Die Anfänge der Geschichte des Elsetales reichen weit zurück in jene Zeit, aus der uns keine schriftlichen Aufzeichnungen überliefert sind. Es können nur Rückschlüsse aus den dürftigen Überlieferungen aus der Landesgeschichte auf die engere Heimat übertragen werden.
Folgt man der Meinung angesehener Sprachforscher, so sind alle mit „husen“ endenden Ortsnamen altsächsische Gründungen, und es ist darum ihre Entstehung in die Zeit von 200 bis 400 n. Chr. zu legen. Von den sechs im Elsetal liegenden dorfartigen Siedlungen haben allein vier diese Endung: Holthusen, Köbbinghusen, Frehlinghusen und Dingeringhusen. Die Dörfer Bremcke und Hechmecke leiten ihre Bezeichnungen von einem Bach ab. Der Einzelhof Marl, zusammengezogen aus dem ursprünglichen Arendal, später Marendal, könnte Adlertal bedeutet haben.
Trotz ihrer Dürftigkeit sind die wenigen aus der älteren Zeit noch vorhandenen Heberegister von besonderem Wert, da sie immerhin einen Einblick in die Siedlungsgeschichte und Bevölkerungsverhältnisse des Elsetals gewähren. Die Dörfer Holthausen, Hechmecke und der Einzelhof Marl gehörten damals zur Bauernschaft Holthausen, während Köbbinghausen, Frehlinghausen, Bremcke und Dingeringhausen die Bauernschaft Köbbinghausen ausmachten. Etwa ab 1500 bildete Bremcke eine eigene Bauernschaft. Insgesamt gehörten im Jahre 1486 41 Güter zu den beiden Bauernschaften des Elsetales. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges waren es 48 Güter, von denen 19 zur Holthauser, 21 zur Köbbinghauser und 8 zur Bremcker Bauernschaft zählten. Die Heberegister dieser Zeit berichten auch eingehend über die Besitzverhältnisse. Nur 17 und ein halbes Gut waren frei und im Besitz ihrer Bewirtschafter. An 22 Gütern hatten die adeligen Häuser Schwarzenberg, Bilstein, Salvey, Neuenhof, Dückernburg und Brüninghausen bzw. Grimminghausen Obereigentumsrechte.
4 Güter waren ref. Pastoratsgüter, herrührend aus dem Benefizium in Castro (Kapelle auf der Burg Schwarzenberg), 1 Gut war Vikariengut (Benef. Michaelis zu Köbbinghausen), 1/2 Gut war luth. Pastoratsgut, 1 Gut gehörte dem Erzstift Köln und 1 Gut dem Landesherrn. Die freien Guter waren allerdings z. T. auch mit Garben= oder blutigen Zehnten an die adeligen Häuser ebenso an die Plettenberger Vikarie verhaftet. Das Boeler Armenhospital und die Plettenberger Schule bezogen ebenfalls aus einem Gut ihren Zehnten. Einen genauen Überblick der Bewohner und der Eigentumsverhältnisse wird weiter unten gegeben.
Wie in anderen Teilen des Amtes entfaltete sich auch im Elsetal gegen Ende des Mittelalters ein reges kirchliches Leben Die von der Sorge um das Seelenheil veranlaßte Mildtätigkeit gegenüber der Kirche äußerte sich auch im Elsetal in der Stiftung von zwei Kapellen, die aber keinen eigenen Vikar hatten. Es waren kleine Häuser ohne besondere Gewölbe mit einer kleinen Glocke. Im wesentlichen dienten sie den Bewohnern der Bauernschaften zur Verrichtung ihrer Gebete. In Holthausen stand eine solche, die der hl. Barbara geweiht war. Die andere, in den Schutz des hl. Michael gestellte Kapelle befand sich in Köbbinghausen. Die Holthauser Kapelle bestand noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. Auf dem Kapellengrundstück wurde später das Haus von Peter Kaspar Glingener errichtet und das Glöcklein an der Außenwand aufgehängt Die Michaelis-Kapelle in Köbinghausen war bereits im Dreißigjährigen Kriege verfallen.
Mit der Einführung der Reformation wurden die Bewohner des Elsetales ohne Ausnahme lutherisch. Hierzu mag vielleicht der Einfluß der benachbarten Gemeinde Herscheid beigetragen haben, wo schon einige Jahre vorher mit Eifer Luthers Lieder gesungen wurden.
