Quelle: ST vom 07.07.2009
Das war's - endgültig
PLETTENBERG Gestern unterzeichnete Ralf Schawag von der gleichnamigen Heizungs-,
Klima- und Sanitär-Firma aus Böddinghausen den Kaufvertrag für die Traditionskneipe und
wird die Räume zum neuen Firmensitz seines in zweiter Generation in Plettenberg ansässigen
Handwerksunternehmens machen.
Rückblick: Mollys Kneipe wurde im Jahr 1912 von Heinrich "Molli" Groll (verstorben 1998) gegründet. Er führte die Gaststätte bis 1972. Aus der Musikbox klangen in dieser Zeit oft die Beatles, vor der Theke standen die treuen Fans von Mollys Kneipe. Wer wissen wollte, was los war im Städtchen, musste dabei sein. Mittendrin Heinrich "Molli" Groll. So war das, damals bei Molly. Für Generationen von Schülern war Mollys Kneipe eine feste Adresse. Ob in der Freistunde, nach Schulschluss oder am Abend - hier fühlten sie sich zu Hause. Mollys war eine Institution, deren Ruf bis heute nachwirkt.
Nun hat Besitzer Nicola Jadanza das Handtuch geworfen. Neun Monate, nachdem er gemeinsam mit Markus Rother "Mollys" übernommen hat, muss Jadanza die Kneipe wegen schlechter Besucherzahlen schließen.
"Ich erinnere mich noch an die schönen Stunden bei Molly"
Der Gastronom aus Attendorn hatte zuletzt alles probiert und dabei sogar aus der Sicht eingefleischter Mollys-Fans mit der Tradition gebrochen, als plötzlich zeitweise kein Rock mehr lief, sondern House-Musik.
Künftig wird es nun in der ehemaligen Kneipe statt Theke und Bierfass Büroräume, Computer und Projektplantafeln geben, statt Thekenpalaver Beratungsgespräche rund um energiesparende Heiztechnik.
"Ich erinnere mich selbst an viele schönen Stunden bei Molly", sagt der 40-jährige Diplom-Ingenieur Ralf Schawag. Bevor im Januar 2010 der Umzug von den jetzigen Räumen In der Bommecke über die Bühne gehen kann, ist jedoch noch viel zu tun. "Die traditionsreiche Fassade wird dabei aber nicht untergehen", so Ralf Schawag. "Das wäre doch zu schade", ergänzt er mit einem Augenzwinkern.
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Vorerst bleiben die Türen von Mollys Kneipe geschlossen. Die Firma Schawag hat die Räumlichkeiten gekauft und möchte im Januar 2010 seinen Firmensitz in die Traditionskneipe verlegen. Foto: S. Schulz
Quelle: ST vom 22.07.2006
Umsatz ging in den Keller:
PLETTENBERG "Es war eine schöne Zeit", sagt Molly-Wirt Markus Rother – und diese hat für ihn und für viele Plettenberger Jugendliche und Junggebliebene Ende des Monats ein überraschend schnelles Ende. Am übernächsten Wochenende wird in der ehemaligen Gastwirtschaft Groll in Böddinghausen vorläufig das letzte Mal Bier gezapft und Musik aufgedreht. "Die Umsätze gingen immer weiter bergab", begründete Markus Rother gestern im Gespräch mit der Heimatzeitung seinen Schritt, die Notbremse zu ziehen. Rother hatte erst Anfang letzten Jahres der traditionsreichen Schüler- und Studentenkneipe neues Leben eingehaucht. Zunächst sei alles prima gelaufen, acht Aushilfen beschäftigte er. Zum Schluss habe Rother die Kneipe mit seiner Freundin alleine führen können. Warum es den Bach hinunter ging, kann sich der Böddinghauser Rother nicht erklären. Auftritte heimischer und auswärtiger Bands, Mottopartys, Strip-Tänzerinnen – immer wieder probierte man mit teilweise auch Ausgefallenem auf sich aufmerksam zu machen. Der harte, alte Kern von früher habe sich selten blicken lassen – höchstens wenn die »Juhnkes« aufspielten.
Das neue Molly habe Jüngere »angezogen«, ein Generationswechsel. Rother gewann zudem in den letzten Monaten immer mehr den Eindruck, als könne man Plettenberger nicht mehr in Kneipen locken. Freitagabends hätten drei Österreicher bei ihm am Tresen gesessen, angesichts der "Geisterkulisse" fragten sie verwundert: "Was ist denn mit den Plettenbergern los?" Für Rother jedenfalls – nach seinen Angaben läuft der Pachtvertrag mit Bierverleger Willy Langhammer auch Ende des Monats aus - ist die Schließung kein »Weltuntergang«. Er will in seinem erlernten Beruf als Schlosser weitermachen. Eine Nachfolge für Rother gibt es indes nach Informationen der Heimatzeitung noch nicht. Vor der Ära Rother hatten sich Heike Nitschmann, Tanja Krengel, Manuela Platzer versucht.
Eröffnet wurde die Kneipe von Heinrich Groll. Nachdem das Gymnasium 1967 ins Schulzentrum umgesiedelt worden war, war für die Schüler der Weg zu den einstigen Stammkneipen Hoppe und Zum Amtsgericht zu weit. Ersatz boten der Böddinghauser Hof und Grolls 1912 gegründete Traditionskneipe. Die Wahl fiel für die meisten auf Groll. Heinrich Groll selbst, 1998 verstorben, führte die Gaststätte bis 1972. Aus und vorbei ist es unterdessen auch mit "Ricks Cafe" am Offenborn. Pächterin Carmen Kumpe musste nach eigenen Angaben das Lokal aus familiären Gründen aufgeben. Sie zog zurück nach Dortmund. Für Immobilien-Besitzer Rainer Heidrich kam dies überraschend. Der Pachtvertrag sei für mehrere Jahre ausgelegt worden. Nun kümmerten sich beide Seiten um einen Nachfolger. Unglücklich ist der Leerstand vor allen Dingen vor dem Hintergrund, dass das Lokal (ehemals Havanna-Bar) vor nicht allzu langer Zeit neu eingerichtet worden war. Ebenfalls keine Lösung ist für das Ladenlokal Autoteile-Zuccala gegenüber der Fahrschule Fellmer am Offenborn in Sicht. Angedacht war ein Stehcafè`, um wenigstens einen Teil der Fläche zu nutzen. pw
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