Quelle: Westfalenpost Altena/Plettenberg vom 12.04.1952 ff. - von Fritz Bertram [übertragen 08/2010 von Horst Hassel]

In Plettenberg und Herscheid fast vergessen
Reichtümer in den Tiefen der Berge
Eisen, Blei, Kupfer, Zink und Schwefel - Alte Bergwerke zwischen Lennetal und Nordhelle

Plettenberg. Wo in den Bergen Eisen ruht, da hat die Mutter mich gewiegt. - So singen wir in unserem Westfalenlied, und sogleich möchte man fragen: Wer denkt hierbei an den tieferen Sinn dieses Verses, wer von uns, besonders wer von unserer jüngeren Generation, weiß denn noch etwas davon, wo in unseren Bergen Eisen und andere Erze ruhten? So wollen wir in diesem und in später folgenden Aufsätzen unsere Berge durchstreifen und nach alten Gruben ausschauen.

Stollen heute noch begehbar
Gleich wenn wir von Plettenberg nach Eiringhausen wandern, sehen wir am Hange des Saley, etwa oberhalb der Firma Schade [Stammwerk, Bahnhofstraße], zwei mächtige Halden. Dort, nämlich auf der unteren, wo die Jugend vom Kamp ihr Osterfeuer baut, finden wir den Eingang der Grube Brandenberg, die mit Datum vom 13.08.1815 erstmalig urkundlich erwähnt wird, aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch schon viel älter ist.

Und heute können wir nur staunen, mit welchem Eifer und mit welchen Mühen der Stollen der Grube vorgetrieben wurde, wenn wir bedenken, dass er heute noch fast 100 Meter tief durch Grauwackenschiefergebirge begehbar ist, eine Strecke, die mit Hammer und Meißel geschlagen worden ist. Das Bleierz stand in dieser Grube ein bis eineinhalb Zoll mächtig an, war aber auch in größeren Nestern abgelagert und bot zeitweilig eine gute Ausbeute. Wenn auch heute diese Grube nicht mehr ausgebeutet wird, so ist sie noch nicht vergessen, denn noch wahren angesehen Plettenberger Bürger ihre Besitzrechte an diesem Bergwerk.

1743 bereits urkundlich erwähnt
Wir brauchen gar nicht weit zu gehen und wenden uns zur anderen Talseite zum Kohlbuschberg. Dort etwa, wo vor einigen Jahren noch der Scheibenstand der Plettenberger Schützengesellschaft war, befand sich vor rund 100 Jahren die Kupfererzgrube Henriette III. Dort wurde Kupferkies, Buntkupfer und Malachit gegraben, die in einer Mächtigkeit bis zu sechs Zoll anstanden. Diese Grube hat bis etwa 1888 bestanden.

Noch nicht ganz 100 Meter weiter nach Eiringhausen zu war die Grube Henriette I, die im Jahre 1853 zur Gewinnung von Bleierzen verliehen wurden. Diese Grube trieb einen alten Stollen weiter vor, der schon mit Datum vom 12.05.1743 in den Akten des Oberbergamtes Bonn als Bleierzgrube genannt wurde. Heute finden wir hier nur noch Halden und Vertiefungen, die beinahe an Bombentrichter erinnern, in Wirklichkeit aber von eingefallenen Stollen der beiden zuletzt genannten Gruben herrühren.

400 Meter ins Urgestein
Wenn wir von hier aus das Gebiet des Hestenbergs weiter durchstreifen, so finden wir unweit des Hexentanzplatzes die Blei- und Zinkerzgruben Alter Mann I und II, weiter südlich davon in der Gegend der Hechmecke die Eisengrube Neu-Dortmund, östlich der Hohen Molmert treffen wir auf die Bleierzgrube Rabor und unweit von Bremcke die Bleierzgrube Franziska, die auch heute noch deutlich durch ihre Halden erkenntlich ist. Diese Grube Franziska ist weit über 400 Meter ins Urgestein vorgetrieben worden. Das Bleierz stand bis zu zweieinhalb Fuß Mächtigkeit an.

