Haupteingang der Firma Schade um 1958 (Foto: Archiv H. Hassel)

Quelle: Zeitungsartikel (Westfälische Rundschau Lennetal?) vom 01.10.1961

Geburtstag eines Industriebetriebes
Vor 75 Jahren gründete Wilhelm Schade sein Unternehmen

Plettenberg. Auf ein 75jähriges Bestehen kann die Firma Schade jetzt zurückblicken. Am 1. Oktober 1886 gründete Wilhelm Schade in der Bahnhofstraße seinen kleinen Betrieb, dem heute insgesamt 1500 Belegschaftsmitglieder angehören. Das erste Fertigungsprogramm umfaßte damals Treppenläuferstangen, Treppenschienen und Federringe. Der erste Weltkrieg unterbrach zunächst den weiteren Aufstieg. Nach Kriegsende traten die beiden Söhne des Gründers, Friedrich Wilhelm und Carl Schade, in das Werk ein, dessen Weiterausbau durch die Einrichtung einer Drahtzieherei und eines Kaltwalzwerkes intensiviert wurde.

Die Belegschaft stieg auf etwa 140 Leute an. Der Aufschwung der Firma aber setzte vor allem ein, als der Automobilbau in Deutschlands Wirtschaftsleben ein entscheidender Faktor zu werden begann. Man befaßte sich mit dem Kaltwalzen von Profilen, die an die Automobil- und Karosseriefabriken geliefert wurden. Dazu wurde 1931 noch die Fertigung von Vorhangschienen und Zubehör, die in das übrige Programm der Innendekoration hineinpaßten, aufgenommen.

Anfang der dreißiger Jahre wurde in Lüdenscheid ein Werk erworben, das auf die Fertigung von Holzschrauben umgestellt wurde. Besonders wichtig für diese Zeit ist der Ankauf einer stillgelegten Gesenkschmiede im Oestertal, die für die Zwecke der Schadeschen Produktion umgebaut wurde, und der man eine galvanische Abteilung mit Schleiferei und Poliererei angliederte. In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg umfaßte die Belegschaft der beiden Plettenberger Werke etwa 350 Leute, und weitere 60 bis 70 waren in dem Lüdenscheider Holzschraubenbetrieb beschäftigt.


Der zweite Weltkrieg stellte die Firma vor die Aufgabe, Flugzeugkanzeln und -aufbauten einbaufertig an die Flugzeugfabriken zu liefern. Nach dem Zusammenbruch konnte man die Produktion erst langsam wieder aufnehmen, wobei man zunächst Behelfsherde und Stapelbehälter baute. An der Entwicklung der Automobilindustrie in der Nachkriegszeit nahm auch die Firma Schade wieder teil.

Im Oesterwerk wurden im Laufe der Jahre große, moderne Fabrikationshallen gebaut, und die Zahl der Belegschaftsmitglieder stieg stetig. Aus Arbeitskräftemangel wurde 1955 im Hochsauerland ein Zweigwerk errichtet, in dem heute 250 Beschäftigte Arbeit finden. Auch im Ruhrgebiet hat die Firma Schade kürzlich einen Zweigbetrieb eröffnet; hier sind 60 Mitarbeiter tätig.

Dem Zuge der Zeit folgend, beschränkte man sich nicht mehr auf die Produktion von Artikeln aus Stahl, Aluminium und Messing, sondern begab sich auf das dynamisch anwachsende Gebiet des Kunststoffes. Nachdem zunächst im Lüdenscheider Werk eine kleine Kunststoff-Abteilung aufgebaut wurde, verknüpfte man 1960 die Interessen der Firma Schade eng mit einem bestehenden Kunststoffwerk im Raume Wuppertal.

Obwohl die Firma in jüngster Zeit einmal durch die Überschwemmung des Oesterwerkes und dann durch den Brand des Zweigwerkes in Selbecke erhebliche Schäden erlitt, ließ man sich nicht entmutigen, und dank des unermüdlichen Einsatzes aller Beteiligten ergab sich keine ernsthafte Gefährdung der Produktion; die Hochwasserschäden wurden so schnell wie möglich beseitigt, und in Selbecke erstand in kürzester Zeit ein neues, modernes Fabrikgebäude.



Das Schade Stammwerk an der Bahnhofstraße in den 1950er Jahren. 2005 ist dort die Firma Schauerte mit ihrer Gebrauchtwagenhalle untergebracht. (Foto: Archiv H. Hassel)

Quelle: Plettenberg, Industriestadt im märkischen Sauerland, 1962, S. 192/193, 5 Fotos

Wilhelm Schade
Plettenberg i. Westf.
Aus kleinen Anfängen zu einem bedeutenden Unternehmen mit fünf Betrieben

Am 1. Oktober 1961 konnte die Firma Wilhelm Schade auf ein 75-jähriges Bestehen zurückblicken. Aus dem kleinen Betrieb, den Herr Wilhelm Schade am 1. Oktober 1886 in der Bahnhofstraße in Plettenberg gründete, ist eines der bedeutendsten heimischen Industrie-Unternehmen entstanden.

