Quelle: WR (Westfälische Rundschau) Plettenberg vom 13.01.2006
Christl Köhler - eine Institution geht
Stadtmitte. (HH) Mit 76 Jahren ist es Zeit, aufzuhören, meint Christl Köhler und geht in den verdienten Ruhestand. Die Kunden von Lederwaren Köhler können das kaum nachvollziehen, denn Christl Köhler ist eine Institution, ihr Geschäft und sie selbst sind vom Alten Markt gar nicht wegzudenken.
Das Haus "Lederwaren Köhler" wird es auch weiterhin geben. Christl Köhler hat einen Nachfolger gefunden - die Firma Harnischmacher aus Olpe führt das Geschäft unter dem alten Namen fort.
Christl Köhler aber hört zum 28. Februar nach 56 Jahren im zunächst elterlichen, 1962 von ihr übernommenen, Geschäft auf.
Am 5. Januar 1924 gründeten Heinrich Köhler und Eduard Listringhaus (vielen noch als "Onkel Eduard" aus dem Kindergottesdienst der Christuskirche bekannt) die "Lederhandlung" mit Schuhmacherwerkstatt an der Graf-Dietrich-Straße 5. Das Haus wurde 1725 nach dem Stadtbrand von dem Fassbinder Heinrich Steffen errichtet. Es blieb in der Familie bis heute, denn die Großmutter von Christl Köhler war Wilhelmine Köhler geb. Steffen.
Frischen Wind brachte im Jahre 1950 Christl Köhler als Lehrling zum Großhandelskaufmann in das "Lederhandlung-, Schuhbedarfsartikel und Schäftemacher"-Geschäft: Ab sofort wurden Lederwaren wie Handtaschen, Aktentaschen, Portemonaies ins Programm aufgenommen. Nach zwei Jahren verkürzter Lehrzeit folgte ein halbes Jahr Volontariat in einem Lederwarengeschäft in Wiesbaden, der Geburtsstadt der Mutter. Im November 1961 starb Vater Heinrich Köhler, so dass Christl Köhler ab 1962 das Geschäft übernahm.
1983 wurde das Geschäft erweitert, 1995 trennte man sich von der Sparte Schuhbedarfsartikel - seither ist der von vielen so geliebte Geruch der mit Eichenlohe gegerbten Ledertafeln weitgehend verschwunden. In Gundel Herzhoff geb. Biehsmann hat Christl Köhler seit 52 Jahren eine treue und fachlich versierte Helferin, seit 1994 ist deren Schwägerin Gisela Biehsmann im Geschäft und wird es auch künftig unter der neuen Führung Harnischmacher sein.
Christl Köhler, die lange Jahre u. a. als Kassiererin aktiv im City-Werbering mitgearbeitet hat, gehört zu den Geschäftsleuten, die wie Höfinghoff & Allhoff, Wilmink, Bitzhenner/Geck, Funke, Lohmann oder Finke seit Jahrzehnten zum Stadtbild gehören.
Eine gute Nachbarschaft, früher wie heute, wird gepflegt. Die unmittelbaren Nachbarn gehören seit Jahrzehnten dem Nachbarschafts-Stammtisch "Treppchen" an. Christl Köhler wird bald mehr Zeit für ihren Garten haben, endlich eine Menge Erinnerungen von vielen Reisen sortieren können und ganz bestimmt auch weiterhin in der Stadtmitte zu sehen sein.
Quelle: ST (Süderländer Tageblatt) vom 21.01.2006
Christel Köhler: "Einmal
PLETTENBERG Die Kunden können kaum glauben, dass Christel Köhler bald nicht
mehr hinter der Theke von "Lederwaren Köhler" stehen wird. Seit 56 Jahren ist die
Geschäftsfrau im Betrieb ihres Vaters eine "Institution" der Plettenberger Innenstadt.
Doch es ist unumstößlich: Christel Köhler wird definitiv zum 28. Februar aus dem
Geschäft ausscheiden und sich ganz ihrem Garten und einigen Reiseplanungen widmen.
Ihr Geschäft bleibt aber unter altem Namen bestehen: Die Firma Harnischmacher aus
Olpe führt den Betrieb als Filiale fort und beschäftigt weiterhin auch die
langjährige Mitarbeiterin Gisela Biehsmann.
1924 von Heinrich Köhler und Eduard Listringhaus als Lederhandlung Listringhaus
& Köhler gegründet, übernahm Christel Köhler 1962 nach dem Tod ihres Vaters das
Geschäft in dem Haus an der Graf-Dietrich-Straße, das seit seiner Errichtung
1725 im Besitz der Familie Steffen ist. Seitdem änderte sich zunächst nicht viel
bei Köhlers. Schließlich waren schon zu Beginn ihrer Ausbildung Hand- und
Aktentaschen sowie auch Portemonnaies in das Sortiment aufgenommen worden.
Von der Fertigung von Schäften und Absätzen trennte man sich jedoch. 1995
verabschiedete sich der Betrieb auch von der Sparte "Schuhbedarfsartikel".
Das schien überfällig, denn "in den 80-er Jahren setzte das große Schuhmacher-Sterben
in Plettenberg ein", erzählt Köhler heute. Hatten Gundel Herzhoff und Christel
Köhler in ihrer Lehrzeit Anfang der 50-er Jahre noch "harte Lederstreifen
schneiden" müssen und die Pakete mit den Schäften und Absätzen noch mit dem
Fahrrad an die weit mehr als zehn Schuhmacher der Stadt geliefert, ist heute
nur ein "echter" Schuhmacher an der Kaiserstraße übrig geblieben. "Heute wird viel
geklebt, das gab es früher nicht und die Qualität leidet oft darunter. Früher
musste ein Lederschuh drei bis fünf Jahre halten, heute ist ein Schuh für
viele ein »Wegwerfartikel«", sagen Köhler und Herzhoff im Gespräch mit der
Heimatzeitung.
Wenn auch Christel Köhler sowie ihre Mitarbeiterin Gundel
Herzhoff, die seit 52 Jahren eine treue und fachlich versierte Helferin
in den täglichen Abläufen ist, ab dem 28. Februar nicht mehr für ihre Kunden
zur Verfügung stehen, so ist Gisela Biehsmann, seit 1994 im Betrieb, auch
weiterhin Ansprechpartnerin vor Ort, wenn es um Hand- und Aktentaschen,
Regenschirme, Schultornister und ähnliches geht. Erinnern wird sich Christel
Köhler vor allem an die Menschen, die in ihrem Geschäft kauften: "Wir hatten
immer gute und treue Kunden – die werde ich vermissen," sagt Köhler. Wenn
sie in ihrem Garten arbeitet, den Ruhestand genießt und auf ihren Reisen
in die Ferne schaut, wird sie es jedoch aushalten können. Der Grund ist ganz
einfach, sagt Köhler: "Einmal muss es eben gut sein." jmt
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