Quelle: "Süderland - Heimatblatt für den südlichen Teil der Grafschaft Mark, 2. Halbj. 1928, S. 142 - 144
Aus der Geschichte des Bleibergwerkes
Ein Teil unserer Vorfahren widmete sich schon im Mittelalter mit Eifer dem Bergbau. Lange
vor 1338 müssen die schon in diesem Jahre urkundlich erwähnten Kupfergruben auf dem
Bermberge in Betrieb gewesen sein. Von geringerer Bedeutung war das Bleibergwerk in den
Ziegenkämpen bei Bremcke; aber auch dieses zog hin und wieder in den verschiedenen
Jahrhunderten die Aufmerksamkeit der hiesigen Bevölkerung auf sich.
Die Flurbezeichnung "Ziegenkämpe" weist auf eine stufenförmige Stelle am Südabhange der
Molmert hin, wo die Bewohner des nicht weit entfernten Dorfes Bremcke in alten Zeiten auf
eingefriedigtem Raume ihre Ziegen, die in den Markenwaldungen nicht geduldet wurden,
weiden ließen. Im Gegensatz zur heutigen Zeit schätzte man noch im 17. Jahrhundert diese
Tiere auch ihres Fleisches wegen so sehr, daß man sie, namentlich auch Böcke, durch
Weidegang recht fett zu bekommen trachtete.
In den in der Gegenwart still daliegenden Ziegenkämpen machte sich einstmals nicht bloß
munteres Tierleben geltend, auch der die Tiefen der Erde durchforschende Mensch hat sich
zu verschiedenen Zeiten bemüht, dort Bodenschätze zu heben. Über die Anfänge des
dortigen Bergbaues ist nicht bekannt. Sicher ist, daß im Ziegenkampe schon im 16. Jahrhundert
ein altes, längst verfallenes Bergwerk vorhanden war.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts versuchte der Altenaer Rentmeister Simeon von Diest
dasselbe wieder nutzbringend zu gestalten, wie aus nachstehender schriftlicher Kundgebung
von ihm zu ersehen ist: |
"Ick Symeon von Diest, in behoef myner selbs und meiner Consorten, die ich hernacher zu
mir nehmen werde, muete und begere an den Furstlichen Rheten und Rechenkammer zu
Cleve ein freyes, alt verlegen Bergwerk uff dem Siegenkamp im Lande van der Marck Ambt
Swartenberge und Gericht Plettenberge gelegen, sambt Erbstollen, Fundgruben mit oben
under Massen. Nenne und nehme zum Rivier den gantzen Siegenkamp in seiner Weitte,
Lengte und Breite, übergebe hierbei einen alten Rader Albus nach altem Gebrauche und
bitte diese Muttung, die ich dan gleichfals am Ambthaus Schwartzenberg nach altem Gebrauch
gesocht und gedaen habe, in Verzeichnis- und Gedechtnis zu nehmen und zu halten. |
Eine lange Dauer scheint dem von Simeon von Diest neu belebten Bergbau in den Ziegenkämpen
nicht beschieden gewesen zu sein; denn am Anfang des 17. Jahrhunderts lag das Bergwerk
wieder still. Infolge der dann beginnenden Drangsale des Dreißigjährigen Krieges hörte jegliche
Erzgewinnung in den heimatlichen Bergen auf. Nach dem langen Kriege konnte man Eisen und
Blei vorteilhaft aus dem kölnischen Sauerlande bekommen; darum lag der Bergbau noch lange
darnieder.
Der Begründer der preußischen Artillerie, der Generalfeldzeugmeister Otto Christoph Freiherr von
Sparr unternahm es, sie wieder ergiebig zu gestalten. Es ist kein gutes Zeichen für den Erfolg, daß
er das Unternehmen 1651 schon an Ober-Kommissar Johann Paul Ludwig abtrat, der es mit
"schweren Kosten" fortgesetzt hat. Durch den Grafen von Waldeck ließ der Große Kurfürst erklären,
er wolle sich auf Gewinn und Verlust zur Hälfte mit beteiligen, und hat dem Amtmann und Richter
zu Plettenberg, den Bergdirektoren und Bergverwaltern dieserhalb schriftlichen Befehl gegeben. Der
Ausbau des Bergwerks kostete 1100 Reichstaler. Als der Kurfürst seinen Anteil im Februar 1652
noch nicht bezahlt hatte, da bot Ludwig diesem an, er möge das Bergwerk übernehmen, was er
aber abgelehnt hat. 1656 belehnte der Große Kurfürst Joh. Paul Ludwig und seine Nachkommen
mit diesem Bergwerk und außerdem noch mit dem Bleibergwerk "auf'm Wormelbergh" und "auf'm
Ziegenkampf" durch nachstehende Urkunde: |
"Demnach der wohlgeborene unser Geheimer Kriegsrat Generalfeldzeugmeister und lieber getreuer
Otto Christoph Freiherr von Sparr das vorlegene (stilliegende) Kupferbergwerk bei Plettenberg auf
dem Bermerberg gelegen in Anno 1650 angefangen wieder aufzurichten, folgends in Anno 1651 mit
unserem Vorwissen und gnädigsten Consens unserem Rat, Ober-Kommissarius und lieben getreuen
Johann Paul Ludwig gegen Erstattung der aufgewendeten Unkosten wieder abgetreten und überlassen;