Wandern wir weiter das Elsetal hinauf, so wurden dort, wo der Frehlinghauser Bach in die Else mündet, die Eisenerzgruben Alex I und II betrieben, östlich der Ortschaft Warbollen können wir auf die Eisenerzgrube Leonore hinweisen und auf halbem Wege zwischen Warbollen und Grävinglöh wurde auf der Grube Garibaldi nach Eisenerz geschürft. Bei der Jeutmecke, neben der Landstraße von Ohle nach Selscheid, hat man die Grube Viktoria auf die Gewinnung von Brauneisenstein beliehen.

Im Krieg als Luftschutzstollen ausgebaut
Wenden wir uns jetzt dem Lennetal nach Ohle zu, so finden wir am Fuße des Hemberg, unweit der Ölmühle, die beiden Eisenerzgruben Laura I und II. Der Stolleneingang der Laura II ist noch sehr gut zu erkennen. An der Landstraße im Kahley, gegenüber dem Sportplatz, finden wir einen Stollen, der im Krieg als Luftschutzstollen ausgebaut worden war. Dieser Stollen jedoch gehörte zu der Grube Leitstern, die auf Kupfererze ging. Am Graben, etwa an der unteren Ecke des evangelischen Friedhofes, lag die Eisenerzgrube Emilie und unmittelbar unter dem katholischen Friedhof, am Abhang zum Messingwerk hin, grub man auf der Grube Alexander von Humboldt nach Toneisenstein. In der Reihe der Eisenerzgruben wollen wir noch die Gruben Antonius, Ferdinand und Otto nennen, die alle am Fuß des Mattenhagen nach Leinschede zu lagen.

Zinkdistrikt in der Blemke
In der oberen Blemke finden wir eine ganze Reihe von Zinkerzgruben, man kann geradezu von einem Zinkdistrikt sprechen, der sich vom Kahlberg bis zur Hespe und zur Plattenbracht bei Allendorf zog. Aus der Reihe der hier angelegten 25 Zinkerzgruben wollen wir nur die bedeutendsten nennen, und zwar Theodore, Martha und Johanna.

Ein ähnliches Feld für Kupfererz finden wir im Gebiet des Bärenbergs und Heiligenstuhls. Hier wurde eifrig Kupferkies, Buntkupfer und Malachit gegraben, aus der Reihe der Gruben nennen wir nur die reichsten Felder: Wilder Mann, Wilde Frau, Vorsicht und Vorsehung.
Schließlich wollen wir auch noch einige Schwefelkiesgruben nennen, so die Zeche Friedrich Wilhelm an der Sundhelle, Agnes bei Kiesbert und Georg am Fuße der Nordhelle.

Besitzrechte werden noch gewahrt
Mit Vorstehendem ist zunächst eine große Übersicht über die Mineralvorkommnisse im Plettenberger Gebiet gegeben. Alle diese eben genannten Felder wurden in der Zeit von 1840 bis 1890 verliehen, der größte Teil der Besitzrechte wird auch heute noch gewahrt, teils von Privatleuten, teils von großen Konzernen.

Über die Entstehung der Erzvorkommen sowie über die Gründe, weshalb die Gruben nach relativ kurzer Zeit aufgegeben wurden, werden wir uns im nächsten Aufsatz unterhalten. F. B.


II. Folge: Erze füllen die Hohlräume der Gebirge - Industrialisierung lief den Gruben davon

Plettenberg. Wenn wir uns im ersten Aufsatz die verschiedenen Bergwerke der letzten hundert Jahre vor Augen führten, so taucht unwillkürlich die Frage auf: Waren diese Arbeiten nur rein spekulativer Art, waren es mehr oder weniger zweifelhafte Gestalten, die hier vielleicht billig zu großem Reichtum kommen wollten, oder ist unser Gebiet in der Tat reich an Mineralien? Mit dieser Frage werden wir uns im folgenden befasen.

