Quelle: Süderländer Tageblatt vom 01.03.2012
Schwerstarbeit am Grafweg:
PLETTENBERG Das leerstehende Gebäude neben dem "toom"-Getränkemarkt am Grafweg war erst kürzlich noch im Gespräch als möglicher Standort für einen neuen Elektronikmarkt. Die Stadtverwaltung hatte dem Ansinnen des Elektrohändlers jedoch eine Abfuhr erteilt. Nicht so erfolgreich war der Rat der Vier-Täler-Stadt vor rund 20 Jahren, als er versuchte, die Ansiedlung des "Jumbo"-Baumarkts auf dem Gelände der alten Ziegelei Loos zu verhindern.
Am 22. August 1989 eröffneten am Grafweg der "Jumbo"-Baumarkt und der "Lidl"-Markt. Besonders gegen die Ansiedlung des Baumarktes hatten sich die Stadtväter vehement gesträubt. Doch aus rechtlichen Gründen konnte die Baugenehmigung damals nicht verweigert werden.
So entstanden rund 2 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf dem Gelände der erst wenige Monate zuvor abgerissenen Ziegelei Loos, deren Firmengebäude und Lehmbruch über Jahrzehnte das Bild der Umgebung dominierten.
1899: Ziegelei Loos wird gegründet
Zum Brennen benutzte man einen so genannten Ringofen. Das vom Ingenieur Friedrich Eduard Hoffmann (1818-1900) erfundene Gerät war besonders effektiv beim Brennen von Ziegeln. Ein Ringofen besteht in der Regel aus einem großen Kreis oder Oval mit etwa 14 bis 20 Kammern, in denen unabhängig voneinander ein Feuer entfacht werden kann, das die ebenfalls in der Kammer befindlichen getrockneten Ziegelrohlinge brennt. Nach dem Brennvorgang lässt man in einer Kammer das Feuer verlöschen, und die nächste Kammer wird mit Brennstoff beschickt. Dadurch wandert in etwa ein bis zwei Wochen das Feuer einmal um das Oval.
Das Gelände der Ziegelei Loos war vor dem Zweiten Weltkrieg besonders bei Kindern beliebt. In einem Artikel im Süderländer Tageblatt schrieb Dr. jur. Ernst Weimann in den 1980-er Jahren dazu: "Für Kinder war es da interessant, wie im Lehmbruch die Loren beladen wurden, wie sie vom Arbeitsplatz über die Drehscheibe zum Ziegelgebäude kamen, an einem Drahtseil angekuppelt und langsam nach oben ins Innere des Gebäudes gezogen wurden und kurz darauf an gleicher Stelle leer wieder herauskamen." Dabei hatte eine dieser Loren Platz für rund einen halben Kubikmeter Lehm, der in Schwerstarbeit losgehackt werden musste und anschließend in die Loren geschaufelt wurde.
Das Gebiet um die Ziegeleien Loos und Wirth ist nicht mit dem heutigen Erscheinungsbild der Gegend vergleichbar. Der Grafweg war damals ab der Ziegelstraße weder gepflastert, noch asphaltiert.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war das Geschäft mit Ziegeln in Plettenberg noch rentabel. Doch zu Beginn der 1970-er Jahre erfolgte der langsame Niedergang. Ende 1972 brannte die benachbarte Ziegelei der Gebrüder Wirth die letzten Ziegel. Im Januar 1973 wurde das Firmengebäude abgerissen. Das gleiche Schicksal sollte auch die Ziegelei Loos ereilen.
1970-er: Niedergang der Ziegeleien
Nur wenige Tage nach dem Abbruch der Ziegelei Loos meldeten sich am Samstag, 4. März 1989, gegen 22.30 Uhr Anwohner des Grafwegs bei der Feuerwehr und meldeten eine starke Rauchentwicklung in der Umgebung. Unerlaubtes Verbrennen des Abbruchholzes durch ein Subunternehmen hatte zu einem Inferno geführt - das absichtlich gelegte Feuer geriet außer Kontrolle. Die angerückten Löschgruppen waren bis in die frühen Morgenstunden mit dem Löschen des Feuers beschäftigt.
Nur innerhalb weniger Monate war der Verkaufsraum für den "Jumbo"-Markt errichtet worden. Auch dessen Einrichtung mit Waren im Wert von rund 2,2 Millionen Euro war in einer Rekordzeit von nur 14 Tagen erfolgt. In den folgenden Jahren wechselten die Besitzer der Verkaufsfläche am Grafweg, in der sich heute ein Getränkemarkt befindet. Nichts scheint hier mehr an die alte Ziegelei zu erinnern, die fast 90 Jahre das Bild der Umgebung geprägt hatte. cc |