Quelle: ST vom 29.05.2008

Keine Arbeit für Weicheier:
Wo der Duft von Bohröl und
Spänen absolut sexy ist

Seit 80 Jahren ist die Dreherei Rentrop für Präzisionsprodukte eine der ersten Adressen in der Stadt


Christian Rentrop führt den Drehereibetrieb an der Zeppelinstraße in der dritten Generation. Von seinen Produkten durch und durch inspiriert, führte er die Arbeitsagentur-Mitarbeiterinnen Melanie Anlauf und Monika Kotzur sowie Bürgermeister Klaus Müller durch den 75-Mitarbeiter-Betrieb. Er blieb keine Antwort schuldig und stellte am "Tag der Berufsausbildung" einen bemerkenswerten Betrieb vor. Foto: St. Aschauer-Hundt

PLETTENBERG "Das ist der zarte Ton der Werkhalle", ruft Christian Rentrop dem Chronisten zu - und weist diskret darauf hin, dass Ausbildungsmeister Klaus Lohmann gerade einen Lehrling angefordert hat - per Zuruf, ebenso laut und deutlich wie freundlich. Klar: Im Metallgewerbe herrscht keine vornehm-gedämpfte Konzerthaus-Atmosphäre, sondern es geht deutlich rustikaler zu.

Rentrop stellte am "Tag der Ausbildung" seinen 75-Mitarbeiter-Betrieb an der Zeppelinstraße vor (ST berichtete bereits ausführlich) und präsentierte Bürgermeister Klaus Müller und den beiden Arbeitsagentur-Mitarbeiterinnen Monika Kotzur und Melanie Anlauf ein Unternehmen, das sich in einem gewaltigen Modernisierungsprozess befindet, seinen Wurzeln und der 80-jährigen Tradition aber treu bleibt. Es ist ein Betrieb, der sich nicht an "Weicheier" richtet, in dem immer noch der Duft von Bohröl und Spänen sexy ist. Damit aber auch genug der alten (unverändert richtigen) Klischees. Wer nämlich denkt, eine Dreherei sei eine Dreherei und immer nur eine Dreherei, der irrt ganz gewaltig.

Mit den Anforderungen der Kunden ans Produkt und mit den Forderungen nach einer Null-Fehler-Toleranz und höchster Qualität bei gleichzeitiger maximaler Flexibilität haben sich die Arbeitsplätze und mit ihnen die Mitarbeiter verändert. So gut wie kein Arbeitsplatz kommt mehr ohne Computer aus und hochintegrierte Drehautomaten bestehen augenscheinlich zu gleichen Teilen aus künstlicher Intelligenz wie aus mechanischen Komponenten. Der "Dreher" alter Schule ist damit nahezu ausgestorben. Die Zerspanungsmechaniker, die Rentrop heute ausbildet, sind umfassend geschulte und kompetente Facharbeiter.

Der Betriebsrundgang, den Christian Rentrop mit seinen Besuchern unternahm, hatte es in sich. Der Modernisierungsprozess ist unübersehbar. Im Rahmen der Möglichkeiten, die dem Familienunternehmer gegeben sind, werden Stück für Stück ältere Maschinen gegen neue ausgetauscht und dabei gleichzeitig die technischen Möglichkeiten erweitert. Qualitätsprüfung und Messtechnik befinden sich auf beachtlichem Niveau; man sei in die höchstmögliche Zertifizierungsstufe eingegliedert worden. Rentrop gilt als Marke, nicht als bloßer Lieferant. Im Kundenstamm finden sich bedeutende Fahrzeug- und Getriebehersteller, die - mit Verlaub - pingeliger sind als ihre eigenen Kunden, die Endabnehmer also. "Wir wachsen an solchen Anforderungen", nimmt Rentrop diesen Spielball auf. "Sowas bringt uns als Betrieb weiter!" Und für die Endkunden eines hochwertigen Automobils aus weiß-blauen Gefilden ist es die höchste Qualitätsgarantie . . .

Was am Montag ebenfalls auffiel: Bohröl mag sexy duften - Reinlichkeit und Aufgeräumtheit sind nicht minder erotisch. In den Rentrop-Hallen herrscht im Rahmen der Möglichkeiten einer Dreherei größtmögliche Sauberkeit und Aufgeräumtheit. Man möchte beinahe von klinischer Reinlichkeit sprechen. So bleibt der gewerblich-technische Beruf des Zerspanungsmechanikers zwar auch weiter ein Blaumann-Job, aber der Arbeitsanzug ist ein gepflegter. Dass sogar Blaumann und ein weißes Kragenhemd zueinander passen, beweist in wenigen Wochen der Auszubildende André Jost: Nach erfolgter Lehre im gewerblich-technischen Bereich wechselt er in eine sich anschließende kaufmännische Lehre bei Rentrop und beginnt ein Verbundstudium. Er wird zur Spezies der Kaufleute gehören, die nicht nur reden, sondern begründet argumentieren und handeln können. Auch das kann sexy sein. as


