Quelle: "Ruhrkohle", Werkzeitschrift "Informationen für die Mitarbeiter
der Ruhrkohle AG", Ausgabe 11/1981, S. 12 u. 13
Der Wirt weist den Weg
Heinz Hänisch, inzwischen Vermessungssteiger, ist als "Hauer von Wulfen" den
Werkzeitschrift-Lesern durch seine "Reiseberichte" bekannt geworden: Er befährt
Bergwerke aller Art in allen Ländern. Jetzt war Heinz Hänisch mit einer
Gruppe im Sauerland und besuchte die Erzgruben Olga und St. Caspar. Seine
Erlebnisse schildert er in diesem Bericht:
"Schon lange ist es still geworden im alten Bergbaurevier um Plettenberg,
Herscheid, Werdohl, wo einst rege Bergbautätigkeit umging. Von Zeit zu
Zeit aber bekommen die alten Gruben Besuch. Bergmännisches Geleucht blitzt
auf, man hört Hammerschläge, und für kurze Zeit leben die alten Stollen
wieder auf. Mineraliensucher versuchen dem Berg ein schönes Stück Mineral
abzugewinnen. Oder es kommen Bergleute wie wir, die an altem Bergbau
interessiert sind, die nachschauen, wie unsere Altvorderen ihren Bergbau
betrieben haben.
Früher einige hundert Stollen
Das Stollenmundloch ist verschüttet, nur in der Firste befindet sich eine
kleine Öffnung von 30 Zentimeter Durchmesser. Mit den Füßen voran gelangen
wir in den Stollen, in dem etwas Wasser ansteht. In der etwa 1,70 Meter hohen
Strecke gelangen wir, und vorsichtig vortastend, zum ersten Streckenabzweig.
Die Strecke ist 80 cm breit und nicht ausgebaut.
Es geht weiter, vorbei an einigen Suchörtern. Eine dunkelgrün schimmernde
Malachitwand lässt uns verweilen: ein schöner Anblick. Wir machen Fotos.
Eine Nebenstrecke, die wir befahren, ist mehr als 50 Meter lang, aber nur etwa
einen Meter hoch. Das Wasser in dieser Strecke zwingt uns zum 'Entengang'. Hier
treffen wir auf ein weiteres Suchort und einen Holzrahmen, den wir als Rahmen für
eine Wettertür deuten. Ob man einen Durchschlag mit einem Wetterschacht erwartete?
Unsere Gruppe hat noch eine zweite Befahrung geplant: Die Kupfergrube St. Caspar steht
auf unserem Programm. Sie liegt am Bärenberg an der Landstraße Plettenberg - Landemert,
gegenüber der Gastwirtschaft Heveschotten. Der Wirt gibt übrigens gern Auskunft über
die Lage der Grube.
Die Grube St. Caspar ist vielleicht die älteste Grube im Märkischen Sauerland. Sie
soll bereits 1046 urkundlich erwähnt sein. Diese Urkunde hat Fritz Bertram im Kloster
St. Andreas in Köln aufgespürt. Der Inhalt: St. Caspar am Bierenberg op der Lenne im
Lande der Sachsen soll 1 Pfund Silber als Zientlöse (Zins) an St. Andreas zu Köln
zahlen.
Der Gastwirt vom Heveschotten führte 1935 den Probenehmer zu den Stollen und Halden.
Er zeigt auch uns den Weg. Wir befahren zuerst den aus jüngerer Zeit stammenden unteren
Stollen. Das Stollenmundloch ist noch sehr gut erhalten und gibt den Weg frei zur
Befahrung. Nur wenig Wasser steht an. Darin tummeln sich einige Salamander. Der Stollen
ist in gutem Zustand. In der Mitte fließt das Grubenwasser ab - also die Wasserseige
befindet sich in der Mitte der Stollensohle. Bohrlochpfeifen mit 30 mm Durchmesser
finden wir. Wir kommen gut voran bei einer Streckenhöhe von 1,50 bis 1,80 Meter und
einer Sohlenbreite von 80 Zentimeter. Nach etwa 180 Metern zweigt ein Blindort ab,
zehn Meter weiter endet der Stollen. Er ist durch Einbringen eines Dammes verschlossen.
Der Überlieferung nach soll der Stollen nach 100 Lachtern (1 Lachter = 2,10 Meter) den
Erzgang getroffen haben. Also: HInter dem Damm muss bald der Erzgang beginnen.
Der obere Stollen - fast 1000 Jahre alt - ist dennoch in gleich gutem Zustand wie der
wesentlich jüngere untere. Er ist trockener. An den Stößen und an der Firste kann man
noch jeden Schlag, den der Hauer mit seiner Hacke durchführte, erkennen und nachempfinden.
