Quelle: Werdohl, erschienen zum Kreisheimattag 1986, hier: S. 146 "Werdohler sotten Salz" von Willi Bergfeld

Werdohler sotten Salz

In der Werdohler Gewerbegeschichte zählt das ehemalige Salzwerk zu den wirtschaftsgeschichtlichen Merkwürdigkeiten. Schon von Steinen behandelt das Salzwerk in seiner um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen "Westphälischen Geschichte". Die ungefähre Lage der Quelle war am Scherl, in der Nähe der Eisenbahnbrücke am rechten Lenneufer.

In M. P. F. Weidigens "Neuem westphälischen Magazin", 2. Band, Heft 5-8, Lemgo 1790 ist zu lesen:
"Eine unbeträchtliche Salzquelle liegt bey Werdohl, eine halbe Meile von Altena, nahe am Ufer der Lenne. Aus Mangel des Holzes wird nur eine Siedepfanne unterhalten, und das daselbst gesottene Salz größtentheils in der Wetterau abgesetzt. Merkwürdig ist, daß die Quelle in einem Ganggebürge,und mitten im Bett der Lenne einer der Quellen aus einem Felsen hervorsprudelt."

Ein anderes Vorkommen ist 1920 beim Ausbau des Wasserwerkes Altena in den alluvialen Schottern und Kiesen des Lennebettes unterhalb Elverlingsen am Stortel entdeckt worden. In dem devonischen Felsenuntergrund hat man bei der Vertiefung der Brunnen festgestellt, daß an mehreren Stellen die Sole aus den Spalten austritt, welche die anstehenden schiefrig-sandigen Gesteine der Honseler Schichten durchsetzen. Es handelt sich um einen Salzgehalt von geringer Bedeutung. Da alle geologischen Formationen in unserem Raum salzfrei sind und auch die Kerne der benachbarten Faltengebirge keine Salzlagerstätten enthalten, bleibt die Möglichkeit offen, daß es sich um Salzlösungen handelt, die aus der nördlichen Nachbarschaft der Unnaer Gegend stammen und durch weithin verlaufende Spaltengänge bis ins Lennetal vorgedrungen sind, oder es gibt noch Salzlager oder -stöcke in unserem Mittelgebirgsraum, welche nicht bekannt sind.


Die Sudhütten A. - Gemalte Bilder B. - Die erste Abteilung der Hütte C. - Die mittlere Abteilung D. - Die hintere E. - Zwei kleine Fenster in der hinteren Wand F. - Ein drittes Fenster im Dach G. - Brunnen H. - Eine andere Art Brunnen I. - Bottich K. - Tragstange L. - Gabelförmige Stöcke, auf welche die Träger, wenn sie ermüdet sind, die Tragstangen auflegen M. (Darstellung der frühneuzeitlichen Salzsiederei aus Agricola "Vom Bergbau", 1557).

Das Geologische Landesamt hat das Werdohler Salzvorkommen zur Kenntnis genommen und wird sich damit beschäftigen. In einer Karte des Solevorkommens in Westfalen ist südlich der Ruhr die ehemalige Saline Werdohl eingezeichnet. In einer anderen Karte über beratende Tätigkeit im Arbeitsbereich Hydrologie finden wir Werdohl unter Bearbeitung: Mineralwasser und CO2-Gas Erschließung - Mineralquellenschutz.

Ein bemerkenswerter Abschnitt ist im Tätigkeitsbericht 1980-1981 des GLA zu lesen: Einige gemeinsam mit dem Geochemischen Institut der Universität Göttingen begonnene Schwefel-Isotopenuntersuchungen am Sulfatschwefel von mineralisierten Grundwässern in Ravensburg, Salzkotten, Soest und Werdohl dürften einige neue genetische Gesichtspunkte erbringen...

... Ende des 18. Jahrhunderts ist der kaum noch lohnende Betrieb völlig eingestellt worden, und Eversmann schrieb 1804: "Das Werk liegt aus Mangel an Absatz schon lange still." Durch den späteren Straßenausbau ist die Quelle endgültig verschüttet worden. Nach den Berichten von Wiesermann stand das Gradierhaus auf dem Ufergelände, wo sich später die Firma Schlesinger (Schmiedag) ansiedelte.

Der Name dieser Feldflur ist "op der Soalt-Süh" - auf der Salz-Siederei. Auch der Familienname Sälter (Ableitung auch Selter?), Salzarbeiter, der früher in Werdohl vorkam, erinnert uns noch an das ehemalige Salzwerk. Friedrich Harkort, der Pionier der westfälischen Industrie, gab den Werdohlern den Rat, aus dem ehemaligen Siedebetrieb ein zeitgemäßes Solbad zu machen. Eine Denkschrift soll er darüber verfasst haben. Sein Anruf an den märkischen Unternehmergeist blieb erfolglos.

