Quelle: Süderländer Tageblatt vom 14.03.2013

Nach Tod des Firmenchefs wird
Fa. Schulte-Wiese übernommen

MVB AG aus Plettenberg steigt in Unternehmen ein / Keine Entlassungen

Plettenberg. Vor einer ungewissen Zukunft stand das traditionsreiche Plettenberger Unternehmen Schulte-Wiese in Himmelmert, nachdem Gesellschafter Hartmut Schulte-Wiese Ende Januar unerwartet verstarb. Kurz zuvor war zudem ein großer Schmiedehammer ausgefallen, was die Unsicherheit bei der Belegschaft und auch bei den Kunden noch vergrößerte.

Wie Otto Prange als Mehrheitsaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der MVB AG gestern mitteilte, sei die Zukunft des Plettenberger Unternehmens Wilhelm Schulte-Wiese GmbH & Co KG nun gesichert.

Nach dem zu frühen Tod des Gesellschafters Dr. Hartmut Schulte-Wiese habe sich die Familie entschlossen, die Verantwortung für das Unternehmen in andere Hände zu geben. Laut Prange wurde die in Himmelmert ansässige Gesenkschmiede zum 7. März von der MVB Beteiligungen AG übernommen, die Teil der Plettenberger Prange-Gruppe ist. "Unser klares Ziel ist, das Unternehmen weiterzuführen und die rund 70 Arbeitsplätze in Plettenberg zu erhalten", betonte Prange gestern.

Die Geschäfte werden in Zukunft von Dietmar Rohleder und Christian Teichert geführt. Der große Schmiedehammer befindet sich in Reparatur und soll schon in Kürze wieder Schmiedeteile - vornehmlich für die Bergbau- und Bahnindustrie - produzieren.

Nach einer längeren Pause der Unsicherheit sei der Einstieg der Plettenberger Beteiligungsgesellschaft bei der Betriebsversammlung "sehr positiv aufgenommen" worden. Wie Otto Prange gestern abschließend erklärte, sei man daran interessiert, die mehrheitlichen Anteile an der traditionsreichen Gesenkschmiede langfristig zu halten. Dank eines festen Kundenstamms und einer zukunftsorientierten Produktpalette sehe man eine "sehr solide Basis für eine erfolgreiche Zukunft" und könne sich weitere Investitionen und eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl vorstellen.

Gegenwärtig hält die MVB AG mit Sitz in Plettenberg Beteiligungen in den Sektoren Informationstechnologie, Energie, Metall, Freizeit, Lebensmittel und Textil. Für weitere Beteiligungen, auch in neuen Bereichen, zeigt sich die MVB AG nach eigenen Angaben offen.

Insgesamt haben die Portfoliounternehmen (unter anderem Schaeffertec in Sprockhövel und Mörchen GmbH in Schmallenberg) ein Umsatzvolumen von rund 70 Millionen Euro und beschäftigen europaweit über 500 Mitarbeiter. ged



Die Firma Schulte-Wiese in Himmelmert im Jahre 1958 (Foto: Archiv H.Hassel)

Wilh. Schulte-Wiese - Gesenkschmiede
gegründet 1957 in Himmelmert

Daß in den landschaftlich schönen, aber teilweise sehr engen seitlichen Tälern der Lenne im Raum Hagen - Plettenberg eine so vielseitige Eisen- und Metallindustrie entstand, ist wohl ursprünglich auf die Ausnutzung der Wasserkraft zurückzuführen. Solche Stätten des Gewerbefleißes gibt es viele im Märkischen Sauerland. Das Oestertal ist eine von vielen.

In Plettenberg-Himmelmert, im oberen Oestertal, am Fuße des Ebbegebirges, war Wilhelm Schulte-Wiese sen., 1872 geboren, von früher Jugend an mit der Gesenkschmiede-Industrie verbunden. Zuerst als Gesenkmacher, dem heutigen Stahlformenbauer, dann als Werkmeister und Betriebsleiter und zuletzt als Teilhaber. In 50 Jahren unermüdlicher Tätigkeit in seinem Berufszweig, der einen rauhen Arbeitsvorgang und doch größte Präzision erfordert, schuf er die Voraussetzungen für ein eigenes Werk, das 1957 die Produktion aufnahm. Die Werkstätten sind nach modernsten Gesichtspunkten eingerichtet. Hammeraggregate nach dem neuesten Stand der Technik produzieren heute Gesenkschmiedestücke aus Eisen und hochwertigen Stählen von 300 g bis 25 kg Stückgewicht.

Viele Industriezweige sind Abnehmer dieser Erzeugnisse, da sich ein aus Stahl im Gesenk geschmiedetes Stück immer mehr durchsetzt, sowohl im allgemeinen Maschinenbau, bei den Schiffswerften, in der Fahrzeugindustrie, wie auch im Bergbau und bei der Bundesbahn.

Da in der jungen Firma besonderer Wert auf Qualitätsarbeit gelegt wird, konnte auch im Export der Absatz von Jahr zu Jahr gesteigert werden. So werden die vorhandenen Werkshallen schon jetzt zu klein für die schnell anwachsende Produktion, und ein größerer Erweiterungsbau wurde dringend erforderlich, der kurz vor der Vollendung steht.


Quelle: "Plettenberg - Industriestadt im Märkischen Sauerland" von Albrecht v. Schwartzen, Druck u. Verlag: P. A. Santz, Altena - 1962 (S. 231) mit fünf S/W-Fotos


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