Quelle: WR Plettenberg vom 24.01.2005
Ungewöhnlich: Der Weg
Lüdenscheid/Plettenberg. (flo) Seit Anfang Januar gehören die früheren Alcan-Beschäftigten zur Novelis Inc., einer Abspaltung aus dem Alcan-Konzern, der das gesamte frühere Alcan-Geschäft mit Walzprodukten umfasst und vom Start weg mit einem Umsatz von 6,2 Mrd. Dollar Marktführer der Branche war.
Der Weg dorthin war nicht selbstverständlich. In einer vielleicht einzigartigen Aktion hat der Gesamtbetriebsrat der Alcan Deutschland GmbH darauf hingearbeitet, das miteinander vernetzte deutsche Firmenkonglomerat als Ganzes und damit rund 5 000 Arbeitsplätze zu erhalten. Über das Geschehen hinter den Kulissen seit September 2003 sprach die WR mit dem Lüdenscheider Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Ingo Schmidtke. Denn bei den Arbeitnehmervertretern schrillten zu diesem Zeitpunkt die Alarmglocken. Am 29. September 2003 hatte die EU-Kommission die Übernahme der französischen Pechiney S.A. durch den kanadischen Aluminium-Konzern genehmigt, und zwar unter Auflagen, die die deutschen Standorte in höchste Gefahr hätten bringen können. Weniger interessiert am Erhalt der Arbeitsplätze, sondern mehr bewegt von der Besorgnis, dass eine europaweit marktbeherrschende Stellung durch den Zukauf entstehen könnte, verlangte die EU den Verkauf der französischen Walzwerke Neuf-Brisach, Ruggles und eventuell Annecy und Voreppe oder aber der deutschen Werke Göttingen, Nachterstedt sowie der 50-prozentigen Alcan-Beteiligung am Vormaterial-Lieferanten Alu Norf.
Quelle: WR Plettenberg vom 24.01.2005
Idee: Gesamte Alcan
Plettenberg. Den Betriebsräten war zweierlei ziemlich schnell klar: Für die französischen Betriebsstätten werde sich kaum ein Käufer finden, und mit der teilweisen Veräußerung der deutschen Werke würde die gesamte Alcan-Deutschland in Probleme geraten. Ohne das Vormaterial aus Norf beispielsweise würden Plettenberg-Ohle mit 642, Lüdenscheid mit 250 und Berlin mit 131 Beschäftigten "in der Luft hängen".
Dies war die Ausgangslage für eine ungewöhnliche Form arbeitnehmerschaftlichen Engagements: Der Betriebsrat wandte sich zunächst an die Essener PCG (Project Consult GmbH) und analysierte die Situation. Ziel für die Betriebsräte konnte dabei nur sein, die Alcan-Deutschland GmbH komplett zu erhalten und die Arbeitsplätze zu sichern.
Sicherung der Arbeitsplätze
Deutlich wurde, dass mit einer direkten Unterstützung aus dem Management der Werke kaum zu rechnen sei, weil dabei Loyalitätskonflikte zu erwarten seien. Und ebenso zeichnete sich ab, dass eine Übernahme durch die Belegschaft aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen ausgeschlossen schien.
Ergebnis der Überlegungen war nun die Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, der "Alu-Future GbR" als Erwerber- und Interessengemeinschaft, in der Betriebsräte, Gewerkschafter, aber auch Politiker vertreten waren und die sich aufmachte, statt einzelner Betriebsteile die gesamte Alcan Deutschland GmbH an den Markt zu bringen.
Sondiert wurde bei strategischen Investoren von Thyssen Krupp bis zu VW, wobei Alu-Future feststellen musste, dass dort keine direkten Bestrebungen zur Arronddierung des Geschäfts vorhanden waren. Auf offene Türen und Reaktionen teilweise binnen weniger Stunden stieß die GbR aber bei dem möglichen Millionen-Deal bei Finanzinvestoren, die offenbar kurzfristig in der Lage waren, enorme Beträge zu bewegen.
Durch die Darstellung der Alu-Future waren potenzielle Übernehmer zugleich informiert über die Binnenverhältnisse von Alcan. Im Ergebnis richteten sich direkte Anfragen an den Konzern bereits auf den Erwerb der gesamten deutschen Gruppe und nicht nur von Unternehmensteilen.
