen selbst
das Heft des Handelns in die Hand


Zu einem Gruppenfoto stellte sich die neue Mannschaft der "Seuster Label GmbH" vor der Produktionshalle auf.

Plettenberg. (mg) Was tun, wenn die eigene Firma den Bach runter geht, wenn der Konkurs Schlusspunkt einer rund 75-jährigen Unternehmensgeschichte ist? Vor dieser Frage standen die Mitarbeiter der ehemaligen Firma Gebrüder Seuster GmbH in Holthausen. Sie handelten, gründeten eine Beteiligungsgesellschaft und führen das Unternehmen, das sich auf die Produktion von Etiketten spezialisiert hat, seit 1. Oktober in Eigenregie.

"Ein Novum", sagt Reiner Vöbel, ehemals Betriebsratsvorsitzender des mittelständischen Unternehmens, heute neben Christian Benz und Peter Selter einer von drei Geschäftsführern. Denn die 17 Mitarbeiter - als GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) Teil der GmbH - halten zusammen einen Anteil von 25,1 Prozent am Unternehmen, der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen von jeweils 24,99 Prozent auf die Geschäftsführer.

Dass der "Karren" in den Dreck gefahren war, dass zur Rettung des Unternehmens und der Arbeitsplätze etwas getan werden musste, hatte die Belegschaft schon frühzeitig erkannt. Immer wieder hatten sie den ehemaligen Inhaber und Geschäftsführer Gunter Seuster-Thomas auf firmeninterne Probleme, auf unrentable Abteilungen wie die Bereiche Geräteherstellung und Software aufmerksam gemacht und Bereitschaft an einer Beteiligung signalisiert. Doch nichts änderte sich. Allen war klar: Auf Dauer kann das nicht gut gehen.

Das drohende Aus vor Augen - Zahlungsschwierigkeiten bei Lieferanten und Löhnen - machte die Belegschaft bereits Anfang 2002 Nägel mit Köpfen. Über Reiner Vöbel wurden Gespräche mit der IG Metall aufgenommen, wurden unter dem Stichwort "Beschäftigungsinitiative" Kontakte zur Landesregierung geknüpft. Schließlich stellte das Land den vom Konkurs bedrohten Mitarbeitern eine kompetente Beratungsgesellschaft aus Essen zur Seite. Deren Aufgabe: Das Unternehmen auf den Kopf zu stellen, sämtliche wirtschaftliche Daten zu analysieren, um schlussendlich ein Konzept zur Weiterführung der Firma unter Beteiligung der Mitarbeiter zu erstellen. Bereits am Tag der Insolvenz - der Antrag wurde am 1. August 2003 gestellt - "waren wir für eine Übernahme bereit" (Vöbel).

Mitarbeiter halten 25,1 Prozent
Dass es letztlich auch dazu kam, verdanken sie unter anderem der Beratungsgesellschaft, der Zusammenarbeit mit der ehemaligen und jetzigen Hausbank, der Vereinigten Sparkasse im Märkischen Kreis, und dem Düsseldorfer Konkursverwalter Dr. Dirk Andres. Auch ihn überzeugte das vorgelegte Konzept: unwirtschaftliche Abteilungen wie Schlosserei und Maschinenbau zu schließen, sechs Mitarbeiter in den Vorruhestand zu schicken und sich wieder auf das Kerngeschäft, auf die Produktion von Etiketten jeglicher Art, zu konzentrieren.

Seit 1. Oktober ist die neue Firma "Seuster Label GmbH" am Markt aktiv. Alle sind zuversichtlich, denn ein Großteil des Kundenstamms hielt dem Unternehmen die Treue, Kunden konnten sogar zurückgewonnen werden. Vöbel: "Die Auftragslage ist gut, und Arbeitsplätze, Löhne und Materialfluss sind gesichert."

Und was hat sich für den Arbeitnehmer an der Maschine getan? Sie werden weiterhin nach Tarif bezahlt. Das Weihnachtsgeld wurde in eine erfolgsabhängige Prämie umgewandelt. Bei Entscheidungen, die nicht das Tagesgeschäft betreffen, haben die Mitarbeiter ein Mitspracherecht. Zum Sprecher der in einer GbR zusammengefassten Belegschaft wurde Heinz-Ludwig Jocheim gewählt. Vierteljährlich muss die Geschäftsführung einen Bericht vorlegen.

"Die Mitarbeiter sind jedenfalls hoch motiviert", sehen die Geschäftsführer das junge Unternehmen auf der Erfolgsspur. Peu a´ peu will man am Standort in Holthausen - mit insgesamt 4000 Quadratmetern Produktionsfläche - expandieren. "Sämtliche Überschüsse werden investiert." Also beste Vorausetzungen, um ein neues, und zwar erfolgreiches Kapitel in der Firmengeschichte aufzuschlagen.


Quelle: WR Plettenberg vom 29.08.2003

Betrieb bei Gebr. Seuster läuft weiter


Das Insolvenzverfahren gegen die Gebr. Seuster GmbH wurde am Donnerstag eröffnet. (WR-Bild: Krahl)

Von Roland Krahl
Plettenberg. Gegen das alteingesessene Unternehmen Gebr. Seuster GmbH & Co. wurde am Donnerstag wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Hagen eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Dr. Dirk Andres aus Hagen ernannt.

Das heimische Unternehmen, das am Lehmweg ansässig ist, beschäftigt derzeit noch 25 Mitarbeiter. In den letzten Wochen verließen bereits sechs Mitarbeiter die Firma. Nach WR-Informationen läuft der Betrieb allerdings unvermindert weiter.

Intern wird die Insolvenz des Familienunternehmens auch als Generationsumbruch gesehen. Die Mitarbeiter der Firma sind teilweise schon sehr lange - 30 bis 40 Jahre sind keine Seltenheit - bei der Gebr. Seuster GmbH beschäftigt.

Eine Stellungnahme des Insolvenzverwalters, wie es nunmehr weiter gehen soll, war gestern leider nicht zu bekommen. Nach WR-Informationen soll es aber bereits Interessenten geben. Die Insolvenz könnte so auch ein Neuanfang sein.

Das Unternehmen, das 1926 in Plettenberg gegründet wurde, ist auf einem rund 4500 Quadratmeter großen Betriebsgebäude untergebracht und gehört zu den bedeutenden Herstellern von Karton- und Selbstklebeetiketten. "Der gesamte Maschinenpark entspricht der technologischen Entwicklung", heißt es auf der firmeneigegen Homepage.


Handelsregister:
HRA 450 17.01.1961 Gebr. Seuster, Pl.-Holthausen
In die bisherige offene Handelsgesellschaft ist ein Kommanditist eingetreten. Die Kommanditgesellschaft hat am 01.01.1961 begonnen.


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