Quelle: Plettenberger Stadtgespräch vom 05.10.2015

Ölverseuchte Immobilie W. O. Schulte war frei zugänglich
Fensterscheibe eingeschlagen - Anliefertür stand offen - Ungesicherte Absturzstelle


Eine der leergeräumten Hallen der insolventen Firma W. O. Schulte an der Bahnhofstraße. In allen Räumen hängt starker Ölgeruch in der Luft.

Plettenberg. (HH) Frühestens Mitte Oktober, so Kai Steindl, Geschäftsführer der HBB Gewerbebau Projektgesellschaften mbH, werden Verhandlungen mit Abbruch- und Generalunternehmer über den Abbruch der Firma W. O. Schulte , der ehemaligen Firma Siepmann, dem Haus Michels und Anbauten an Wohn- und Geschäftshäuser an der Bahnhofstraße geführt. "Zurzeit gehe ich davon aus, dass wir noch in diesem Jahr mit den Abbrucharbeiten beginnen können. Genauere Angaben sind derzeit leider nicht möglich", so Kai Steindl. Eine besondere Belastung dürfte bis dahin die Verkehrssicherungspflicht für die Gebäude sein. Am Beispiel der Räumlichkeiten der Firma W. O. Schulte wird das schnell deutlich: In der vergangenen Woche stand die fast leergeräumte Immobilie nämlich offen. Ob zuerst eine Fensterscheibe eingeschlagen wurde, oder ob jemand mit Schlüsselgewalt versäumt hatte die Hauptanliefertür zu schließen - für jedermann war freier Eintritt.
Es waren wohl nicht viele Hinterlas- senschaften, die sich den neugierigen Besuchern nach deren Aussage präsentierten. Ein starker Ölgeruch hing in der Luft. Er dürfte nicht nur in den Boden, sondern auch in die Holzdeckenbalken und das Mauerwerk eingezogen sein. Autoteile, dutzende Kartons mit altem Schriftverkehr, riesige Elektroschalttafeln, hier und da ein paar Warnhinweise, der ganze marode Charme eine Industriebrache erschloss sich den Betrachtern. In bestem Zustand die Waschräume, so als seien sie soeben renoviert worden. Die Namensschilder an den Mitarbeiterschränken suggerieren eine nur kurze Unterbrechung der Arbeit. Dann wieder Spuren einer Schlafstatt mit Kochgelegenheit.
Die offene Tür führt in einen Raum mit großer Deckenöffnung (Foto re.), sie erlaubt den Blick in den I. Stock. Über eine Treppe gelangt man in dieses Obergeschoss und landet an dieser riesigen ungesicherten Öffnung, die einst durch starke Bretter, die nun an der Seite liegen, gesichert war. Wer hier abstürzt, muss seine Neugier ganz sicher mit schwersten Verletzungen bezahlen.
Eine ungeöffnete Tür erlaubt auch den Gang ins ehemalige Bürogebäude. Zwei schwere Tresore, die bestimmt niemand aus dem II. Stock entwenden wird, künden von Zeiten, als bei W. O. Schulte noch etwas verdient wurde. Dicke, schallgedämmte Türen führen ins ehemalige Chefzimmer. Eine Stempeluhr und ein Francotyp legen stilles Zeugnis ab von Zeiten, in denen es in der Dreherei "brummte". Ein Aktenvernichter öffnet sich dem Betrachter, der über den starken Antriebsmotor des älteren Gerätes staunt. In wenigen Wochen soll dieses Szenario Geschichte sein.


Fotos: privat


Amtsgericht Hagen, Aktenzeichen: 103 IN 181/08 vom 04.02.2015

In dem Insolvenzverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Iserlohn unter HRB3744 eingetragenen W.O. Schulte GmbH, Bahnhofstr. 93, 58840 Plettenberg, gesetzlich vertreten durch den Geschäftsführer Joachim Schulte, Im Wiesengrund 26, 50259 Pulheim, wird die Prüfung der nach dem Ablauf der Anmeldefrist angemeldeten Forderungen im schriftlichen Verfahren angeordnet (§ 177 Abs. 1 InsO). Der Prüfungsstichtag, der dem besonderen Prüfungstermin (§ 177 Abs. 1 InsO) entspricht, ist der 13.03.2015. Spätestens an diesem Tag muss der schriftliche Widerspruch, mit dem ein Beteiligter eine zu prüfende Forderung bestreitet, bei Gericht eingehen. Im Widerspruch ist anzugeben, ob die Forderung nach ihrem Grund, ihrem Betrag oder ihrem Rang bestritten wird. Die Tabelle mit den zu prüfenden Forderungen und die zugehörigen Urkunden sind zur Einsicht der Beteiligten auf der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Hagen, Heinitzstr. 42/44, 58097 Hagen, Zimmer Nr. 294 niedergelegt.

