Quelle: "Geschichte der Industrie im Märkischen Sauerlande", herausgegeben von der Handelskammer zu Hagen, bearbeitet von Dr. Voye, Sekretär der Handelskammer zu Hagen, Band II: Altena, 1910, S. 296-301

Geschichte der Industrie im Märkischen Sauerlande

Gewinnung von Mineralischen Schätzen

Die Stadt Plettenberg, deren Entstehung in das 11. Jahrhundert zurückzuverlegen ist und über deren allgemeine Verhältnisse am Schlusse dieses Abschnittes nähere Ausführungen gemacht sind, ragte unter den märkischen Städten hervor durch die Gewinnung mineralischer Erzeugnisse dortselbst und in der näheren Umgebung, besonders auf dem sich westlich der Stadt hinziehenden Ebbegebirge.

Der Ort wird von fast allen Geschichtsschreibern, welche die Osemundgewinnung erwähnen, zu den ersten Orten gezählt, in denen Osemund bereitet wurde. Man kann daraus schließen, dass man hier schon in alter Zeit Eisenstein direkt an der Oberfläche gefunden und benutzt hat; die geologische Gestaltung des Gebirges gibt dieser Annahme einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Holzkohlen waren genügend vorhanden, da die Berge dicht bewaldet waren.

Geschürft wurde in alter Zeit vorwiegend auf Eisen, Blei, Silber und Kupfer. Das bekannte Kupferbergwerk Wildemann bei Landemert war nach dem Bericht der Handelskammer Lüdenscheid 1853 schon im 15. Jahrhundert im Betrieb. Im Laufe des 16. Jahrhunderts hatten die Mutungen und Erzförderungen bereits einen so großen Umfang angenommen, dass damals schon ein Bergamt in Plettenberg eingerichtet wurde, das dort aber nur kurze Zeit bestanden hat.


Mit dessen Beseitigung kamen die meisten Zechen zum Stillliegen, weil damit ein planloses Herumsuchen und ein Mangel an sachverständigen Bergleuten aUftrat (Handelskammer Lüdenscheid 1853). Uralt ist der Kupferbau am Bermberge, jetzt Bärenberge, und auch am Brandenberge finden sich Spuren uralter Bergwerke. Letztere Gewerkschaft existiert heute noch, das Bergwerk ist aber nicht mehr in Betrieb.

Im einzelnen berichtet über den Bergbau Jacob am Ende 1688: Eysenbergwerk auf der Klinkmecke und auf der Brecht oder Bleemeke bey Plettenberg. Ein Kopfer Bergwerk am Ringelberg im Ambt Plettenberg. Ein Bleybergwerk aufm Dümpel bey Plettenberg. Ein Bleywerk beim Mollhof am Stein Nocken wie auch am Seegen oder heßen Kamp bey und im Ambt Plettenberg.
Was das Isenbergwerk auf der Bracht belanget, befindet sich aus einer alten Relation, dass der vor ungefehr 80 Jahren daselbst gefundener Eysenstein sehr fret und ohne Zusatz nicht hat verarbeitet werden können, vor 50 Jahren aber hat er noch stille gelegen, die Hütte aber ist gebrauchet worden.

In der Klinkenbecke were domals vor 50 Jahren nicht gearbeitet worden. Das Bergwerk aufm Dümpel ist tempore visitationis ein verfallen Werk gewesen und vor solcher Zeit von Mathias von Honnichen, dem Wagenmeister vom Bergmeister Cronenberg, belehnt worden. Und noch ein Bleybergwerk so ebenfalls von undenklichen Jahren wust gelegen. Es hat entlich der Rentmeister von Hoerde, Johann Wilhelm von Mascherell, diese vier Bergwerke zu bearbeiten angenommen und ist am 12. Junii 1675 damit belehnet worden, ob etwas davon Zehenden einkommen, weiln in Rechnung sich nichts davon findet, müsste nachgeforscht werden.

Das Kupferbergwerk am Berrenberg (St. Caspar am Bierenberg) im Ampt Plettenberg. Von diesem Bergwerk hat der Herr Drost von Plettenberg vor etwan 50 Jahren den Zehenden gezogen. Anno 1674 aber ist Caspar Scheiner mit diesem Bergwerk belehnet worden und die Halbschiet dessen dem Herrn Domdechanten Brabeck überlassen, 1/4 hat der Rentmeister von Hoerde und 1/4 Caspar Scheuner (Scheiner) mit dem Richter von Plettenberg behalten.