Mit wenigen Leuten nahm Wilhelm Schade 1886 die Produktion von Hut- und Mantelhaken auf. Im Laufe der nächsten Jahre vergrößerte er dann sein Fertigungsprogramm um Treppenläuferstangen, Treppenschienen und Federringe. Dieser erste Aufstieg der Firma wurde zunächst einmal durch den I. Weltkrieg unterbrochen. Nach Kriegsende traten die beiden Söhne Friedrich Wilhelm Schade und Carl Schade in das väterliche Werk ein, das bald durch die Einrichtung einer Drahtzieherei und eines Kaltwalzwerkes weiter ausgebaut wurde. Damals wuchs die Zahl der Belegschaftsmitglieder auf etwa 150 an.

Der Aufschwung der Firma aber setzte vor allem ein, als der Automobilbau in Deutschlands Wirtschaftsleben ein entscheidender Faktor zu werden begann. Das Werk befasste sich nun mit dem Kaltwalzen von Profilen, die an die Automobil- und Karosserie-Fabriken geliefert wurden. Im Jahre 1931 wurde die Fertigung von Vorhangschienen und Zubehör aufgenommen, die in das übrige Programm der Innendekoration hineinpassten

Diese Vielseitigkeit der Produktion wurde noch erweitert, als Anfang der 1930er Jahre in Lüdenscheid ein Werk erworben werden konnte, das auf die Fertigung von Holzschrauben umgestellt wurde. Besonders wichtig für die gesamte Entwicklung der Firma sollte aber der Ankauf einer stillgelegten Gesenkschmiede im Oestertal werden, die für die Zwecke der Schadeschen Produktion umgebaut wurde und sich zu dem späteren Hauptwerk entwickelte. Diesem Werk wurde eine galvanische Abteilung mit Schleiferei und Poliererei angegliedert.
Die Zahl der Belegschaftsmitglieder der beiden Plettenberger Werke stieg bis zu den Jahren vor dem II. Weltkrieg auf etwa 350 an. In dem Lüdenscheider Holzschraubenbetrieb waren weitere 60 bis 70 Mitarbeiter beschäftigt.

Im 2. Weltkrieg wurde der Firma die Aufgabe gestellt, Flugzeugkanzeln und -aufbauten einbaufertig an die Flugzeugfabriken zu liefern. Doch mit dem Kriegsende kam auch hier die gesamte Produktion zum Erliegen. Sie konnte nur langsam wieder aufgenommen werden und beschränkte sich zunächst auf Behelfsherde und Stapelbehälter. Doch dann nahm die Firma Schade auch an der Entwicklung der Automobilindustrie in der Nachkriegszeit wieder regen Anteil. Im Osterwerk wurden im Laufe der Jahre große, moderne Fabrikationshallen gebaut, und die Zahl der Belegschaftsmitglieder stieg stetig. Der Arbeitskräftemangel zwang im Jahre 1955 sogar dazu, im Hochsauerland ein Zweigwerk zu errichten, in dem heute 250 Beschäftigte Arbeit finden. Auch im Ruhrgebiet hat die Firma Schade kürzlich einen Zweigbetrieb eröffnet, in dem zur Zeit 60 Mitarbeiter tätig sind und der noch erheblich ausgebaut werden soll.

Dem Zuge der Zeit folgend beschränkte man sich nicht mehr auf die Produktion von Artikeln aus Stahl, Aluminium und Messing, sondern begab sich auch auf das dynamisch anwachsende Gebiet des Kunststoffes. Nachdem zunächst im Lüdenscheider Werk eine kleine Kunststoff-Abteilung aufgebaut wurde, verknüpfte man im Jahre 1960 die Interessen der Firma Schade eng mit einem bestehenden Kunststoffwerk im Raum Wuppertal.

Dieser Aufstieg der Firma Schade aus kleinsten Anfängen zu einem der bedeutendsten heimischen Industrieunternehmen mit nun insgesamt fünf Werken wurde aber nicht nur durch die beiden Weltkriege unterbrochen und gehemmt, sondern auch 1960/61 durch zwei Naturkatastrophen gefährdet. Durch eine Überschwemmung des Oesterwerkes und dann durch einen Brand im Zweigwerk Selbecke entstanden erhebliche Schäden. Doch Firmenleitung und Belegschaft ließen sich nicht entmutigen, und Dank des unermüdlichen Einsatzes aller Beteiligten konnt eine ernsthafte Gefährdung der Produktion vermieden werden. Die Hochwasserschäden wurden in kürzester Zeit beseitigt, und in Selbecke entstand ebenso schnell ein neues, modernes Fabrikgebäude.

Die Entwicklung der Firma Schade wird am deutlichsten durch das Ansteigen der Beschäftigtenzahl sichtbar. Während im Jahre 1948 rund 300 Arbeitnehmer beschäftigt wurden, zählt die Firma jetzt insgesamt 1500 Belegschaftsmitglieder, von denen etwa 100 seit 25 bzw. 40 Jahren bei der Firma tätig sind und als getreuer Arbeiterstamm das Rückgrat des Betriebes darstellen. Diese Entwicklung ist gekennzeichnet durch den Fleiß und die Bereitschaft der Mitarbeiter und durch den Einsatz modernster technischer Hilfsmittel. Gleichermaßen zählen aber ein gutes Betriebsklima und eine vorzügliche soziale Betreuung zu den Hauptanliegen der Geschäftsleitung.


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