Vom frühen Erz-Bergbau in Plettenberg
Reichtümer in den Tiefen der Berge
Von Martin Zimmer (1983)

Aus der Frühzeit des Erz-Bergbaues bis in die neuere Zeit wurden im märkischen Sauerland 173 Stollen, Schächte und Tagebaue bekannt. Sie lagen verstreut und zunächst einzeln, und erst später, mit wachsender Bevölkerungsdichte, bildeten sich gewisse Bergbau-Schwerpunkte, zuerst im Raum Lüdenscheid und Altena, dann um Plettenberg, Iserlohn, Hemer und Herscheid.

Innerhalb des Plettenberger Stadtgebietes und entlang der zahlreichen Wanderwege durch die umliegenden Wälder wird der aufmerksame Beobachter heute noch Spuren einstiger Bergbautätigkeit entdecken. So finden wir in der Nähe des Hotels Weidenhof am Hang des Hestenberges und unweit der Firma Schade im Oestertal Eingänge (Mundlöcher) zu alten Erzgruben. Oberhalb des Amtshauses (Seydlitzstraße) am Saley türmen sich riesige Schuttberge auf, auch Halden oder Geländenasen genannt. In mühevoller Arbeit wurde das Nebengestein der Erzgänge aus den Stollen mit Karren befördert und an den Hängen abgekippt.


Im Bereich des "Bärenberges" und der "Hohen Molmert" sowie im Bommecketal finden wir Reste ehemaliger Stollen und Schächte, aus denen mit Hilfe einer Seilwinde (Haspel) das Erz ans Tageslicht gefördert wurde. Ausgedehnte Mulden und Gräben (Pingen) in oftmals unwegsamen Waldgebieten entstanden durch Einsturz unterirdischer Stollengänge. Solche Pingen finden wir auch im Bereich des Schwarzenberges, wo einst Schiefer bergmännisch abgebaut wurde.

Die Geschichte des Plettenberger Erzbergbaues reicht nachweislich bis in das Jahr 1046 zurück. Mit Sicherheit wurden aber schon vor dieser Zeit Erze abgebaut und in Rennöfen verhüttet, wie zahlreiche Schlackenfunde im gesamten märkischen Raum beweisen. Im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich auf dem heutigen Stadtgebiet vier Bergbauzentren, in denen Kupfer, Eisenstein, Zink, Blei, Schwefelkies und geringe Mengen Silber abgebaut wurden:
1. Grubenfelder auf dem "Bärenberg" und dem "Heiligenstuhl"
2. Bleibergwerk "Zeche Brandenberg" am Saley
3. Zinkerzgruben "Emilie" und "Theodora" in Plettenberg-Blemke
4. Erzfelder im Bereich der "Hohen Molmert"

Das Grubenfeld "St. Kaspar" ("Vorsicht" und "Vorsehung") auf dem "Bärenberg" wird 1338 als "Koppern-Groven up dem Bermberg im Kerchspiel Plettenbracht" genannt. Weit in den Berg hinein trieben die Bergleute mit Hammer und Schlegel die Stollen durch das harte Gestein, um an die Erznester zu gelangen (vgl. Abb. 3 S. 4). Zwei übereinander verlaufende Stollensysteme, die durch Blindschächte (Gesenke) miteinander verbunden waren, beweisen noch heute die hohe Abbauwürdigkeit der Kupfererze am Bärenberg. Das "Hangende" und "Liegende" (Nachbargesteine) bestand zu großen Teilen aus weißem Quarz, durchsetzt mit Malachit.

Die geschlagenen Erze wurden zunächst mit der Hand verlesen, zerkleinert, gewaschen (Erzwäsche) und zur Erzschmelze (Schmelzhütte) gebracht. Nach alter Überlieferung sollen Proben im Abbau des Ganges 27 bis 50 Prozent Kupfer und 40 Gramm Silber pro Tonne ergeben haben. - Die Schmelzhütte lag im Grünetal (siehe Bild) und wurde während des I. Weltkrieges abgebrochen. Dabei fand man noch 200 Pfund reines Kupfer. - 1982 wurden die "historischen Kupferstollen auf dem Bärenberg" wegen ihrer wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Besondere Gitter versperren die Eingänge und schützen somit auch die in den verzweigten und sehr feuchten Gangsystemen überwinternden Feuersalamander und Fledermäuse. Im Gebiet des "Heiligenstuhl" wurde ebenfalls Kupfer gefördert. An jene Zeit erinnern heute noch die Namen der Gruben wie "Heidberg I/II" und "Wilder Mann".

Bleibergwerk "Zeche Brandenberg" am Saley
Unter den 15 Bleierzbergwerken im ehemaligen Amtsbezirk Plettenberg und Herscheid zählte das Bergwerk "Brandenberg" am Saley zu den größten seiner Art auf Plettenberger Stadtgebiet. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurde hier Blei abgebaut, allerdings wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten zwischenzeitlich mehrfach stillgelegt, bevor es im Jahre 1875 endgültig aufgegeben wurde. Interessant sind die Angaben über geförderte Erzmengen:
1858: 242 Zentner Bleierz
1864: 365 Zentner Bleierz
1866: 30 Zentner Bleierz
1868: 186 Zentner Bleierz
Die geringe Fördermenge von 1866 ist darauf zurückzuführen, dass damals nur 3 Bergleute "vor Ort" waren.

