Quelle: Firmengeschichte (um 1986), 2 DIN A4-Seiten per matrixdrucker, im Archiv H. Hassel

Draht-Knips GmbH - ein
Familienunternehmen am Weltmarkt

Plettenberg. Als im Jahre 1937 die beiden Drahtzieher Heinrich und Ernst Knips (Werkmeister bei der Westf. Drahtindustrie Hamm, †1976), die in Altena das Drahtzieherhandwerk erlernt hatten, sich entschlossen, in Plettenberg eine Drahtzieherei zu gründen, welche in den Anfängen lediglich auf Lohnarbeit für größere Firmen ausgerichtet war, hätten sie sich niemals träumen lassen, welche weltweite Geschäftsverbindungen sich nach fast 50-jährigem Bestehen des Unternehmens entwickelt haben würden.

Bereits in den Jahren 1943/44 begannen die Gebrüder Knips in Betriebsräumen am Umlauf (Muthsche Schmiede) in eigener Regie gewellte Bürstendrähte herzustellen, die zum größten Teil an die in der heutigen DDR liegenden Drahtbürstenfabriken in Spremberg, Berlin-Pankow, Leipzig und an kleinere Abnehmer im Erzgebirge verkauft wurden.

In der ersten Nachkriegszeit hatten es die Brüder nicht leicht, in den Monaten März - Juli 1945 ruhte der Betrieb völlig. Dies war die Zeit, als der Sohn von Ernst Knips, Karl-Heinz Knips, aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkehrte. Im August 1945 nahm man bereits ganz bescheiden die Fertigung von Drähten wieder auf. Bedingt durch Energiesperrungen und Materialknappheit wich die Firma Knips auf die Verarbeitung der Lagerbestände aus, um Bürsten aller Art wie Topfreiniger und Ofenrohrreiniger herzustellen. Im Herbst 1947 erteilte die britische Militärregierung der jungen Firma die Betriebserlaubnis (Permit), welche mit regelmäßigen Strom- und Gaszuteilungen verbunden war.

Dies hatte zur Folge, dass besonders Ernst Knips, der lange Jahre Meister bei großen Herstellern der Kratzen-, Webelitzen- und Bürstendrahtbranche gewesen war, sich wieder ganz der Drahtfertigung widmete und die erste Durchlaufvergüteanlage für schwarzgehärtete Bürstendrähte erstellte.

Zu Beginn der fünfziger Jahre wurden neue, eigene Fabrikationsräume Im Baumhof 1 bezogen, die noch heute einen Teil der Fertigung beherbergen. Unter der kaufmännischen Leitung von Karl-Heinz Knips nahm das Unternehmen in den folgenden Jahren eine stetige Aufwärtsentwicklung. Die Zunahme der Produktion erforderte eine laufende bauliche Anpassung der Fabrik.

Im Jahre 1978 trat der Sohn Jürgen nach abgeschlossenem Studium in die Firma ein, um zunächst die betriebliche Seite der Bürstendrahtproduktion kennenzulernen. Nach dem Rücktritt des Seniorchefs Karl-Heinz Knips als Geschäftsführer im Jahre 1983 ist nunmehr Jürgen Knips der alleinige Geschäftsführer, der aber gern noch auf die Erfahrung und den Rat des Vaters zurückgreift.

Im Jahre 1984, als die räumliche Enge im Stammwerk keine rationelle Fertigung und schon gar keine Expansion erlaubten, wurde der Entschluss gefasst, einen Teil der Produktion, die Drahtzieherei, zu erweitern und auszubauen. Im Bannewerth 26 wurden Gebäude für die Drahtzieherei - Grob-/ Feinzug, Vergüterei - errichtet. Angeregt durch die Verknappung und Verteuerung von ziehfähigen Stahldrähten wurde kurz darauf eine komplett neue Durchlaufpatentieranlage entwickelt und installiert, um in diesem Drahtsektor autark zu sein. Bei der Erstellung dieser Anlage konnte Draht-Knips auf ein eigenes, zu Anfang der 1970er Jahre patentrechtlich geschütztes Verfahren zum Patentieren von Stahldrähten zurückgreifen, bei dem es aufgrund der besonderen Drahtführung während des Durchlaufprozesses nicht mehr nötig ist, den geglühten Draht in einem Beizbad zu entzundern. Dieses Verfahren spart Kosten der Entsorgung und ist darüberhinaus ausgesprochen umweltfreundlich. Zum andern konnte bei der Planung der Anlage die Zielsetzung erfüllt werden, eine möglichst große Auslastung der Anlage mit minimalem Personaleinsatz zu realisieren.

Ermutigt durch den Erfolg beim Betreiben dieser neuen Anlage entschloss man sich Mitte 1985 zum Kauf einer 18 Meter langen Grobziehmaschine, die es der Firma nun ermöglicht, den gesamten Prozeß der Drahtfertigung, ausgehend vom Walzdraht mit 5,5 mm Durchmesser im eigenen Haus unter eigener Regie kontrollieren zu können. Zum Einsatz kommen nunmehr ausschließlich ausgesuchte Walzdrahtchargen, die gewährleisten, dass die Endprodukte den Anforderungen der heutigen Einsatzzwecke der Industriebürsten entsprechen.

Das Fertigungsprogramm der Draht-Knips GmbH erstreckt sich ausschließlich auf Stahldrähte in verschiedensten Ausführungen und Abmessungen. Ein wichtiger Produktionszweig sind die gehärteten Runddrähte von 0,15 bis 1,00 mm, die in industriell genutzten Zopfbürsten (entrosten, entgraten von Hand und per Maschine) und auch in Handbürsten zum Einsatz kommen. Ungehärtet, naturhart belassen, ist dagegen der Großteil der Flachdrahtproduktion von 1,10 x 0,15 mm bis 4,2 x 1,3 mm, die in erster Linie zur Fertigung von Kehrbesen an Straßenkehrmaschinen verwandt wird. Mit diesem Produkt hat sich Draht-Knips einen Namen am europäischen Markt gemacht. Die dritte große Produktionslinie sind die hartgezogenen gewellten Stahldrähte, die der neuen Bürstentechnologie folgend, im Endlosstrang mit abgezählten Adernzahlen geliefert werden.

Schon traditionsgemäß exportorientiert hat sich die Exportquote in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert und liegt heute im Bereich von 65 - 70 %. Grundlage für diese Erfolge auf dem Weltmarkt ist ein breitgefächertes, gut eingeführtes Vertreternetz, mit dem Draht-Knips in ständigem Kontakt steht, und so auf Entwicklungen im Kundenstamm kurzfristig reagieren kann.

Die Geschäftsleitung und die Mitarbeiter der Draht-Knips GmbH sind stets darauf bedacht, qualitativ hochwertigen Stahldraht zu konkurrenzfähigen Preisen an die Kundschaft auszuliefern. Durch die überschaubare Größe von ca. 20 Mitarbeitern können häufig flexible Entscheidungen getroffen werden, um kurzfristig auftretende Bedarfsfälle befriedigen zu können. Diese Fähigkeit, die im Wettbewerb mit den Großen am Markt einen gewissen Vorteil darstellt, soll auch in Zukunft um jeden Preis erhalten und verbessert werden, um auch weiterhin dem Familienunternehmen seinen Platz am Markt für Stahlbürstendrähte zu sichern.


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