Quelle: "Der Aufschluss", Jahrgang 25, Heft 11/1974

Die Zinkerzgrube Emilie-Theodora
bei Plettenberg im Sauerland


Von Reinhard Schaeffer, Clausthal

Auch abseits der bis heute bzw. bis in die jüngste Vergangenheit gebauten Lagerstätten von Meggen und Ramsbeck im Sauerland ging in der Vergangenheit ein intensiver Erzbergbau um, so auch im Gebiet der ehemals freien Bergstadt Plettenberg an der Lenne. Nachrichten darüber sind schon wieder ziemlich in Vergessenheit geraten, hier soll insbesondere über die von mir seit 1969 näher untersuchte Grube Emilie-Theodora - die bedeutendste der Plettenberger Gruben - berichtet werden, auch wenn man heute dort keine Schaustufen mehr findet.

Die ehemalige Erzgrube liegt nördlich der Lenne und des Plettenberger Stadtteils Blemke an der Nordflanke des aus silurischen und unter- und mitteldevonischen Schichten aufgebauten Ebbesattels. Die speziell im Blemketal und seiner näheren Umgebung abgelagerten Schichten des Eifel und Givet sind von zahlreichen Querverwerfungen gestört, die als Zubringerwege für die Erzlösungen dienten. Emilie-Theodora ist nun die weitaus bedeutendste aller in diesem Gebiet befindlichen gang- und lagerförmigen Vererzungen und zeichnet sich gegenüber den wirtschaftlich unbedeutenden Vererzungen auf den Querverwerfungen durch eine besondere Erzanreicherung und Regelmäßigkeit aus.

Das Zinkerzlager ist an einen NE-streichenden und mit 35-50 Grad S einfallenden Kalk innerhalb des Rensselandia-Sandsteins (mittleres Givet) gebunden, der in der neueren Literatur als "Kalk der Hermannszeche ausgeschieden wurde. Nur diese 5 bis 10 Meter mächtige Kalklage wurde metasomatisch vererut, erhalten gebliebene Kalkreste sind dolomitisiert, und das Nebengestein wurde später durch die bei der Oxidation entstandene Schwefelsäure in einen gelben, sandigen, sulfatreichen Ton umgewandelt.

Im unteren Blemketal, unweit der Stadt, tritt dieser Kalk erzfrei und unzersetzt auf, ebenso in einem kleinen Steinbruch bei Hagen im Sorpetal, weit östlich nur noch mit geringer Brauneisenführung; durch diese beiden Punkte ist das westliche und östliche Ende der Erzführung ungefähr anzugeben.

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Bergbaubetrieb: Das Feld Emilie wurde 1852 verliehen, man traf das galmeiführende Lager in einem Schacht 2,5 m mächtig und mit einem durchschnittlichen Zinkgehalt von 36 % edel an. Im 1863 gemuteten Nachbarfeld Theodora erwies sich das Lager mit einer Mächtigkeit von 3,8 m ebenfalls als bauwürdig. Daraufhin wurden beide Felder vereinigt und die Plettenberger Zinkgewerkschaft gegründet, die in der Umgebung der Stadt dann noch 27 weitere Gruben betrieb.

In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts fand dann ein ziemlich planloser Abbau aus mehreren kleinen Haspelschächten und Tagebau auf das ausgehende Lager statt. 1865 bestand die Grubenbelegschaft aus einem Steiger, einem Zimmerhauer, 10 Hauern, 6 Haspelziehern, 6 Schleppern, 3 Anschlägern, 3 Schürfern und 3 Aufbereitern. In diesem Jahr wurden 2400 t Erz gefördert. 1867 wurde dann der eigentliche Tiefbau begonnen und die Grube ausgebaut. Der heute noch sichtbare Förder- und Wasserlösungsstollen wurde auf 200 Meter aufgefahren und vor Ort dann der 63 m tiefe Maschinenschacht abgeteuft. Unterhalb der Förderstollensohle wurden von ihm aus zwei weitere Sohlen aufgefahren, auch zwei Wetterschächte wurden abgeteuft.

Weiter wurde eine Aufbereitung gebaut, deren Setzmaschine, Setzsiebe und Trommeln von einer Dampfmaschine betrieben wurden, auch die Wasserhaltung im Schacht wurde wurde durch eine weitere Dampfmaschine besorgt, drei Waschteiche wurden aufgeschlossen, der Förderstollen auf 500 m aufgefahren und in diesme Jahr 6.100 t Erz abgebaut. Die Grube war weiterhin in gutem Betrieb, bis 1878 Wasser der Aufbereitung in einer weiter im Tal liegenden Papierfabrik Schäden anrichteten und der Betrieb nach einem verlorenen Prozess stillgelegt werden musste. Danach kam trotz mehrerer Versuche kein größerer Bergbaubetrieb mehr zustande, 1883 wurde das Bergwerk endgültig verlassen und alle Gebäude abgebrochen.

