Quelle: Westfälische Rundschau
vom 26. April 2008

Mitarbeiter
am Erfolg
beteiligt

Von Horst Hassel

Plettenberg. Ihre "Leidenschaft für Stahl" ist sprichwörtlich: Friedrich Wilhelm Crummenerl sen. ...

... und Werner Schaumann, Eigentümer der Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft und Anbieter von Qualitäts- und Edelstählen, können auf ein Rekordjahr 2007 zurückblicken. 270 000 Tonnen Stahl wurden verkauft und damit 260 Millionen Euro umgesetzt. Das Unternehmen an der Herscheider Straße hält sich normalerweise mit Erfolgsmeldungen zurück. Understatement ist seit Jahrzehnten angesagt, obwohl die Firmengeschichte eine wahre Erfolgsgeschichte ist.


Die Inhaber und ihre Nachfolger-Söhne im neuen Firmenprospekt.

Mit der Errichtung der Blankstahlproduktion im Ziehwerk Plettenberg begann der Aufstieg des inhabergeführten Unternehmens, das heute circa 300 Mitarbeiter beschäftigt und an den verschiedenen Standorten einen Lagerbestand von etwa 50 000 Tonnen Qualitäts-, Blank- und Edelstähle vorhält, dadurch "just in time" die Versorgung der Kunden sicherstellt.

15 % mehr Umsatz im 1. Quartal 2008
Der Rekord-Umsatz des vergangenen Jahres ist kein Zufall, sondern Ergebnis einer zielorientierten, seriösfundierten Geschäftspolitik. Im ersten Quartal 2008 hat das Unternehmen noch einmal eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent erzielt. Das ist auch Ergebnis der Investitionen, die in den vergangenen drei Jahren für Gebäude und Anlagen einen Umfang von 30 Millionen Euro hatten.

Am Standort Herscheider Straße wurde kürzlich ein neuer Glühofen aufgestellt, der die bisherige Glüh-Kapazität verdoppelt. Dort wird Stahl unter Schutzgas geglüht und vergütet, wobei die 20 Brenner des Ofens zukunftsträchtig mit Wärmerückgewinnung arbeiten. Der Chargenwechsel erfolgt voll-automatisch computergesteuert.

Die Mitarbeiter fühlen sich wohl in dem Unternehmen, was nicht nur an der langjährigen Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter erkennbar ist, sondern auch daran, dass viele ihren Kindern und Enkeln Arbeitsplätze im Unternehmen empfehlen. Streiks, Arbeitsniederlegungen etc. kennt man in der Firmengruppe der Stahlgesellschaft nicht. Das Thema "Kapitalbeteiligung der Mitarbeiter" ist, so F. W. Crummenerl, "bei uns ein alter Hut". Am Erfolg sind die Mitarbeiter durch Prämien beteiligt. Anlässlich des Rekordumsatzes gibt es eine Sonderprämie.

Gelöst haben die Inhaber auch die Nachfolge im Unternehmen. Zwei Söhne von Friedrich Wilhelm Crummenerl sen. sind für die Bereich Ziehen und Handel, ein Sohn von Werner Schaumann für den Bereich Technik zuständig. Deutlich wird die Nachfolgeregelung im druckfrischen Firmenprospekt, der den personellen Wechsel vom Inhaber-Duo zum Inhaber-Trio ankündigt.

Die Erfolgsgeschichte wird nur durch ein Manko getrübt: am Standort Plettenberg fehlen der Westfälischen Stahlgesellschaft Entwicklungsmöglichkeiten.

Hier kann die "große Lösung" mit der Verlegung des Elsebaches für die Elsetalerschließungsstraße helfen, das Unternehmen (mit einer der größten Gewerbesteuerzahler der Stadt) am Standort zu halten. Dass man Standorte wechselt, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, hat man mehrfach bewiesen. Viele Zweigbetriebe liegen unmittelbar an Autobahnauffahrten. . .