Es hat aber der Rentmeister zu Hoerde, Johann Wilhelm von Mascherell, Anno 1680 der Ambtscammer zu erkennen gegeben, dass er mit seinen Consorten mit schwären Kosten ins achte Jahr an den Stollen arbeiten lassen, sich noch ein Kupfer Erzgang hervorgethaen, worauf er mit seinen Consortes arbeiten lassen wollte, derhalben umb geburende Belehnung gebeten und ist derselbe am 3. Decemb. 1680 damit belehnet worden. Es ist aber hievon biß dato nichts an Zehenden erhoben worden, stehet also Erkundigung einzuziehen, was vor Beschaffenheit es iezo damit habe.

In einer Anmerkung aus späterer Zeit werden dann noch aufgeführt:
Wurmberg ein Bleywerk bey Plettenberg modo Tümpele
Kupferbergwerk in der Sundhelle bey Plettenberg
Neue Glück am Bleyberg bei Plettenberg.
Die Akten Plettenbergs heben im Jahre 1719 die Berühmtheit des Ortes wegen seiner Kupfer-, Silber- und Bleibergwerke hervor. Herr von Steinen sagt 1755 folgendes:
"Im Bermberg oder Berenberg befand sich schon seit Alters ein Kupferbergwerk, welches, wie es scheint, 1753 wieder in Bau genommen wurde, nachdem es lange still gelegen hatte. Der Wurmberg war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Bleibergwerk. Iserlohner Kaufleute beuteten das Metall aus, wurden aber noch vor 1750 durch Uneinigkeit daran weiter verhindert. Der Wildemann war unweit Landemert ein Kupferbergwerk, lag aber 1750 schon still. In der Klinckmecke war schon vor 1750 Eisenstein gegraben. In der Klinckmecke bei Holthausen war ein Mitte des 18. Jahrhunderts betriebesnes Bergwerk."
Ferner sagte er: "Vor etwa 40 Jahren wollte einer Namens Bastian Stübel (zu Ohle) ein Bergwerk anlegen, es war aber vergeblich. Die noch vorhandene Grube wird zum Andenken das Bastianloch genannt."

Nach amtlicher Überlieferung waren 1756 im Amte Plettenberg 2 Gruben mit 11 Mann Belegschaft in Betrieb. Wie aus von Steinens Angaben zu ersehen, waren dies die am Bermberge und im Huckenloch bei Holthausen gelegenen. In der Folgezeit waren die Schürfungen und Förderungen sehr unregelmäßig. Zeitweilig ruhte dieser Erwerbszweig vollständig. Mehrere Berichte des Bürgermeisters Thomee aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts - beispielsweise aus dem Jahre 1822 - besagen, dass keine bergbauliche Tätigkeit vorhanden sei.

Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders in den fünfziger Jahren, der Zeit der Schürfepedemie, wurden die Schürfungen wieder aufgenommen. Die Handelskammer Lüdenscheid sagt darüber 1853/54: "In den letzteren Jahren, namentlich im vorigen, sind die, besonders durch die Jahre 1848 und 1849 vollends zum Liegen gekommenen Anbrüche wieder aufgenommen worden, und so weit es sich jetzt übersehen lässt, bietet der Bergbau im hiesigen Kreise lohnende Aussichten.

Die erste in Dortmund unter der Leitung des Geschworenen Bergmann in Plettenberg sich gebildete Gesellschaft schürft im sogenannten Ebbegebirge und zählt diese sowie die übrigen in und um Plettenberg aufgenommenen Werke und Anbrüche gegenwärtig:
                                                             14 Zechen
                                                             79 Muthungen und
                                                             10 Schürfe
aus Kupfer, Silberblei, Blende, Galmei und Eisensreinerzen. Es ist gewisse Aussicht vorhanden, dass wenigstens die Hälfte der oben angegebenen Muthungen und Schürfe, die größtenteils Kupfer, Silberblei und Galmey zu gewinnen versprechen, noch belehnungsfähig erklärt werden; wenn, was geschieht, weitere Aufschlussarbeiten gemacht werden.Die Gewerkschaft hat mit einer Umsicht und Ausdauer alle Widerwärtigkeiten besiegt, die Lob und Erfolg verdient, dabei aber eine Auslage von zirka 20.000 Thaler nicht gescheut, um den alten Flor der Bergwerke wieder in unsere Gegend zu verlegen.

