Quelle: Heimatblätter des mittleren Lennegebietes, Nr. 18,
Mitte Juli 1925, S. 30 bis 33, von W. Däumer
Beiträge zur Geschichte der Industrie
7. Geschichtliche Nachrichten über die Metallschürfereien
Die in unserem Gebirgsboden lagernden Erze haben die Bewohner in früheren
Jahrhunderten gegraben und weiter verarbeitet. Schon im Jahre 1338 werden
die "Koppern-Groven up dem Berrenberg" im Kirchspiel "Plettenbracht"
erwähnt. Im Herscheider Holzgericht im Jahre 1440 wird für Recht erkannt,
dass der Graf von der Mark den Zehnten von dem Blei und andern Erzen, so
in der Herscheider Mark gefunden werden, erhalten soll. Den Erben der Mark
steht der Erzstein zu, und es hat der Holzrichter oder Holzknecht davon
"Erhebung" und dem Herrn und den Erben "Rechnungen" zu tun.
Durch den Wetterschen Receß (Vertrag) im Jahre 1521 wurde u. a. bestimmt,
dass der Amtmann zum Schwarzenberg den Zehnten des Eisensteins und Bleies,
der in der Herscheider Mark im Amte Plettenberg gewonnen wurde, erhalten
sollte. Den Zehnten von den Erzen aus den übrigen Teilen der Herscheider
Mark sollte der Amtmann zu Altena erhalten (StA Münster, A.N.Z. 11 Amt
Herscheid, Fol. 1-2). Wie der Droste zum Schwarzenberg seine Rechte in
Betreff der Erhebung des Zehnten zu wahren wusste, geht aus einem Kapitel
des oben erwähnten Aktenstückes des Staatsarchivs Münster "Mark contra
Lehnhausen" hervor: "Blytehende up die Brünicker Becke (bei Ohle). Inglichen
als by Evers von der Mark Drosten tho Schwartenberg tyden boven up der
Brünynker Becke by dem Lenneberge duch etliche Cöllsche Bly gewonnen,
draf hy den thienden fordern laten, und sie den hemlich by ovend entführt
nar Dortmund, hefft Evert den binnen Schwerte, der hy ock Droste was,
bekummert und sie so bewegt, dat sy orm den Thenden betalt, ock afdracht
dafür getan. Anno 1540."
Im 16. Jahrhundert erreichte der Bergbau in den heimatlichen Bergen seinen
Höhepunkt. Im Gebiete der Herscheider Mark werden um diese Zeit verschiedene
Eisen- und Kupfergruben genannt, so auf der Bracht bei Plettenberg, in
der Klinkenbecke, bei Elhausen und die "Koppern-Groven up dem Berrenberg".
An verschiedenen Stellen findet man auch in der Gemeinde Herscheid
Schlackenhalden, die Zeugnis davon ablegen, dass hier in früherer Zeit
Erze gewonnen wurden. Flurnamen weisen auch auf die Eisengewinnung hin, so
der "Isern-Siepen" zwischen Niederholte und Steinbachverse. Auch die
Bezeichnung "Helle", oberhalb des Dorfes am Wege nach Westen, lässt vermuten,
dass in dieser Gegend Erze gefunden wurden. (Helle = Halde)
Von Steinen erwähnt in seiner "Westfälischen Geschichte" 1755, dass man in
dem Silberg oder Silverich vor Zeiten Silbererz gegraben hat, das dem Berge
seinen Namen gab. Aus dem Jahre 1636 wird berichtet, dass vor Jahren ein
Evert Haes in dem Silberg Blei und Silbererz gesucht hat, aber wegen der
Kriegsgefahr davon hat Abstand nehmen müssen. An der Hardt hatte man ein
Pochwerk und eine Erzwäsche eingerichtet.
