IG Grünetal und Centraltheater warnen vor einer Herabsetzung des Bürgerwillens - Unterschriftenlisten übergeben
Stadtdirektor: Bürgerentscheide noch in diesem Jahr
Plettenberg. (wo) Jetzt haben die Bürger das Wort, und
zwar alle. Mit der Übergabe der Unterschriftenlisten an Stadtdirektor Walter
Stahlschmidt haben die Initiativgruppe für den Erhalt des
Centraltheatergebäudes und die Interessengemeinschaft Grünetal die Weichen
für einen Bürgerentscheid gestellt.
Die IG Grünetal sammelte nach eigenen Angaben in nur zehn Tagen 2801
Unterschriften, die IG Centraltheater legte 2889 Unterschriften in
354 Listen vor. Sollten die eingereichten Unterschriften der Prüfung auf
Rechtmäßigkeit standhalten, haben beide Gruppen wesentlich mehr
Unterschriften gesammelt, als die für das Bürgerbegehren notwendigen 2200.
Stadtdirektor Walter Stahlschmidt sagte gestern morgen bei der Übergabe im
Sitzungssaal eine schnelle Prüfung zu. Er gehe davon aus, so der
Stadtdirektor, daß der Stadtrat wahrscheinlich in einer Sondersitzung das
Bürgerbegehren als rechtmäßig einstufen wird und somit die Vorbereitungen
für den Bügerentscheid schnell beginnen können. Ähnlich wie bei einer
Wahl werden die Bürger an einem Sonntag, möglichst noch in diesem Jahr,
zur Urne gebeten, um ihren Willen in den beiden strittigen Fragen per
Kreuz auf einem Wahlzettel deutlich zu machen.
Joachim Schade, einer der Sprecher der IG Grünetal, betonte gestern morgen,
daß noch Unterschriftenlisten im Umlauf seien. Zudem sei er davon überzeugt,
daß bei einer etwas größeren zeitlichen Frist auch die erforderliche
Unterschriftenmenge für den Bürgerentscheid zusammengekommen wären. Schade:
Der Rat muß sich hier, trotz der eindeutigen Beschlußlage, Gedanken machen.
Stadtdirektor Walter Stahlschmidt entgegnete daraufhin, daß es sich der
Stadtrat bei seinen beiden Entscheidungen für den Bau eines Kombibades bzw.
den Abriß des Centraltheaters nicht leicht gemacht habe. Und immerhin sei
die Entscheidung für das Kombibad über die Parteigrenzen hinweg einstimmig
gefallen und der Beschluß für den Abriß des Centraltheaters mit nur einer
Gegenstimme gefällt worden.
Was die Menge der Unterschriften angehe, kam
der Stadtdirektor allerdings zu einer anderen Einschätzung als Schade:
Unterschriften zu bekommen, sei nicht schwer. Schließlich würden im Jahr
häufig Listen mit Unterschriften zu kommunalpolitischen Themen abgegeben.
Was das Freibad angeht sagte Stahlschmidt: Wenn alle die, die unterschrieben
haben auch ins Freibad gehen, hätten wir das Thema überhaupt nicht.
Die Äußerungen des Stadtdirektors bewertete Schade als undemokratisch und unzulässige Herabsetzung des Bürgerwillens. Schade: Der Bürger weiß, was er tut. Auch Friedrich Schulte, Sprecher der IG Centraltheater, wies die Äußerungen des Stadtdirektors zurück: Ihre Schlußfolgerung ist falsch. Das Bürgerbegehren der IG Centraltheater sei zwar langsam in Gang gekommen, doch mittlerweile sei ein klares Bewußtsein für den Erhalt des Centraltheaters bei den Leuten da. Wer mit Geburtsdatum und Adresse unterschreibt, tue dies nicht einfach so. Auch Schulte machte deutlich, daß das Potential der Unterschriftenaktion noch wesentlich höher sei als bei den abgegebeben 2889 Unterschriften. Für den Bürgerentscheid wünschte sich Schulte eine faire Auseinandersetzung. Für einen erfolgreichen Bürgerentscheid müßten 25 Prozent der Wahlberechtigten ihren Stimmzettel mit Ja ankreuzen (in Plettenberg etwas mehr als 5000 Personen). Mitstimmen dürfen beim Bürgerentscheid auch Ausländer aus der Europäischen Union. Kommt der Bürgerentscheid durch, ist er mit einem Beschluß des Rates gleichzusetzen. (Siehe dazu auch den Aufsetzer auf der 2. Plettenberger Lokalseite). Joachim Schade und Friedrich Schulte übergaben die Listen an Stadtdirektor Walter Stahlschmidt. (WR-Bild: Wolf) |
Quelle: Westfälische Rundschau vom 17. September 1998