Quelle: Festschrift 50 Jahre Elektro Brehmer 1919 - 1969 im Archiv H. Hassel

Jubiläumsschrift
anlässlich des 50-jährigen Bestehens
1919 - 1969


Schwarzenbergstr. 2-4
Elektro-, Radio-Fachgroßhandlung
Reparaturwerkstatt - Ankerwickelei
Installationsbetrieb - Kundendienst




Ein halbes Jahrhundert im Dienst
von Industrie, Handwerk und Handel

Fünfzig Jahre sind für eine Firma ein bedeutender Zeitabschnitt. Sie brachten Enttäuschungen und Rückschläge, aber auch Erfolge und Hoffnungen.
Ein halbes Jahrhundert Arbeit, Sorge und Verantwortung.
Durch die eiserne Energie und Zielstrebigkeit des Firmengründers, gestützt auf die bewährte Mitarbeit seines Schwiegersohnes und langjährig, treuer Belegschaftsmitglieder, kann die Firma in diesen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen feiern.

Der Gründer des Unternehmens, Adam Brehmer, wurde am 9. Februar 1885 geboren. In den Jahren 1900 bis 1905 verbrachte er seine Lehr- und anschließende Gesellenzeit beim Elektrizitätswerk Hagen, wo er mit Elektroinstallationen, Freileitungsbau und Motorenreparaturen beschäftigt war.
Ende 1905 wurde er zum Wehrdienst einberufen, wo er in berufsnahen Funktionen, meist als Bordfunker bei der Kaiserlichen Marine, eingesetzt wurde. Während dieser Zeit nahm er auch an einer China- und Japanreise teil.

1911 bis 1917, also auch während des I. Weltkrieges, arbeitete er für die AEG in Hagen und leitete in der Hauptsache die Montage von Stromversorgungsnetzen für viele Orte im Siegerland. Anschließend, bis zur Gründung seines eigenen Unternehmens, richtete er im Auftrag der AEG den elektrischen Betrieb der Firma J. Kaiser im Oestertal (heute Wilhelm Schade) ein und leitete die erheblichen Erweiterungsarbeiten.
Die vielseitigen Tätigkeiten auf dem gesamten Gebiet der Elektrotechnik befähigten Adam Brehmer, in eigener Regie zu arbeiten. Im Jahre 1919 machte er sich selbständig und gründete die Firma als Installationsbetrieb, Reparaturwerkstatt und Elekro-Großhandlung.

Adam Brehmer
Adam Brehmer

In den gemieteten Räumen des Hauses Grünestraße 19 richtete er ein Geschäft mit Werkstatt ein. Aber bald waren die Räume bereits zu klein. Im nächsten Jahr wurde der gesamte Betrieb in die Wilhelmstraße (heute Foto-Wengenroth) verlegt.

1921 legte Adam Brehmer vor der Handwerkskammer zu Arnsberg seine Meisterprüfung ab. Mit zehn Monteuren hatte er in jenen Jahren in den Plettenberger Industriebetrieben mit Modernisierungsarbeiten und in vielen Wohnhäusern mit Stromversorgungs-Anlagen reichlich Beschäftigung.

Die Räume in der Wilhelmstraße reichten schon bald nicht mehr aus. Einzelne Abteilungen des Unternehmens wurden in den Lindengraben in das heutige Gebäude der Firma Walther Winkemann KG verlegt, bis sich schließlich 1924 der gesamte Betrieb dort eingerichtet hatte.
Jedoch, nach dem äußerst günstigen Anlauf kam nach und nach ein Stillstand in der Entwicklung der gesamten deutschen Wirtschaft. Eine Krisenzeit begann 1929 und in deren Verlauf wurden auch im Plettenberger Raum manche Lücken gerissen, die nicht spurlos an dem jungen Unternehmen vorübergingen. Aber diese Schwierigkeiten konnten, dank der ungeheuren Energie und Umsicht des Inhabers gemeistert werden. Erst langsam kam mit der Wiederbelebung in der Plettenberger Industrie in den 30er Jahren auch ein Fortschritt in der Weiterentwicklung dieses Unternehmens.

Im Jahre 1939 kaufte Adam Brehmer von der Stadt Plettenberg den Saalbau des Hotels Schwarzenberg, in dem allerdings noch ein Kriegsgefangenenlager untergebracht war. Erst im Jahre 1942 wurde der erworbene Saalbau frei, und der gesamte Betrieb mit Reparaturwerkstatt, Ankerwickelei für elektrische Maschinen und Motoren, Installationsbetrieb, Büro und Verkauf dorthin verlegt.
In demselben Jahr starb die Gattin des Inhabers, die bis dahin an der Seite ihres Mannes treu und tatkräftig im Geschäft mitgewirkt hatte.



