Theodore - Zink-Stollen in der Blemke

Zink(Galmei-)-Stollen in der Blemke, gemutet 1863, ca. 1864 mit der benachbarten Grube "Emilie" verbunden; Stillegung 05.12.1883; seit 1949 werden die Stollen als Wasserspeicher durch die Eiringhauser Wassergenossenschaft genutzt;


Die Eiringhauser Wassergenossenschaft hat den Stollen zur Besichtigung freigegeben.



Im August 1984 wurden im Bereich des ehemaligen Galmei-(Zink-)Bergwerkes Theodore/Emilie Tiefbohrungen vorgenommen, um auszuloten, ob die in der Tiefe vorhandenen Galmei-Erze einen Abbau lohnen. (Foto: Martin Zimmer)


Quelle: Westfalenpost vom 18.11.1949

Wasser für Eiringhausen
Aus einem alten Galmeistollen
1300 Meter Rohrleitung mit 100 Meter Gefälle - Auch für den Silberberg

Plettenberg. Vor einem Monat berichtete die WESTFALENPOST, dass die Wassergenossenschaft Eiringhausen in der Blemke einen alten Galmeistollen der ehemaligen Hermannszeche in Allendorf entdeckt hatte, der selbst in den trockendsten Sommermonaten immer noch gleicmäßig Wasser lieferte. Der Plan, diese Wasserquelle für die Wasserversorgung von Eiringhausen nutzbar zu machen, wurde jetzt verwirklicht. Anfang dieser Woche konnte im Beisein der Vorstandsmitglieder der Wassergenossenschaft dieses neue Wasserreservoir in Betrieb genommen werden.

Der Wassergenossenschaft kam es hauptsächlich darauf an, dem in den letzten Monaten sehr unangenehm auftretenden Wassermangel ein Ende zu bereiten. Zu diesem Zweck war die Verlegung einer 1300 Meter langen Rohrleitung von der Schlucht bis zum Stollen bei einem Gefälle von 100 Metern notwendig. In der Hauptsache wurden Rohre mit einem Durchmesser von 100 Millimetern verlegt und nur an der Stelle, die den größten Druck auszuhalten hat, erweitert sich der Durchmesser auf 150 mm. Die Inbetriebnahme der neuen Wasserleitung ging ohne Zwischenfälle vonstatten. Allerdings ist noch abzuwarten, ob der erhöhte Druck nicht in nächster Zeit Rohre bricht.

Auf Grund dieser Rohrlegung hat man die Einrichtung der Filterstation für einige Zeit zurückgestellt. Gleich zu Beginn der Arbeiten, die von der Baufirma Kraus, Böddinghausen, ausgeführt worden sind, wurde der Stolleneingang auf einer Strecke von ungefähr 15 Metern ausbetoniert. Am Eingang des Stollens steht das Filterhaus bereits im Rohbau fertig. Der weitere Ausbau wird in nächster Zeit erfolgen.

Damit ist die Wassergenossenschaft Eiringhausen einen wesentlichen Schritt weitergekommen. Die Bundesbahn mit ihrem täglichen Verbrauch von 100 cbm Wasser ist heute einer der größten Abnehmer. Aber auch die Industriebetriebe Graewe & Kaiser u. a. stehen nicht zurück. Nun wird die neue Quelle, zu deren Ausbau die Wassergenossenschaft rund 30.000 DM aufwenden muss, wesentlich dazu beitragen, die Wassernot in Eiringhausen zu beheben.

Dies ist aber nicht das einzige Projekt, das die Wassergenossenschaft im Augenblick durchführt. Die Silbergsiedlung, die bislang ohne Wasserleitung auskommen musste und gezwungen war, das Wasser an einer Zapfstelle in der Friedhofsstraße zu entnehmen, wird bald dieser Sorgen enthoben sein. Von der Friedhofstraße aus wird jetzt die Leitung über eine Strecke von 300 Meter bis zur Silbergsiedlung verlegt werden. Diese Leitung wird aus dem Hochbehälter auf der Halle an der Straße nach Affeln gespeist werden. Damit hat die Wassergenossenschaft auch diesem Mangel ein Ende bereitet. Die Erdarbeiten wurden von der Firma Schöpe, die Installationsarbeiten von Klempnermeister Werle und die Betonierungsarbeiten von der Firma Kraus ausgeführt.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 17.11.1949

Bergwerkstollen als Wasserreservoir

. . . Diesen außerordentlichen Umstand, der der Genossenschaft viel Geld für Wassersuche und Quellsammler zu ersparen geeignet war, hat die Genossenschaft zu nützen verstanden. Die Voraussetzungen für eine Wassernutzung in diesen Stollen schienen von vornherein günstig. Das Gelände-Einzugsgebiet ist mit Wald bestanden. Die geringste Deckung über dem Stollen beträgt 2 1/2 Meter. davon 1 Meter festes Gestein. Eine ungünstige Beeinflussung durch Oberflächenwasser schied damit aus.

