Quelle: Süderländer Tageblatt vom 04.10.1978
Dreiviertel Jahrhundert Buchhandlung Koch
Plettenberg. Am gestrigen 3. Oktober ist es genau 75 Jahre her, dass
Albert Koch im Süderländer Tageblatt ankündigte: Den geehrten Bewohnern von
Plettenberg und Umgebung mache ich hierdurch die ergebene Mitteilung, dass
ich im Hause Wilhelmstraße 1 hierselbst eine Buchbinderei, Buch- und Papierhandlung
eröffne.
Albert Koch, ein gebürtiger Plettenberger, absolvierte seine Lehre in den
Jahren 1893 bis 1896 bei dem Buchbinder Heinrich Rottmann in Plettenberg.
Er ging dann nach alter Handwerkersitte auf Wanderschaft und erweiterte
in Düsseldorf, Gevelsberg, Rendsburg, Bautzen, Berlin und Osnabrück seinen
Horizont. Am 3. Oktober machte er sich dann in der Wilhelmstraße 1 selbständig.
Er gründete im ehemaligen Lohmannschen Haus am Maiplatz eine Buchhandlung
mit Schreibwarengeschäft. Als Albert Koch im Jahre 1915 zu den Fahnen gerufen
wurde, führte seine Frau, die ihn von Anbeginn tatkräftug unterstützt hatte,
das Geschäft allein weiter.
In den Jahren 1930/31 erfolgte der Neubau des jetzigen großen Geschäftshauses
an der Kaiserstraße. Von den beiden Söhnen kam nur der jüngere aus dem Krieg
zurück. Zusammen mit seinem Sohn Werner stand Albert Koch auch beim 50-jährigen
Geschäftsjubiläum noch an der Spitze seines von ihm gegründeten Geschäftes.
Wenige Jahre später schon (1957) starb Werner Koch; ein Jahr später sein Vater.
Die Gattin des verstorbenen Werner Koch, Hulda Koch, führte das Geschäft jedoch
trotz der schweren Schicksalsschläge mit viel Einsatz und Geschick weiter. Die
älteste von zwei Töchtern Hulda Kochs erlernte zur Fortführung der langen
Tradition auch das Buchbinderhandwerk bis zum Jahre 1960 in Schwerte, stieg
dann in die elterliche Buchbinderei ein. Noch im gleichen Jahr heiratete Heide
Koch. Ihr Mann, Horst Kayser, ließ seinen ursprünglichen Beruf fallen und
lernte ebenfalls zum Buchdrucker um. Das Ehepaar Kayser wird also eines Tages
das Geschäft übernehmen. Vorerst bleibt die Chefin Hulda Koch jedoch noch im
Laden, denn die jungen Angestellten brauchen manchen guten Rat aus erfahrenem
Munde, den ihnen Frau Koch auch gerne erteilt.
An eine Erweiterung des Geschäftes wird seit einigen Jahren gedacht, kann aber
wegen des von der Stadt angeordneten Baustops nicht durchgeführt werden. Dieser
Baustop besteht seit rund zwanzig Jahren. Er wurde von verschiedenen Projekten
abhängig gemacht. So ist der Vorwand im Moment die groß angelegte Stadtsanierung.
Der Baustop wird vom Hause Koch natürlich stark kritisiert, vor allem, weil er
einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten umschließt, muss aber trotz der
geschäftsschädigenden Wirkung als Tatsache hingenommen werden.
Frau Hulda Koch hofft allerdings auf die zwei Söhne der Familie Kayser, die die
Buchbinderei in der vierten Generation aufrecht erhalten könnten. Vielleicht
geht es dann weiter mit dem ältesten Plettenberger Geschäft dieser Art. Den
Glückwünschen der Heimatzeitung schließt sich gleichzeitig dieselbe Hoffnung
auf eine erfolgreiche Zukunft der Buchbinderei Koch an. |