Quelle: WR Plettenberg vom 03.05.2002
Tapetenhaus Vollmer
Plettenberg. (he) Der letzte Topf Farbe ist verkauft, der letzte Teppich verlegt und der letzte Pinsel über den Ladentisch gegangen. Nach 83 Jahren gehen beim Plettenberger Traditionsbetrieb Tapetenhaus Otto Vollmer die Lichter aus. Mit einem lachendem und einem weinenden Auge verabschieden sich die Inhaber Ursula und Heinz Bornemann aus dem Geschäftsleben in den verdienten Ruhestand.
"Die letzten Wochen waren turbulent", beschreibt Heinz Bornemann die Stimmung der vergangenen Tage im Ladenlokal an der Ecke Kaiserstraße/Maiplatz. Viele Kunden seien traurig, hätten zuletzt nochmal hereingeschaut, um Ade zu sagen. Besonders die Stammkunden werden das Geschäft vermissen, in dem es immer den richtigen Farbton, die maßgefertigte Fußmatte oder den passenden Teppichboden gab.
Vor 43 Jahren hat Heinz Bornemann das Geschäft von seinen Eltern übernommen. Gegründet wurde der Betrieb vor 83 Jahren von Bornemanns Großvater in Eiringhausen. An der Adresse Auf dem Graben wurde ausschließlich Malerbedarf verkauft. Es folgte ein Umzug in die Kaiserstraße 14 (heute Westfälische Rundschau). 1938 kaufte Otto Vollmer das Eckhaus an der Kaiserstraße.
Im Laufe der Jahre hat sich das Geschäft weiterentwickelt. Zum Malerbedarf kamen Bodenbeläge und Dienstleistungen hinzu. Es wurde um- und angebaut.
Nun haben Ursula und Heinz Bornemann den Entschluss gefasst, das Geschäft zu schließen. Leider habe sich nicht die Möglichkeit ergeben, das Unternehmen innerhalb der Familie weiterzugeben. "Unsere beiden Töchter haben sich beruflich anders entwickelt", sagt Ursula Bornemann mit traurigem Unterton. Die letzten Mitarbeiter haben das Geschäft im Hinblick auf die Schließung bereits vor einiger Zeit verlassen. Für Keinen kam die Entscheidung plötzlich.
"Konnten Sie noch alles an den Mann bringen?", "Schade, dass Sie zumachen", "Gibt´s noch Farbe?", "Haben Sie noch Gardinenhaken?" oder einfach nur "Danke für die Zusammenarbeit" - Aussagen, die die Bornemanns in diesen Tagen täglich hören.
Was künftig im Haus Kaiserstraße 2 passiert, ist offen. In den nächsten Wochen heißt es Aus- und Aufräumen. "Damit werden wir länger beschäftigt sein", ist sich Ursula Bornemann sicher. In den oberen Etagen wird das ehemalige Lager zu Wohnungen umgebaut. Für das Ladenlokal gibt es bereits mehrere Interessenten, doch die Bornemanns haben sich bislang nicht entschieden, wer dort ein Geschäft eröffnen wird.
Der Abschied nach 43 Jahren fällt eben doch schwer, und dafür nehmen sich Ursula und Heinz Bornemann eben ein bisschen Zeit - in aller Ruhe.
ST vom 02.03.1963 |