Hinweis
Die Veröffentlichung der zugrundeliegenden Entscheidung erfolgt auszugsweise. Die zugrundeliegende Entscheidung ist mit einem fristgebundenen Rechtsmittel angreifbar. Der vollständige Beschluss kann in der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Hagen, Heinitzstr. 42/44, 58097 Hagen, Zimmer Nr. 294 eingesehen werden.


Amtsgericht Hagen, Aktenzeichen: 103 IN 181/08 vom 04.03.2008

In dem Insolvenzverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Iserlohn unter HRB3744 eingetragenen W.O. Schulte GmbH, Bahnhofstr. 93, 58840 Plettenberg, gesetzlich vertreten durch den Geschäftsführer Joachim Schulte, Im Wiesengrund 26, 50259 Pulheim, sind die Vergütung und die zu erstattenden Auslagen des vorläufigen Insolvenzverwalters festgesetzt worden (§§ 21, 63, 64 InsO). Der vollständige Beschluss kann in der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Hagen, Heinitzstr. 42/44, 58097 Hagen, Zimmer Nr. 273 eingesehen werden.


Amtsgericht Hagen, Aktenzeichen: 103 IN 181/08 vom 11.12.2008

In dem Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts Iserlohn unter HRB3744 eingetragenen W.O. Schulte GmbH, Bahnhofstr. 93, 58840 Plettenberg, gesetzlich vertreten durch den Geschäftsführer Joachim Schulte, Im Wiesengrund 26, 50259 Pulheim,
Geschäftszweig: Metallbearbeitung und Metallverarbeitung pp.
ist am 11.12.2008, um 14.16 Uhr angeordnet worden (§§ 21, 22 InsO):
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wird Rechtsanwalt Thomas Neumann, Altenaer Str. 31, 58507 Lüdenscheid bestellt. Verfügungen der Schuldnerin über Gegenstände ihres Vermögens sind nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 InsO). Den Schuldnern der Schuldnerin (Drittschuldnern) wird verboten, an die Schuldnerin zu zahlen. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird ermächtigt, Bankguthaben und sonstige Forderungen der Schuldnerin einzuziehen sowie eingehende Gelder entgegenzunehmen. Die Drittschuldner werden aufgefordert, nur noch unter Beachtung dieser Anordnung zu leisten (§ 23 Abs. 1 Satz 3 InsO). Maßnahmen der Zwangsvollstreckung einschließlich der Vollziehung eines Arrests oder einer einstweiligen Verfügung gegen die Schuldnerin werden untersagt, soweit nicht unbewegliche Gegenstände betroffen sind; bereits begonnene Maßnahmen werden einstweilen eingestellt (§ 21 Abs. 2 Nr. 3 InsO).


"Werden nicht zu früh die Brocken hinwerfen"
Firma W.O. Schulte an der Bahnhofstraße musste Insolvenz anmelden. Zehn Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft


"Es wird weiter gearbeitet", sagt Geschäftsführer Joachim Schulte (re.) beim Rundgang durch die Hallen. Das Bild zeigt Maschinenbediener Christian Sammer an einem CNC Dreh-Fräszentrum. Foto: G. Dickopf

PLETTENBERG Am 1. Oktober 1874 gründete Wilhelm Otto Schulte die Firma W.O. Schulte. 135 Jahre später steht Urenkel Joachim Schulte, der das Unternehmen an der Bahnhofstraße in der vierten Generation leitet, am Scheideweg. Ende Januar wurde am Amtsgericht Hagen das Insolvenzverfahren eröffnet und Rechtsanwalt Thomas Neumann zum Insolvenzverwalter bestellt.

Zum 30. Januar wurde den verbliebenen zehn Mitarbeitern offiziell gekündigt. Bis dahin hatten die Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzausfallgeld bekommen. "Die bestehenden Verbindlichkeiten müssen aus der Insolvenzmasse bedient werden", sagt Schulte, der sorgenvoll, aber nicht ganz ohne Hoffnung in die Zukunft blickt. Probleme bekam das Unternehmen mangels größerer "Abrufe" in den letzten Monaten. "Wir haben praktisch auf eigene Kosten vorproduziert, aber die Abrufe blieben aus oder wurden deutlich nach hinten geschoben", sagt Schulte mit Blick auf das sehr gut gefüllte Lager.