Schmidtke ist bis heute nicht 100-prozentig sicher, ob damit die Weichen für die Entscheidung des Gesamtkonzerns gestellt wurden, das gesamte Geschäft mit Walzprodukten abzuspalten.
Karten 2004 neu gemischt
Problematisch für den kanadischen Konzern sei jedoch geworden, dass er in dieser Sparte mit dem Verkauf seiner Deutschland GmbH den europaweit stärksten Teil abgeben würde.
Zu deutsch: Hätte Alcan Deutschland en bloc verkauft, hätte sich der Konzern einen stärkeren Gegner als Konkurrenz geschaffen.
Im Frühjahr 2004 wurden in der Konzern-Zentrale jedenfalls die Karten neu gemischt. Am 18. Mai fiel die Entscheidung zum "Spin Off" des Walzgeschäfts, Ende Dezember stimmten auch die Aktionäre zu.
Was bewegt einen Betriebsrat, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, selbst unternehmerisch tätig zu werden? Schmidtke denkt zurück an 1999. Das war das Jahr, als Alcan Lüdenscheid in tiefen Problemen steckte. Damals musste er einen Sozialplan für 120 Kollegen aushandeln. So weit, sagte er sich damals, wolle er es nicht wieder kommen lassen.
Fortsetzung von Seite 1
Quelle: WR Plettenberg vom 24.01.2005 Ungewöhnlicher Weg von Alcan zu Novelis
Plettenberg. Seit Anfang Januar gehören die früheren Alcan-Beschäftigten zur Novelis Inc., einer Abspaltung aus dem Alcan-Konzern, der das gesamte frühere Alcan-Geschäft mit Walzprodukten umfasst und vom Start weg mit einem Umsatz von 6,2 Mrd. Dollar Marktführer der Branche war. Der Weg dorthin war nicht selbstverständlich.
Bericht 1. Lokalseite
Quelle: WR Plettenberg vom 06.01.2005 Alcan Deutschland GmbH umbenannt in Novelis Plettenberg. Mit Wirkung vom 6. Januar 2005 heißt die Alcan Deutschland GmbH "Novelis Deutschland GmbH". Das erfuhren die Mitarbeiter gestern offiziell auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung. Rechtlich, so Standortleiter Friedhelm Schäfer, ändere sich nur der Name, das Unternehmen ansonsten bleibe unverändert. Bericht 1. Lokalseite
Quelle: WR Plettenberg vom 06.01.2005
Arbeitsplätze in Ohle sicher -
Ohle. (mg) Standortleiter Schäfer betont, dass sich für das Werk Ohle "nur der Name" geändert habe, dass die Produktionsbereiche Walzwerk und Flexrohr unverändert bleiben. Lediglich im Bereich Verpackungen mit zurzeit 269 Mitarbeitern gibt es eine Änderung: "Für das Petfood-Geschäft - Behälter für Tiernahrung - produzieren wir unter dem Namen Novelis als "Lohnfertiger" für Alcan.
Dem Management sei es gelungen, für die Produktion von Petfood-Containern mit Alcan einen Liefervertrag auf fünf Jahre abzuschließen, sagt Schäfer. Mit der Option auf eine Verlängerung, sofern die Marktbedingungen dies erlaubten. "Damit ist sichergestellt, dass keine Arbeitsplätze bedroht sind." Im Gegenteil: Spezialisiert auf Aluminium hat man jetzt auch den Kunststoff als Ausgangsmaterial für Produkte entdeckt, "um auf neue Märkte einzugehen". Der Kunde wünsche nicht nur Alu-, sondern auch Kunststoffbehälter. In den vergangenen Wochen wurden rund 1,5 Millionen Euro in zwei Pressen zur Herstellung von Kunststoffbehältern - vornehmlich für die Lebensmittelindustrie - investiert. Entsprechend positiv blickt Schäfer denn auch in die Zukunft. "In puncto Konjunkturaussichten sind wir positiv gestimmt." Gleichwohl rechnet er mit einem härter werdenden Wettbewerb durch Billiglohnländer. "Aber wir sind effektiver", setzt der Standortleiter auf höhere Produktivität und intelligentere Lösungen. Zufrieden ist Schäfer auch mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr: "Geplanter Umsatz und Ergebnis für 2004 wurden erreicht."