Unser Gebiet gehört zu den nördlichen Ausläufern des rheinisch-westfälischen Schiefergebirges. Die in diesem Gebiet vertretenen geologischen Formationen sind:
Die ältesten Schichten dieser Gegend gehören dem Unterdevon an. Zu dieser Formation gehört besonders die Grauwacke. Die nächst jüngere Schicht bezeichnen wir als das Mitteldevon, in der die Lenneschiefer mit eingelagerten Kalken entstanden. Drittens wollen wir noch die wiederum jüngere Schicht des Oberdevon und danach das Carbon aufzählen, aus dem die in unserem Gebiet stellenweise auftretenden Sandsteine stammen. Wir wollen also des besseren Verstehens wegen festhalten: Als geologisch älteste Schicht nennen wir die Grauwacke, dann folgt der jüngere Lenneschiefer und schließlich die Sandsteinbildungen.

Man darf nun nicht annehmen, dass diese Schichten fein säuberlich übereinanderliegen und unsere Täler im Sauerland ausschließlich auf die auswaschende Wirkung unserer Flüsse zurückzuführen sind. Nein, es traten gewaltige Erdverschiebungen und Faltungen auf, es ergab sich, dass plötzlich ein Stück der Erdscholle um etliche Meter nach oben, unten oder zur Seite verschoben wurde, ein Vorgang, den wir als geologische Verwerfung bezeichnen. Als Besonderheit dieser Art sei auf den Einbruch jenweits der Bracht auf dem Wege nach Schwarzenberg hingewiesen, etwa 500 Meter hinter der alten Birke, wo das Gelände plötzlich gewaltig, fast senkrecht bis fast zur Lenne eingebrochen ist, ferner sehen wir diese Einbrüche mit aller Deutlichkeit an der Hohen Wibbecke und auf dem Ruthenberg bei Pasel.

Mit dieser Zerquetschung des Grundgebirges stand nun das Hervorbrechen von vulkanischen Erruptivgesteinen in engstem Zusammenhang. Es bildeten sich Spalten und Klüfte, in die Minerallösungen und Dämpfe eindrangen und durch fortschreitende Kristallisation aufgefüllt wurden. Und so müssen wir uns den wichtigsten Satz unserer jetzigen Betrachtung einprägen:
Die Blei-, Zink-, Kupfer- und Eisenerze liegen nicht wie die Kohle in Form weitverzweigter, langgestreckter Flöze im Gebirge, sondern treten nesterartig in Form von Kluftausfüllungen und Hohlraumbeschickungen auf.

Je nach der lokalen geologischen Beschaffenheit kann so eine Kluftausfüllung sher weit verfolgt werden, so dass wir direkt von einer Erzader sprechen können, ja, es kann sogar so weit gehen, dass wir geradewegs von einem Erzdistrikt reden können, der sehr ergiebig sein kann, zum Beispiel der Eisenerzdistrikt Wilde Wiese, wo man vor rund 70 Jahren 6 bis 8 Fuß mächtige Brauneisensteinlager bis zu 300 Meter Länge abbauen konnte, bis hier eine Verwerfung ein Ende machte. Und ferner ist die Gegend des Bärenbergs geologisch einheitlich und wenig gestört, so dass sich hier jahrhundertelang ein blühender Kupferbergbau halten konnte. Ganz allgemein kann gesagt werden, dass unsere Heimat so stark geologisch gestört und verworfen ist, dass jeder Mineralfund nach mehr oder weniger kurzer Strecke verloren ging.

In einer Zeit, wo das wirtschaftliche Leben noch in ruhigeren Bahnen lief, und noch nicht, wie in heutiger Zeit, ein Rekord den anderen schlagen will, war es durchaus rentabel, dass z. B. die Bleierzgrube Brandenberg 1858 insgesamt nur 242 Zentner Bleierz förderte, und erst recht waren diese Gruben im späten Mittelalter und noch früher mit Gewinn zu betreiben. Aber in der heutigen Zeit der maximalen Förderungszahlen konnten sich diese Gruben nicht halten, und es müßten nun ganz neue hochmoderne Anlagen geschaffen werden, um das sicher noch sehr reichlich vorkommende, aber weit zerstreute Erz zu Tage zu fördern.