Quelle: ST (Süderländer Tageblatt) vom 10. Juli 2002

"Wir glauben fest an den
Standort Deutschland"

Ziehwerk Plettenberg setzt auf hochmoderne Technologie und nahm eine 70 Meter lange Zieh- und Richtmaschine der Firma Schumag in Betrieb

Plettenberg. Wir betrachten uns ein wenig als die beiden Unverbesserlichen und glauben trotz aller Probleme fest an den Standort Deutschland", betonte Werner Schaumann, geschäftsführender Gesellschafter der Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft (WS), gestern bei der Vorstellung der neuen Ziehstraße im Gespräch mit der Heimatzeitung. Sein Geschäftspartner und Mitgesellschafter Friedrich Wilhelm Krummenerl ergänzte: "Man kann in Deutschland nur mit qualitativ hochwertigen Produkten, modernsten Maschinen und qualifizierten Mitarbeitern überleben."

Im Ziehwerk Plettenberg wurden in diesen Tagen die Voraussetzungen für eine weiterhin gesunde Zukunft des über 80 Jahre alten Unternehmens, in dem es noch nie Kurzarbeit gab, gelegt, denn die Produktivität kann mit der Inbetriebnahme der nunmehr fünften Ziehstraße deutlich erhöht werden. "Die neue Anlage leistet so viel wie zwei der vorhandenen Ziehstraßen", betonte Krummenerl bei der Besichtigung der gewaltigen Anlage, die sich über eine Länge von 70 Metern in dem eigens gebauten Hallenkomplex erstreckt.

Installiert wurde die vollautomatische Ziehstraße zur Herstellung von Blankstahl nach einer insgesamt zweijährigen Planungsphase. Der Aufbau erfolgte schließlich innerhalb von vier Monaten. Insgesamt sind jeweils drei Mitarbeiter im Zwei-Schicht-Betrieb an der Anlage beschäftigt, die mit einer Antriebsleistung von 1.530 kVa und einer monatlichen Kapazität von 2.500 bis 3.000 Tonnen Blankstahl im Abmessungsbereich von 20 bis 42 mm (Rund) und 19 bis 41 mm (Sechskant) produzieren kann. Die Bedienung erfolgt dabei an mehreren Steuerpulten mit integrierten Computern. Die Daten der zu produzierenden Aufträge werden in Datenbanken gespeichert, können bei Folgeaufträgen abgerufen werden und sorgen laut Krummenerl für "reproduzierbare Ergebnisse."

Die Besonderheit der neuen Anlage sind mehrere hintereinander geschaltete vollautomatische Arbeitsabläufe, die eine spätere Weiterbearbeitung auf Zerspanungsautomaten ermöglichen.

Wesentliche Abnehmergruppen für den Blankstahl sind die Automobilindustrie, die Automobilzuliefererindustrie und der Maschinenbau, wobei die "Qualitätsprodukte aus Plettenberg" vor allem zur Herstellung von Kolbenstangen für Stoßdämpfer, Antriebswellen und Getriebeteile, Spurstangen und diverse Kolben Verwendung finden.

Die Gesamtkapazität des Unternehmens, dass zur Firmengruppe Westfälische Stahlgesellschaft gehört, beträgt rund 80.000 Tonnen pro Jahr. Die WS-Gruppe beschäftigt am Hauptstandort Plettenberg sowie in Löhne, Stuhr/Bremen und Stuttgart derzeit rund 250 Mitarbeiter bei einem Gesamtumsatz von 170 Mio. Euro (im Jahr 2001).

Für die heute gängige "Just-in-Time-Produktion" der Unternehmen liegen in den WS-Lagern insgesamt 40.000 Tonnen Stahl auf Abruf bereit.

Lediglich in einem Bereich des Ziehwerks Plettenberg wird nicht "auf Lager" produziert. Dort wird ein Teil der Produktion über robotergestützte Anlagen zu sogenannten Fixlängen verarbeitet, die Endkunden wie VW anfordern. "Das Material geht nach der Qualitätskontrolle von hier aus per Lkw direkt nach Braunschweig ins VW-Werk", betonte Schaumann.