Ein Gutachten des dazu kommitirten Bergamtes in Eisleben soll angeben: dass allein auf die vorstehend angegebenen Gruben, mehrere Kupfer-, Blei-, Blende- und Galmey-Hüttenwerke, und mehrere Hochöfen auf Eisen vollständige Speisung fänden; und wenn Frieden bleibt, und die Aussicht auf Erbauung der Lenne-Eisenbahn sich erhält, dann soll bis künftiges Frühjahr mit deren Erbauung begonnen werden.

Eine zweite Dortmunder Gesellschaft unter Leitung des Herrn Lieutenants v. Dipold daselbst, scheint minder glücklich in Auffindung von guten Anbrüchen zu sein. Etwa 10 Muthungen und Schürfe, wird noch das Ganze ausmachen, was sie erschürft hat. Eine weitere Gesellschaft hat sich in Plettenberg unter Leitung des Marcus Lion und Doctor Saalmann daselbst gebildet, und die Aufwältigung des im 15. Jahrhundert sehr berühmt gewesenen Kupferbergwerks Wildemann bei Landemert zur Aufgabe gestellt. - Sie hat ihren Zweck erreicht, so viele Erze gewonnen, dass es ihr möglich wurde, eine Hütte zu erbauen, und in diesem Jahr ca. 8000 Pfund sehr gutes Rohkupfer geschmolzen. Wenn es sich dabei aber um Reingewinn handelt, dann dürfte es sich ergeben, dass noch bedeutende Zubußen erforderlich waren.

Ferner haben andere auch in der Nähe von Plettenberg zwei alte Bäue wieder aufgeschlossen und gewinnen daraus Glassurerze; wovon die Erstere in Ausbeute, Letzterer aber in Zubuße steht, weil es dieser an Mitteln zum gehörigen Betriebe fehlt."
Damals hoffte man auch, dass die "im südöstlichen Teil des Bezirks Altena gelegenen Gruben mit dem Übergange an die in der Errichtung begriffene Aktiengesellschaft 'Neu Oege' recht bald in energischeren Betrieb kommen" würden (Handelskammer Lüdenscheid 1856/57). Doch blieb diese Hoffnung unerfüllt. Der 1857 entstandene Neu-Oeger Bergwerks- und Hüttenaktienverein hatte vielmehr im Gefolge des Erwerbs von Grubenfeldern im südlichen Teile des Kreises Altena empfindlich zu leiden gehabt (siehe Abschnitt Hohenlimburg).

Als letztes bedeutenderes Unternehmen ist eine 1873 gegründete Gesellschaft zu nennen, die "Plettenberger Zinkgewerkschaft", welche vorwiegend in der Blemke förderte. Aber auch diese besteht wie die früheren nicht mehr.
Gegenwärtig sind nach dem Register des Amtsgerichts zu Plettenberg folgende Beleihungen vorhanden, die aber zur Zeit nicht ausgenutzt werden (mit Datum der Mutung bzw. Verleihung):

Stadt Plettenberg:
Clausewitz, Schwefelskies
Friedrich Wilhelm, Schwefelkies
Henriette I, Bleierz
Henriette III, Kupfererz

28. August 1872
21. März 1885
21. November 1853
10. Dezember 1853

Amt Plettenberg:
Maria, Kupfer und Schwefelerz
Alex, Eisenerz
Laura I, Eisenstein
Rabor, Bleierz
Heidberg I, Kupfererz
"Glückauf-Segen", Bleierz
Eurybia, Eisenerz
Franziska I, Bleierz
Heidberg II, Kupfererz
Emilie, Zink, Eisenerz
Theodore, Galmei und Eisenstein
Wolff, Eisenstein
Franziska V, Bleierz
Wilde Frau, Kupfererz
Wilder Mann, Kupfer
Brandenberg, Bleierz
Laura II, Eisenstein
Ver. Laura, Eisenstein
Vorsehung, Kupfererz
Vorsicht, Kupfererz
Alexander v. Humboldt I, Eisenstein
Viktoria, Eisenstein
Ferdinand, Eisenstein
Neue Dortmund, Eisenstein
Garibaldi, Eisenstein
Agnes, Eisenstein
Otto, Eisenstein
Leitstern, Kupfer

