Quelle: WR Plettenberg vom 13.08.2005
Fünf-Stufen-Presse
Plettenberg. (HH) Eine neue technologische Ära hat gestern bei der Firma Adolf Menschel Verbindungstechnik begonnen: Eine 36 Tonnen schwere Fünf-Stufen-Presse der Firma Sacma (Italien) mit einer Presskraft von 200 Tonnen im Wert von 1,5 Millionen Euro wurde angeliefert. Äußerst komplizierte Formteile stellt diese Maschine vollautomatisch her.
Die Firma Adolf Menschel war im März 2003 in Insolvenz gegangen, dann im August 2003 als 100-prozentige Tochter von der Firma Würth übernommen worden. Würth, eine Unternehmensgruppe mit weltweit 47 000 Mitarbeitern, baute den Standort Plettenberg aus: 2004 wurden 25 Prozent vom 10-Millionen-Umsatz in die Adolf Menschel-Verbindungstechnik investiert, 2005 werden es 30 Prozent vom geplanten 11-Millionen-Umsatz sein.
Komplizierte Schraubenformen für Automobilhersteller und -zulieferer werden von den 80 Mitarbeitern bisher schon hergestellt. Mit der neuen Maschine ist es möglich, wesentlich kompliziertere Formteile mit mehreren unterschiedlichen Durchmessern in einem Arbeitsgang herzustellen. Bisher waren solch komplizierte Formgebungen nur mit mehreren verschiedenen Maschinen herstellbar.
Das Ausgangsmaterial für die Formteile sind Drahtringe. In fünf Stufen wird dieser Draht in fünf verschiedenen Matrizen (Formen) zu Formteilen mit einem Durchmesser bis zu 22 Millimeter und einer Länge von 120 mm umgewandelt. Dabei kann die Umformung sogar in unterschiedliche Press-Richtungen erfolgen.
Bernd Schnell, Leiter der Presserei, überwacht die Aufstellung der von einem 75-kw-Motor angetriebenen, EDV-gesteuerten Fünf-Stufen-Presse mit sämtlichen Zusatzaggregaten.
Quelle: ST vom 13.08.2004
Fa. Adolf Menschel schaffte Weg
PLETTENBERG - Es war ein trauriger Tag für die damals 105 Mitarbeiter, als am 13. März vergangenen Jahres die Firma Adolf Menschel an der Posensche Straße Insolvenz anmelden musste. Es ging einfach nicht mehr weiter. Investitionen waren nicht mehr möglich - die Banken spielten nicht mit. Das endgültige Aus schien vorprogrammiert.
Ein halbes Jahr lang bangten und hofften die Mitarbeiter, bis sich ein Käufer fand. Die Firma Adolf Würth aus Künzelsau übernahm vor fast genau einem Jahr, am 15. August 2003, die insolvente Firma Adolf Menschel. Über 270 Unternehmen mit insgesamt fast 46 000 Mitarbeitern sind der Würth-Gruppe angeschlossen, die mit Industriebedarf handelt. Für die Plettenberger Firma öffnete sich damit der Weg aus der Krise.
"Wir haben eine komplette Restrukturierung hinter uns", berichten Geschäftsführer Dr. Hans-Jürgen Arbert und der Kaufmännische Leiter Andreas Dahm: "Alles wurde umgeräumt, keine Maschine steht mehr an ihrem alten Platz, der Materialfluss wurde optimiert." Zudem wurde von der Würth-Gruppe kräftig investiert: in neue Maschinen, eine neue Zuführtechnik für das Material, in ein neues Behältersystem, aber auch in neue Büros, einen Aufenthaltsraum und in die sanitären Anlagen. Ein Investitionsstau, der sich über Jahre gebildet hatte, musste abgebaut werden. Seit der Übernahme flossen rund zwei Millionen Euro in den Betrieb.
