Zum Geleit!

Verehrter Genossenschaftsfreund!

Wenn Sie die kleine Festschrift in die Hand bekommen, bitte, lassen Sie dieselbe gelten im Sinne, wie sie von uns gedacht ist.
Nicht übermut oder Streben nach Ehre und Ruhm gab uns Veranlassung, die Schrift zu erstellen. Sie soll Ausdruck unserer Freude sein, das Werk, welches die Alten mit viel Idealismus und großem Opfermut begannen, heute in schöner Blüte zu sehen. Sie soll aufrichtigen Dank darbringen und den Alten zur Ehr', den Jungen zur Lehr' geschrieben sein.

Ein Menschenlebensweg hat mit 50 Jahren wohl meist die Höhen erreicht. Selten, sehr selten rundet sich ein solcher zu hundert Jahren Dauer.
Werke, von Menschen ersonnen und aufgerichtet, können, wenn gesunde Gedanken sie geboren und ihr Gefüge echt und wahr verblieb, Geschlechter überdauern, viele Dezennien, ja Jahrhunderte bestehen.


Das Werk unserer Väter schaut zurück auf 50-jähriges Bestehen. Der Weg war weit, oft mühsam, dornenvoll und steinig. Die Idee, die es trug, war und ist edel und gut. Sich selber zu helfen, im vertrauensvollen Miteinander zu schaffen, allen bestens zu dienen, waren Leitmotive der Vergangenheit und sollen es in aller Zukunft bleiben.

Dass wir weiter bauen konnten auf der Einsicht und dem Tun der Gründer, wenn auch mit einem nur bescheidenen materiellen Erbe nach bösem Geschehen, macht uns froh und stolz und lässt uns innigst wünschen - unsere Genossenschaft möge - viel länger als ein reiches Menschenleben - noch viele Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte, allen Mitgliedern und Verbrauchern ein echter Segen bleiben.

Konsumgenossenschaft Plettenberg
e.G.m.b.H..


Geschichte der Konsumgenossenschaft Plettenberg eGmbH
... so fing es an - - - es war ein weiter Weg!

Von eh und je war der Gemeinsinn bei den Bewohnern des Plettenberger Raumes stark ausgeprägt. Gab es doch immer in der Welt der Berge und Wälder im Lebenskampf Aufgaben, die nur im Miteinander aller Kräfte zu lösen waren. Galt es der Feldbreite durch Rodung des Waldes, der Eisengewinnung aus dem Felsen der Berge und auf der "Pinge", der Nutzbarmachung der Kraft der rinnenden Gewässer, stets fanden sich viele Hände zu gemeinamem Tun.

Im ganzen Mittelalter, als Schmiede- und Drahtzieherhandwerk wie auch die Tuchmacherei in Plettenberg in Blüte standen, herrschte der genossenschaftliche Gedanke und wurde echter Gemeinsinn und die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen in Zünften und Innungen gepflegt.
Über dieses Zusammenstehen und die segensreiche Wirkung dieses Handelns auch in bitteren Notzeiten, berichten Urkunden und Schriften, die aus alter Zeit erhalten sind und heute im Stadtarchiv aufbewahrt werden.
Als besonderes Beispiel gemeinwirtschaftlicher Betätigung kann auf die Gründung der "Stapelvereinigung" im Jahre 1753 (eine genossenschaftliche Einrichtung der Tuchmacher) hingewiesen werden.

In der zweiten Hälfte des letztvergangenen Jahrhunderts, als die Dampfmaschine aus Handwerksbetrieben Industrieunternehmungen werden ließ, brach eine neue Zeit für die Bewohner des Plettenberger Gebietes an. Tuchmacherei und die damit verwandte Strumpfwirkerei verloren völlig an Bedeutung, hörten bald auf zu existieren. Dafür kam die Kleineisenindustrie zu einer beachtlichen Blüte und Plettenberger Erzeugnisse aus Gesenkschmiede und Automatensaal (Dreherarbeit) erlangten besten Ruf in aller Welt. Es gibt heute kaum ein Gebiet der modernen Technik, wo nicht diese Erzeugnisse Verwendung finden.

Von dem sich einstellenden Segen profitierten die Massen der unselbständigen Arbeitnehmer - zu solchen waren viele der früher selbständigen Existenzen geworden - nicht sehr merklich. Der Kampf ums Dasein blieb hart, wie zuvor. Einkommen und Auskommen waren nur schlecht in Einklang zu bringen, zumal die stark angewachsene Zahl der Bevölkerung nicht mehr aus den Ernten der heimischen Felder und Gärten versorgt werden konnte, sondern weitgehend von der Versorgung durch den Handel, vor allem in Lebensmitteln, abhängig geworden war. Nicht fremd waren aber den Plettenbergern die Grundsätze der redlichen Pioniere von Rochdale, da ja schon die Vorväter in echtem Miteinander zueinander gestanden hatten.

