Quelle: Süderländer Tageblatt vom 25.06.1998

Die letzte Stunde
für Loos & Schmidt
hat geschlagen

Lediglich der ölverschmierte Boden erinnert daran, dass Maschinen jahrelang ihren Dienst taten . . .

Plettenberg. (sr) In den nächsten Wochen schlägt die letzte Stunde für die ehemaligen Fabrikräume der Firma Loos & Schmidt Plettenberg. In den Fabrikationshallen, in denen bis vor kurzem noch das Arbeitsleben tobte, ist Ruhe eingekehrt. Lediglich der ölverschmierte Boden an manchen Stellen erinnert daran, dass hier Pressen und Maschinen zur Schraubenherstellung über Jahre hinweg ihren Dienst versehen haben.

Auf dem Dachboden liegt neben alten Regalen ein vergilbtes Lohnbuch. Akribisch wurde hier handschriftlich festgehalten, wer wann welchen Lohn bekam. Damals erhielt der Arbeiter noch einen Monatslohn von rund 300 Mark. Der ausgediente Stahlschrank in der Ecke des Raumes lagerte in früheren Tagen wohl manche Lohntüte. Nun steht seine Türe offen. Ein Dieb wird hier nichts mehr finden. Die staubigen Spinde im Keller werden nie wieder von den ehemaligen Beschäftigten geöffnet werden. Die verlassenen Büroräume sind leergefegt, lediglich der alte Computer in der Mitte des Raumes steht einsam zwischen Regalen.

Scherben deuten auf den Abriß hin
Scherben und Trümmer deuten auf den bevorstehenden kompletten Abriß der Hallen hin. Der Strom in der alten Plettenberger Firma ist schon lange abgestellt. Die stehengebliebene Uhr in der Mitte der größten Halle wurde inzwischen abmontiert. Nach dem Konkurs der Firma Loos & Schmidt und der Übernahme des Betriebes durch die Firma Geck-Müller hatte der Betrieb Press & Stanz seinen Versand an den Grafweg verlagert. Doch auch davon ist heute nichts mehr zu erkennen.

Der alte Ofen, der an manch kalten Wintertagen für wohlige Temperaturen in den großen Räumen sorgte, hat ebenfalls ausgedient. Still und eisern steht der Stahlkoloss da. Wenn in ein paar Wochen die Bagger anrollen und Monate später der neue Lidl-Markt auf dem Gelände steht, erinnert wohl nichts mehr daran, dass hier über Jahrzehnte hinweg Plettenberger Familienväter im Schweiße ihres Angesichts das tägliche Brot verdient haben.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 05.10.1981

Neue Firma führt Loos & Schmidt weiter
Sechzig Arbeitnehmer haben wieder einen Arbeitsplatz - Fertigungsprogramm bleibt erhalten


Die Firma Loos & Schmidt am Grafweg. Im Hintergrund die Ziegelei Loos. (Foto: Archiv Hassel)

Plettenberg. (ema) Erleichterung und strahlende Gesichter heute morgen bei einem Großteil der Belegschaft der Mitte September in Konkurs gegangenen Plettenberger Firma Loos & Schmidt: 61 Arbeitnehmer können ab morgen früh wieder ihre Arbeit aufnehmen. In einer kurzfristig für Samstag morgen angesetzten Betriebsversammlung wurde ihnen mitgeteilt, daß die Firma von zwei Betrieben aus Siegen bzw. Gelsenkirchen übernommen worden ist und das bisherige Fertigungsprogramm weitergeführt wird. Die neuen Arbeitsverträge wurden heute morgen abgeschlossen.

61 von etwas mehr als 90 Arbeitnehmern der früheren Firma Loos & Schmidt können also an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren. Von den restlichen dreißig Männern und Frauen hat bereits die Hälfte einen neuen Arbeitsplatz gefunden, wie die Firmenspitze im Gespräch mit dem "Süderländer Tageblatt" betonte. Nach dem Konkurs geäußerte Befürchtungen, daß die Arbeitslosenzahl in Plettenberg rapide ansteigt, haben sich also als nicht richtig erwiesen.

Die Firmen August Friedberg, Schrauben- und Nietenfabrik in Gelsenkirchen, und die Firma Fuchs, Schraubenwerk aus Siegen, hatten bereits während der Einleitung des Konkursverfahrens Interesse an der Übernahme der Firma Loos & Schmidt gezeigt. Mittlerweile konnten die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden, wobei allerdings nicht die bisherige Firma als solche übernommen wurde, sondern ein neues Unternehmen, nämlich die LSP Umformtechnik GmbH, aus der Taufe gehoben wurde. Um kostengünstiger arbeiten zu können, konnten allerdings nicht alle Arbeitnehmer übernommen werden. Vielmehr wurde der gesamte Maschinenbau eingestellt, und auch in den anderen Abteilungen der Firma wurden Personalkürzungen vorgenommen. Lediglich die Verkaufsabteilung unter der Leitung des früheren Verkaufsprokuristen Reinhard Geck - der sich während des Konkursverfahrens erheblichen Vorwürfen aus den Reihen der Belegschaft ausgesetzt sah - wird in vollem Umfang weitergeführt.

Eine verständliche Maßnahme, da auch das Fertigungsprogramm (Herstellung und Vertrieb von Muttern sowie Kalt- und Warmformteilen) von den neuen Firmeninhabern, die bisher zu den größten Kunden des Betriebes Loos & Schmidt zählten, in der ganzen Bandbreite erhalten bleibt. Zwar muß die neugegründete Firma zwar wieder am "Nullpunkt" anfangen, da zum Beispiel bestehende Aufträge aus der Konkurszeit nicht übernommen werden können, doch zeigt man sich zuversichtlich, bald wieder einen großen Kundenstamm aufgebaut zu haben, der Artikel mit dem Markenzeichen "LSP" beziehen wird.



Handelsregister-Eintrag:

HRB 283 27.12.1996 LSP Umformtechnik Verwaltungsgesellschaft mbH, Plettenberg Die Liquidation ist beendet, die Firma ist erloschen.


Im "Einwohnerbuch" der Stadt Plettenberg aus dem Jahre 1928/29 finden sich folgende Einträge:

Loos & Schmidt, Bahnhofstr. 24, Fernsprecher 38
Loos, August, Mitinhaber der Fa. Karl Loos und der Fa. Loos & Schmidt, Bahnhofstr. 24, Fernspr. 38
Loos & Schmidt, Inh.: August und Carl Loos und Wilhelm Schmidt, Mutternfabrik, Grafweg 22, Fernspr. 477, P.-Dtmd 1280;
Schmidt, Wilhelm, Mitinhaber der Fa. Loos & Schmidt, Bahnhofstr. 15


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