Wiesermann hat zum Werdohler Salz einen interessanten Bericht hinterlassen. So hat das Solevorkommen Mitte des vorigen Jahrhunderts noch einmal die Gemüter beschäftigt. Carl H..., der ein Sonderling und etwas verwunderlicher Mann gewesen sein soll, hatte versucht, auf dem Steinwerth die Quelle wieder anzubohren. Daß er an der verkehrten Stelle gebohrt hatte, kümmerte ihn nicht. Eines Tages verkündete er freudig, das Wasser in dem Bohrloch schmecke salzig. Er glaubte sich auf dem richtigen Wege, bis er schließlich dahinter kam, daß ein guter Nachbar als Schabernack eine gehörige Portion Kochsalz zur Belebung der Sole in das Bohrloch geschüttet hatte.


Quelle: Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, Bd. III, 1958 E. Dösseler (Staatsarchivrat Dr. Emil D., *09.02.1906 Dösseln/Werdohl), hier: S. 150, 1629 -1694 Nr. 370

Salzwerk zu Werdohl

Die klevische Amts- und Rechenkammer bekundet 1629, Aug. 21, dass Joh. v. Diest, Dr. der Rechte, und seine Mitgewerken Anne v. der Beeck, Mattheiß Bruininghaußen und Laurentz Mercker einen Mutzettel des Bergverwalters Peter Cronenberg vorzeigten, wonach Matth. Br. (s. ob.) am 30. Mai ein salzödiges Wasser zwischen Werdohl und Ütterlingsen am Lennstrom "unter Helckenmert" bergläufiger Weise gemutet habe und am 14. Juni um Belehnung angesucht habe. Vorläufiges Lehnsprivileg: niemand darf im Kirchspiel Werdohl ein neues Salzwerk anlegen. Verleihung von drei zehntfreien Jahren (f. 16/17).

Bescheinigung des Rates zu Neuenrade 1634, März 2: Nach Aussagen der Salzgewerken zu Werdohl sei im Jahre 1633 das Salzhaus abgebrannt; im Januar habe das Hochwasser längs der großen Mauer zur Abkehrung der Lenne alle Salzpfützen überschwemmt und geschädigt. Trotzdem sei mit großen Kosten von den Gewerken ein "leckhauß" erbaut worden unter Mitwirkung versch. Bürger von Neuenrade (f. 5).

Gesuch des Gewerken des Werdohler Salzwerks an die klev. Amtskammer um Abgabennachlaß 1637, März 9: Sie hätten den beschwerlichen Bau eines neuen Salzwerks mitten im Kriegswesen vollendet - ohne Unterbrechung bis zum Frieden wie in Aßel und Hattingen. Hinweis auf Brand und Hochwasserschäden, so daß alle "vorige kosten inutil" sein, da so viel Salzwasser nicht zu finden sei, daß man mit 2 Pfannen continuo sieden könne. Ferner sei das Wasser so schlecht, daß man in einer Kanne nur 1 1/2 Lot, oder höchstens 2 Lot Salz finden könne, während in Werl die Sole 8 Lot und zu Soest 6 Lot habe. Daher müsse man eine ganze Woche sieden, ehe man eine Pfanne gar Salz sieden könne. Ferner sei das Salzwerk auch "wegen des paßes und bruck zu werdoel, da alle die kayserliche und ligiste armeen mehrenteilß passirt, gar geferlich gelegen, also daß verscheidenmahl geplundt, auch daß werck etzlichmahl vor brandt ranconieren mußen."

Deshalb hätten auch der Prinzipalmeister Laurentz Mercker, wie noch ein Gewerke Matthiß Bruninghauß ihre Anteile verkauft. Man wolle, falls das Salz in gutem Preise bleibe, jährlich statt des Zehnten 100 Rtl. von beiden Pfannen erlegen, auch Pfandschaften für die mit den (niederld.) Staaten accordierten Gelder stellen. Falls das Salzwerk sich bessere und man mit der 3. Pfanne sieden könne, wolle man jährlich 50 Rtl. mehr statt des Zehnten geben. Falls das Salz abnehme, könne man nur weniger zahlen (f. 34).

Anweisung aus Kleve an Gerh. Holtzbringk, Rentmeister zu Altena, und an Arnolt Frialdenhofen, Richter zu Neuenrade, o. D. (1637 ?): Der Salzzehnte zu Werdohl sei an Joh. v. Diest, Dr. der Rechte, s. Ehefrau u. Nachkommen, bei einer jährlichen Abgabe von 100 Rtl. gegen eine vorgestreckte Summe ab 11. März 1637 verpfändet (f. 12a).

Eingabe des Henrich v. Dienst (ca. 1694): Sein verst. Vater Joh. v. Diest, klevemärk. Vizekanzler(1 , sei am 21. Aug. 1629 laut beiliegend. Lehnbrief (vgl. oben) samt s. Mitgewerken mit dem Werdohler Salzwerk belehnt worden. Drei Teile hiervon seien am 15.09.1663 von s. sel. Vater ihm übertragen; der vierte Teil sei aber auf die Erben Holtzbringk gekommen. Bitte um einen neuen Lehnbrief (f. 15).

1) Nach der Stammtafel v. Diest (Zeitschrift "Der Märker" 1954, S. 14 f.) war der Vizekanzl. Joh. v. Diest (†1665) Großvater des gen. Simeon v. Diest.


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