Quelle: "Heimatchronik des Kreises Lüdenscheid", 1971, Karl Friedrich Menn, S. 222-224

Bergbau

Schon längere Zeit wurde vermutet, dass im Kreise Lüdenscheid die ersten Eisenschmelzungen etwa um das Jahr 1000 n. Chr. angesetzt werden müßten (Quelle: Voye, E.: Die Industrie im südlichen Teil der Grafschaft Mark). Die Vermutungen haben sich durch die in jüngster Zeit erfolgten systematischen Ausgrabungen und Untersuchungen und durch exakte Auswertungen der zahlreichen in Hochmulden, Talschlüssen, auf Hochebenen und an Flachhängen meist in der Nähe von Quellen oder Quellbächen liegenden Schlackenhalden und Schmelzstätten bestätigt (Quelle: Aufsätze von M. Sönnecken im "Märker").

Nach Schmidt (Quelle: Schmidt, F.: Maschinoskript Altena 1940) ist die erste nachgewiesene Genehmigung von Schürfrechten am 12. Juni 1464 für Gottschalk Zellhoff und einen Mann namens Hütten-Hennesken ausgestellt. Am 11. April 1467 erhält Laurenz Telich die Genehmigung "metail to graven in dem suderlande". Schließlich findet am 29. Mai 1487 ein Zeugenverhör über ein Eisensteinbergwerk zu Valbert statt, weil es Grenzstreitigkeiten zum Herzogtum Westfalen gab (Quelle: Süderland II, Altena 1924, S. 151).

Diese Nachrichten lassen, wie Krins erwähnt, erkennen, dass schon im 15. Jahrhundert Versuche gemacht wurden, Eisenerze bergmännisch zu gewinnen. Weiter sind Belehnungen für ein Bergwerk "Heilige Dreifaltigkeit" bei Lüdenscheid vom 18. Februar 1435 und für "Etlich Bergwerk im Suderlande" vom 15. September 1433 sowie Belehnungen für Bergwerke bei Halver und Dahle bezeugt (Quelle: Krins, F.: Das Eisengewerbe im Süderland von 1500 bis 1650, Maschinoskript, Altena 1968, S. 5).

Im Raum um Plettenberg wurden wertvolle Kupfer-, Silber-, Blei- Zink- und Eisenerze geschürft. Die Bergbautätigkeit soll hier bereits um 1300 begonnen und im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt mit der Einrichtung eines allerdings nur kurze Zeit bestehenden eigenen Bergamtes erreicht haben (Quelle: v. Schwartzen, A.: Der Kupferbergbau in Plettenberg. In "Der Märker", 6. Jahrgang, Heft 2, Altena 1957, S. 44).

Die bei einigen Belehnungen namentlich aufgeführten Gewerken oder Mitgewerken lassen erkennen, dass die für einen Bergbaubetrieb im Kreise Lüdenscheid benötigten Kapitalien offensichtlich nicht ausschließlich im Lande selbst aufgebracht werden konnten, sondern auch auswärtige Geldgeber bereit waren, ansehnliche Kapitalien für den Aufschluss der Bergwerke und für den Erzabbau herzugeben. Daraus wird deutlich, dass der märkische Bergbau schon frühzeitig in überregionale, großräumige wirtschaftliche Beziehungen und Verflechtungen einbezogen war (Quelle: Krins, F.: a.a.O., S. 6).

Offenbar kam im 17. Jahrhundert der Erzbergbau im Kreise Lüdenscheid ziemlich zum Erliegen. Die Ursachen sind wohl im 30-jährigen Krieg mit seinen Folgen zu suchen, außerdem soll der Abbau nur noch an einzelnen Stellen lohnend gewesen sein. Damit wurde das heimische Eisengewerbe gezwungen, in verstärktem Umfang Roheisen und Rohstahl aus dem Siegerländer Raum einzuführen.

Im Jahre 1845 wurde der Vorschlag unterbreitet, für den Betrieb des Bergbaues im westfälischen Süderland einen Verein zu gründen, da vermutet wird, "dass Teile dieser Gebirge eben so wohl wie benachbarte . . . noch reiche mineralische Schätze enthalten; so die Berge an beiden Seiten der Lenne von Lenhausen bis Altena, namentlich aber zwischen der Lenne und Grüne im Amte Plettenberg ferner das Ebbegebirge" (Quelle: Wochenblatt für den Kreis Altena, Nr. 50 v. 13.12.1845).