1935/36 wurden Untersuchungsarbeiten erwogen, dann aber bis auf einige Tiefbohrungen doch nicht durchgeführt. Der allein heute noch erhaltene Förderstollen dient jetzt der Stadt Plettenberg als Wasserwerk (Anm.: der Wassergenossenschaft Eiringhausen). Die Grube erbachte in ihrer Blütezeit einen Gewinn von 22 Reichstaler im Jahr pro Kux, es wurden auch Freikuxe für die Erhaltung von Kirche und Schule und für die Armen der Gemeinde ausgegeben. Die Plettenberger Zinkgewerkschaft wurde später von der Handelsgesellschaft Grillo in Duisburg übernommen, die den gesamten Felderbesitz noch heute innehat.

Heute wächst wieder Wald auf den alten Halden. Mit einigem Glück kann man vor allem in der Nähe des Stollenmundlochs noch manches Stück Erz finden, vor allem Kleinstufen mit braunem Glaskopf, traubigen, weißem Hydrozinkit, Calcit xx, Hemimorphit xx und Markasit xx.
Schriftum: Exkursionen zur 120. Hauptversammlung der Deutschen Geolog. Ges. 1968 in Hagen/Westf. Z. Dt. Geol. Ges. 120.


Quelle: "Bergbau im Bereich des Amtsgerichtes Plettenberg", Fritz Bertram, 1952-1954, S. 63 ff

6. Emilie - Zinkerzgrube in der Blemke





Wie ich schon oben erwähnte, sind die beiden Gruben Emilie und Theodore die Keimzelle der später begründeten Plettenberger Zinkgewerkschaft. Diese Gewerkschaft entstand durch Zusammenschluss mehrerer Zechen im Laufe der Zeit, die Namensgebung zur "Plettenberger Zinkgewerkschaft" war dann am 03.06.1876. Vor diesem Gründungsdatum arbeiteten die verschiedenen auf den Vorderseiten aufgezählten Gruben in einer mehr oder weniger engen Interessengemeinschaft. Und so waren es die beiden Zinkerzgruben Emilie und Theodore, die diese Gemeinschaft begründeten.

Von diesen beiden ist die Grube Emilie die ältere Fundstelle. Die Muthung wurde eingelegt am 05.10.1852. Da der Fundschacht sehr schnell voll Wasser lief, hatte man das Lager durch einen Stollen aufgeschlossen, der 33 Lachter vom Fundschacht entfernt angefahren wurde. Am Endpunkt des Stollens fand sich eine Schicht Grauwackenschiefer, die mit 40 Grad nach Osten einfiel und ein Streichen in h W 1 hatte. Auf diesem Grauwackenschiefer war eine anscheinend sandige und etwas lehmige Masse aufgelagert, und in dieser Schicht fand man ein Mineral, welches teils aus traubigen, nierenförmigen Gestalten bestand, teils drusig und derb war. Die Farbe war grünlich-gelblich, teils ockergelb mit weißem Strich, und man erkannte das Mineral als Kieselgalmei (Zinkerz). Der oben erwähnte Fundschacht selber lag in h 4 421 Lachter vom Haus Kahlberg entfernt.


Man findet heute noch Überreste dieses Schachtes, wenn man 250 Schritte auf dem Fußweg durch die Blemke nach Allendorf geht, gerechnet von der Stelle ab, wo der Weg zur Hespe abzweigt. Am linken Berggehänge kann man die alten Bauen dieses Fundschachtes erkennen, und rund 65 Meter talabwärts findet man auch noch Überreste des angefahrenen Stollens.

Das Galmeilager war 8 - 9 Fuß mächtig, darüber fanden sich im Hangenden Toneisensteinknollen in lettiger Masse. Genau südlich dieser Lagerstätte hatte man einen Versuchsort aufgefahren, welcher in seiner ganzen Schachtgröße von 6 Fuß Höhe in einem derben, mit etwas Lette untermischten, ziemlich edlen Erzmittel anstand. Die Analyse ergab einen Zinkgehalt von 40,54 - 36,45 Prozent Zink. Die Verleihung geschah am 08.11.1858. Am 18.10.1864 konnte man bei einer bergamtlichen Besichtigung auch Bleierz vorweisen und eine entsprechende Muthung einlegen. Die Verleihung auf Ausbeute der anstehenden Bleierze wurde am 22.10.1864 erteilt (Quelle: GbA Plettenberg).


Der 2006 kurzzeitig wieder freigelegte "Versuchsort, in dem in seiner ganzen Schachtgröße von 6 Fuß Höhe in einem derben, mit etwas Lette untermischten, ziemlich edlen Erzmittel anstand".

Der Fundpunkt Theodore wurde am 06.02.1863 gemuthet . . .


In der Arbeit Schlüter/Wientzek (Bergbau im MK, 1993) findet sich ein Quellenhinweis auf Heinrich Streich, S. 88:
Emilie. Mutung vom 5. Oktober 1852. Verleihung am 8. November 1858 mit Erweiterung am 23. September 1864. Analyse der geförderten Erze: 40,54 % ZK (gemeint ist wohl Zn), 4 % Fe. Sehr gute Ausbeute bis etwa 1895. Im letzten Krieg Vertrag der Fa. Grillo mit der Eiringhauser Wassergenossenschaft, dass dort nicht mehr im Umkreis von 1 km geschürft werden darf.







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