Die Firma Rempel am Grafweg im Februar 1999 (Foto: Hassel)

Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962, S. 211, 2 Fotos

J. REMPEL
Gesenkschmiede und Kleineisenwarenfabrik Gegr. 1891

Im Jahre 1891 gründete Herr Johannes Rempel in Plettenberg am Grafweg in einem käuflich erworbenen Anwesen, das bis dahin eine Schreinerei beherbergte, eine Kleineisenwarenfabrik. Diese setzte sich zum Ziel, Preß- und Stanzteile, u. a. Unterlegscheiben, Sicherungsbleche sowie Splinte und Schrankbeschläge zu fertigen. Nach einem zügigen Aufbau bis zur Jahrhundertwende trat der Schwager des Firmengründers, Herr Otto Pickardt, als Mitgesellschafter in die Firma, und gemeinsam wurde der Ausbau des Werkes fortgesetzt, das 1900 bereits 50 Beschäftigte aufweisen konnte. Schon 1905 konnte an der Hauptstraße nach einem Abbruch des alten Hauses ein 3-geschossiges Fabrikgebäude errichtet werden.

Nach diesem erfolgreichen Start in die Kleineisenwarenfabrikation übernahmen die Inhaber im August 1908 eine am Oesterhammer gelegene Fabrik zur Fertigung von Gesenkschmiedestücken. In diesem Fabrikgebäude hatte sich im vorigen Jahrhundert eine Papier- und später eine Gabelfabrik ohne dauerhaften Erfolg versucht. Mit dem Besitzwechsel wurde zielstrebig die Fertigung von Gesenkschmiedestücken für den Eisenbahnbedarf und andere Verbrauchergruppen aufgenommen. Zum damaligen Zeitpunkt kam eine eigene Energie- und Wasserversorgung vorteilhaft zur Wirkung, und die Firma nahm einen stetigen Aufschwung.

Während des Weltkrieges und in dem nachfolgenden Jahrzehnt wurde trotz zahlreicher Schwierigkeiten eine Ausweitung des Programms, und in periodischen Abständen eine bauliche Erweiterung und eine Vervollständigung der maschinellen Einrichtung vorgenommen.

Gefestigt ging das Unternehmen mit 80 Beschäftigten in die Krisenjahre 1930/32. In dieser Zeit größter wirtschaftlicher Depressionen war innerhalb Jahresfrist der Tod der beiden Inhaber zu beklagen, und das Werk wurde von Herrn Hans Rempel und Frau Cläre Pickardt erfolgreich fortgeführt. Bis zum Jahre 1939 konnten die Einrichtungen weiter verbessert werden, und neben einem ansehnlichen Exportanteil in europäische Länder konnte der Abnehmerkreis im Inland immer weiter gezogen werden.

In den Kriegsjahren mußte ein erheblicher Produktionsanteil für rüstungswirtschaftliche Zwecke freigemacht werden, insbesondere widmete man sich in diesen Jahren den Zulieferungen für den Flugzeugbau.

Von kriegsmäßigen Einwirkungen blieben beide Werke verschont. In der Schlußphase traf das Werk allerdings ein harter Schlag, denn die zweite Generation mit den Herren Hans Rempel und Horst Pickardt fand noch im April und Mai 1945 den Heldentod.

Von der militärischen und politischen Katastrophe im Jahre 1945 wurde die Existenz abermals durch verschiedene Einflüsse in Frage gestellt. Dank einer frühzeitigen Erteilung eines Voll-Permits im August 1945 konnte die Fabrikation in beiden Werken wieder anlaufen und systematisch bis zur Währungsreform gesteigert werden. Von diesem Zeitpunkt setzte unter dem Einfluß einer stürmischen wirtschaftlichen Entwicklung die Produktionssteigerung ein, und im Zuge einer Modernisierung der Einrichtung und Verbesserung der Herstellungsmethoden wurde ein beachtlicher Fortschritt erzielt. Im Sinne der auf die Fahrzeugproduktion gerichteten Zulieferungen nahm dieser Branchenanteil ständig zu und wir hoffen, als Spezialisten in einigen Fahrwerks- und Motorenteilen an dem Aufschwung der Gesamtindustrie weiter teilzuhaben. Die Produktion beträgt im Augenblick etwa 3.500 t im Jahr.

In sozialer Hinsicht wurden im Laufe der Jahre verschiedene Sondereinrichtungen geschaffen, die dazu dienen, langjährige Mitarbeiter im Alter oder bei vorzeitiger Invalidität durch Zusatzrenten einen sorgenfreien Lebensabend zu garantieren.

Seit Beginn des Jahrhunderts wurden für die Beschäftigten zwecks besserer Unterbringung Werkswohnungen geschaffen. Allein nach 1950 wurden 4 Werkshäuser mit insgesamt 18 Wohnungen errichtet, so daß zum gegenwärtigen Zeitpunkt 30 Wohnungseinheiten zur Verfügung stehen. Auf diese Weise konnten wir dazu beitragen, daß die schwierigsten Wohnungsprobleme innerhalb der Werksgemeinschaft beseitigt wurden.

Das Werk beschäftigt heute etwa 150 Mitarbeiter.


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