Mit einem Wort gesagt: Nicht die Armut oder die Erschöpfung unserer heimischen Erzvorkommen haben den Gruben den Garaus gemacht, sondern die immer schneller und gewaltiger ansteigende Industrialisierung ist den Gruben davongelaufen, so dass diesen, wörtlich genommen, die Luft ausging.
Für einen dritten Aufsatz dieser Reihe soll noch ein Blick auf die Zeit der alten, längst vergessenen Gruben bis in die Zeit Kaiser Otto II. geworfen, und somit eine Zeitepoche gestreift werden, die bergbaulich eine Blüte in der Geschichte unseres heimischen Gewerbes darstellt.


III. Folge: Hermannszeche könnte auch heute noch mit ihren guten Verhüttungsprodukten rentabel sein

Plettenberg. In unserem letzten Aufsatz über die Reichtümer in den Bergen der Umgebung von Plettenberg erwähnten wir auch die Grube Neues Glück, die etwas nördlich des Plettenberger Schlachthofes gelegen ist. In nachstehenden Ausführungen soll nun geschildert werden, wie diese Grube und die Hermannszeche an der Bracht unter der Erde heute aussehen.

"Neues Glück" wurde Luftschutzraum
Wir steigen durch den obersten Eingang ein, das etwas weiter nördlich gelegene zweite Mundloch werden wir als Ausgang benutzen. Der oberste Stollen ist zunächst geradezu ideal zu begehen. Etwa einen Meter breit und fast zwei Meter hoch ist der Stollen, der waagerecht nach etwa fünf Metern zu einer Abzweigung führt. Nach einer kleinen Auslenkung nach links führt dann der Stollen in der früheren westlichen Richtung etwa sechs Meter weiter, um auf eine direkte Kreuzung zu stoßen. Hier führt zunächst ein Stollenstück vier Meter weit nach Süden, nach Norden hin kann man nur einen kleinen kurzen Ansatz feststellen und in der alten Richtung nach Westen führt der Stollen weiter, wobei er nun eine leichte Steigung annimmt. Nun erst erkennen wir die wirkliche Größe des vorgetriebenen Stollens: Einen Meter hoch und höchstens 80 Zentimeter breit ist der Gang und die Bergleute konnten nur in gebückter Haltung bis vor Ort kommen.

Und wir kommen des Rätsels Lösung gleich näher, wenn wir bedenken, dass unsere Vorfahren diesen Stollen nur mit Hammer und Meißel von Hand vortreiben mussten, also nur soviel festes Gestein wegschlugen, wie unbedingt notwendig war. Dass der erste Teil des Ganges so bequem begehbar war, kommt daher, dass die Grube durch die Firma Voß & Schröder, Plettenberg, im letzten Krieg zum Luftschutzbunker ausgebaut wurde.

Dieser niedrige Gang konnte von der Kreuzung aus etwa 40 Meter weit verfolgt werden, bis eingestürzte Berge das Weitervordringen verhinderten. Diese Entfernung entspricht ungefähr der Stollenlänge, die man bei einer Besichtigung am 26.06.1759 feststellen konnte. Wenn man nun den Erzählungen alter Leute Glauben schenken kann, so soll der Stollen noch viel weiter vorgetrieben worden sein, bis er am Bergabhang von der Kersmecke nach Böddinghausen wieder zu Tage gekommen war. Noch heute erinnern die sogenannten "Blykaulen" an dieser Stelle an Bergbautätigkeit in alter Zeit.

Wir wenden uns von der Kreuzung zurück bis zu der zuerst erwähnten Abzweigung, verfolgen nun aber einen zweiten Stollen, der dort rechts, also nach Süden abbog und kommen nach einer kurzen Strecke auf einen wiederum nach rechts abzweigenden Gang, der bei dem Ausbau zum Luftschutzbunker neu angelegt wurde, um einen zweiten Ausgang zu schaffen. An dieser eben erwähnten letzten Biegung nach rechts geht der ursprünglich südlich gerichtete Gang aber noch weiter und führt in der oben angegebenen niedrigen Höhe weiter nach Süden ins Gebirge, wo er aber wegen Wasseransammlung nicht weiter verfolgt werden konnte. Durch den zweiten Ausgang verlassen wir die Grube "Neues Glück". Nicht vergessen werden wir aber die herrlichen Gesteinsschichtungen und Faltungen, die wir in dieser Grube eingehend bewundern konnten.