In der Folgezeit kam es in Plettenberg, wie auch an anderen Orten, zu Streitigkeiten zwischen den Anhängern des lutherischen und des reformierten Bekenntnisses, die nur durch das Einschreiten der kurfürstlichen Regierung vorübergehend beseitigt werden konnten. Vor allem herrschte Unzufriedenheit darüber, daß durch die vom Kurfürsten verfügte Teilung der Pastoratsrenten oder Kircheineinkünfte je zur Hälfte an die lutherische und reformierte Gemeinde die wesentlich kleinere reformierte Gemeinde außerordentlich bevorzugt wurde. Gerade weil die adligen Familien als Obereigentümer der meisten Elsetaler Güter ausnahmslos das reformierte Bekenntnis begünstigten, bekannten sich die Amtseingessenen desto entschiedener zu Luthers Lehre.
Verhältnismäßig oft wurden zwischen den Freiherren von Plettenberg und den Kirchenspieleingesessenen Prozesse wegen der Besitzverhältnisse, Grenzstreitigkeiten und dergl. geführt, wobei sich die Leute des Amtes in ihren Rechten geschmälert fühlten und darum in Einigkeit zusammenstanden. Ihre Sprecher waren meist die Bauern des Elsetales, die - insgesamt gesehen - nicht so sehr in Abhängigkeit von der Feudalherrschaft standen wie beispielsweise die Bauernschaften des Unteramtes.
D I N G E R I N G H A U S E N
Die Entstehung der dorfartigen Siedlung Dingeringhausen reicht weit in das Dunkel der Geschichte zurück. Dingeringhausen ist bereits im „Schatboick in Mark“ (Schatzbuch von der Mark) im Jahre 1468 mit 6 Gütern abgabepflichtig genannt: Koman (Kuhmann) mit 1, Volcken ½, Brosken (Brösecke) ½, Die Groite (Grothe) 1, Die Plenkener (Plankemann) ½ und Hans Babbeluten mit 1 Gulden.
Von den 6 auf dem „Dingering“ befindlichen und bereits im Jahre 1656 – also nur einige Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges - wieder bewirtschafteten Gütern waren 5 Freigüter, und zwar im Besitz der Bewirtschafter. Das Aleken-Gut oder später sog. Alkemans-Gut dagegen war Plettenbergisches Vikarien-Gut, ein Erbpacht-Gut, das jeweils von den nachfolgenden Erben des Vikarie-Schulten neu gewonnen werden mußte. Der Vikarienbesitz stammte aus der Zeit vor der Reformation, als das Gut noch zum Nutzen der Kapelle St. Michaelis zu Köbbinghausen diente.
Auch das Benefizium St. Nicolai auf dem Böhl bezog von allen Dingeringhauser Gütern bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts den sog. Meßhaber, zusammen 20 Müdde oder 10 Reichsthaler jährlich. Das Benefizium St. Mariae Virginis hatte ebenfalls Forderungen aus dem Dingeringhauser Zehnten an Roggen, Gerste und Hafer, und zwar aus den Gütern Aleke, Jüde, Grote und Schäfer, die nach der Reformation den Plettenberger Schulrenten zugeschlagen wurden, zusammen für 13 Reichsthaler und 14 Stüber. Um 1700 galt auch ein Teil des Kellermann-Gutes zu Dingeringhausen als Plettenbergisches Vikarien-Gut, infolge Anpachtung von Liegenschaften aus ehemaligem Kapellenbesitz. Auf Kellermanns-, Kuhmanns-, Rickmanns-, Schäfers- und später dem sog. Hüßern-Gut lastete außerdem der Sack- und blutige Zehnte von Schweinen, der an das Haus Schwarzenberg abgeführt werden mußte.
