Quelle: WR Plettenberg vom 03.03.2012
Quelle: WR Plettenberg vom 02.02.2012
Kindergarten
Horst Hassel
Plettenberg. Aufgeschreckt hatte die ohnehin schon arg gebeutelten Betreiber des DRK-Kindergartens „Anneliese Pfeiffer“ in der Papenkuhle der WR-Bericht, der Kindergarten stehe auf einer alten Eisenerzgrube, ein Tagesbruch sei jederzeit möglich. Am Mittwoch war das Bergamt vor Ort und reagierte schnell: Der rund 50 Meter lange Stollen unter dem Kindergartengelände wird verfüllt.
Das Bergamt, heute bei der Bezirksregierung in Arnsberg angesiedelt, hatte den WR-Bericht in der vergangenen Woche auch gelesen und sofort reagiert. Ein Ortstermin wurde vereinbart, denn ein möglicher Tagesbruch im Bereich eines Kindergartens – da ist Gefahr im Verzug und schnelles Handeln angesagt.
Das Land NRW muss
Nach zehn Minuten kamen die Fachleute wieder ans Tageslicht und bestätigten, was die WR berichtet hatte: Die Stollengänge liegen in wenig standhaftem Lennekies, an mehreren Stellen ist die Firste (Decke) heruntergekommen und liegt als Schutthügel auf der Stollensohle. An einer Stelle reicht ein kreisrunder Aufbruch hoch bis fast unter den Kindergarten. Die Gefahr eines Tagesbruches, also eines sich plötzlich auftuenden Erdloches, ist permanent vorhanden.
Nachdem feststeht, dass es sich um reinen Bergbau und keine Luftschutzanlage handelt, ist auch der Kostenträger klar: Das Land NRW muss die Verfüllung des Bergwerkstollens tragen. Letzter Eigentümer war die Plettenberger Zinkgewerkschaft, die aber schon lange nicht mehr existiert. Wäre es eine Luftschutzanlage gewesen, müssten vermutlich das Ohler Eisenwerk, seine Rechtsnachfolger oder die Stadt Plettenberg die Verfüllung zahlen.
Sobald die frostigen Temperaturen vorbei sind, wird die Firma TS Bau einen Silobehälter im Bereich des Kindergarten-Parkplatzes aufstellen. Vermischt mit Wasser wird das Spezialpulver aus dem Silo dann über Schläuche in die Stollengänge gepumpt. Die betonartige Masse verteilt sich dann auf ca. 50 Meter Länge in den drei bis fünf Meter hohen Stollengängen und –aufbrüchen.
Danach ist die Gefahr eines Tagesbruches gebannt, der Kindergarten hat wieder festen Boden unter den Füßen.
Quelle: WR Plettenberg vom 24.01.2012
Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 80
3. Plettenberg - Eisenerzgrube in
(HH) Fritz Bertram hatte 1952 keine Gelegenheit, die Brauneisensteingrube
"Plettenberg" genauer unter die Lupe zu nehmen. Eine Stahltür (siehe Bild
unten vom April 1952) verhinderte eine Befahrung. In den 1970er Jahren war die
Grube offen, so dass Jugendliche sie mit einfachen Mitteln (Feuerzeug)
erkunden konnten. Nach Augenzeugenberichten aus damaliger Zeit führte das
Stollenmundloch in einen Gang, der schon nach fünf Metern nach rechts abbog,
nach weiteren fünf Metern führte ein Schacht in die Tiefe. Im Schein der
Feuerzeuge konnten die Jugendlichen Schienen und Grubenwagen in der Tiefe
erkennen.
Die Verzweigung vom Stollenmundloch aus betrachtet könnte durch den Ausbau des
Stollens zu einem Luftschutzbunker für die Fa. Ohler Eisenwerk angelegt worden
sein. Bei der Befahrung im Jahre 2008 war der 1970 noch vorhandene Schacht
(mit Schienen und Grubenwagen in der Tiefe) verschüttet. Eine Nutzung als
Luftschutzbunker muss gewagt gewesen sein, da die Stollengänge überwiegend
durch wenig standfesten Lennekies getrieben wurden. Spuren einer Zimmerung
waren an zwei Stellen im Grubengebäude zu sehen.
Zeichnet man die Stollengänge in die Deutsche Grundkarte ein, fällt auf,
dass sich Grubengänge genau unter dem DRK-Kindergarten befinden.
Hier der Bericht von Fritz Bertram: Von der Papenkuhle führt ein Privatweg zum Ohler Eisenwerk.
Dieser Weg überspannt mit einer Bogenbrücke die Lenne.