Kaum hatte der 2. Weltkrieg begonnen, wurden mehrere Monteure zum Wehrdienst eingezogen. Da der Betrieb jedoch wichtige Reparaturen und Anlagen für hiesige Zulieferwerke der Rüstungsindustrie auszuführen hatte, konnten diese nach kurzer Zeit reklamiert werden.
Während der Kriegs- und Nachkriegszeit bereitete die Beschaffung von Materialien große Schwierigkeiten. Insbesondere Kupfer-Dynamodrähte, die für Reparaturen von Motoren dringend benötigt wurden, waren schlecht zu bekommen. Es wurden darum im eigenen Betrieb Tauchsieder, Heizkissen und Bügeleisen hergestellt, die dann zum Kompensieren verwendet wurden.

Seit dem Jahre 1948 wird der Gründer von seinem Schwiegersohn, Ing. (grad.) Heinrich Kothe, in der Leitung des Unternehmens unterstützt. Dieser, geboren am 6. August 1912 in Soest, hatte an der HTL in Dortmund Maschinenbau studiert und daselbst im Februar 1936 sein Examen abgelegt.


Motorenlager

Nach der Währungsreform wurde der Großhandel wesentlich ausgebaut. Die bis dahin vermieteten Kellerräume des Betriebsgebäudes wurden zu einem Motoren- und Gerätelager ausgebaut und neue Büro- und Ausstellungsräume geschaffen. Ab 1950 wurde die Fabrikation für Industrie-Langfeldleuchten betrieben, mit denen viele hiesige und auswärtige Industriebetriebe ausgerüstet und Elektro-Händler und -Installateure beliefert wurden. Leider musste diese Produktion, die gut lief, 1958 infolge Mangels an Fachkräften wieder eingestellt werden. 1957 wurde zusätzlich ein Lager für Motoren und Elektro-Großgeräte gemietet, da die eigenen Lageräume wieder zu klein waren.


Schließlich konnte dann 1962 im Anschluss an die vorhandenen Gebäude ein Geschäfts- und Wohnhausneubau mit zwei großen Ausstellungsräumen für Elektrogeräte und Wohnraumleuchten errichtet werden.
In diesen Räumen wurde dann 1963 - erstmalig im Sauerland - eine Hausmesse und Neuheitenschau veranstaltet. Während dieser Hausmesse wurden die Neuheiten der Kölner Hausrat- und Eisenwaren-Messe vom Herbst des gleichen Jahres gezeigt und von Fachberatern der Herstellerwerke praktisch vorgeführt. Für zwei Wochen verwandelten sich die Ausstellungräume in Messestände. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und wird seit dieser Zeit jedes Jahr wiederholt.
Ein Teil des alten Gebäudes wurde umgebaut und in einen Ausstellungsraum für Radio-, Fernseh- und Phonogeräte. Gleichzeitig wurde eine mit neuesten Messgeräten ausgerüstete Reparaturwerkstatt für diese Geräte eingerichtet. Außerdem wurden die Büroräume erweitert und mit modensten Maschinen ausgestattet.
Zusammen mit einem weiteren Ausstellungsraum, der 1967 speziell für Anbauküchen mit allen dazugehörign elektrischen Einbaugeräten geschaffen wurde, verfügt das Unternehmen über eine Gesamt-Ausstellungs- und Lagerfläche von rund 2000 qm. Es bitet eine Auswahl in Elektro-Geräten, -Maschinen und -Motoren, wie sie im hiesigen Raum nicht wieder zu finden ist.

Die Entwicklung ging ständig vorwärts. Nach dem letzten Kriege wurden über 35.000 Motoren, Transformatoren und Maschinen jeder Art instand gesetzt. Der größte Motor mit 800 PS war 1,5 Meter hoch und wog 5 Tonnen. Der größte Transformator hatte 800.000 VA. Es wurden Großinstallationen in Industrie und Bergwerksbetrieben durchgeführt; Schaltanlagen, Klima-, Licht- und Schallschluckdecken usw. montiert. Der Umsatz hat sich in den letzten 20 Jahren verzehnfacht.

Zur Zeit beschäftigt das Unternehmen 45 Mitarbeiter und unterhält 6 Auslieferungs- und Kundendienst-Fahrzeuge. Es betreut mit seinem modernen Kundendienst pünktlich und fachgerecht seinen großen Kundenkreis. Das Installationsmaterial ist reichhaltig und gut sortiert, so dass die Kundenwünsche in den meisten Fällen sofort erfüllt werden können. Für Beratung und alle Arbeiten auf dem Gesamtgebiet der Elektrotechnik stehen fachmännisch ausgebildete Mitarbeiter zur Verfügung, die auch an der günstigen Entwicklung des Unternehmens maßgeblich beteiligt sind.


Ausstellung Haushaltsgeräte

Ausstellung Elektrogroßgeräte

Auch auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung wurden gute Leistungen vollbracht. In den letzten 20 Jahren wurden über 50 Installateur- und Maschinenbauer-Lehrlinge und 20 Praktikanten ausgebildet, von denen zur Zeit insgesamt 35 ihr Meister-, Ingenieur- oder Dipl.-Ing.-Patent besitzen und zum großen Teil führende Positionen in Industrie und Wirtschaft einnehmen oder sich ein eigenes Geschäft aufgebaut haben. Außerdem erlernten in dieser Zeit hier 15 junge Menschen den Beruf des Großhandelskaufmanns.



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