F R E H L I N G H A U S E N
Die erste Erwähnung dieser hart an der Westgrenze des alten Amtes Schwarzenberg-Plettenberg und des heutigen Stadtgebietes gelegenen dorfähnlichen Siedlung geschah in einer Urkunde des Kölner Stiftes St. Andreas aus dem Jahre 1288. Hiermit wurde den Brüdern Ambrosius und Tillmannus de Fredelinchuisen der sog.,,Schmale oder Kleine Zehnte“ zu Plettenberg vom Stift zu Lehen übertragen, und zwar für einen jährlichen Pachtzins in Höhe von 2 Solidus kölnischer Münze in Gold. Da sich die Stifter in der damaligen Zeit bei Ausübung ihrer Rechte, zumal es sich bei dem oben erwähnten Zehnten um viele Einzelzehnten der Büger und Eingesessenen des Amtes handelte, nur angesehener Männer meist ritterbürtiger Herkunft bedienten, erscheint die Annahme berechtigt, daß in Frehlinghausen in alter Zeit ein adeliges Haus gestanden hat oder aber eine ebenbürtige Familie dort ansässig war. Vielleicht hatte sie auch gleichzeitig die Verwaltung des erztstift-kölnischen Oberhofs, des späteren Gutes „In den Eichen“ oder Kellermanns Lehnsgutes inne. Weitere Akten aus dieser frühesten Zeit liegen über den Ort und seine Bewohner nicht vor.
Spätere Akten beschreiben 4 Güter in Frehlinghausen und benennen auch ihre Bewirtschafter. Hauptgut war der Oberhof, ein erzstift-kölnisches Lehnsgut, „In den Eichen“ genannt, das von dem Vasallen Dietherich Kellermann bewirtschaftet wurde. Das Schulten-Gut wie auch das Gut „Auf dem Brincke“ waren Pfarrgüter der reformierten Kirche in Plettenberg, die ihre Besitzrechte aus dem vom Grafen Engelbert III. von der Mark gestifteten Benefizium in castro (Burg Schwarzenberg) ableiteten. Die beiden Höfe bestanden somit bereits im 14. Jahrhundert. Sie wurden um 1700 bewirtschaftet von Dietherich Schulte bzw. Johannes Brinkmann. Das Haßley-Gut war Eigenbesitz des Johann Haßley. Trotzdem bestand eine aus dem Beneficium in castro herrührende Verpflichtung für dieses Gut, das jährlich 4 Hühner abliefern und 2 Dienste mit dem Pflug ableisten mußte.
Alle vier Güter waren außerdem zusammen mit 3 Müdde und 3 Viertel Meßhafer jährlich belastet, in die sich die damaligen reformierten und lutherischen Pastoren teilen mußten.
M Ü H L H O F
Schließlich wäre noch zu erwähnen das Möllhoffs-Gut (Mühlhof), ein sog. königl. Kameralgut, das die adeligen Häuser Neuenhof und Schade zu Salvey für einen Pfandschilling zu Lehen erhalten hatten und dafür vom Bewirtschafter (um 1700 Henrich Möllhoff) die Pacht einzogen.
Im Jahre 1436 scheint hier noch keine Mühle gestanden zu haben; denn im Schatzregister jenes Jahres ist der Mühlhof noch nicht aufgeführt. Seine Erwähnung geschieht erst rund 100 Jahre später. Sämtliche Bauern der Holthauser, Bremcker, Köbbinghauser und Himmelmerter Bauernschaften waren damals zu dieser Mühle mahlpflichtig, bis der Droste zum Schwarzenberg alle vorgenannten zu Mahlpflichtigen der Plettenberger Mühle am Umlauf machte. Dieser Zwang, der die Elsetaler jahrzehntelang drückte, wurde während der napoleonischen Zeit wieder aufgehoben. Nach der Wiederinstandsetzung des Mühlenbetriebes wurde im Mühlhof wieder fleißig gemahlen, und noch heute „mahlet sie das Korn zu dem kräftigen Brot.“
B R E M C K E
Auch Bremcke ist eine uralte Ansiedlung, wurde aber erst später eine selbständige Bauernschaft. Aus diesem Grunde sind die Bremcker Höfe, die im Schatzbuch von der Mark (1486) unter den Köbbinghauser Gütern aufgeführt sind, um diese Zeit nicht genau zu ermitteln. Um 1700 bestanden dort 5 Güter: Krusen-, Langen-, Vor den Wien- Wienecken-, Schulten-, Bernbergs-, Pauls- und Knappen-Gut. Obereigentümer der ersten 5 Güter war in früherer Zeit das Haus Bilstein. Um 1700 war die Plettenberger Familie Hammerschmidt Besitzer dieser Höfe. Das Schulten-Gut war ebenfalls zum Teil Pachtgut zum Hause Salvey. Schließlich war der Restteil dieses Gutes im Besitz des Bewirtschafters. Bernbergs-Gut war ein Pachtgut, teils zum Hause Neuenhof, teils zum Hause Salvey gehörig. Schließlich war das Knappen-Gut ein Pachtgut der Freiherren von Plettenberg zum Schwarzenberg. Die Bewirtschafter aller 8 Güter waren also keine Besitzer, sondern Kolonen, wie man diese zur damaligen Zeit nannte.