Ein Protokoll vom 10. Dezember 1899
berichtet uns von dem Willen der Verbraucher aus dem Kreis der Industriearbeiter in Plettenberg, eine Einrichtung zu schaffen, welche durch gemeinsamen Einkauf aller notwendigen Lebensmittel und Abgabe zu günstigsten Preisen eine bessere Wirtschaftlichkeit für die Verbraucherfamilie anstrebte. Die Mitglieder des "Industrie-Arbeiter-Vereins" Plettenberg führten Klage über mangelnde Einsicht der Geschäftsleute, von denen man Unterstützung im harten Lebenskampf erwartet hatte, anscheinend aber recht enttäuscht worden war.

Es kam zur Gründung eines "Vereins zur Beschaffung billiger Lebensmittel". Der Verein wurde nicht in das Vereinsregister eingetragen. Ludwig Schul, Plettenberg, war Vater des Gedankens, der ungeteilten Beifall fand. Adolf Schmidt, Carl Heese, Carl Heeker, Heinrich Linde, Simon Hackeler und Johann Hoffmann wurden die ersten aktiven Mitarbeiter der Selbsthilfebewegung.

Nicht klar festzustellen ist, wann der Verein zur praktischen Arbeit kam. Jedenfalls wurde etwa im März 1900 eine gebrauchte Ladeneinrichtung zum Preis von 65,00 Mark in Hohenlimburg gekauft und ein Ladenlokal in Plettenberg, Graf-Dietrich-Straße, angemietet. Ein Großhändler, Wolf, Dortmund, wurde zur Warenlieferung und der Einrichtung der Geschäftsbücher verpflichtet und Ludwig zum Lagerhalter bestimmt. Dem Verein wurde der Name "Haushaltungs-Verein der Industrie-Arbeiter für Plettenberg und Umgebung" gegeben. Eine Satzung wurde formuliert, welche leider nicht erhalten geblieben ist, und Vorstand und Aufsichtsrat gewählt. Die Zahl der Mitglieder wird mit etwa 60 angegeben.

Schon Ende des Jahres 1900 stellten sich für das junge Unternehmen Schwierigkeiten ein. Entsprechend der geringen Mitgliederzahle konnte der Umsatz nicht so gestaltet werden, dass sich die Kosten deckten. Andrerseits versuchten viele Verbraucher im Laden des Vereins zu kaufen, ohne Mitglied zu sein, was vom Gesetzgeber verboten war.

Um die Mitgliederbasis zu stärken, also Käufer als Mitglieder zu gewinnen, wurde der Geschäftsanteil ermäßigt. Ende Oktober 1901 wurde Heinrich Solms, Plettenberg, als Lagerhalter gewählt, der dem Verein eine Kaution von 1.000,00 Mark stellte. Über den Umsatz des Unternehmens wird erstmalig im Mai 1902 berichtet und zwar betrug derselbe im letztabgelaufenen Halbjahr 17.856,57 Mark.
Im Mai 1903 wurde ein Umsatz für das letztverflossene Geschäftsjahr mit 38.282,79 Mark, bei einem Mitgliederbestand von 159, ausgewiesen. Wenn in der ersten Zeit der Vereinstätigkeit sich Verluste einstellten, konnte nunmehr ein Überschuss von 522,90 Mark ausgewiesen.

Mitglieder des Aufsichtsrates und des Vorstandes
im Jahre 1947


Die erfreuliche Entwicklung gab Veranlassung, neben dem Lagerleiter einen Ladengehilfen, Otto Böllinghaus, einzustellen. Der Umsatz 1903-1904 betrug schon 44.426,32 Mark, 1904-1905 42.068,68 Mark. In der Mitgliederversammlung am 21. Oktober 1905 wurde beschlossen, den Verein in eine Konsumgenossenschaft umzuwandeln und in das Genossenschaftsregister eintragen zu lassen. Am 15. November 1905 wurde im Genossenschaftsregister des Amtsgerichtes Plettenberg unter Nr. 2 eingetragen: "Haushaltungsverein-Verein für Plettenberg und Umgebung, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht." Sitz des Unternehmens: Plettenberg i. Westf.. Die Haftungssumme: 30 Mark.
Der Aufsichtsrat: Gregory, Fritz, Lückel, Georg, Krenzer, Wilhelm, Kaiser, August, alle aus Plettenberg.
Der Vorstand: Hoffmann, Johann (Geschäftsführer), Kauke, Wilhelm (Kassierer), Dönges, Wilhelm (Kontrolleur).


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