Die selbst ausgebildeten Lehrlinge
sind die Besten

Seit 2001 bildet die Dreherei Rentrop wieder aus: "Ein Herzensanliegen für uns und eine Zukunftsinvestition"


Adelte gestern die Dreherei Rentrop an der Zeppelinstraße als vorbildlichen Ausbildungsbetrieb: Bürgermeister Klaus Müller (links) besuchte am "Tag der Ausbildung" den Unternehmer Christian Rentrop (rechts). Auf dem Foto sind die Lehrlinge, die seit 2001 ausgebildet wurden und werden, zu sehen: Markus Schmidt, Alexander Rundau, Ralf Gruszka, Marcel Noto, Rick Sepenou, Patrick Figas, André´ Jost und Filiz Dereli. Mit dabei sind die beiden Ausbilder Susanne Ellermann (kaufmännisch) und Klaus Lohmann (gewerblich). Foto: St. Aschauer-Hundt


Familienatmosphäre wurde gestern im 75 Mitarbeiter starken Drehereibetrieb Rentrop an der Zeppelinstraße spürbar: Der Bürgermeister erfuhr viel darüber, wie man Teile dreht und wie man das Klima im Betrieb harmonisch in den Wind dreht.

PLETTENBERG 2001 war das Jahr der Zeitenwende im Drehereibetrieb Rentrop an der Zeppelinstraße: Damals entschloss sich Unternehmer Christian Rentrop, heute 42, wieder Lehrlinge auszubilden. Weil er erkannt hatte, dass in Plettenberg eigener beruflicher Nachwuchs herangebildet werden muss. Weil es ihm ein Herzensanliegen war. Weil er was für die jungen Leute in der Stadt tun wollte. Und weil er sich sicher war, "dass die selbst ausgebildeten Lehrlinge die Besten sind."

Inzwischen ist es eine stattliche Azubi-Gruppe, die qualifiziert wurde. Gestern sagte Bürgermeister Klaus Müller am "Tag der Ausbildung" Dank und adelte die Dreherei bei einem Besuch, bei der ihn Melanie Anlauf und Monika Kotzur von der Arbeitsagentur begleiteten, als "vorbildlichen Ausbildungsbetrieb". Christian Rentrop bildet aus, weil er jetzt die Weichen für die Zukunft stellt und wichtige Schlüsselpositionen des 75-Mitarbeiter-Betriebes mit "Eigengewächsen" besetzen wird. Rentrop und sein technischer Betriebsleiter Uwe Evers setzen auf den Nachwuchs - und auf junge Menschen aus der Region. "Man darf nicht hoffen, von woanders aus dem Kreis gute Leute zu ziehen oder bundesweit verfügbare Akademiker zu holen. Wir brauchen in Plettenberg Facharbeiter, die wir selbst qualifizieren!" Auf der soliden Basis einer 80-jährigen Firmengeschichte am Traditionsstandort werden mit Drehautomaten aller Generationen - von Geräten der 70-er Jahre bis hin zu hochintegrierten Automaten - hochpräzise Drehteile für das who-is-who der europäischen Fahrzeugindustrie hergestellt.

Die Nachwuchswerbung läuft in den Schulen, bei Interessenten-Workshops und auf der Ausbildungsbörse des Stadtmarketings. "Die besuchte Schulform der Bewerber ist nicht das Kriterium", sagt Christian Rentrop. Wer Gefühl für Mathe und Zahlen, ein Feeling für Technik und Werkstoffe hat, ist goldrichtig: Dann sagt das Bauchgefühl des Chefs "Ja" und wer sieht, dass Rentrop als Krawattennadel einen Mini-Messschieber trägt, glaubt ihm das aufs Wort. Ausgebildet werden bei Rentrop Zerspanungs- und Industriemechaniker sowie Industriekaufleute. Jedes Jahr mindestens zwei, dieses Jahr drei. Diesmal sind es Hauptschüler und Realschüler. Und wenn sie ausgebildet sind, gehören sie zur Betriebsfamilie. Zu den Besten. Sagt Christian Rentrop und weiß es genau. Dank Bauchgefühl - und dank der Schieblehre auf seiner Krawattennadel. Er fühlt das, er misst es. Mit dem Feeling für Material und Menschen.as


Quelle: ST (Süderländer Tageblatt) vom 30.03.1978, 1 Foto (Luftbild)

50 Jahre Firma Otto Rentrop
Ein flexibles Unternehmen mit sicheren Arbeitsplätzen

Plettenberg. (HH) Im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus gibt es wohl kaum einen Haushalt, in dem nicht auch ein Teil aus der Fabrikation von Otto Rentrop, Metallwarenfabrik, Zeppelinstraße, zu finden wäre. In fast allen Haushaltsgeräten wie Kühlschränken, Trockenhauben, Waschmaschinen, Mixern aber auch in Möbelbeschlägen, beim Automobil- und Traktorenbau werden diese Teile eingebaut.