Und es geht noch weiter: Zum Jahresende soll eine neue Fünf-Stufen-Presse beschafft werden. Investitionskosten: gut 1,5 Millionen Euro. Mit der neuen Maschine kann dann auch das Produktionsprogramm entscheidend erweitert werden. Derzeit beschränkt es sich auf Kleinschrauben und Sonderschrauben, hauptsächlich für den Automobilbereich. Mit der neuen Presse kommen im nächsten Jahr Formteile hinzu. Die neue Anlage kann größere Teile und Produkte mit einer komplexeren Geometrie herstellen. "Teile, die schon nahezu ihre endgültige Form haben", freut sich Dr. Hans-Jürgen Arbert.
Durch die Umstrukturierung und die Investitionen kann effizienter produziert werden. Dazu tragen auch die verbliebenen 80 Mitarbeiter mit ihrer oftmals langjährigen Erfahrung bei - aber auch mit ihrer Bereitschaft, seit der Übernahme 40 Stunden zu arbeiten und somit die Produktivität ihrer Firma zu steigern.
Denn auch in der Würth-Gruppe muss sich die "Adolf Menschel Verbindungstechnik GmbH & Co. KG" der Konkurrenz stellen. Und die gibt es selbst innerhalb des Konzerns - der beste Anbieter bekommt den Auftrag. Unter dem gemeinsamen Dach ist die Kleingliedrigkeit und die Selbstständigkeit der einzelnen Gesellschaften erhalten geblieben.
Der Einsatz hat sich gelohnt. Nachdem die Plettenberger Firma sich im vergangen Jahr noch im
Insolvenzverfahren befand, kann sie im ersten Jahr seit der Übernahme auf einen Umsatz von rund
zehn Millionen Euro und einen Gewinn in "sechsstelliger Höhe" blicken. Mit der neuen Maschine
soll sich der Umsatz "mindestens verdoppeln". gt
Quelle: WR Plettenberg vom 06.05.2003
Plettenberg. (rol) Noch sind bei der Firma Adolf Menschel Schraubenfabrik GmbH
alle Mitarbeiter in Brot und Lohn. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. Mai eröffnet.
Zwei Mitarbeiter wurden bisher gekündigt, "doch das hatte mit der Insolvenz nichts zu tun",
bestätigte gestern Insolvenzverwalter Johannes Walbroel aus Lüdenscheid. Er gehe davon
aus, dass die Firma verkauft werden könne. Nach der Insolvenzeröffnung kann nun leichter
ein Käufer gefunden werden, da die Altlasten nicht übernommen werden müssen. Ein Angebot
scheint für die traditionsreiche Schraubenfabrik auch vorzuliegen.
"Ob es beim Verkauf weitere Kündigungen geben wird, muss abgewartet werden", so Walbroel
auf Anfrage der WR. Das richte sich danach, wieviele Arbeitnehmer ein Käufer übernehmen wolle.
Rund einen Monat Zeit hat er sich dafür gegeben. |
Quelle: WR Plettenberg vom 31.03.2003 Produktion bei Menschel läuft auf vollen Touren
Plettenberg. (rol) Nach dem Insolvenzantrag vom 13. März ist die Produktion bei
der Firma Adolf Menschel gesichert. "Material ist gekauft worden, die Produktion läuft
unvermindert weiter", bestätigte Insolvenzverwalter Johannes Walbroel. Die 110 Mitarbeiter
arbeiten unvermindert weiter. Er sei auch sehr optimistisch. Es gäbe verschiedene
Interessenten für die Firma, die Schrauben und Muttern aller Art herstellt und vertreibt.
