Quelle: Schreiben Ohler Eisenwerk, im Dezember 1981

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe mich entschlossen, ab 1.1.1982 die Werksgruppen

AL-PAC OHLER VERPACKUNGEN
EISEN und STAHL
Ohler Eisenhandel GmbH
OHLER FLEXROHR
Verwaltung der Firma Ohler Eisenwerk Theob. Pfeiffer, Plettenberg-Ohle,

in die Firma

Alcan Ohler GmbH
5970 Plettenberg-Ohle

einzubringen. Die kontinuierliche Fortführung des Geschäftsbeziehungen ist dadurch sichergestellt, dass ihre bisherigen Gesprächspartner auch in Zukunft in gleichen Funktionen für Sie tätig sein werden. An meine Stelle wird Herr Reinhold Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Alcan Aluminiumwerke GmbH, treten und die Geschäftsführung der Alcan Ohler GmbH übernehmen.

Ich danke Ihnen sehr herzlich für das mir entgegengebrachte Vertrauen und verbinde damit die Bitte, auch der neuen Gesellschaft dieses Vertrauen entgegenzubringen.

Ihnen persönlich sowie Ihrem Unternehmen wünsche ich für die bevorstehenden Festtage und die weitere Zukunft alles erdenklich Gute und verbleibe als Ihr

Hans Walter Pfeiffer.


Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962 - S. 179 bis 181, 4 Fotos

Ohler Eisenwerk
Theob. Pfeiffer

Die großen Werkshallen, die inmitten der Berge des Sauerlandes im Örtchen Ohle stehen, gehören dem Ohler Eisenwerk, einem der bedeutendsten Feinblechwalzwerke Deutschlands, das von seiner Gründung bis heute bereits in der dritten Generation im Besitz der Familie Pfeiffer ist. Als Theobald Pfeiffer, der Vater des jetzigen Seniorchefs der Firma, das im Jahre 1889 gegründete Unternehmen im Jahre 1895 übernahm, ahnte keiner, welche Bedeutung dieses Werk einmal für Ohle und seine weitere Umgebung haben würde.

Theobald Pfeiffer war Textil-Kaufmann in Siegen. Er hatte sich längere Zeit mit der Situation des damaligen Ohler Eisenwerks und der Feinblechbranche beschäftigt. Trotz der stark umstrittenen Zukunftsaussichten der reinen Walzwerke erkannte Theobald Pfeiffer dank eines selten klaren unternehmerischen Weitblicks, dass hier eine Chance lag. Nach der Übernahme des Werkes sorgte Theobald Pfeiffer für durchgreifende technische Verbesserungen mit dem Ziel, Qualitäts-Erzeugnisse mit allen Mitteln moderner Technik herzustellen. 1897 wurde ein Anschluss an die Eisenbahn gebaut, der die Transportprobleme wesentlich erleichterte. Auch die technische Ausstattung des Werkes ist im Laufe der nächsten Jahre erheblich verbessert worden. In mehreren Etappen wurde das Werk vergrößert und modernisiert, bis dass der Ausbruch des I. Weltkrieges mit allen seinen schweren Folgen der deutschen Wirtschaft und damit auch dem Werk in Ohle Sorgen brachte. In dieser schweren Zeit, genau im Jahre 1919, trat Walter Pfeiffer in die Firma ein und ging mit der ihm bis heute eigenen Initiative und Tatkraft an die Arbeit. Trotz Wirtschaftskrise und Inflation ging der Ausbau des Werkes stetig weiter. Umfang und Größe, aber auch der Stand der technischen Einrichtungen mussten mit der wachsenden Produktion und den technischen Neuerungen Schritt halten. Und es ist so geblieben bis auf den heutigen Tag.

Die Vergrößerung des Werkes bedingte im Jahre 1921 die Verlegung der damaligen Provinzialstraße Plettenberg - Werdohl (später Bundesstraße 236). Im Jahre 1923 baute die Firma ein zweites Wasserkraftwerk in Bockeloh (Baukloh) mit einer Leistung von 3.000 kVA. Neue Hallen erstanden, die Kapazität wurde ständig erweitert. 1936 erhielt das Werksgebäude nach abermaliger Verlegung der Provinzialstraße Plettenberg - Werdohl durch seine repräsentative Front sein heutiges Gesicht. Weitere geplante Verbesserungen und Erweiterungen machte zunächst der Ausbruch des II. Weltkrieges zunichte. Gleich zu Anfang des Krieges, im Jahre 1940, hatte die Firma den Tod ihres Gründers Theobald Pfeiffer zu beklagen. Von diesem Zeitpunkt an setzte Walter Pfeiffer das Werk seines Vaters allein fort.