Über die Eisen- und Kupferschürfereien unserer Gemeinden im 17. Jahrhundert
berichtet der Rechenmeister Jakob am Ende im Jahr 1688 folgender Weise:
Bergwerk auf der Silberkoulen. Zwischen Herschede und Lüdenscheit
sollen sich Bley- und Silbererz blicken lassen, welches die gebrudern Haes
gesucht, aber wegen Kriegsgefahr abgelassen und Frist gebeten. Im Jahre
1654, als ich mit den churf. Regierungs- und Ambts-Cammer Rath, Herrn Haes,
nach der Grafschaft Mark gewesen, da wir auch an den Ort des Bergwerks
gekommen, hat gedachter Herr mit, Jacoben am Ende, das vorhandene Erz gewiesen
und gesagt: Sehet, hier lieget vor Zehentausend Reichsthaler Silber, meinet
damit die Unkosten vom Silbererz, und wan ich das darinne vorhandene Silber
noch daraus haben wollte, so wurde nur ein Reichsthaler zehen kosten, weiß
mich im übrigen nicht zu erinnern, dass von gemelten Erben ferner darin
gearbeitet worden, findet sich auch nicht, dass pro Serenissimo etwas davon
gekommen ist, und sind beede gebruder Haes kurz darnach verstorben.
Kupferbergwerk zu Herschede und Bleybergwerk zu Plettenberg. Diese
sind auch von den Gebrüdern Haes in solcher Zeit getrieben worden, aber
Anno 1654 bereits auch wüst befunden worden. Anno 1670 den 20. Augusti hat
sich ein Bergmeister namens Caspar Scheumer von Siegen angeben und gebeten,
weiln das Eysenbergwerk zu Valbert, der Kupfer- und Bleybergwerk zu
Plettenberg und dan das Kupfer- und Bleybergwerk zu Herschede zwarn wieder
angefangen aber nicht fortgetrieben wurde, hat derselben gebeten, wann
diejenigen Personen, welche damit belehnet, dasselbe Werk gedachten fortzusetzen,
dass er damit eingelassen werden mögte. Es ist aber derselbe an die Gewerke
gewiesen, auch mir, dem Rechenmeistern Jacoben am Ende, da ich domals in
der Grafschaft Mark gewesen, anbefohlen worden, die Inspection wegen des
Herscheider Kupfer Bergwerk desfals einzunehmen, wie auch am 24. Januarii
1674 geschehen, da die Gewerken Dr. Himmen, der Rentmeister zu Hoerde Mascherell,
der Rentmeister zu Altena Hoevel mir zur Antwort geben,dass ihresteils
ihre quota zum Unkosten beyschaffen wollten, wan nur des geheimbten Regierungsraths
Herrn Haesen Erben das Ihrige mit beytragen wurden.
So viel nun das Bleybergwerk betrifft, hat Caspar Scheuner dem Herren Domdechant
zu Hildesheim, dem von Brabeck übergelassen, wie der Confirmations-Schein
vom 15. Decemb. 1674 ausweiset.
Ein Eysenbergwerk aufm Warbillingen im Kirspel Herschede. Dieses ist
auch unter der nechst vorher gehenden Belehnung vom 12. Augustii 1675 an
den Rentmeister Marscharell in Belehnung eingethaen, aber bis hierin nichts
davon gekommen.
Nach A. Meister, Die Grafschaft Mark. Festschrift 2. Band. In der
Mitte des vorigen Jahrhunderts hat eine Gesellschaft in Plettenberg, unter
Leitung von Bergmann, und eine Dortmunder Gesellschaft, unter Leitung des
Leutnant von Dipold, das Ebbegebirge auf Kupfer, Blei, Blende und Galmey
durchsucht. Nach Dr. Ernst Voye, Geschichte der Industrie im märkischen
Sauerland. Band 2. Kreis Altena, Seite 282, enthalten die Akten des
Amtsgerichts Plettenberg gegenwärtig folgende Schürfgerechtigkeiten:
Kupfer-, Blei, Zinkzeche Gustav, Mutung 13. Mai 1846
Das Kupfer- und Bleibergwerk Olga, zwischen Marlin und
Germelinghausen gelegen, wurde vor 1893 in Angriff genommen, aber
ohne die Hoffnungen zu erfüllen, die man darauf gesetzt hatte.
Alle die genannten Schürfgerechtigkeiten brachten nur ganz geringe
Erträgnisse.
Eisenstein Diogenes, Mutung 3. Juli 1853 |