K Ö B B I N G H A U S E N
Diese Siedlung mit ihren neun Höfen (um 1700) scheint Hauptsiedlung des Elsetals gewesen zu sein. Bereits 1486 sind alle Güter aufgeführt. Sie sind als die ertragsreichsten des ganzen Amtes zu erkennen. Für Köbbinghausen ist außerdem bezeichnend, daß alle Güter, mit Ausnahme des Haußstadt- oder Heckermanns-Gutes, das ein Pachtgut des Hauses Schwarzenberg war, im Besitz ihrer Bewirtschafter waren. So erklärt sich auch die Tatsache, daß bei den vielen Streitigkeiten der Amtseingesessenen mit ihren Drosten die Köbbinghauser meist die Sprecher bzw. die Beauftragten waren. Die Köbbinghauser Güter waren damals (um 1700): Schürlemans- (Schürmans-), Viegen-, Hesemans-, Im Kampe-, Pauls-, Königs- und Haußstadts- oder Heckermans-Gut, Diederichs- oder Henrich-Hausstadts-Gut und die sog. Servas- Kötterei. Johannes Schürleman besaß und bewirtschaftete gleichzeitig das Schürlemans- und das Viegen-Gut, Matthias König besaß neben dem Königs- Gut gleichzeitig die Servas-Kötterei. Henrich Heseman, Besitzer des Hesemans-Gutes, und Johannes Kämper, Besitzer des „im-Kampe“-Gutes, besaßen und bewirtschafteten auch gemeinsam das Haußstadts-Gut. Auf dem Heckermans-Gut, dessen Obereigentümer die Familie von Plettenberg war, lastete außerdem ein Erbpachtzins der Plettenberger Kirche und des Armenhospitales auf dem Boel. Zu diesem Gut gehörte auch ein alter Eisenhammer (Köbbinghauser Hammer).
H O L T H A U S E N
Die 13 Holthauser Güter waren Pachtgüter. Zum Hause Schwarzenberg gehörten: Schulten-, Glingener-, Funcken-, Knappen- und Viereggen-Gut. Außerdem gehörten zu diesem Hause die Sömers-Kötterei und ein Teil des Wernecken-Gutes. Die Güter „In den Planken“, Hennen- und Jacobs-Gut und der Restteil des Wernecken-Gutes gehörten (um 1700) der Freifrau von Spieß zur Dückernburg. Das Voßen- und das Baumeisters Gut gehörten dem evgl. reformierten Pastorat zu Plettenberg. Auf Vossens- und Baumeisters-Gut lastete außerdem der Neuenhofer Garbenzehnte. Das Klumpen-Gut war teils im Besitz der Plettenberger Kirche, teils Eigentum des Bewirtschafters.
Von den oben aufgeführten Gütern scheinen Ende des 15. Jahrhunderts nur neun bestanden zu haben. Die übrigen kamen vermutlich durch Neurodungen in den folgenden zwei Jahrhunderten hinzu.
H E C H M E C K E
Von den vier in Hechmecke schon in alter Zeit vorhandenen Gütern waren das Gut „In den Mühren“, das Einohrs- und das „Niederste Bröckers“-Gut im Besitz ihrer Bewirtschafter. Allerdings lastete auf den drei Gütern der Garbenzehnte des Hauses Dückernburg. Das vierte Gut, Heinemanns-oder „Oberste Bröckers-Gut war ein Pachtgut des Hauses Schwarzenberg. Alle Güter sind bereits 1486 aufgeführt. Hechmecke gehörte zu allen Zeiten zur Holthauser Bauernschaft. Am Eingang des Dorfes (von der Bülte aus) stand im Mittelalter ein Freistuhl, an dem ein vom Kaiser bestätigter Freigraf richtete. Als Freigraf dieses Stuhles ist für die Zeit von 1408 bis 1422 Klaes von Wilkenberg benannt. 1491 richtete dort der Villigster Freigraf Rotger Hardeloip.