1913 noch 1504 Tonnen Eisenerz
Und noch ein zweites Grubenfeld wollen wir besichtigen, die Eisensteingrube Hermannszeche an der Bracht an der Landstraße von Plettenberg nach Allendorf. Auf der Grube Hermannszeche hat vor Jahren ein bedeutender Betrieb floriert. Das im Lenneschiefer aufsetzende Eisenerzlager ist durch einen tiefen Stollen, den sogenannten Paulstollen, gelöst, der unter den alten Bauen des westlichen Feldes 40 Meter Seigerteufe, d. h. 40 Meter Tiefenunterschied zum Eingang, einbringt.

Bei 200 Meter Entfernung vom Mundloch wird das Eisenerzlager erreicht. Letzteres ist auf 700 Meter streichend verfolgt und größtenteils abgebaut worden. Zur Untersuchung der weiter östlich liegenden Erzadern sowie zur Lösung der Erze der Hermannszeche wurden zwei tiefere Stollen angesetzt, von denen der eine eine Länge von 180 Meter, der andere eine solche von 200 Meter erreichte, ohne bis dahin auf Erz gestoßen zu sein. Man verließ dann diese Stollen und beschränkte sich wie vorher nur noch auf den Paulstollen.

Im Jahre 1913, der besten Blütezeit der Grube, wurden 1.504 Tonnen Eisenerz mit Pferd und Wagen die über zehn Kilometer lange Strecke nach Plettenberg zum Bahnhof gefahren. In der Zeit der Inflation ging der Grubenbetrieb dann ein und heute ist das Feld eingefallen, verwachsen und verwildert.

Wenn man nun aber bedenkt, dass dieses Feld eine Ausdehnung im Osten bis zum Krusenberg, im Westen bis über den Brandigkopf hinaus und im Nordwesten bis zur Galmeigrube in der Blemke hat, so ist es nicht verwunderlich, dass man noch 1935/36 intensive Bohrungen vornahm, um durch die Rentabilität der Grube den Eisenbahnbau von Sundern über Allendorf nach Plettenberg zu fördern. Dieses Eisenerzgebiet verspricht auch in heutiger Zeit noch eine sehr gute Rentabilität, zumal die Analyse von 34,4 Prozent Eisen, 3,2 Prozent Mangan, 21,50 Prozent Silizium und nur 0,084 Prozent Phosphor ein gutes Verhüttungsprodukt liefert.

Hoffen wir, dass die Gewerkschaft Christiansglück II in Düsseldorf bald wieder Interesse und Mut findet, dieses seit dem späten Mittelalter berühmte Feld wieder in Betrieb zu nehmen.


IV. Folge: Silberblick bereits im 17. Jahrhundert erwähnt - Emilie ist heute Wasserreservoir

Plettenberg. Bevor wir nun diese Serie über den Bergbaubetrieb in unserer Heimat abschließen, wollen wir aber doch noch einen Blick in das Herscheider Gebiet werfen. Hier finden wir nicht minder berühmte Grubenfelder als rund um Plettenberg. Wandern wir von Herscheid nach Schönebecke, so kommen wir durch die Hölmecke, wo im Februar 1862 die Kupfererzgrube Gustus und im Mai 1876 die Kupfererzgrube Amandus verliehen wurden. Beide Gruben waren aber nur wenige Jahre in Betrieb.

Etwa 500 Meter von der Schule in der Schönebecke nach Richtung Herscheid lag die Bleigrube Rencontre und in der Nähe dieses Grubenfeldes stoßen wir auf die Eisenerzgrube Constantin XVI. Diese beiden Felder wurden von 1860 bis 1890 etwa ausgebeutet. Das Ahetal abwärts, unweit der Ahemühle, befindet sich dann die Bleigrube Auguste I.