Im letzten Monat des II. Weltkrieges musste das Werk wegen Rohstoffmangels schließen. Aber schon bald nach Kriegsschluss, im Juni 1945, konnte das Ohler Eisenwerk die Arbeit wieder aufnehmen. Erst nach der Währungsreform im Jahre 1948 wurde die Aufwärtsentwicklung, die durch den Krieg unterbrochen worden war, wieder vorangetrieben. Weitere moderne Fabrikationshallen und Walzstraßen, ein vorbildliches Bürogebäude und eine moderne Kläranlage wurden in den folgenden Jahren errichtet. Der Umfang des ständigen Wachstums der Firma wird am besten deutlich dadurch, dass die Produktion von 1919 bis 1960 verzehnfacht wurde.

Neben der Hauptproduktion des Werkes, der Herstellung hochwertiger Feinbleche, wurde im Jahre 1954 die Produktion von glasfaserverstärkten Polyester-Lichtplatten (Pecolit) neu aufgenommen. Für diese Erzeugung erwarb die Firma in Schifferstadt einen vorbildlichen Betrieb, in dem rund 100 Arbeitskräfte beschäftigt werden. Seit 1960 werden auch flexible Rohre speziell für die Automobilindustrie hergestellt, und dazu wurde im Jahre 1962 die Herstellung von Aluminium-Behältern (ALLPAC- Alu-Einweg-Verpackungen) für die Verpackungsindustrie aufgenommen.

Zum Schluss der Darstellung dieser dynamischen Entwicklung des Ohler Eisenwerks muss erwähnt werden, dass der Aufbau der sozialen Leistungen mit dieser Entwicklung Schritt gehalten hat. Seit Jahrzehnten werden aus der Unterstützungskasse in Not geratene Werksangehörige unterstützt. Eine eigene Betriebskrankenkasse bringt Sicherung und Hilfe im Krankheitsfall. Hinzu kommt eine Pensionszusatzkasse und eine Urlaubskasse. Jährlich werden Fahrten mit den Arbeitsjubularen unternommen. Die Werkskapelle des Ohler Eisenwerks, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist, muss auch in diesem Zusammenhang genannt werden.

Als eine besondere Aufgabe wurde in Ohle der Bau von Werkswohnungen angesehen. Bis Ende 1920 waren rund 100 Wohnungen gebaut worden. 1927 kamen 32 Wohnungen in der Papenkuhle hinzu. Bis 1939 stieg die Zahl der Werkswohnungen auf 300, und nach dem II. Weltkrieg wurden weitere Wohnungen gebaut, so dass heute, im Jahre 1962, mehr als 400 Werkswohnungen mit dazugehörigen Gärten den Werksangehörigen ein behagliches Heim bieten. Dazu wurden 80 Werksangehörigen erhebliche Beträge zur Finanzierung von Siedlerhäusern zur Verfügung gestellt.

Diese Aufzählung der sozialen Leistungen wäre nicht vollständig, würde das 1956/57 erbaute Ledigenheim in der Papenkuhle nicht erwähnt. Hier stehen in Ein-, Zwei- und Dreibett-Zimmern 172 Betten für die Werksangehörigen zur Verfügung. Das Haus besitzt eine eigene Küche, Eß- und Aufenthaltsräume sowie eine Kegelbahn in modernster Ausführung.

In Würdigung dieses Lebenswerkes und nicht zuletzt wegen seiner sozialen Einstellung wurde Walter Pfeiffer an seinem 70. Geburtstag der Ehrenbürgerbrief der Stadt Plettenberg überreicht. Noch heute ist er in seltener körperlicher und geistiger Frische in der Firma tätig, seit 1955 unterstützt von seinem Sohn Hans Walter, der nach vielseitiger Ausbildung, besonders auch im Ausland, einst die Geschicke des Werkes leiten wird.


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