Nachdem sich die Genossenschaft Gewißheit über die einwandfreie Beschaffenheit des Wassers und eine dauernde gute Ergiebigkeit des Wasserstollens verschafft hatte, hat sie sich die Rechtsgrundlage zur ungestörten Benutzung des Stollens gesichert. Schon vor 10 Jahren wurde das hygienische Institut in Gelsenkirchen mit der Untersuchung des Wassers beauftragt. Damals, wie bei der im Jahre 1948 wiederholten Untersuchung, wurde festgestellt, dass das Stollenwasser bakteriologisch in jeder Hinsicht (vor allem in Bezug auf etwaige Beeinflussung durch erzhaltiges Gestein) einwandfrei und somit als Trinkwasser durchaus geeignet ist.

Die Analyse ergab eine sehr niedrige Keimzahl sowie das völlige Fehlen von Colibazillen. Blei und Arsen waren nicht nachweisbar, Zinkoxyd fand sich nur in leisesten Spuren. Die gesundheitliche Zuträglichkeit des Wassers wurde in mehrfachen wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt. In chemischer Hinsicht wurde das Wasser aggressiv befunden, was aber nur Bedeutung hat in Hinsicht auf die Rohrwandungen der Leitung, die durch Entsäuerung des Wassers aber entsprechend geschützt werden können.

Regelmäßige, durch lange Jahre hindurch fortgesetzte Messungen ergaben im übrigen, dass maximal mit einer Tagesschüttung von 500 (!) cbm Wasser (selbst im abnorm trockenen Sommer 1947 waren es noch 355 Kubikmeter täglich) gerechnet werden darf. Auch in diesem trockenen Sommer hat sich die Ergiebigkeit des Stollens unverändert gezeigt.
Jetzt galt es noch, die formellrechtlichen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die der beabsichtigten Nutzung des Bergwerksstollens als Trink- und Brauchwasserreservoir zunächst entgegenstanden. Bergrecht und Wasserrecht spielten hier neben den allgemeinen bürgerlich-rechtlichen Fragen eine Rolle. Die Genossenschaft erwarb das Eigentum an dem Gelände, in dem der Stollen ausmündet. Damit war sie zwar nutzungsberechtigt an dem heraustretenden Grubenwasser, der Bergwerksbesitzer seinerseits aber war nach wie vor berechtigt, den Betrieb wieder aufzunehmen, das Grubenwasser zu verwenden, seine Beschaffenheit zu verändern oder zu beeinflussen. Eine Nutzung unter diesen Umständen wäre also zu riskant gewesen. Beide Rechte nebeneinander bzw. beide Formen der Nutzung zu gleicher Zeit vertrugen sich nicht.

Eine heikle Frage
Die käufliche Übernahme des Bergwerks bzw. Bergrechts hätte hohe Kosten und rechtliche Schwierigkeiten gemacht. Im Weg der Verhandlungen wurde daher seitens der Genossenschaft eine Grunddienstbarkeit erworben, die für den jeweiligen Eigentümer des Grundstücks eingetragen, nach § 1018 ff BGB die notwendige Gewähr bietet. Die Bergwerksbesitzer verpflichten sich in dieser dinglich gesicherten Bestellung einer Dienstbarkeit gegen eine einmalige Entschädigung in 1 km Umkreis vom Stollenmundloch in den Grubenfeldern Theodore und Emilie jeden Bergbau zu unterlassen und räumen das Recht der ungestörten Wasserentnahme ein. Damit waren die Voraussetzungen für den weitsichtig geplanten Ausbau unserer Wasserversorhungsanlage geschaffen.
Die Anlage im Stollenmund ist inzwischen schon fertiggestellt. Auch der Rohrgraben ist inzwischen schon geworfen und die Rohre - insgesamt bei 25 Tonnen - liegen schon seitlich bereit. Die Arbeiten gehen voran...


Quelle: Amtliche Bekanntmachungen vom 19.10.1949

In der Blemke:
Eine Quelle fließt aus einem Galmeistollen
Bau einer Filterstation geplant / Wassersorgen für Eiringhausen zu Ende

Plettenberg. (Eig. Ber.) Dumpfe Kellerluft strömte der dunkle Gang aus, der in den Berg hineinführt, und innen plätschert es leise und stetig - dort oben in der Blemke. Die Wassergenossenschaft Eiringhausen wurde schon vor längerer Zeit auf diesen alten Stollen aufmerksam, der in einer kleinen Schlucht anfängt und ungefähr nach 400 Meter im Berg verschüttet wurde. Angeblich handelt es sich um einen alten Stollen der Hermannszeche in Allendorf, in der früher, so um 1860 herum, Galmei gewonnen wurde. Und nun rieselt trotz größter Trockenheit immer noch gleichmäßig ein kleiner Bach aus diesem Stollen. Angestellte Messungen ergaben, dass diese Quelle auch jetzt noch 18 Kubikmeter Wasser stündlich liefert.