Nach dem Jahresbericht der Handelskammer für 1853 und 1854 (Quelle: ebenda, S. 13 ff.) ist in früheren Jahren der Bergbau im Kreisgebiet mit geringen Kräften betrieben und früher oder später wieder aufgegeben worden, "nachdem die Arbeiten bis zu einigen Fuß senkrechten Gruben zu Tage, oder in seltenen Fällen bis zu Stollen von 10 bis 15 Lachter Horizontalbau unter Tage gekommen waren. Bei diesen Arbeiten zeigten sich Spuren von Blei, Eisen und Kupfer, weniger von Galmei; . . ." Weiter wird angeführt, dass die Arbeiten der in den Jahren 1848 und 1849 vollends zum Liegen gekommenen Anbrüche wieder aufgenommen worden seien und dass, soweit sich das übersehen ließe, der Bergbau im hiesigen Kreise lohnende Aussichten bietet. Es haben sich 4 Gewerkschaften bzw. Gesellschaften gebildet, die im Ebbegebirge, im Raume Plettenberg und in der Nähe von Lüdenscheid bereits mit gutem Erfolg schürfen. Eine Gesellschaft, die sich "die Aufwältigung des im 15. Jahrhundert sehr berühmt gewesenen Kupferbergwerks Wildemann, bei Landemert, zur Aufgabe gestellt" hat, soll ihren Zweck erreicht und so viel Erze gewonnen haben, dass sie genötigt war, eine Hütte zu erbauen, in welcher 1854 etwa 8000 Pfund "sehr gutes Rothkupfer" erschmolzen werden konnte.

Im Listertal bestand damals außerdem noch eine Zeche auf Schwarzkupfer, die das Erz an die Kupferhütten in Olpe verkaufte, aber Schwierigkeiten mit der Bewältigung der Wassermassen hatte.
Überhaupt sollen nach einem Gutachten des Bergamtes in Eisleben im Ebbegebirge und um Plettenberg noch so viele Erze gefördert werden können, dass "mehrere Kupfer-, Blei-, Blende- und Galmey-Hüttenwerke, und mehrere Hochöfen auf Eisen vollständige Speisung fänden."

Einige Jahre später heißt es jedoch, dass lohnender Bergbau in neuerer Zeit fast gänzlich aus dem Kreis verschwunden sei. Lediglich auf einigen Gruben bei Plettenberg würden noch Kiesel-Zinkerze und Kupferglas- und Glasur-Erze gefördert. Im übrigen beschränke sich der Betrieb fast nur auf Versuchsarbeiten, die aber meist nach kurzer Zeit wieder aufgegeben würden (Quelle: Statistik des Kreises Altena, a.a.O., S. 53 f.).

Im Jahre 1881 wird aus Halver berichtet, dass der erste Doppelwaggon Eisenstein an die Schwerter Hütte geliefert worden sei. "Gegraben wurde derselbe in einem eine Viertelstunde von hier nahe bei der Mark gelegenen Berge" (Quelle: Altenaer Kreisblatt, Nr. 78, v. 28.09.1881). Ende des 19. Jahrhunderts sollte auch der Bergbaubetrieb bei Bremcke (Plettenberg) und Herscheid wieder aufgenommen werden (Quelle: Altenaer Kreisblatt Nr. 88 v. 02.11.1889 und Nr. 97 v. 18.08.1896).

Aber alle Hoffnungen auf einen lohnenden Erzbergbau gingen im Kreise Lüdenscheid jedoch nicht in Erfüllung, weil in der Regel die Gestehungs- und Förderkosten höher lagen als die für die Erze erzielten Preise. Als im Jahre 1935 auf Grund der damaligen Autarkiebestrebungen Pläne für die Ausbeutung der Kupfervorkommen in Plettenberg ausgearbeitet worden waren, scheiterte auch dieses Projekt. Einmal fehlte es an den notwendigen Fachkräften, zum anderen leiste, wie es in einem Bericht heißt, die Eigeninitiative der hiesigen Industrie nicht das, was im Interesse des Vierjahresplanes notwendig sei, weil bei ihr die Rentabilitätsfrage die Hauptrolle zu spielen scheine (Quelle: v. Schwartzen, A.: Der Kupferbergbau . . ., a.a.O., S. 45).


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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