Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 27-28

8. Kupfererzgrube "Henriette III" am Kohlbuschberg

Inmitten eines großen, fast vollständig nach Bleiglanz durchsuchten Gebietes finden wir die Kupfererzgrube Henriette III. Sie wurde gemuthet am 10.12.1853. Man erschürfte ein zutage tretendes Kupfererz und erschloss dann die Lagerstätte mit Hilfe eines Stollens. Dieser Stollen führte durch Grauwacke, die mit 50 Grad nach Osten einfällt. Der Gang ging zuerst in h W 7 auf 1 1/2 Ltr, dann bog er in südlicher Richtung 9 1/2 Ltr ab, wo blaue Lettenklüfte durchfahren wurden.
Die erste Kluft fiel mit 70 Grad nach W ein und hatte ein Streichen in h 12, die zweite Kluft fiel mit 60 Grad und hatte ein Streichen in h 10 1/2. Es folgte dann wieder eine Grauwackenschicht. Am Ende dieses 9 1/2 Ltr langen Stollens fand man dort eine 4-6 Zoll mächtige Ausfüllmasse aus sandigem Ton, Kupferkies, Buntkupfer in kleinen Knollen mit Spuren von Malachit, ferner Einsprengungen von Eisenocker, blauer Lette, Knollen von Schwarzkupfererz u. a..

Am Tage der Muthung war diese Kluft nach Westen hin 3 Ltr weit verfolgt worden. Die Verleihung war am 21.01.1860. Der Betrieb war gut und noch am 27.05.1865 finden wir Betriebsgenehmigungen auf ein weiteres Jahr. Am 24.01.1867 wurde dann noch ein Erweiterungsantrag gestellt, der nunmehr den 10fachen Flächenkomplex des erst vergebenen Feldes ausmachte. Die Lagerstätte hielt den Erwartungen nicht stand. Noch nicht 20 Jahre waren vergangen, als im Jahre 1888 die Grube versteigert werden musste

Wenn man heute das Grubenfeld sucht, so findet man ca. 200 Meter vom Schießstand der Plettenberger Schützengesellschaft entfernt in nördlicher Richtung das eingefallene Mundloch der Kupfererzgrube Henriette III, unmittelbar unterhalb des Weges, der um den Kohlbuschberg herumführt. Die oben befindliche Aufnahme zeigt den Zustand des eingefallenen Mundloches im März 1952.




Direkt über dem oben erwähnten Fußweg findet man noch eine tiefe Binge, ein ca. 3 Meter im Durchmesser und 5 Meter tiefes Loch, was aller Wahrscheinlichkeit nach durch den eingefallenen Stollen entstanden ist, denn es ist unwahrscheinlich, dass so kurz hinter dem Mundloch bereits ein Schacht angelegt worden war.

Henriette



Laut Schlüter/Wientzek (1993, Bergbau im MK) liegen alle drei Mundlöcher im Bereich des Grubenfeldes Henriette. Die Nr. 12 ist danach die Grube Henriette (3419,85 rechts, 5676,65 hoch). Vor Ort findet man ein Stollenmundloch von 30 Zentimeter Durchmesser und eine Halde. Erhaltungszustand: gut. Die Besichtigung erfolgte am 02.07.1992.

Die Nr. 13 ist laut Schlüter/Wientzek ebenfalls die Grube Henriette, wobei das von ihnen verwendete Kartenmaterial den üblichen Eintrag "u. ehem. Grubenfeld Emanuel" nicht enthält. Das Stollenmundloch liegt in der Koordinate 3419,9 rechts, 5676,6 hoch. Das Stollenmundloch hat die Größe 50 mal 20 cm, es existiert eine Halde, der Erhaltungszustand ist gut", die Grube ist "nicht begehbar". Die Besichtigung erfolgte am 02.07.1992.

Auch bei der Nr. 14 handelt es sich nach Schlüter/Wientzek um die Grube Henriette. Die Koordinaten lauten auf 3420,0 rechts, 5676,6 hoch. Das Stollenmundloch ist 60 mal 30 Zentimeter groß und zugänglich, die Grube ist "ungesichert", der Erhaltungszustand "gut". Die Besichtigung erfolgte am 02.07.1992.


Quelle: Heinrich Streich, S. 87

Henriette III: Lage inmitten eines großen Bleierzdistriktes. Fundpunkt am Kohlbuschberg, gemutet am 10. Dezember 1853 und verliehen am 21. Januar 1860. Es trat ein Kupferglanzgang zutage, der verfolgt wurde. 1866 Antrag auf Erweiterung, 10-fache Größe des bisherigen Feldes. Gute Ausbeute bis 1885, wo noch ein zweiter Stollen angelegt wurde. 1888 Versteigerung der Grube. Jetziger Inhaber Carl Theodor von Diepold in Dortmund.