Anmerkung: Die Flutkatastrophe in Südostasien hat in Deutschland eine Welle der Spendenbereitschaft ausgelöst. Auch die Mitarbeiter im Werk Ohle beteiligen sich daran. Und: "Jeder Mitarbeiter erhält zum Start von Novelis eine Wertmarke in Höhe von 5 Euro, die er spenden kann", berichtet Schäfer. Das ist aber noch nicht alles: Novelis legt auf alle von den Mitarbeitern bis Ende Januar erfolgten Spenden noch einmal die gleiche Summe oben drauf.
Fortsetzung von Seite 1
Quelle: WR Plettenberg vom 06.01.2005
Alcan geht und Novelis kommt nach Ohle
Plettenberg. (mg) Mit Wirkung vom 6. Januar 2005 heißt die Alcan Deutschland GmbH "Novelis Deutschland GmbH". Das erfuhren die Mitarbeiter gestern offiziell auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung.
Seit Wochen hatten die Mitarbeiter der Alcan Deutschland GmbH, Werk Ohle, auf eine klares Wort von der Konzernleitung in Montreal (Kanada) gewartet. Man wusste, dass sich was ändern sollte. Aber Konkretes war nicht bekannt - und das in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Ein Nährboden für Spekulationen. So mancher fürchtete bereits um seinen Arbeitsplatz in Ohle.
Gestern gabs nun die erhoffte Entwarnung, denn: "Da sich rechtlich nur der Name ändert, das Unternehmen ansonsten aber unverändert bleibt, bleiben auch die bisherigen Rechte und Pflichten der Alcan Deutschland GmbH unter der Novelis Deutschland GmbH den Mitarbeitern gegenüber völlig unverändert", versicherte Jürgen Dröge, Human Resources Manager, stellvertretend für den Standortleiter im Werk Ohle, Friedhelm Schäfer. Wichtig und zugleich beruhigend für alle Anwesenden: Die Beschäftigungsverhältnisse mit der Novelis Deutschland GmbH, Werk Ohle werden zu gleichen Bedingungen wie bisher fortgeführt. Das gilt auch für die bisher anerkannte Betriebszugehörigkeit. Wer also Mitglied im Alcan-Versorgungsplan ist, dessen Mitgliedschaft wird unter neuem Namen "ebenso unverändert fortgesetzt".
Hinter der Umfirmierung steckt die Absicht von Alcan, die Walzaktivitäten "abzuspalten, sie weltweit unter dem neuen Namen "Novelis" laufen zu lassen, erklärt Friedhelm Schäfer, im Gespräch mit der WR - ein Konzern mit einem Umsatz von rund 6,2 Milliarden US-Dollar, mit 37 Werken in 12 Ländern und insgesamt 13 500 Mitarbeitern, davon 640 in Ohle. Hauptsitz von Novelis ist Atlanta in den USA.
(Fortsetzung 2. Lokalseite)
Quelle: WR Plettenberg vom 20.10.2004
Mitarbeiter mit "Novelis" ohne Sorgen
Von Roland Krahl
Plettenberg. Noch vor sechs Monaten blickten die rund 600 Mitarbeiter des Alcan-Werkes Ohle sorgenvoll nach Kanada. Dort hatte die Konzernzentrale in Montreal über den Verkauf verschiedener Werke nachgedacht.
Hintergrund war eine Auflage des Kartellamtes im Zusammenhang mit der Übernahme des französischen Konkurrenten Pechiney durch Alcan. Danach hätte sich Alcan von Aluminiumvorlieferanten trennen müssen, was wiederum erhebliche Probleme für das Werk Ohle gebracht hätte. Die Materialversorgung wäre zusammengebrochen.
Inzwischen blickt man in Ohle aber wieder optimistisch und ohne Sorge in die Zukunft. Im Rahmen eines "Spin-Offs" (siehe Stichwort) werden die gesamte Alcan Deutschland und weitere Betriebe weltweit in einer neuen Firma aufgehen. Das neue globale Walzprodukte-Unternehmen mit rund 14 000 Mitarbeitern wird zum 1. Januar an den Start gehen und heißt "Novelis".
Bernd Schröder, Betriebsratsvorsitzender im Werk Ohle und Mitglied im Wirtschaftsausschuss der Alcan Deutschland GmbH sowie Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss des Gesamtbetriebsrates, ist zufrieden mit der gefundenen Regelung. "Für die Belegschaft ändert sich nichts. Alle Verträge sowie die Alterversorgung werden voll übernommen." Schröder sieht große Chancen auf dem Markt, denn das Werk Ohle gehört zu den größten Walzwerken weltweit und ist die zweitgrößte Novelis-Dependance nach Göttingen in Deutschland.