29. Juni 1886
31. Oktober 1871
16. Dezember 1857
11. Juni 1852
29. August 1885
17. April 1885
20. August 1885
10. August 1892
7. März 1886
5. Oktober 1852
6. Februar 1863
2. April 1855
16. Februar 1866
15. Juni 1853
20. April 1849
19. September 1833
16. Dezember 1857
18. August 1862
3. Juli 1864
10. Dezember 1858
24. August 1855
31. Mai 1854
16. September 1855
11. September 1857
3. Februar 1862
5. September 1870
22. März 1866
8. September 1858

Die Gebirge, welche sich um die Stadt Plettenberg herumlagern, sind nach mineralischen Schätzen im Laufe der Jahrhunderte vollständig durchforscht, ohne allerdings jemals die Erwartungen voll erfüllt zu haben, welche man auf die Anbaue gesetzt hatte. Sachverständige geben an, dass noch große Mengen Erze - besonders Kupfer - in den Bergen ruhen, deren Förderung jedoch wegen der Schwierigkeiten der Wasserbeherrschung und wegen der mangelnden Festigkeit der darum lagernden Massen nicht rationell genug betrieben werden kann. Es bleibt daher für die Zukunft fraglich, ob noch einmal ein größerer Bergwerksbetrieb in Plettenberg Platz greifen wird.


Quelle: "Geschichte der Industrie im Märkischen Sauerlande", herausgegeben von der Handelskammer zu Hagen, bearbeitet von Dr. Voye, Sekretär der Handelskammer zu Hagen, Band II: Altena, 1910, S. 302

Steinbrüche und Ziegeleien

Von Bedeutung waren ferner die Steinbrüche im Bezirk des Amtes Plettenberg, über die von Steinen schon folgendes sagt: "Besonders fallen auf dem Grevinglöh und bei Himmelmert große und schöne platte Besatzsteine, weiter oberhalb Eyringhausen, bey Landemert, in der Bergbauerschaft und oberhalb Bremecke Kalksteine, endlich zwey gute Schiefergruben, eine am Kirchlöh oberhalb der Stadt und die andere unterhalb dem Hause Schwarzenberg."
Über Ohle sagt er: "Es finen sich viele Kalksteine, auch einige gute Brüche von Maurersteinen."

In neuerer Zeit hat der Steinbruchbetrieb keine größere Bedeutung gehabt. Hervorzuheben sind nur ein Basalt- und ein Porphyrbruch. Ersterer, ab nördlichen Abhang des Salei gelegen, wurde 1861 bei Erbauung der Ruhr-Siegbahn in Betrieb genommen. Eine Drahtseilbahn ermöglichte die Steine vom Bruch unmittelbar in die Eisenbahnwagen zu schaffen. Ende der 1870er Jahre ging der Bruch ein, weil das Basaltnest ausgebeutet war.

Der Porphyrbruch lag oberhalb der Oestertalsperre am nördlichen Abhang des Ebbegebirges. Er gehörte der Wiesentaler Porphyrgesellschaft Brockhaus & Cie., wurde aber Ende der 1880er Jahre stillgelegt, weil die Abfuhrverhältnisse zur Bahn zu ungünstig waren.

Ziegelsteine sind schon seit Alters in Plettenberg hergestellt. 1719 wird bereits eine Ziegelhütte erwähnt. In der Folge wandte man Feldbrände an, an denen z. B. 1857 vorhanden waren: Friedr. Klaus, Dornewerth & Eckes und Heinr. Ostermann.

Innerhalb der letzten 17 Jahre sind 3 Ringofenziegeleien in Plettenberg angelegt worden. Die von Gebr. Wirth ist 1892 gebaut worden. Sie stellt bei einer Beschäftigung von 35 Mann unter Benutzung elektrischer Antriebskraft Ziegelsteine und Zementwaren her. Die beiden anderen 1899 gegründeten Werke W. Gummich und C. Loos beschäftigen je 20-25 Arbeiter. Die Steine finden in Plettenberg und anderen an der Ruhr-Siegbahn gelegenen Orten Absatz.


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