Quelle: Berggrundbuch beim Amtsgericht Plettenberg, Bd. I, fol. 1-65; alte Paginierung: 121, 122, 123, 131; neue Paginierung der Kopie im Stadtarchiv: I/26-29 - übertragen von H. Hassel im Februar 2009

Die in den Gemeinden Plettenberg gelegene
Kupfererz Zeche Henriette III

Diese Zeche liegt in den Gemeinden Plettenberg und Holthausen im Kreise Altena. Die Muthung derselben vom 10/11. Dezember 1853 bespricht ein erschürftes Kupfererz-Vorkommen auf Holzgrund des Johann Heinrich Heimann zu Plettenberg.

Der Fundpunkt liegt am Kohlbuschberge und zwar von der nordwestlichen Ecke der Waldparzelle No.90/a in h Ost 3 7/8 = 14 6/8 entfernt. Die Lagerstätte war daselbst durch einen Schürfstollen weiter aufgeschlossen und durch den aus denselben geführten Betrieb ein offener Durchschlag mit dem Abhauen am Fundpunkte hergestellt. Das Mundloch dieses Stollens liegt von dem Fundpunkte in östlicher Richtung in ca. 8 Ltr. Entfernung auf Buschgrund des W. Mylius (Mylaeus ?).

Der Stollen ist vom Ansatzpunkte in der Stunde W 7 auf 1 1/2 Ltr. Länge querschlägig in Lehmerde und Grauwacke, demnächst in der Stunde W 3 2/8 auf 5 Ltr. Länge, in einem h 1 2/8 und mit 50 Grad nach Osten einfallenden Grauwacke aufgefahren. Dem Stollen ist in der weitern Länge von 2 1/2 Ltr., eine Richtung in der Stunde W 3 3/8 gegeben und sind in dieser Länge zwei taube Lettenklüfte durchfahren, wovon die erste Kluft h 12 streicht und mit 70 Grad nach Westen und die zweite Kluft h 10 4/8 streicht und ebenfalls mit 60 Grad nach Westen einfällt.


Auszug aus dem Berggrundbuch beim Amtsgericht Plettenberg

Der Stollen ist sodann auf 2 1/8 Ltr. Länge in der Stunde W 6 7/8 aufgefahren und mit dem am Fundorte in der gemutheten Lagerstätte befindlichen Abhauen mittelst Ueberbrechen durchschlägig geworden. Dieses steht in einem h 9 streichenden und mit 75 Grad nach Nordosten einfallenden die Grauwacke gangartig durchsetzenden Kluft und repräsentiert in Verbindung mit den sparsam vorgefundenen, theils grob und klein eingesprengten Kupferkiesen die gemuthete Kupfererzlagerstätte.

Die Ausfüllungsmasse der gangartigen 4 - 6 Zoll mächtigen Kluft besteht aus einem theils plastischen theils sandigen Thon. In dieser Masse fand sich über der Firste des söhligen Ortes beim Überbrechen, und zwar im westlichen Stoße, eine Stelle, wo schmale, 1/4 bis 1/2 Zoll mächtige Quarzschnüre, Kupferkies zu einem geringen Theile, grob und fein eingesprengt enthielten. Unmittelbar am Überbrechen zog sich von der gangartigen Kluft eine in der Stunde 2 streichende mit 85 Grad nach Südosten einfallende Kluft in nordöstlicher Richtung fort. Dieselbe durchsetzte aber nicht die gangartige Kluft. Saalbänder waren bei dieser Kluft nicht zu bemwerken und die im Hangenden der Kluft liegende Grauwacke kam nur stark zerklüftet und gestört vor.

Diese Kluft war durch ein Versuchsort auf ca. 1 1/4 Ltr. Länge verfolgt, ohne besondere Aufschlüsse zu erlangen. Ganz in der Nähe, wo diese Kluft mit der gangartigen Kluft zusammenfällt, wurde im liegenden Gestein derselben, welches hier gleichzeitig das hangende Gestein der gangartigen Spalte ausmacht, eine isoliert anstehende Erzmasse von derben Kupferkies (aus Schwefelkupfer und Bunterzkupfer mit einem Anfluge von Aussen von erdigem Malachite bestehend) von ca. 1 1/4 Fuss Länge mit 1-2-2 h zoll Dicke vorgefunden.

Die Ausdehnung in der Breite betrug, nachdem das Nebengestein fortgebrochen war, ca. 3 - 6 Zoll. Der vorerwähnte Stollen ist nach dem Augenscheine am 10. Novbr. 1857 1 1/2 Ltr. in h 7 N.S., sodann N. West 3.2/8 = 5, ferner N. West 3.3/8 = 2 1/2 Ltr. getrieben. Hierselbst sind nahe beieinander zwei Lettenklüfte durchfahren, die westliche dieser beiden Klüfte ist mit einer 4 Ltr. langen Strecke nach Norden verfolgt worden.

