Historie der Stadt und des Amtes
Plettenberg

(und des Kirchspiels Ohle)
J. D. von Steinen

Faksimile-Druck des Stadtarchiv Plettenberg 1979 mit einer Einführung von Stadtarchivar Martin Zimmer

Faksimile-Druck von 1979

In den Jahren 1755 bis 1760 veröffentlichte der aus Frömern bei Unna stammende Johann Dietrich von Steinen (1699-1759) in Lemgo eine vier Bände umfassende "Westfälische Geschichte". Bereits 1741 hatte er in seinen "Quellen der westphälischen Historie" die Ergebnisse seiner bis dahin durchgeführten Forschungsarbeiten innerhalb der Grafschaft Mark und deren angrenzenden Gebiete vorgelegt.
Wer war dieser Mann, der sich, wie wohl kein anderer Ortshistoriker seiner Zeit, um die Sammlung und Auswertung von Urkunden in Westfälischen Archiven bemühte und dem die Anerkennung seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeiten zu Lebzeiten weitgehend versagt blieb?
Johann Dietrich von Steinen wurde am 7. März 1699 in Frömern bei Unna geboren. Sein Vater, evangelisch-lutherischer Pfarrer der Gemeinde, stammte aus einer Pfarrer-"Dynastie", die seit der Reformation in Frömern ansässig ist.

Einer seiner Vorfahren, Sohn des Heinrich von Steinen aus Basenheim (Jülich) und Ida, geb. von Plettenberg, gründete 1545 in Frömern die erste lutherische Gemeinde der Grafschaft Mark. J. D. von Steinen besuchte die Lateinschulen in Unna und Dortmund. Anschließend studierte er von 1717 bis 1721 Theologie in Jena und Halle. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Hauslehrer beim Grafen Syberg-Aprath im Bergischen Land wurde er 1722 in Kleve Pfarrer und Gymnasiallehrer. Anschließend war er vier Jahre in Isselburg tätig. Im Jahre 1727 wird er zum Nachfolger seines Vaters in das Pfarramt zu Frömern berufen und 1749 Generalinspekteur der lutherisch-märkischen Synode.

Mit großer Sorgfalt und geradezu leidenschaftlichem Engagement begann von Steinen bereits nach Abschluß seines Theologiestudiums mit der Erforschung der Geschichte Mittelwestfalens. Er wertete - später von seinem Sohn unterstützt- die Urkundenbestände in den städtischen und kirchlichen Archiven der Grafschaft Mark aus und sammelte darüberhinaus auch familiengeschichtliche Quellen auf Bauernhöfen Westfalens. Einigermaßen verärgert mußte von Steinen feststellen, daß seine Heimat "noch mehrenteils unter die unbekannten Länder und Oerter zu rechnen und sogar Landeskindern selbst fast ebenso unbekannt als die Malatarischen Inseln". . .

. . . Wenn die Stadt Plettenberg ihren Bürgern jetzt einen Nachdruck der "Historie der Stadt und des Amtes Plettenberg" unter Einbeziehung der Geschichte des Kirchspiels Ohle (das Mitte des 18. Jahrhunderts noch zum Amt Neuenrade gehörte) anbietet, so egrt sie damit auch die Verdienste des Johann Dietrich von Steinen. Gleichzeitig soll das vorliegende Werk die Bewohner Plettenbergs dazu anregen, die Geschichte ihrer Stadt neu zu entdecken.

Stadtarchiv Plettenberg
September 1979                                                                                     M. Zimmer


Das VIII. Stück: Historie der Stadt und des Amts Plettenberg

Das I. Kapitel: Vom weltlichen Zustand der Stadt Plettenberg
Die Stadt Plettenberg, welche nicht sehr groß ist, lieget im Süderlande an den Grenzen des Herzogtum Engern und Westphalen, an der Else und Oester, eine halbe Stunde von der Lenne, vier Stunde von Lüdenscheid und eben so weit von Altena, 2 Stunde von Attendorn, und 1 1/2 Stunde von Affeln.
Die Gegend umher ist zwar sehr bergicht, die Stadt aber liegt auf einer schönen Ebene, und hat wegen der vorbeygehenden Flüsse, gute Weiden und Wiesengründe.
Bauland ist zwar auch vorhanden, und so weit es in der Ebene gelegen, fruchtbar, weil aber auch vieles davon an den Bergen lieget, und nicht überal(l) mit nötiger Feistung versehen werden kan(n), ist es nicht so einträglich als am Hellwege, doch wird demselben sehr geholfen, nicht nur durch Kalk einlegen, sondern auch durch das Torffen(*

*) Es wird Buschholz in Boerden oder Schanzen gebunden, dieselbe plat etwa 2 Fuß hoch und vier Fuß breit auf das Feld geleget, und mit Rasen oder Törfen bedecket, demnächst das Holz angezündet und solchergestalt die Törfe mit verbrennet, und die übriggebliebene Asche über das Land gestreuet. In dergleichen Erdreich wächst der reinste Rocken.

§ 2. Vormahlige und jetzige Beschaffenheit des Ortes
Daß die noch blühende theils Freyherr - theils Gräfliche Familie von Plettenberg, vorzeiten Besitzer der in und um Plettenberg gelegenen Güter gewesen, ist eine kundliche Warheit. Es haben aber diese Herren von Plettenberg, den mehresten Theil dieser Güter nicht nur, sondern auch ihre über dieselbe gehabte Herrschaft im 14. Jahrhundert nach und nach an die Grafen von der Mark verkauffet.
In einem Register der Grafschaft Märkischen Briefschaften, welches ums Jahr 1410 ist gemacht worden, stehet nach Johan Hinsens Bericht, davon also:
Seit 14. Hendrich v. Plettenberg und syn, hebben verkocht Graf Engelberten die Vogdie to Plettenberg half.
Weiter eben daselbst: Johan v. Plettenberg, Herrn Johans Soen, heft verkocht Greve Engelbert die Moele to Plettenbracht, den Gemahl des Haves, ind een Hofe to Reblinghaven im Kirspel Herscheide.
Ferner: Henrich, Heidenreich, Aleff, Dirck und Johan von Plettenberg Bröder, Diederichs Soene, haben verkaufft, Greven Engelberten van der Marck, synen Erven und Naekomlingen, vere Lande, Luide und Undersaten.
Und Seite 15 heisset es: Item, en Breyff, als Gert v. Plettenberg, Gerdes Soene, vorscheiden iß mit Greve Engelberte von dem Dorpe undt Luiden to Plettenberg und Landebert dat Dorp. u. f.
Noch stehet Seite 14: Item, Johan v. Plettenberg geheiten Heidemoele, hefft upgedragen synen Haff to Rodenhorst, Greven Engelbert ind to Manlehen wieder ontfangen.
Und Seite 15: Item, Heidenreich van Plettenberg gen. Plassedreck, de erkennet, dat men den Hoff tom Bomganden magh losen vor LXX Marck, und dar sollen sey dan VII Marck Geldes aff macken und wesen dar Man aff des Greven van der Marck.

Woraus abzunehmen ist, daß die Herren v. Plettenberg ihre Güter und Leute, nach und nach Stückweise an die Grafen von der Marck verkauft, und nur noch einige wenige Stücke zu Lehn behalten haben.

(die gesamte Chronik kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden)


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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