Fritz Bertram, ein Plettenberger Bürger, hat sich um die Erforschung der Bergbaugeschichte Plettenbergs sehr verdient gemacht. Im März 1952 konnte er das Gangsystem der Bleierzgrube "Brandenberg" noch "befahren". Ende der fünfziger Jahre wurden alle Stolleneingänge wegen bestehender Unfallgefahr zugeschüttet. Wenn dieses Zeugnis alter Bergbautätigkeit nunmehr verschlossen ist, so bleiben die noch weithin sichtbaren Abraumhalden ein eindrucksvoller Beweis für die einstige Größe dieser Grube.

Zinkerzgruben "Emilie" und "Theodora" in Plettenberg-Blemke
Oberhalb des Blemke-Tales nahe bei Eiringhausen liegen die Grubenfelder der seit 1893 bestehenden "Plettenberger Zinkgewerkschaft". Wenn zu einem Stollenbesitzer ein weiterer oder auch mehrere Miteigentümer hinzutraten, entstand in der Regel eine Gewerkschaft, eine Vereinigung aller Miteigentümer als bergrechtliche Körperschaft. Das Miteigentum geschah durch den Kauf von Anteilscheinen, von sogenannten Kuxen.

Bis 1867 wurde im Gebiet der Blemke das Zinkerz im Tagebau gefördert, danach mittels mehrerer Haspelschächte. Die in den Schächten anfallenden Grubenwasser wurden durch Tonnen ans Tageslicht gehaspelt. Ebenfalls förderte man das Erz in solchen (Foto) Kübeln nach oben. Das "vor Ort" abgebaute Zinkerz brachte man mit kleinen Handkarren, die über Laufbohlen geschoben wurden, zum Schacht - später zur Erzwäsche. 1867 legte man über den in der Zwischenzeit mehrmals vorgetriebenen Stollen einen Maschinenschacht von 47 Meter Tiefe, baute stärkere Fördereinrichtungen und Wasserpumpen ein und erweiterte erneut die Abbaustrecken. 1874 wurde der Hauptstollen bis zu einer Länge von 536 Meter vorgetrieben. Ein Jahr zuvor war der Maschinenschacht auf 63 Meter Tiefe abgeteuft worden. Die Erzförderung geschah mit Hilfe einer 20 PS (Pferdestärken) starken Maschine, die es in Kübeln zum Hauptschacht tansportierte, von wo es zutage gebracht wurde.

Erzförderung der Zinkgewerkschaft Plettenberg/Blemke:
1868 21.781 Zentner ZInkerz
1869 24.550 Zentner Zinkerz
1879 25.000 Zentner Zinkerz

Dieser Teil einer alten Erzwäsche wurde vor einigen Jahren bei Hüinghausen gefunden. Sie gehörte einst zu der Grube "Alex I". Und so funktionierte die 'Wäsche' einst:
Das Erz wurde schon in der Grube vor Ort vom tauben Gestein getrennt und mit dem Scheidehammer auf eine Größe von zwei bis drei Zentimetern zerkleinert. Dann kam es in die Erzwäsche, d. h. gewaschen wurden nur solche Erze, deren Beschaffenheit sich wegen unreiner Oberfläche nicht erkennen ließ.
Die Erzwäsche besteht aus einem langen, ausgehöhlten Baumstamm oder zusammengenagelten Brettern in U-Form mit leichtem Gefälle, durch die das Wasser, mit Erz angereichert, geschickt wird. Nach diesem Waschgang werden die sauberen Erzbrocken abermals von schweren Hämmern zerkleinert und dann erneut einer Wäsche unterzogen, da dann das Gut in Sieben durch schnelles Eintauchen in Wasser nach spezifischem Gewicht getrennt wird. Die jetzt reinen Erzkörner kommen dann in einen Röstofen oder eine Pfanne zum Trocknen bevor sie geschmolzen werden. (Süderländer Tageblatt, Januar 1977)

Um die Jahrhundertwende kam der Bergbaubetrieb in der "Galmeigrube", wie das Grubenfeld der Zinkgewerkschaft in Plettenberg-Blemke auch genannt wurde, zum Erliegen. Seit Anfang der fünfziger Jahre werden die ehemaligen Erzstollen als Wasserspeicher durch die Eiringhauser Wassergenossenschaft genutzt.

Der Erzbergbau rund um die Hohe Molmert konzentrierte sich hauptsächlich auf den Abbau von Blei und Zink. Aber auch Kupfer und Eisenstein wurden hier geschürft. Oberhalb von Plettenberg-Holthausen am sogenannten "Dümpel" (Wurmberg) waren bereits vor 1600 zwei Bleigruben in Betrieb.

(die gesamte Arbeit kann auf Anfrage in Kopie gegen Kostenerstattung zur Verfügung gestellt werden)


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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