Aus Hammerwerk Schulte GmbH & Co KG wird "plettac Umformtechnik GmbH & Co KG
Zum 01.01.1995 änderte die Firma Hammerwerk Schulte GmbH & Co.KG, Gesenkschmiede, Daimlerstr.9, ihren Namen in "plettac Umformtechnik GmbH & Co.KG". Sie übernahm gleichzeitig die Geschäftsaktivitäten der Franz Mayer GmbH, deren Standort erhalten blieb. Ziel: Verlagerung und Verbreiterung des Produktspektrums auf anspruchsvolle Schmiedestücke, Stärkung der Marktposition auf der Einkaufs- und Absatzseite. Geschäftsführer der plettac Umformtechnik GmbH & Co.KG sind: Jan Muntinga (kaufm.Geschäftsführer), Henrik Muntinga (techn.Geschäftsführer).
Foto: H. Hassel
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Quelle: Plettenberg, Industriestadt im Märkischen Sauerland, 1962 - S. 188 u. 189, 4 Fotos
Hammerwerk Schulte
Foto: H. Hassel
Ein Gang durch die geräumigen Werkshallen des Hammerwerkes Schulte vermittelt
einen zunächst verwirrenden Eindruck vielfältiger kleiner und großer Maschinen,
von großen Lagerräumen und Eisenvorräten, Beförderungs- und Verkehrsanlagen,
aber auch von mustergültigen sanitären und anderen, dem Wohle der Belegschaft
dienenden Einrichtungen. Dieser Rundgang lässt aber nicht mehr vermuten, dass
es sich hier um Plettenbergs älteste Fabrikationsstätte handelt.
Schon im Jahre 1840 gründete der Landwirtssohn D. W. Schulte aus Almecke bei
Plettenberg, der vorher als Drechslermeister hauptsächlich Spinnräder
angefertigt hatte, eine Fabrik zur Herstellung von Schrauben und Stimmnägeln.
Als der Gründer dieser heute noch bestehenden Plettenberger Fabrik 1864 starb,
konnte er seinem Sohn H. W. Schulte ein gut arbeitendes kleines Werk überlassen,
das der neue Besitzer in den 80er Jahren um ein Hammerwerk zur Herstellung von
Gesenkschmiedestücken und Gabeln erweiterte. Später fügte er noch eine Drahtzieherei
hinzu. Die Gabelfabrikation wurde später zugunsten der Gesenkschmiederei wieder
eingestellt.
Im Jahre 1906 übertrug H. W. Schulte seinem Sohn Max die Drahtzieherei und
Stimmnägelfabrik und seinem Sohn Otto das Hammerwerk. Da Otto Schulte schon
im Jahre 1907 starb, im gleichen Jahre wie sein hochbetagter Vater, wurde das
Hammerwerk Schulte durch seine Witwe, der späteren Kommanditistin Frau Irma
Ritter, mit Unterstützung von zwei Prokuristen, weitergeführt.
Foto: H. Hassel
Im Januar 1916 übernahm Jan Muntinga die Geschäftsführung der Offenen
Handelsgesellschaft, die im Jahre 1920 in Firma "Hammerwerk Schulte GmbH & Co
KG" umgewandelt wurde, in die Jan Muntinga als geschäftsführender Gesellschafter
eintrat. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Gesenkschmiede zu einer der
ersten und bedeutendsten im westfälischen Raum. Im Jahre 1937 wurde der
Firmenname abermals abgeändert und zwar in "Hammerwerk Schulte KG" Plettenberg
i. W. unter Leitung von Jan Muntinga als persönlich haftender Gesellschafter.
Zu den Kommanditisten Jan Muntinga und Frau Irma Ritter verw. Schulte trat 1940
als persönlich haftender Geselschafter der langjährige Prokurist Hermann ter Jung.
Im Jahre 1945 übernahm Jan Muntinga als Generalbevöllmächtigter erneut die Leitung
der Firma, die er 1940 niedergelegt hatte. Als er im September 1948 starb, übernahm
sein erst 26-jähriger Sohn Rudolf Alexander Muntinga die Leitung des Unternehmens,
das seit 1916, besonders aber in allerneuester Zeit, einen großen Aufschwung nahm.
So wurden in diesen letzten viereinhalb Jahrzehnten ständig die Produktionsanlagen
des Hammerwerkes Schulte erweitert und jeweils auf den neuesten Stand der Technik
gehalten. Zu den alten Fabrikhallen kamen seit 1940, als die Firma ihr 100-jähriges
Jubiläum feiern konnte, drei neue Hallen hinzu, davon zwei nach dem letzten Kriege.
Sie sind besonders geräumig und hell. Die Riemenfallhämmer wurden teilweise durch
neuzeitliche Schmiedehämmer ersetzt. Dazu traten eine hydraulische 350-t-Presse,
neue große Kran- und viele andere maschinelle Neuanlagen.
Das Gewirr der Eisengestänge und Maschinen, der Hämmer und Pressen, in dem sich ein
Besucher der ältesten Plettenberger Fabrikationsstätte nicht sofort zurechtfindet,
ist in einem sinnvollen Zusammenhang der folgerichtig auf- und nacheinander abgestimmten
Arbeitsgänge gebracht, deren dröhnendes Hämmern, Zischen und Surren zu einem
imponierenden Lied der Werkarbeit wird.
Das alte Hammerwerk Schulte hatte hauptsächlich Schmiedestücke für den Bergbau und
für die allgemeine Maschinenindustrie geliefert. Nach dem I. Weltkrieg und nach
Aufstellung der schweren Fallhämmer wurde vorwiegend für die Deutsche Reichsbahn
gearbeitet. Diese Arbeit sowie der Export - verschiedener der Firma Hammerwerk Schulte
geschützter Artikel für den Eisenbahnbedarf - in mehrere Länder des europäischen und
überseeischen Auslands, waren mitbestimmend für den Aufschwung, den die Firma seit
1916 genommen hat. Seit 1948 werden im besonderen Bergbauartikel und Schmiedestücke
für die Zubringerindustrie des Bergbaues hergestellt. Aber auch die Lieferungen für
die Deutsche Bundesbahn wurden wieder in größerem Umfange aufgenommen. Ebenfalls wird
die Fahrzeugindustrie in neuerer Zeit in verstärktem Maße beliefert.
Den stärksten Eindruck erhält man bei einem Besuch der Werksanlagen heute von den
vollautomatischen Bearbeitungsmaschinen, die es neben einer nach rationellen
Gesichtspunkten erfolgten neuerlichen Durchorganisation des Werkes mit ermöglichten,
dass sich der Jahresumsatz bis heute um ein Vielfaches steigerte. Plettenbergs älteste
Fabrikationsstätte befindet sich daher heute in einem neuen Stadium hoffnungsvoller
Aufwärtsentwicklung.
Das wurde nicht zuletzt durch eine vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Betriebsleitung
und Arbeitnehmern erreicht. Neben der sachlichen Zusammenarbeit wurde im Laufe der
Jahrzehnte die Zusammengehörigkeit durch harmonisch verlaufene Betriebsausflüge und
in jeder Beziehung geglückte Betriebsfeiern bestätigt. Auch die hohe Zahl der Jubilare
mit 25-jähriger und längerer Betriebszugehörigkeit beweist das gute Einvernehmen. |