Wir wenden uns zurück zur Herscheider Mühle und finden auf dem Fußweg nach Niederstuberg einige tiefe Löcher, die die Überreste der Eisensteingrube Genügsamkeit darstellen. Wesentlich älter ist jedoch die Kupfer- und Bleierzgrube Silberblick, die schon Mitte des 17. Jahrhunderts erwähnt wurde, wie ich in einem früheren Aufsatz berichtete.

Direkt daneben liegt die Schwefelkiesgrube Glückshoffnung, die noch 1927 in Betrieb war. Durch einen etwa zehn Meter langen Hohlweg gelangt man an das Mundloch, das mit ziemlich steilem Abfall weit ins Grauwackengebirge hineinführt. Auf der Silberghöhe, dort, wo von der Landstraße Herscheid-Lüdenscheid der Fahrweg nach der Gaßmert abgeht, zeugen zahlreiche tiefe Löcher von der früheren Kupfer- und Silbergrube Silberberg. Von Herscheid aus führt uns der Weg nach Stottmert an der Eisenerzgrube Adelgunde vorbei, die von 1856 bis 1893 in Betrieb war. Südlich von Stottmert liegt dann die Eisensteingrube Bergmannsleben. Das Erz wurde vor 100 Jahren durch einen tiefen Schacht zu Tage gefördert, man stieg mit einer Leiter, die mehr als 60 Sprossen hatte, in die Tiefe. Dieses Grubenfeld sowie die bereits erwähnten Felder Genügsamkeit und Adelgunde sind noch heute im Besitz der Concordia-Bergbau AG Oberhausen.

In der Nähe von Hervel und Becke befinden sich dann noch die drei Eisensteingruben Westfalen I, II, III. Aber noch ein interessantes Grubenfeld finden wir an der Oestertalsperre, die Kupfererzgrube Maria. Ein tiefes Schachtloch führt nordwestlich ins Gestein und es war uns möglich, beinahe bis 100 Meter weit ins Gebirge vorzustoßen.

Wenn wir nun die Betrachtungen über unsere heimischen Bergwerke zum Abschluss bringen wollen, so müssen doch noch kurz die Zinkerzgruben Emilie, Johanna, Hulda, Theodore und Theodore I erwähnt werden, die alle in der oberen Blemke liegen, dort, wo der Weg nach der Hespevon dem nach Allendorf abzweigt, also oberhalb des Kahlberges. Hier hat man jahrzehntelang nach Zinkerz gegraben und viele ältere Leute kennen noch heute die "Galmeigruben" in der Blemke. Diese eben genannten Felder schlossen sich mit noch 26 anderen Blei- und Zinkerzgruben zu der Plettenberger Zinkgewerkschaft zusammen und noch um die Jahrhundertwende fuhren die Pferdekarren das Erz nach Plettenberg zum Bahnhof. Heute ist es die Firma Grillo in Duisburg, die die Rechte der Plettenberger Zinkgewerkschaft vertritt und die der Eiringhauser Wassergesellschaft vor rund 15 Jahren die sogenannten "Wassergerechtsame" verkauften, d. h. seit der Zeit beziehen die Eiringhauser Bürger ihr Wasser aus der Grube Emilie.

So haben wir nun fast alle Grubenfelder in unserer Heimat gestreift, wir haben erfahren, mit welchem Eifer und mit welchen Mühen unsere Vorfahren nach den Reichtümern in den Tiefen der Berge gesucht haben. Nicht verzeichnet in den Akten ist leider das Schicksal so vieler fleißiger Bergleute, nichts steht geschrieben über Abenteurer und Gauner, die sicher durch die Mineralfunde angezogen wurden, denken wir doch nur an die vielen Redereien, die selbst in den letzten 20 Jahren noch umgingen, dass man am Berenberge hätte Gold finden können. Sicher zwar ist die Angabe, dass von den 15.382 Hektar Bodenfläche unseres Untersuchungsbezirkes mehr als 8.500 Hektar bergmännisch vergeben wurde, also mit anderen Worten mehr als die Hälfte unseres heimatlichen Bodens zu Schürfarbeiten freigegeben war. Haben wir Achtung vor dem Fleiß unserer Vorfahren und vergessen wir unseren früheren Bergbau nicht!

Fritz Bertram jun.


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