In dieser Strecke zeigt der Grauwackenschiefer bei 30 Grad östlichem Einfallen ein Streichen in der Stunde 11. Vor Ort und am linken Stoss desselben setzte eine Kluft auf, deren Mächtigkeit nicht zu erkennen war, mit einem Streichen h 11. Einfallen 60 Grad nach Westen. Dieselbe ist angefüllt mit Eisenocker, sandigem und fetten Latten, einzelnen Quarzconoretionen und Knollen von Schwarzkupfererz mit Kupferkies und Malachitanflug. Letzterer zeigte sich gleichfalls oft an den Lattenbestegeb.

Die Kupfererzproben hatten ein gutes Aussehen und obwohl die Quantität der Kupfererzknollen nicht sehr reichlich war, so ist doch das weitere Aushalten der Lagerstätte durch den gemachten Aufschluss als nachgewiesen zu betrachten.

Die Verleihungsurkunde vom 21. Januar 1860 gewährt die vorbeschriebene Kupfererzlagerstätte unter dem Namen Henriette III zu 1 Fundgrube und 285 Maaßen 54 Quadrat-Ltr. gevierten Feldes, sowie dasselbe auf der Berechtsamszeichnung Nr. 2767/218 in seinen Grenzen durch die Buchstaben E., F., G., H. näher bezeichnet ist, zur Gewinnung aller darin vorkommenden Kupfererze, allen etwaigen Rechten Anderer unbeschadet, so wie unter Vorbehalt der Rechte und Ansprüche der Gewerkschaft des mit dem bezeichneten Felde überdeckten Eisenerzbergwerks Neu Dortmund.
Eingetragen ex decr. vom 1. Dezember 1860
Gr. A. fol. 24.

Nachtrag: Durch Urkunde des Königl. Ober-Berg-Amts zu Dortmund vom 10. December 1866 ist die Gewerkschaft des Kupfererz-Bergwerks Henriette III auf den Erweiterungs-Antrag vom 23. März 1866 zu dem durch die Verleihungs-Urkunde vom 21. Januar 1860 bereits verliehenen Felde von 1 Fundgrube 285 Maaßen und 56 Quadrat-Lachter = 56.700 Quadratlachtern noch das Eigenthum eines ferneren Feldes von Vierhundert drei und vierzig tausend dreihundert /: 443.300 :/ Quadratlachtern, wie solches auf dem beglaubigten Situations-Risse mit den Buchstaben A, B, C, D, F, E, H /: G. J.:/ K, L, M und N bezeichnet ist, zur Gewinnung der in diesem Felde vorkommenden Kupfererze, nach Vorschrift des Allgemeinen Berggesetzes vom 27. Juni 1865 verliehen worden.
Eingetragen ex decreto vom 22. Februar 1867

Nachtrag: Das Bergrecht ist gemäß § 149 Abs. 5 BBergG mit Ablauf des 26. November 1990 erloschen. Eingetragen am 11. November 1992.

Namen der Gewerke: (S. I/28)
1. Königl. Premier Leutnant a. d. Carl Theodor von Diepold zu Essen 21 3/9 Kuxe
2. Oberschichtmeister Emil Herberholz zu Dortmund 35 5/9 Kuxe
3. Kaufmann Friedrich Paffrath zu Dortmund 35 5/9 Kuxe
4. Gutsbesitzer Theodor Schulze Dellwig zu Sölde bei Aplerbeck 35 5/9 Kuxe.
ad N. 1-4: Auf Grund der Bergeigenthumsverleihungsurkunde vom 21. Januar 1860 und des Constituierungsprotokolls vom 14. April y.a. eingetragen ex decreto vom 24. April 1860.

Gerichtlich versicherte Schulden und andere Realverbindlichkeiten:
1. Auf 21 3/9 Kux des Königl. Premierleutnant a. d. Carl Theodor von Diepold zu Essen 50 Thlr. - Fünfzig Thaler, Theil einer Judiretforderung nebst fünf Prozent Zinsen seit 29. April 1856 aus dem rechtskräftigen Erkenntnisse des Königl. Kreisgerichts zu Dortmund vom 26. Juni 1861 und dem Schuldschein vom 10. März 1859, so wie 1 Thlr. 8 Gr. Kosten dieser Eintragung für den Oberbergamts-Assistenten von der Kluse zu Dortmund. Eingetragen in Folge Requisition des Königlichen Kreisgerichts zu Dortmund vom 31. August 1861 ex decr. vom 14. September 1861.
Nachtrag: zu No. 1: Diese Forderung nebst Zinsen vom 19. April 1856 ist nach dem Tode des Oberbergamts-Assistenten, später Rendanten von der Kluse, auf Grund Testament vom 2. März 1874 in das Eigenthum der Witwe Rendant Peter von der Kluse Amalie geb. Ingemer oder Zimmermann (?) zu Dortmund und deren 4 Kinder 1. Max, 2. Hugo, 3. Emma und 4. Frieda übergegangen. Eingetragen zufolge Antrages vom 1. August 1888 am 3. August 1888.


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