Die Trockenheit bewirkte in letzter Zeit im Versorgungsgebiet der Wassergenossenschaft Eiringhausen sowieso schon zu dauernden Störungen in der Versorgung. So kam man auf den Gedanken, diese neue Quelle für diese Zwecke nutzbar zu machen.. Zuerst legte man den Eingang zu dem Stollen frei. Mit Gummistiefeln und Blendlaterne unterzog man den dunklen Gang einer genauen Untersuchung. In der Mitte des Ganges lag eine alte, handgeschmiedete Schaufel mit einem morschen Griff, die anscheinend noch aus der Zeit stammte, da der Stollen noch in Betrieb gewesen ist. Auch alte Bohlen und Eichenstützen lagerten noch hier und da.

Nun plant die Wassergenossenschaft Eiringhausen, vor dem Eingang zu dieser Quelle eine Filterstation zu errichten und das gewonnene Wasser dem Hochbehälter in der Blemke zuzuleiten. Soweit ist alles bereits in die Wege geleitet. Mit dem Ausbau der Filterstation wurde die Firma Wilhelm Kraus, Böddinghausen, beauftragt und jetzt wartet man nur noch auf die Baugenehmigung. -ka-


Quelle: Schreibmaschinenmanuskript, 9 Seiten, Verfasser unbekannt (im Archiv H. Hassel) Seite 5 bis 7:

Zinkgewerkschaft musste die Grube "Theodore" stilllegen

...Wir verlassen die Bleierzgruben und wenden uns den Zinkerzfunden zu. Dieses Mineral ist allgemein unter dem Namen "Galmei" bekannt; auch heute noch ist die Kenntnis von den Galmeigruben in der oberen Blemke, ca. 250 Meter oberhalb des Kahlberges, allgemein gut. Fast das ganze Gebiet von der Wilden Wiese über die Homert bis zum Baukloh ist Eigentum der Plettenberger Zinkgewerkschaft, die ihre Anfänge in den Galmeigruben der Blemke hatte. Diese Gruben hatten den Namen "Emilie" und "Theodore", von denen der Betrieb "Theodore" der jüngere ist. 1852 wurde die Fundstelle "Emilie" gemuthet. Man baute zunächst das Zinkerz in Form kleiner Haspelschächte ab, die maximal etwa bis zu 10 Meter abgeteuft wurden. Das Galmeilager war 8 bis 9 Fuss mächtig, darüber lag Toneisenstein. 1867 wurde dann auf der Grube "Emilie" und der benachbarten "Theodore" der Tagebau weitgehend aufgegeben und man trieb einen gemeinsamen Stollen in das Gebirge.

Wenn man das Grubenbild der Grube "Theodore" betrachtet, was anhand alter Betriebsberichte rekonstruiert werden konnte, dann wurde zunächst ein Förderstollen angelegt (Zeichnung Grube "Theodore"). Ca. 150 Meter vom Stolleneingang entfernt setzte dann ein Maschinenschacht an, der nach oben durchschlägig gemacht wurde. Mittels Dampfmaschine konnte das Zinkerz aus einer 1. Tiefbausohle bei 20 Meter und einer 2. Tiefbausohle bei 40 Meter, der Maschinenschacht selber wurde insgesamt 63 Meter abgeteuft.


Es wurde neben Zinkerz auch Schwerspat gefördert. Einige Zahlen mögen einen Hinweis auf die Ergiebigkeit geben:
Im Sommer 1863 wurden 1.760 Zentner Schwerspat, im Jahre 1869 24.550 Zentner Zinkerz und 1870 eine Rekordmenge von 10.100 Zentner Zinkerz gefördert.
Im Jahre 1874 hatte man den Förderstollen bis über 530 Meter vorgetrieben, die 1. Tiefbausohle hatte eine Länge von 83 Metern und die 2. Sohle von 40 Metern. Alle diese drei Abbaustrecken wurden durch- und querschlägig verbunden, es wurde ein blühender Abbau betrieben.

Am 07.02.1878 musste der Betrieb plötzlich eingestellt werden, weil die in der unteren Blemke befindliche Papiermühle auf Schadenersatz geklagt hatte, weil das verschmutzte Wasser der Zinkerzgrube das Papier verdarb. Den angestrengten Prozess verlor die Plettenberger Zinkgewerkschaft, sie musste die Grube vorübergehend stilllegen und 12.000 Mark bezahlen. Von diesem Schlage hat sich die Gewerkschaft nie wieder erholen können, so dass der Betrieb 1888 endgültig eingestellt wurde.

Der Förderstollen war bis auf wenige 100 Meter bis zu den Stollen der Hermannszeche bei Allendorf im Kreise Arnsberg vorgetrieben worden, und so machte die Gewerkschaft der Hermannszeche noch 1935 den Vorschlag, besagten Stollen weiter zu führen, damit man dann die Eisenerze der Hermannszeche von der Plettenberger Seite abbauen könnte. Es blieb bei dem Vorschlag und 1948 verkaufte die Fa. Grillo, die die Repräsentantin der Plettenberger Zinkgewerkschaft ist, die Wassergerechtsame im Umkreis von 1 km um den Stollen, so dass nun die Eiringhauser Wassergesellschaft das Trinkwasser aus der Grube "Theodora" bezieht.


Fundpunkt der Galmeigrube (Zink) Theodore laut Schlüter/Wientzek (Bergbau im Märkischen Kreis, 1993).


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