A U F D E M M A R L
Eine der ältesten Einzelsiedlungen im alten Amt, in alter Zeit Arendahler- oder Mahrendahler-Hof geheißen, war bei der ersten Erwähnung (um 1200) im Besitz der Familie Steinhoff in Plettenberg. Ein Mitglied dieser Familie, Heinrich Steinhoff, Kanonikus zu St. Aposteln in Köln und Dompropst zu Worms, stiftete 1474 zu den Einkünften des Vikars der Neuen Kapelle in der Lambertikirche zu Plettenberg 13 rheinische Gulden aus seinem Hofe zu Arndaell (Marl). Dieser Hof war wohl der wertvollste Hof des Amtes. Der damalige Drost des Amtes 5chwarzenberg, Christoph Dietrich von Plettenberg, erwarb den Hof um 1600 von dem Bürgermeister Eberhard Malthan und dessen Sohn gleichen Namens, welcher Vikar der Neuen Kapelle war, für 250 Königstaler. Als Patrone und Kollatoren des Benefici novae capellae erkannten im Jahre 1604 Bürgermeister und Rat der Stadt Plettenberg diese Übertragung nicht an, da das Gut über 1000 Goldgulden wert sei, und klagten dieserhalb beim Kurfürsten gegen den Drosten. Der Drost behielt aber das Gut. Es wurde um 1700 von Johannes Marlman (Höver) bewirtschaftet Auch das Haus Dückernburg zog hieraus den Garbenzehnten. Der Hof hat immer zur Holthauser Bauernschaft gehört.
G R Ä V I N G L Ö H
Schließlich ist noch der früher zur Köbbinghauser Bauernschaft gehörige Hof auf dem Grävinglöh zu nennen. Er war ein Pachthof, zum Hause Brüninghausen, später Grimminghausen gehörig, aus dem auch die Kirche in Ohle eine Abgabe zog.
Jahrhunderte gingen in der Geschichte des Elsetales in stetem Gleichmaß dahin. Die Höfe, die Familien, die Währung, die Abgaben und damit die Abhängigkeit blieben. Die Höfe kamen meist auf die ältesten Söhne. Die anderen Söhne wanderten ab, erlernten Handwerksberufe und betätigten sich in den Städten und Dörfern der näheren oder weiteren Umgebung. Ein nicht geringer Teil übte auch das Schmiedehandwerk in den Hammer- oder Schleifkotten an der Else aus. Die Töchter heirateten auf andere Höfe oder wurden Handwerkerfrauen.
Erst mit der Einführung der napoleonischen Reformen, die nach der französischen Besetzung des Landes im Jahre 1809 eingeführt wurden, änderte sich auch für die Bewohner des Elsetales manches, was seit uralten Zeiten Gültigkeit gehabt hatte. Wenn auch die französischen Reformen in vielerlei Hinsicht ihre Schattenseiten hatten, so wurden manche neuen Einrichtungen doch zum Nutzen der Allgemeinheit. Die Befreiung der Landwirtschaft von den Feudallasten wurde ermöglicht. Jeder der abhängigen Bauern konnte den Hof mit dem gesamten Zubehör für den 18fachen Wert der darauf lastenden Jahresabgaben freikaufen. Ein beachtlicher Teil der Elsetaler Bauern machte von dieser Möglichkeit Gebrauch. Aber auch die Aufhebung der Innungen mit ihrem kurzsichtigen Zunftgeist trug zur allgemeinen Belebung des Gewerbes bei. Da die meisten dieser Neuerungen auch nach der Beendigung der Befreiungskriege gültig blieben bzw. ohne wesentliche Änderungen vom preußischen Staat übernommen wurden, machte sich bald ein reges Leben auf allen Gebieten bemerkbar. Wie in der Stadt Plettenberg nahm auch im Elsetal das Wirtschaftsleben einen bisher nie gekannten Aufschwung.
Wie in den Nachbartälern war auch im Elsetal der Bachlauf von der Mündung bis hinauf zur Quelle mit Mühlen und Mühlchen besetzt. Wo ein Mühlenobergraben anfing, wurde kurz oberhalb das Wasser der darüber liegenden Mühle wieder in das Bachbett geleitet. Es waren aber meist unbedeutende Kleinbetriebe, die mehr stillstanden als in Tätigkeit waren. Anfangs des vorigen Jahrhunderts versuchte man, auf einigen dieser Mühlen die Papierherstellung zu betreiben.