50 Jahre alt wird diese Plettenberger Firma: mit einem Empfang in den Betriebsräumen am 31. März wird dieses Jubiläum auch nach außen hin gewürdigt. Im Jahre 1928 von Otto Rentrop (gestorben 1964) als Dreherei mit drei Fach- und zwei Hilfskräften in gemieteten Räumen gegründet, wird sie heute von seiner Frau Luise und Sohn Adolf Rentrop mit 90 Mitarbeitern weitergeführt. Die Arbeitsplätze hier sind sicher, da man nicht von einer Branche abhängt, sondern auf "acht Beinen" steht. Rentrop hat sich nicht auf bestimmte Abnehmerkreise festgelegt, sondern liefert, wie schon eingangs gesagt, Drehteile für praktisch alle Wirtschaftszweige.


Die Firma Rentrop an der Ecke Zeppelinstraße/Wiesenstraße. (Foto: Archiv H. Hassel)

Überall, wo Präzision gefragt wird, da werden auch Drehteile von Otto Rentrop aus Plettenberg verlangt, ob bei Zulieferern für die Weltraumforschung in Amerika oder für Kernreaktoren oder sonstige Forschungseinrichtungen deutscher Universitäten, ebenso wie bei Gebrauchsartikeln in der chemischen Industrie oder auch bis zu Lichtkuppeln.

Flexibel bei den Produkten, flexibel auch in der Produktion: Einzelstücke werden ebenso hergestellt wie Drehteile bis zur Millionenstückzahl auf Mehrspindelautomaten. Ein eigener Werkzeugbau sorgt für präzise Fertigung wie für genaueste Kontrollmöglichkeiten.

Viele der Rentrop-Mitarbeiter sind Fachleute, so mancher wurde hier auch ausgebildet. Für den Nachwuchs wurde und wird eine Menge getan. So ist in den 50 Jahren des Bestehens dieser Firma eine gute Stammbelegschaft mit sicheren Arbeitsplätzen herangewachsen. Viele Jubilare konnten für langjährige Mitarbeit geehrt werden. Und noch etwas sehr wichtiges für Plettenberg: Otto Rentrop ist ein umweltfreundliches Unternehmen. Zum Firmenjubiläum gratuliert die Heimatzeitung recht herzlich.



Quelle: SIHK: Die südwestfälische Wirtschaft, Bd.II, Kleineisenindustrie 1. Teil, 1967, S. 170

Otto Rentrop KG

Zeppelinstr. 9 - Gegründet 1928 durch Otto Rentrop
Inhaber bzw. Gesellschafter: Luise Rentrop (Komplementärin), Adolf Rentrop, Renate Greiling (Kommanditisten)
Geschäftsführer: Luise Rentrop
Produktionsprogramm: Fassondrehteile nach Muster oder Zeichnung von 2 - 80 mm Durchmesser und DIN-Teile wie Schrauben, Muttern und Scheiben von M 2 bis M 42
Technische Ausrüstung: Etwa 120 Automaten, Revolverdrehbänke und Nachbearbeitungsmaschinen. Eigener Werkzeug- und Vorrichtungsbau
Beschäftigte: 100

In gemieteten Räumen begann Otto Rentrop im Jahre 1928 mit einigen wenigen Mitarbeitern die Herstellung von Fassondrehteilen. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich in verhältnismäßig kurzer Zeit ein ansehnliches Unternehmen, das zu Kriegsbeginn bereits 30, heute trotz weitgehender Automatisierung mehr als 100 Personen beschäftigt. Der Firmengründer verstand es, Schritt für Schritt seine weitgespannten Pläne, die sich vor allem auch auf die ständige technische Verbesserung des Produktionsapparates erstreckten, verwirklichen.

Schon 1937 konnte die Kapazität des Werkes durch die Errichtung eines eigenen großen Fabrikgebäudes und Anschaffung eines modernen Maschinenparks beträchtlich vergrößert werden. 1938 entstand die Abteilung Werkzeugbau und ein Jahr später ein Anbau, in dem die Büros untergebracht wurden. Heute umfasst der bebaute Raum 3.500 qm.

Die Firma stellt mit Hilfe modernster Fertigungsmaschinen große Mengen hochpräziser Drehteile, Schrauben, Muttern, Scheiben und sonstiger Teile nach DIN-Norm sowie in abnormalen Abmessungen, ferner Werkzeuge für den eigenen Bedarf her und unterhält zur schnellen Belieferung der Abnehmer ein umfangreiches Lager in DIN-Teilen. Eine gut ausgestattete Bearbeitungswerkstätte für die Nachbearbeitung, wie Bohren, Fräsen, Schlitzen, Gewindeschneiden und Spiegeln, steht ebenfalls zur Verfügung. Zur Erzielung der erforderlichen Maßhaltigkeit und genauen Passung jedes Drehteiles bedient man sich besonders präziser Vorrichtungen.

Zum Kundenkreis der Firma gehören die Feinmechanik und Optik, der Maschinenbau, die elektrotechnische, die Rundfunk- und die Kraftfahrzeugindustrie sowie der Schiff- und der Bergbau. Seit dem Tode Otto Rentrops im Jahre 1964 wird das Unternehmen von seiner Witwe, Frau Luise Rentrop, geleitet.


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