Bemerkenswertes Jubiläum in der Plettenberger Industrie 50 Jahre Menschel-Schrauben und -Muttern Zielbewußter Aufstieg eines heimischen Industrie-Unternehmens - Adolf Menschel ließ sich durch den Schicksalsschlag im Gründungsjahr nicht entmutigen - Planmäßige Erweiterung des Produktionsprogrammes
Plettenberg. Vor nunmehr 50 Jahren - am 12. November 1904 - gründete Adolf Menschel
auf ererbtem Grund und Boden in der Bermke die Firma Adolf Menschel, die sich zunächst
auf die Fabrikation von Stock-, Rosetten- und Gardinenschrauben und den dazugehörigen
Muttern befaßte.
Mit einem Übermaß an Energie ging der Gründer ans Werk, mußte aber einen schweren
Rückschlag erleiden, als nach kaum einem Jahr der größte Teil der Fabrikationsanlagen
niederbrannte. Im Frühjahr 1906 lief die Produktion in neuerbauten Räumen wieder an.
Durch Anschaffung weiterer Maschinen wurden Stahldübel mit den dazugehörigen Schrauben
und Muttern in das Fabrikationsprogramm aufgenommen. Das Anspitzen der Dübel geschah
zum großen Teil vorerst durch Heimarbeiter, und zwar nicht nur in Plettenberg und
Eiringhausen, sondern auch in Affeln, ja sogar in Langenholthausen.
Von Jahr zu Jahr wurde mit zunehmender Fabrikationserweiterung der Betrieb durch Um-
und Anbauten erweitert und mit modernsten Maschinen ausgestattet. Die Stahldübel wurden
nunmehr maschinell geschmiedet und angespitzt. Bald folgten die ersten Pressen für die
Herstellung von Schrauben sowie Gewindewalzen.
Im Zuge der allgemein einsetzenden Elektrifizierung stieg der Bedarf an Stahldübeln
ins Unermeßliche. Ebenso wurde die inzwischen gleichzeitig aufgenommene Fabrikation
elektrischer Artikel verstärkt. Beide Fertigungsprogramme liefen uneingeschränkt als
"volkswirtschaftlich wichtig" während des ersten Weltkrieges. Nebenher wurden
hauptsächlich Schrauben und Muttern für die Elektroindustrie gefertigt.
Infolge des stetig ansteigenden Energiebedarfs wurde im Jahre 1920 eine moderne
elektrische Anlage von Siemens-Schuckert eingebaut. Im darauffolgenden Jahre wurde
anstelle der älteren Gebäude an der Straßenseite ein dreistöckiges Büro- und Lagergebäude
errichtet. Gleichzeitig nahm die Firma die Fabrikation kaltgepreßter Muttern in
größerem Umfang auf. Vor allem wurden stärkere Muttern hergestellt.
Im Jahre 1929 wurden die Fabrikationsräume einer Firma in der damaligen Südstraße
(später Brachtstraße bzw. Goethestraße) erworben. Dieses Werk wurde zu einer modernen
Holzschraubenfabrik ausgebaut und gehörte bis zum Tode des Gründers zum Stammwerk in
der Bermke.
Neben den Aufgaben, die ihm sein Werk tagtäglich stellte, kümmerte sich der Inhaber
mit zunehmendem Alter mehr und mehr um das Allgemeinwohl nicht nur seiner Belegschaft
sondern weit über diesen Rahmen hinaus. Als Mitgründer gehörte er lange Jahre dem
Vorstand der Ortskrankenkasse an. Lange Zeit widmete er sich der Berufsertüchtigung
der Jugend und beteiligte sich u. a. an der Gründung der Lehrwerkstatt Plettenberg
GmbH. Er war Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums und gehörte zum Vorstand
mehrerer kulturfördernder und geselliger Vereine.
Im Laufe des letzten Krieges zog sich der Inhaber nach und nach von den Geschäften
zurück. Durch den unglücklichen Kriegsausgang war ihm nicht der wohlverdiente,
schöne Lebensabend beschieden. Truppen der Besatzungsmächte nahmen ihm sein Haus
in der Grünestraße und zwangen ihn zur Verlegung seiner Wohnung in das Werk Südstraße,
wo er 1946 für immer die Augen schloß. Kurz zuvor hatte der seit Jahrzehnten
mitaufbauende älteste Sohn das Stammwerk in der Bermke übernommen, dessen Bezeichnung
- um den handelsgesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen - im Handelsregister auf
den Namen E. W. & Paul Menschel umgeändert wurde.
Erfolgreicher neuer Start
Auch nach dem Kriege konnte der Betrieb wesentlich erweitert und die Einrichtung weiter
modernisiert werden. So wurde beispielsweise im Jahre 1952 die Warmfabrikation von
schweren Muttern in das Fabrikationsprogramm aufgenommen.
Quelle: Amtsgericht Iserlohn (früher Amtsgericht Plettenberg), Handelsregister, Vereinsregister
VR 211 22.05.1951 Unterstützungskasse der Firma E. W. Paul Menschel, Schrauben- u. Mutternfabrik, Plettenberg |