Ein besonderer Fall einer Neugründung verdient in diesem Zusammenhang Beachtung. Gottlieb Elhaus aus Plettenberg erwarb vom damaligen Funken-Gut in Holthausen in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine größere, am Elsebach gelegene Parzelle und errichtete hier eine Kornmühle, an die er einige Jahre später eine Papiermühle baute. 1852 wurde die erste Papiermaschine angeschafft. Das neue Unternehmen, das den Namen „Elsemühle“ erhalten hatte, kam 1856 in den Besitz des Johannes Böley genannt Lambertsmann zu Böddinghausen und bereits 1861 an Markus Lion. Der Grund für den häufigen Besitzwechsel in so kurzer Zeit lag ohne Zweifel an der großen Konkurrenz. Gab es doch um diese Zeit in Stadt und Amt Plettenberg zusammen 17 Papiermühlen bzw. Papierfabriken. Wie alle anderen Papierbetriebe, mit Ausnahme der heute noch in der Grüne bestehenden Papierfabrik Gregory, kam auch die Elsemühle zum Erliegen. Der Fabrikant Heinrich Prinz erwarb sie und baute sie zu einer Kleineisenwarenfabrik um, in der vor allem Hut- und Mantelhaken hergestellt wurden. Dieser Betrieb nahm schon in wenigen Jahren einen ungeahnt starken Aufschwung.
Oberhalb des Dorfes Holthausen, wo bereits seit dem Mittelalter in zwei Hämmern geschmiedet worden war, hatten im Jahre 1850 in einem der beiden alten Hämmer die Brüder August und Wilhelm Wagner ein neues Unternehmen gegründet, das vorwiegend Gitternieten, Fensterbeschläge und Schrauben herstellte.
Der Anschluß Plettenbergs an das Eisenbahnnetz im Jahre 1861 förderte die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung gewaltig, und vor allem nach dem Kriege 1870—1871 entstanden im Elsetal eine ganze Reihe neuer Unternehmen. Als dann der Plan einer Schienenverbindung der Plettenberger Täler mit der Ruhr-Sieg-Strecke Wirklichkeit werden sollte, hatten die Holthauser Unternehmer ein gewichtiges Wort mitzureden. 1895 wurde der Kleinhahnbetrieb zwischen Plettenberg und Eiringhausen aufgenommen und 1902 bis Holthausen erweitert.
Auch der Ausbau der Landstraße zwischen Plettenberg und Herscheid begünstigte die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des Elsetales. Während in früheren Jahrhunderten der Schwerpunkt des Elsetales mehr bei den Dörfern oberhalb Holthausens lag, konzentrierte sich nun mit der zunehmenden Industrialisierung das Leben der Bevölkerung des Elsetals mehr und mehr um Holthausen.
im Jahre 1915 fuhr der erste Zug auf der neuerbauten Bahnstrecke Eiringhausen-Herscheid. Die Weiterentwicklung nahm einen steten Fortgang bis in die heutige Zeit. Hauptabnehmer der gefertigten Fabrikerzeugnisse waren und sind im wesentlichen die Eisenbahn, der Bergbau und in neuerer Zeit der Automobil- und Fahrzeugbau sowie der Geräte- und Apparatebau.
Die beiden Weltkriege, die der Bevölkerung des Elsetales viele Opfer abforderten, brachten auch der Wirtschaft Schwierigkeiten und Umstellungen. Vor allem der 2. Weltkrieg, der außerordentliche Opfer an Gut und Blut forderte, sah an seinem Ende eine fremde Besatzung im Lande und einen vollständigen Zusammenbruch der Wirtschaft. Nur zögernd kam die Industrie wieder in Gang, und erst das Jahr 1948 brachte mit der Währungsreform neue Impulse auf allen Gebieten. Diese günstige Entwicklung hat sich seither weiter verstärkt. Wenn auch große politische Probleme, wie das der Wiedervereinigung. noch immer ungelöst sind, so herrschen doch Ruhe und Ordnung im Innern, und der Friede ist erhalten geblieben.
Voll Dankbarkeit geht der Blick rückwärts zu den vergangenen Zeiten und voll Vertrauen vorwärts zu dem Herrn, der auch die dunkle Zukunft in seinen ewigen und gütigen Händen hält.