Im linken Stoß sehen wir die in Stein gehauene Kennzeichnung IV K. Nach etwa sechzig
Metern erreichen wir eine Art Kammer. Hier zweigen einige Blindörter und Abbaue ab.
Auch führt ein Gesenk oder Bremsberg in tiefer liegende Abbaue, vielleicht sogar zum
unteren Stollen.
Der sauber mit der Hacke herausgehauene Stollen hat eine Sohlenbreite von 70 Zentimeter
und ist 1,70 Meter hoch; in der Firste ist er 30 Zentimeter breit. Wir finden den Quarz
in roter und weißer Farbe. Der Quarz ist mit rotem Schlamm durchsetzt. Ist es Roteisenstein?
Auch Gestein mit Malachit finden wir hier. Für uns steht fest: Wir müssen St. Caspar noch
ein paar Mal befahren. Es sind noch einige Rätsel zu lösen."
Quelle: WR Plettenberg vom 18.02.1982
Revierkumpel suchen im
Von Klaus Tucholski
Plettenberg. Mit einem fröhlichen "Glückauf" verlassen die beiden
Männer das Gasthaus "Heveschotten", einsam gelegen an der Landstraße von
Plettenberg nach Landemert. Für den Wirt sind die zwei keine Unbekannten.
Nur so mancher vorbeifahrende Autofahrer wundert sich über Kleidung und
Ausrüstung der Männer, die sich nach wenigen Metern links in die Büsche
schlagen und über einen steilen und felsigen Pfad den "Berenberg" hinaufsteigen.
Die Kleidung passt denn auch nicht so recht in die Landschaft. Was wollen
Leute mit Kumpelmontur, Schutzhelm und Grubenleuchte im grünen Sauerland?
Doch Heinz Hänisch (41) und Helmut Klask (41) aus Marl haben sich nicht
ohne Grund so ausstaffiert. Sie sind waschechte Bergleute, fahren seit
26 Jahren auf der Dorstener Zeche "Fürst Leopold" unter Tage und beschäftigen
sich in der Freizeit mit alten, längst in Vergessenheit geratenen Bergwerken
des Sauerlandes. Die ehemalige Kupfergrube "St. Caspar" steht diesmal auf
dem Programm.
Bereits seit Jahren durchforsten die Revierkumpel alte Dokumente, stöbern
Stolleneingänge auf. So erkundeten sie die Bleierzgruben "Ziegenkamp"
und "Olga" bei Herscheid. Im Sauerland hat es in früheren Jahrhunderten
eine Vielzahl solcher Gruben gegeben. Abgebaut wurden nicht nur Eisen-,
Kupfer- und Bleierze, sondern ebenso Zink, Silber und wahrscheinlich auch
Gold. Fachleute meinen sogar, dass die Wiege des Bergbaus im Sauerland
gestanden habe.
Nach 20 Minuten Fußmarsch ist der Stolleneingang erreicht, kaum sichtbar
zwischen Felsen und Gebüsch. Ein dunkles, niedriges und schmales Oval -
130 Zentimeter hoch und knapp 80 breit. Heinz Hänisch, fast 1,90 Meter
groß, zwängt sich als erster hinein. Totale Dunkelheit schon nach wenigen
Schritten durch mitunter knietiefes Wasser. Die Grubenlampen werden
eingeschaltet. In gebückter Haltung geht es weiter, Meter für Meter in
den Berg hinein.
Helmut Klask deutet auf Bohrlöcher: "Schon unsere früheren Kollegen haben
Sprengstoff verwendet". Vermutlich habe der Bergbau hier schon um 1046
begonnen. Der Stollenbau muss eine mörderische Arbeit gewesen sein. Maschinen
gab es damals nicht. "Da kam man pro Tag nur wenige Zentimeter weiter",
schätzt Heinz Hänisch die Knochenarbeit ein.
Hin und wieder macht der Stollen leichte Biegungen. Mit Bandmaß und Kompass
ermitteln die Marler Bergleute den genauen Verlauf. Die Temperatur beträgt
rund 11 Grad. Frischluft ist ausreichend vorhanden. Unheimlich ist es
trotzdem. Fledermäuse und Feuersalamander tauchen im fahlen Licht der
Grubenlampen auf. Dazu die Enge. Nichts für ängstliche Gemüter.
Nach rund 70 Metern erreichen Heinz Hänisch und Helmut Klask das Ende der
finsteren engen Röhre. Sie sind vor Ort, vor dem "Gesenk". "Der Kupfererzgang
streicht in westöstlicher Richtung. Mächtigkeit: ein Meter", notiert Heinz
Hänisch. Mit der Hacke werden Gesteinsproben herausgeschlagen.
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