Wenige Schritte vor dem Brückenansatz auf der Papenkuhler
Seite wenden wir uns am Uferhang entlang etwa 5 bis 7 Meter
westwärts und stehen vor einem verfallenen Mundloch, wie
es auf einem Bilde auf der nächsten Seite zu sehen ist.
Das Photo wurde im April 1952 angefertigt. Dieses Mundloch
ist der Eingang zur früheren Grube Plettenberg. Die alten
Stollen wurden im letzten Krieg (etwa 1942) zu Luftschutzbunkern
ausgebaut, um der Belegschaft des Ohler Eisenwerkes Schutz
vor Luftangriffen zu bieten.
Aber nur wenige der damals
verantwortlichen Leute wussten, dass sie hier das Gebiet
der alten Eisensteingrube Plettenberg betraten, die ihrerseits
im Jahre 1876 in den Verband der Plettenberger Zinkgewerkschaft
überging. Die Muthung bezieht sich auf das Datum vom 18.09.1870. In
dieser Gegend waren eine ganze Reihe alter Schürflöcher
vorhanden, und so wurde das Erzlager entdeckt, als man ein
altes Schurfloch genauer untersuchte. Man fand hier in dem
bis hart an das Flussbett herantretenden Berggehänge etwa
2 Ltr. vom Ufer entfernt Brauneisenstein, der in den südlich
einfallenden Schichten des Lenneschiefers in so guter
Beschaffenheit anstand, dass die Verleihung auf Gewinnung
von Eisenerz mit Datum vom 10.11.1871 ausgesprochen wurde.
Die ungefähre Lage des Grubenfeldes kann man, unabhängig von
der vorhergegangenen Beschreibung, aus der Übersichtskarte
auf Seite 81 sowie aus den Felder-Karte im Anhang I entnehmen.
Quelle: Vom frühen Erzbergbau im Märkischen Sauerland, Heinrich Streich, 1979, S.84
Plettenberg: Der Grube Viktoria benachbart an der Brücke
von der Papenkuhle zum Ohler Eisenwerk. Mutung 18. September 1870,
verliehen am 10. November 1871. Im letzten Krieg Luftschutzstollen
des Ohler Eisenwerks.
Quelle: Berggrundbuch im Amtsgericht Plettenberg, Bd. II, Kopiar (M. Zimmer),
neue Zählung II/1 - II/85, hier fol II/11-12
Das . . . Eisenerz-Bergwerk Plettenberg
Das Eisenerz-Bergwerk Plettenberg liegt in den Gemeinden Ohle, Holthausen
und Eiringhausen im Kreise Altena, Regierungsbezirk Arnsberg. Dasselbe
gründet seine Berechtsame auf die Muthung vom 18/19 September 1870,
durch welche eine durch gefälligen Fund entdeckte Eisenerz-Lagerstätte
begehrt wurde.
Ausweise des Fundesfeststellungs-Protokolls vom 29. September 1870 liegt
der Fundpunkt unterhalb der Ortschaft Böddinghausen in unmittelbarer
Nähe des Lenneflusses. Daselbst fand sich hier hart bis ans Flußbette
links herantretenden Berggehänge ein Schurf vor. Die Mutersuchung ergab,
daß hier etwa 2 Lachter von dem Uferrande entfernt, unmittelbar westlich
eines alten, durch Reste von Thürstockzimmerung noch kenntlichen
Stollenmundlochs, die südlich einfallenden Schichten des Lenneschiefers
aufgeröscht waren, innerhalb derer eine eisenschüssige, hin und wieder
von schmalen Brauneisensteinschnüren durchzogene Grauwackenbank auftrat.
Nach markscheiderischer Ermittlung vom 5. Mai 1871 liegt das begehrte
Feld im Bergfreien. In dem von dem Revierbeamten unterm 17 October 1871
abgehaltenen Schlußtermin war nur der Muter erschienen und stellte sich
bei Vorlegung der Situationsrisse eine Collision bei Auftragung auf die
Mutungskarte heraus, welche jedoch später beseitigt wurde, worauf
unterm 10ten November 1871 die Verleihungs-Urkunde erfolgte. Durch
Letztere ist auf dem oben beschriebenen Vorkommen das Bergeigenthum
des Bergwerks "Plettenberg" mit einem Felde von 489.837 5/10
(Vierhundertundneunundchtzig Tausend achthundertsieben und dreißig
und fünfzehntel) QUadratlachtern, wie solches auf dem zu dieser
Urkunde gehörigen Situationsrisse angegeben und mit den Buchstaben
A.B.C. b.a.F.a.v. G.H.I.K.L.M.N.O.p.R. und S. bezeichnet ist, zur
Gewinnung der in diesem Felde vorkommenden Eisenerze, nach Vorschrift
des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865, verliehen worden.
Namen der Gewerken (Anteilseigner)
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