Andere robotergefertigte "Fixlängen" gehen beispielsweise an die Firma Otis, die diese beim Bau von Rolltreppen weiterverarbeitet. ged


Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962, S. 200 ff., 2 Fotos, 1 Grafik

Westfälische Stahlgesellschaft
Ossenberg & Co GmbH Plettenberg i. Westf.

Die Gründung der Firma erfolgte im Jahre 1919 durch Herrn Otto Ossenberg. Ursprünglicher Sitz der Firma war Hagen. Damals befaßte man sich mit dem Vertrieb von warm- und kaltgewalztem Bandeisen. Die Absatzbasen beschränkten sich im wesentlichen auf den rheinisch-westfälischen Raum.

Im Jahre 1939 wurde das Verkaufsprogramm erheblich erweitert. Von diesem Zeitpunkt ab wurde der Handel mit allen Stahl- und Eisenerzeugnissen betrieben. Die Verkaufsorganisation wurde so ausgebaut, daß sich die Lieferungen über das gesamte damalige Reichsgebiet erstreckten.

Im Februar 1945 wurde das Unternehmen durch einen Luftangriff restlos zerstört. Nach vorübergehender Unterbringung in Nachrodt wurde im Jahre 1948 in Plettenberg-Holthausen ein größeres Gelände mit Bürohaus und großen Lagerhallen erworben. Das gesamte Areal ist heute ca. 17.500 qm groß, die bebaute Fläche umfaßt 6.500 qm. Für den süddeutschen Raum wird in Stuttgart eine selbständige Niederlassung mit einem Auslieferungslager unterhalten. In Bremen und Bünde i. W. entstanden im Laufe der letzten Jahre ebenfalls solche Niederlassungen.

Das Verkaufsprogramm umfaßt heute den Vertrieb von Stahl und Eisen aller Härtegrade in gewalzter, geschmiedeter und gezogener Ausführung. Die Absatzorganisation ist so weit ausgebaut, daß die Erzeugnisse nicht nur im Inland, sondern auch in die wichtigsten westlichen Exportländer verkauft werden. Seit geraumer Zeit wird auch in die verschiedensten Länder des Ostblocks exportiert.

Die von langer Hand geplante Errichtung einer eigenen Fabrikationsstätte gewann im Jahre 1953 Gestalt, als diesem Unternehmen in Form der Errichtung der Ziehwerk Plettenberg GmbH eine eigene Erzeugungsbasis angegliedert wurde. Dieses Unternehmen ist mit einer modernen Beizerei ausgestattet, die den neuesten wasserwirtschaftlichen Erfordernissen gerecht wird. Die Eisen-Sulfate, die durch den Beizprozeß abgesondert werden, machen in dieser Anlage einen Regenerierungsprozeß durch, der es erlaubt, daß die Beizabgabe in einem vollkommen gereinigten Zustand dem Entnahmegewässer wieder zugeführt wird. Der bereits vorhandene Maschinenpark und die im Bau befindlichen Neuanlagen einschließlich einer modernen Glüherei ermöglichen einen Ausstoß von jährlich ca. 25.000 t. Die Hauptabnehmergruppen dieser Erzeugnisse sind die Automobilindustrie, Schraubenfabriken und Fassondrehereien, die Werkzeugmaschinenindustrie, die Textilmaschinenindustrie etc.. Beide Unternehmen beschäftigen heute ca. 200 Mitarbeiter. Hauptinhaber ist Herr Friedr. Wilhelm Krummenerl, nachdem der Gründer der Firma, Otto Ossenberg, im Jahre 1941 verstorben ist.

Die Betriebsführung ist nicht nur allein um den weiteren Ausbau der Firma bemüht, verbunden mit dem technischen Fortschritt, sondern ist auch auf die Lösung sozialer Probleme sehr bedacht. So wird für jedes Gefolgschaftsmitglied, das wenigstens drei Jahre der Betriebsgemeinschaft angehört, eine zusätzliche Lebensversicherung abgeschlossen. Darüber hinaus werden namhafte Beträge dem sozialen Wohnungsbau zugeführt, um für Werksangehörige neuen zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.


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