inmaßen Er Johann Paul Ludwig dann solches bisher mit schweren Kosten fortgesetzt, uns auch
untertänigst ersucht und gebeten hat, weil er noch ferner Unkosten aufs erhoffende Glück
daran zu wagen, resolvirt, daß wir ihn und die Seinigen mit solchem, wie auch einem aufm
Wormelbergk und noch einem aufm Ziegenkamp bei Plettenberg gelegenen und vor dieser Zeit
angefangenen, aber wieder verlassenen und ungebauten Bleibergwerken gnädigst belehnen und
privilegieren wollten, daß wir in gnädigster Consideration sein Johan Paul Ludwigs aufs
verhoffende Glück allbereits angewagten und noch ferner anwagenden Unkosten, auch uns geleisteten
sonderbaren getreuen untertänigsten Dienste ihn seine Hausfrau und Erben oder wer mit ihrem
guten Wissen und Willen solche drei Bergwerke über kurz oder lang inhaben oder besitzen mag, mit
solchen aufm Bermer- und Wormelbergk wie auch Ziegenkamp gelegenen Bergwerken nach Bergmannsrecht
und Gebrauch dergestalt gnädigst belehnet und priviligiert haben, daß er seine Hausfrau und
Erben und welche sie zu sich in Compagnie nehmen, oder auch denen sie solches Bergwerk abtreten
und cediren werden, dieselben mit aller Zubehörung inne haben, besitzen, nach ihrem Besten
und Wohlgefallen hin- und wieder auf und an solchen Bergen nach Erz einschlagen, Stollen treiben
und Schacht öffnen, Stellung und was sonst dazu ferner nötig und tunlich zu sein befinden aus
dem auf solchen Bergen stehenden Gehölz, ohne Entgelt aufbauen, nützen und genießen, sich
auch mit denen zu solchen Bergwerken gehörigen Bergleuten, aller Freiheiten, Immunitäten,
Privilegien und Gerechtigkeiten, gleichwie in den sächsischen und braunschweigischen Landen
gelegenen Bergwerken üblich und Herkommen, ohne unser, unser Statthalter, Regierungs-, Justiz-
und Kammerräten, Beamten, Drosten, Richter, Rentmeister, Lehnsleuten, Untertanen und
Eingesessenen einige Beeinträchtigung, Hindernis oder Sperrung sie auch gebrauchen sollen
und mögen, wie dann darin oder andere Irrsal, Streitigkeiten und Mißverstand bei solchem Bergwerk
vorgehen, selbige durch die Bergrichter, Schichtmeister oder Berggerichte, gleichwie es bei
den oben gemeldeten sächsischen und braunschweigischen Bergwerken üblich ist, geschlichtet
werden sollen. Im Falle, daß auch einige Kriminalverbrechen dabei vorgingen, soll zwar die
Captur nicht von den Drosten und Richtern derorts, sondern von den Bergherrn, Bergrichtern
und Schichtmeistern geschehen, aber an unsern Drosten und Richter die Missetäter zur Haft
geliefert werden. |
Ihm und seinen Nachkommen wurde auch vom Großen Kurfürsten die Abgabe des zehnten
Teiles der gewonnenen Erze, der dem Landesherrn rechtlich zustand, erlassen. Trotzdem
entwickelte sich in den Ziegenkämpen kein erfolgreicher Betrieb, das Bergwerk hatte
1714 wieder "von undenklichen Jahren her wüst gelegen".
Dann regte sich dort aber wieder neues Leben. 1716 nahm eine
Gesellschaft, an deren Spitze der Bergmeister Weis stand, die
Arbeit in der Zeche wieder auf. Man säuberte einen alten Stollen,
grub weiter und fand hier und da einige von den Alten stehen
gelassene Erze. Bergmeister Weis schrieb an seine Mitgewerken,
die Ziegenkämper Zeche überträfe alle anderen Zechen, er könne
mit 5 Mann in der Woche 40 Kübel Erz fördern. Das Urteil des
Schichtmeisters aber war weit ungünstiger. 1717 sind dort zwar
50 bis 60 Kübel Erz gefunden worden, aber lohnend erwies sich
die Arbeit dennoch nicht; deshalb trat bald wieder völliger
Stillstand ein. Spätere Schürfungen, deren letzte 1892 stattfand,
hatten kein besseres Ergebnis. |
Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 49
6. Ziegenkamp, Bleierzgrube bei Bremke.
Quelle: Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. 1 (1954), S. 83
1588, Juli 1., Nr. 11 Bergwerk Ziegenkamp im Amt Schwarzenberg
Quelle: Vom frühen Erz-Bergbau im Märkischen Sauerland. 1979,
Zeitungsverlag Altena, Heinrich Streich, 99 S., (S. 82)
Ziegenkamp: Lage bei Holthausen-Bremcke. Anfang 1600 durch
Bergmeister Diest betrieben. Bis 1644 eingegangen. 1716 durch
Bergmeister Weiß wieder aufgenommen. Mutung vom 16. Juni 1714.
Ergiebigkeit: Mit 5 Mann 40 Kübel Erz pro Woche oder 2 Lot pro
Pfund, 1756 stillgelegt, nicht wieder aufgenommen.
Quelle: Klockenblaumen, Wilhelm Bröcker, 1951, S. 49
An diän Bliekuhlen
Schlätt de Uhr de twüölfte Stunne, |