Einbruch verhindern mit Mehrjahresvertrag
"Wir hoffen aber, dass sich doch ein Mehrjahrsvertrag abschließen lässt." Und was danach komme, da sei das neue Management gefordert, so Schröder. Es gäbe noch einige Nischen, in die das Werk Ohle mit seiner Aluminium-Produktion springen könne.
Der Betriebsratsvorsitzende verspricht sich auch viel von einer engen Zusammenarbeit mit dem Betrieb in Lüdenscheid. "Die beiden Werke müssen enger verzahnt werden", fordert er. Dann sei man auf dem richtigen Weg.
Quelle: WR Plettenberg vom 18.05.2004
Werk Ohle Teil von neuem Unternehmen
Plettenberg. (mg) "Alcan schafft weltweit führendes Unternehmen für Walzprodukte." Mit dieser Ankündigung aus Montreal ging die Konzernspitze gestern Nachmittag an die Öffentlichkeit und versicherte, dass die bislang zu Alcan gehörenden Standorte in Deutschland, Neuss-Norf, Göttingen, Nachterstedt, Ohle und Lüdenscheid, "Teil des neuen Unternehmens" sein werden.
Heute, heißt es in der Pressemitteilung, habe Alcan seine Absicht zur Abspaltung des gesamten vor der Pechiney-Akquisition gehaltenen Walzproduktgeschäfts an seine Aktionäre bekannt gegeben. "Die geplante Abspaltung wird zur Schaffung des weltgrößten Aluminum-Walzprodukteherstellers führen." Weiterhin konzentrieren werde sich Alcan auf die Entwicklung seines Angebots an kostengünstigen Aluminiumoxiden, den Geschäftsbereich Primäraluminium sowie seine für durch hohe Wertschöpfung gekennzeichneten Tätigkeitsfelder für Spezialverpackungen, Luft- und Raumfahrterzeugnisse sowie technische Produkte. Für die Konzernspitze ist die Gründung des neuen Unternehmens - Name steht noch nicht fest - "ein weiterer Beweis für Alcans Ausrichtung auf Wertmaximierung und gewinnbringendes Wachstum". Das Ziel: Mehr als 6 Milliarden US-Dollar Umsatz und eine führende Markstellung in vier Erdteilen. Die neue Gesellschaft soll ihren Sitz in Kanada haben mit einer in den USA ansässigen Geschäftsführung. Geplant ist, die Notierung der Aktien des neuen Unternehmens (10 000 Mitarbeiter weltweit) an den Börsen in New York und Toronto zu beantragen.
Quelle: Pressemitteilung Alcan vom 03.12.1986
Größte Investitionsentscheidung
Über 80 Millionen DM für neues Aluminium-Walzwerk bei Alcan Ohler GmbH
Für die Alcan Ohler GmbH wurde die bisher größte Investitionsentscheidung
getroffen. Wie Geschäftsführer Erich Berg bekanntgab, werden über 80 Millionen
DM in ein neues Aluminium-Walzwerk investiert. Somit ein wirklich großer
Tag in der Firmengeschichte dieses renommierten und weit über die Grenzen
der Bundesrepublik Deutschland und Europa hinaus bekannten Unternehmens.
Und dieser große Tag gilt sicher nicht nur für Ohle, sondern für den hiesigen
Wirtschaftsraum insgesamt.
Die umfangreichen Bau- und Montagearbeiten werden noch in 1987 aufgenommen.
Das Aluminium-Walzwerk wird nach dem neuesten Stand der Technik konzipiert
und wird damit zu den modernsten Walzwerken dieser Art weltweit gehören.
Diese 1. Investitionsphase schließt Hauben- und Bandglühanlagen, Zerteil-,
Wasch- und Befettungslinien sowie weitere Adjustageanlagen ein.
Bereits in der ersten Ausbaustufe wird das Fertigungsvolumen 36.000 Tonnen
jährlich betragen, bei Materialdicken bis zu vierzigtausendstel Millimeter
(0,040 mm aus 0,7 mm) und Coilbreiten von über zwei Metern.
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