Da aber erst Geld fließt, wenn die Ware auch abgeholt wird, hofft der Chef des heimischen Automobilzulieferers auf ein schnelles Anziehen der Konjunktur und damit eine Linderung des Liquiditätsproblems. Man habe als Lieferant für sogenannte "Zeichnungsteile" nur wenige Kunden, mit denen man aber seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite. Bislang sei kein Automobilzulieferer, an den man Präzisionsdrehteile liefere, abgesprungen.

"Es wird weiter gearbeitet. Wir kämpfen bis zum Schluss und werden keinesfalls zu früh die Brocken hinwerfen", betonte Schulte. Wenn größere Aufträge in Aussicht seien, könne man diese abarbeiten und entsprechende Kündigungsfristen verlängern. Entscheidend sei, dass sich die Wirtschaftslage nicht erst in ein paar Monaten verbessere, sondern möglichst bald. Ansonsten sei man offen für Gespräche mit potentiellen Investoren. Ziel sei es in jedem Fall, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. ged


Quelle: WR Plettenberg vom 23.12.2008

Vorläufiger Insolvenzverwalter sieht noch Chancen für Plettenberger Traditionsunternehmen
Kunden rufen die Ware bei W.O. Schulte derzeit nicht ab

Von Bernd Maus

Plettenberg. „Es sind hinreichend Aufträge da, aber die Hauptkunden rufen die Ware derzeit nicht ab.” Darin sieht der Lüdenscheider Fachanwalt für Arbeits und Insolvenzrecht, Thomas Neumann, den Hauptgrund für die finanzielle Schieflage des Plettenberger Traditionsunternehmens W. O. Schulte.

Neumann wurde vom Registergericht Iserlohn zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestimmt. Er will alles daran setzen, dass in dem 1874 von Wilhelm-Otto Schulte gegründeten und heute in der vierten Generation in Familienbesitz geführten Betrieb an der Bahnhofstraße, der auf CNC-Drehen, Fräsen und Schleifen spezialisiert ist, nicht endgültig die Lichter ausgehen. Chancen dafür sieht er, obwohl es noch zu früh für Prognosen sei.

Nicht nur der hochmoderne Maschinenpark und mehr als ein Dutzend motivierte W.O.-Schulte- Mitarbeiter stimmen ihn zuversichtlich. Überdies lobt Neumann die Geschäftsführung, „die den Laden eigentlich gut im Griff hat”. Bislang habe er jedenfalls ausgesprochen geordnete Verhältnisse vorgefunden. Daher will er auch alle weiteren Schritte eng mit der Geschäftsführung abstimmen.

Die Belegschaft hat ihren November-Lohn über eine Insolvenzgeld- Vorfinanzierung erhalten. Zurzeit und auf jeden Fall bis Ende Januar soll die Produktion bei W.O. Schulte in vollem Umfang laufen. Zulieferern und Veredlern hat Neumann fest zugesichert, dass alle Rechnungen bezahlt werden. Das Problem dabei: Die Lager an der Bahnhofstraße werden immer stärker bestückt, weil die Ware kaum noch abgerufen wird. „Und diese Kapitalbindung wirkt sich negativ auf die Liquidität des Unternehmens aus”, so Neumann. Gleichzeitig sei es in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise „extrem schwierig”, die Hauptkunden zur Abnahme des Materials zu bewegen.


Quelle: WR Plettenberg vom 20.12.2008

Insolvenz beantragt
Jetzt auch
W. 0. Schulte
in Schieflage

Plettenberg. Das Unternehmen W. O. Schulte an der Bahnhofstraße, spezialisiert auf CNC-Drehen, Fräsen und Schleifen, hat nach Informationen der WR Insolvenz beantragt. Das Verfahren ist beim Registergericht Iserlohn anhängig. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Lüdenscheider Fachanwalt für Arbeits- und Insolvenzrecht, Neumann, bestellt. Dessen Kanzlei bestätigte die Einleitung des Verfahrens, weitere Auskünfte waren gestern noch nicht zu erhalten.
W. O. Schulte ist ein Traditionsunternehmen, 1874 von Wilhelm-Otto Schulte gegründet und heute in der vierten Generation in Familienbesitz. Aus der Herstellung landwirtschaftlicher Geräte entwickelte sich die Fertigung von Automatendreh- und DIN-Teilen. Zuletzt war W.O. Schulte noch auf der 1. Zulieferer-Messe Maschinenbau Südwestfalen vertreten. Zusammen mit der Firma Kettling als Kooperationspartner wurden auf einem Gemeinschaftsstand mit Kunden und Interessenten Kontakte gepflegt und geknüpft.

Betriebsleiter: Oliver Rode, Fertigungsleiter Joachim Weniger (lt. Visitenkarten, die im geräumten Gebäude gefunden wurden)


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