Doch endgültig könne man zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Inzwischen hat auch die
Geschäftsführung gewechsel. Am 20. März wurde Axel B. Kunz für Anke Schröder ins
Handelsregister eingetragen. |
Adolf Menschel GmbH stellte Insolvenzantrag Betroffen sind 108 Mitarbeiter sowie einige Zulieferer Investor beendete sein Engagement - Geschäftsführer Kunz: "Haben ein Spiel verloren, aber nicht das Turnier" - Hoffnung ruhen auf dem erarbeiteten Sanierungskonzept
Plettenberg. Die Geschäftsleitung des alteingesessen Unternehmens
Adolf Menschel Schraubenfabrik GmbH, gegründet 1904 in Plettenberg, stellte gestern nach Rücksprache mit der
Gesellschafterin aufgrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens beim Amtsgericht Hagen Antrag
auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Betroffen von den Folgen des Insolvenzverfahren sind 108 Mitarbeiter und deren Familien in Plettenberg sowie einige Zulieferer des Unternehmens. Die neue Geschäftsführung, die erst Ende Februar die Geschicke des Unternehmens übernahm, erarbeitete ein Sanierungskonzept, das eine tragfähige Fortführung des Unternehmens vorsah. Doch wie Geschäftsführer Axel B. Kunz gestern betonte, "reichte die Zeit nicht, um das von den Banken positiv bewertete Sanierungskonzept umzusetzen". Die ohnehin schon seit geraumer Zeit stark angespannte finanzielle Situation habe sich durch den starken Umsatzrückgang bei einigen großen Kunden noch zusätzlich verschärft, so dass das Unternehmen über einen längeren Zeitraum seinen fälligen Zahlungen nicht mehr nachkommen konnte.
Ein potentieller Investor, mit dem bereits Vorgespräche geführt wurden, habe ebenfalls sein Engagement in dieser Woche beendet, so dass auch von dieser Seite kein frisches Kapital in das Unternehmen fließen könne. In diesem Zusammenhang sahen sich auch die Banken an der Grenze ihrer Möglichkeiten angekommen. Daher sei die "einschneidende Maßnahme" nicht mehr zu verhindern gewesen.
Zusammen mit dem zukunftigen Insolvenzverwalter soll nun geprüft werden, ob und wie sich auf Basis des bisher erarbeiteten Konzeptes eine Lösung für Mitarbeiter und Zulieferer der Region sowie der Kunden im Sinne einer Fortführung des Unternehmens realisieren lässt. "Genug Aufträge liegen uns vor", betonte Kunz, dem es ein Anliegen ist, "so viel wie möglich zu retten.
Die Mitarbeiter, die noch auf ihren Februar-Lohn warten, können mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens
nun zumindest auf das Insolvenzausfallgeld bauen, das die Löhne in voller Höhe für die Monate Februar,
März und April sicherstellt. Geschäftsführer Kunz, der die Belegschaft gestern Mittag über die Eröffnung
des Insolvenzverfahrerens unterrichtete, zeigte sich dabei optimistisch: "Wir haben ein Spiel verloren, aber
nicht das Turnier." ged
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Bemerkenswertes Jubiläum in der Plettenberger Industrie 50 Jahre Menschel-Schrauben und -Muttern Zielbewußter Aufstieg eines heimischen Industrie-Unternehmens - Adolf Menschel ließ sich durch den Schicksalsschlag im Gründungsjahr nicht entmutigen - Planmäßige Erweiterung des Produktionsprogrammes
Plettenberg. Vor nunmehr 50 Jahren - am 12. November 1904 - gründete Adolf Menschel
auf ererbtem Grund und Boden in der Bermke die Firma Adolf Menschel, die sich zunächst
auf die Fabrikation von Stock-, Rosetten- und Gardinenschrauben und den dazugehörigen
Muttern befaßte.
Mit einem Übermaß an Energie ging der Gründer ans Werk, mußte aber einen schweren
Rückschlag erleiden, als nach kaum einem Jahr der größte Teil der Fabrikationsanlagen
niederbrannte. Im Frühjahr 1906 lief die Produktion in neuerbauten Räumen wieder an.
