Quelle: Süderländer Tageblatt vom 06.08.2010
"Untenrum" sieht die Stadt aus wie ein Schweizer Käse
PLETTENBERG Vor über 150 Jahren war das Sauerland eine Bergbau-Region.
Doch über dieses Thema ist in vielen umliegenden Städten nur wenig bekannt.
In Plettenberg ist das dank Martin Zimmer anders. Vier Informationstafeln
mit seinen Fotos hängen nun seit gestern im Weidenhof-Kino aus.
Seit 47 Jahren beschäftigt sich Martin Zimmer mit dem Bergbau in Plettenberg. Bereits im Jahr 1997 hatte er eine große Ausstellung ins Leben gerufen, aus der nun exemplarische Bilder im Weidenhof hängen. Der neue Ausstellungsort wurde deshalb gewählt, weil die Bleierzgrube Neu Glück - die einzige Plettenberger Grube, die für Besucher geöffnet ist - nur einen Steinwurf entfernt liegt. Das Kino ist Treffpunkt für diejenigen, die die Grube besichtigen wollen und häufig sind es an den Führungsterminen zwei Gruppen gleichzeitig. "Während eine Gruppe nun die Grube besichtigt, kann die andere Gruppe sich an den Tafeln informieren", freut sich Tourismuschefin Martina Wittkopp-Beine über die Tafeln, die gestern von Bauhof-Mitarbeitern angebracht wurden.
In den Jahren zwischen 1600 und 1952 wurden im Bereich des Amtsgerichts Plettenberg/Herscheid 112 Grubenfelder verliehen. Sie verteilten sich auf die einzelnen Bodenschätze wie folgt: 46 Eisensteingruben, 32 Kupfererzgruben, 18 Bleierzgruben, 8 Schwefelkiesgruben, 6 Zinkerzgruben, 1 Schwerspat und 1 Steinkohle. Im Jahr 1985 wurden von 485 Gruben im Märkischen Kreis 70 in Plettenberg registriert.
Einige dieser Gruben hat Martin Zimmer auf Fotos festgehalten. "Wir wollen einen Eindruck von Plettenberg "untenrum" vermitteln", sagt der Experte. Es gebe so viele unterirdische Höhlen in der Stadt, dass sie an einen Schweizer Käse erinnere, so Zimmer.
Noch vor 150 Jahren hofften die Plettenberger mit ihren Bergwerken auf einen großen Wirtschaftsboom. Während im Ruhrgebiet mit den Steinkohlebergwerken die Montanindustrie entstand, hatte im Sauerland bereits der Niedergang des Bergbaus eingesetzt. Denn die hiesigen Eisenerzvorkommen seien für eine wirtschaftliche Nutzung nicht mehr ergiebig genug gewesen. Das sei in der Zeit vom Mittelalter bis nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 ganz anders gewesen. sep
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