Durch Anschaffung weiterer Maschinen wurden Stahldübel mit den dazugehörigen Schrauben
und Muttern in das Fabrikationsprogramm aufgenommen. Das Anspitzen der Dübel geschah
zum großen Teil vorerst durch Heimarbeiter, und zwar nicht nur in Plettenberg und
Eiringhausen, sondern auch in Affeln, ja sogar in Langenholthausen.
Von Jahr zu Jahr wurde mit zunehmender Fabrikationserweiterung der Betrieb durch Um-
und Anbauten erweitert und mit modernsten Maschinen ausgestattet. Die Stahldübel wurden
nunmehr maschinell geschmiedet und angespitzt. Bald folgten die ersten Pressen für die
Herstellung von Schrauben sowie Gewindewalzen.
Im Zuge der allgemein einsetzenden Elektrifizierung stieg der Bedarf an Stahldübeln
ins Unermeßliche. Ebenso wurde die inzwischen gleichzeitig aufgenommene Fabrikation
elektrischer Artikel verstärkt. Beide Fertigungsprogramme liefen uneingeschränkt als
"volkswirtschaftlich wichtig" während des ersten Weltkrieges. Nebenher wurden
hauptsächlich Schrauben und Muttern für die Elektroindustrie gefertigt.
Infolge des stetig ansteigenden Energiebedarfs wurde im Jahre 1920 eine moderne
elektrische Anlage von Siemens-Schuckert eingebaut. Im darauffolgenden Jahre wurde
anstelle der älteren Gebäude an der Straßenseite ein dreistöckiges Büro- und Lagergebäude
errichtet. Gleichzeitig nahm die Firma die Fabrikation kaltgepreßter Muttern in
größerem Umfang auf. Vor allem wurden stärkere Muttern hergestellt.
Im Jahre 1929 wurden die Fabrikationsräume einer Firma in der damaligen Südstraße
(später Brachtstraße bzw. Goethestraße) erworben. Dieses Werk wurde zu einer modernen
Holzschraubenfabrik ausgebaut und gehörte bis zum Tode des Gründers zum Stammwerk in
der Bermke.
Neben den Aufgaben, die ihm sein Werk tagtäglich stellte, kümmerte sich der Inhaber
mit zunehmendem Alter mehr und mehr um das Allgemeinwohl nicht nur seiner Belegschaft
sondern weit über diesen Rahmen hinaus. Als Mitgründer gehörte er lange Jahre dem
Vorstand der Ortskrankenkasse an. Lange Zeit widmete er sich der Berufsertüchtigung
der Jugend und beteiligte sich u. a. an der Gründung der Lehrwerkstatt Plettenberg
GmbH. Er war Mitglied des Stadtverordnetenkollegiums und gehörte zum Vorstand
mehrerer kulturfördernder und geselliger Vereine.
Im Laufe des letzten Krieges zog sich der Inhaber nach und nach von den Geschäften
zurück. Durch den unglücklichen Kriegsausgang war ihm nicht der wohlverdiente,
schöne Lebensabend beschieden. Truppen der Besatzungsmächte nahmen ihm sein Haus
in der Grünestraße und zwangen ihn zur Verlegung seiner Wohnung in das Werk Südstraße,
wo er 1946 für immer die Augen schloß. Kurz zuvor hatte der seit Jahrzehnten
mitaufbauende älteste Sohn das Stammwerk in der Bermke übernommen, dessen Bezeichnung
- um den handelsgesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen - im Handelsregister auf
den Namen E. W. & Paul Menschel umgeändert wurde.
Erfolgreicher neuer Start
Auch nach dem Kriege konnte der Betrieb wesentlich erweitert und die Einrichtung weiter
modernisiert werden. So wurde beispielsweise im Jahre 1952 die Warmfabrikation von
schweren Muttern in das Fabrikationsprogramm aufgenommen.
Quelle: Süderländer Tageblatt vom 11.11.1954
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