Quelle: Süderland, Heimatblatt für den südlichen Teil der Grafschaft Mark, Nr. 11 u. 12, Altena, Ende Juni 1930, 8. Jhrg.

Bergbau im westphälischen Süderlande.

Der nachfolgende Vorschlag zur Wiederbelebung des Bergbaues in unserer Heimat darf, ob er gleich ohne nachhaltigen Erfolg blieb, für die Gewerbegeschichte nicht ohne Interesse sein und mag darum hier nochmals nach fast 100 Jahren in Erinnerung gebracht werden:

Im Jahre 1842 wurde in dem damals in Arnsberg erscheinenden "Westphälischen Anzeiger" der nachfolgende Vorschlag abgedruckt. Gegen alle Erwartung ist derselbe bis jetzt unbeachtet geblieben, nicht einmal weiter besprochen worden. Der Grund davon mag sein, dass das genannte Blatt in den Gegenden, wo die Industrie herrscht, wenig, vielleicht gar nicht, gelesen worden. Deshalb erfolgt der Abdruck in diesem zur Verbreitung unter sachkundigen Männern mehr geeigneten Blatte. An diese geht das Ersuchen, den Vorschlag einer Prüfung zu unterwerfen und, wenn sie die Sache darnach angethan finden, Schritte zur Ausführung zu thun.
Gern würde es gesehen werden, wenn noch andere im Süderlande erscheinende Kreisblätter den Vorschlag aufnehmen wollten.
Hamm, im November 1845. Essellen.


Vorschlag,
einen zum Betrieb des Bergbaues im westphälischen Süderlande zu bildenden Verein betreffend.

Als vor ungefähr 25 Jahren der deutsch-amerikanische Bergwerksverein sich bildete, erhob sich in dem rheinisch-westfälischen Anzeiger eine abmahnende Stimme, welche, das Mißlingen der Unternehmungen dieses Vereines vorhersagend, darauf aufmerksam machte, wieviel größern Erfolg die Verwendung der zusammengebrachten Kapitalien, oder auch nur eines Teiles derselben, zu Bergwerksunternehmungen in unseren vaterländischen Gebirgen verspreche und wieviel mehr sich diese Art der Verwendung empfehle, da sie zugleich zur Hebung des Wohlstandes eines, und zwar des ärmeren Teiles unserer Provinz beitragen werde. Ihre Vorhersagung hat sich erfüllt, jener Verein ist längst aufgelöst.

Sollte es jetzt an der Zeit sein, den Rath, den sie erteilte, zu beachten, und einen neuen Verein ins Leben zu rufen, der sich den Bergbau in unsern süderländischen Gebirgen zur Aufgabe stellte? Es scheint fast außer Zweifel, dass Theile dieser Gebirge eben sowohl wie benachbarte, z. B. die Siegenschen, noch reiche mineralische Schätze enthalten; so die Berge an beiden Seiten der Lenne von Lenhausen bis Altena, namentlich der zwischen Lenne und Grüne im Amte Plettenberg, ferner das Ebbegebirge, die Molmert usw.. Zeigen doch viele noch vorhandene Spuren von Schächten udn Stollen, dass hier früher Bergbau betrieben worden, der Sage nach vorzüglich auf Kupfer und Blei mit guter Ausbeute.

Zeitereignisse, Uneinigkeit der Interessenten in früherer, Mangel an Betriebskapital in neuerer Zeit, werden als Ursachen des Verfalles angegeben. Genug, dass das Unternehmen, wenn auch nicht mit Gewißheit eines sofortigen reichen Ertrages, doch mit der Aussicht des Gelangens dazu, begonnen werden könnte. Jedenfalls ist diese Angelegenheit wichtig genug, um in diesen Blättern besprochen zu werden. In der Hoffnung, dass Männer, welche sich für das Gemeinwohl interessieren, auch Sachkundige, ihre Ansichten darüber nicht zurückhalten, wird über die Bildung des Vereins vorläufig folgendes unmaßgeblich in Vorschlag gebracht:

1. Es bildet sich ein Verein zum Betrieb des Bergbaues in den Gebirgen des wetsfälischen Süderlandes, woran man sich durch Übernahme von Aktien beteiligte.
2. Ein Betriebsfond von 200.000 Tl. würde durch Aktien, jede von 50 Tl., zahlbar in gewissen Raten, aufgebracht.
Bemerkung: Die Einlagen würden nicht höher zu bestimmen sein, damit auch Minderbegüterte beitreten könnten. Den Reichern stände frei, sich durch Übernahme mehrerer Aktien stärker zu beteiligen. Ausreichend scheint ein Kapital von 200.000 Tl.. Wenn man auch 1/4 oder 1/3 zu Versuchen verwendete, bliebe doch ein genügender Fond zu neuen Anlagen, Schmelzhütten u. dgl.. Geringer dürfte der Betriebsfond aber auch nicht zu bestimmen sein, da nur mit nachhaltigen Mitteln Großes vollführt werden kann.
3. Gleich nach Konstituierung würde ein (nicht zu besoldender) Vereinsvorstand gewählt, dessen nächste Obliegenheit darin bestände, von Seiten des Staates die erforerlichen Konzessionen (Belehnungen etc.) zu erlangen.
4. Hierauf würden von dem Vorstande tüchtige Bergleute und Bergbeamte angenommen, die das Gebirge bereisten, Versuche machten, die noch zugänglichen Stollen etc. besuchten und über die Orte, wo mit dem Bergbau anzufangen, dem Vorstande Vorschläge machten.
5. So bald dann festgesetzt worden, an welchen Punkten die Arbeit beginnen solle, würde das Personal der Bergleute vermehrt und der Bau mit Kraft betrieben.
6. Über den Fortgang des Unternehmens hätte der Vorstand von Zeit zu Zeit, - monatlich oder vierteljährlich, - den Aktionären durch dieses oder anderes Blatt Mitteilung zu machen.
7. Die Aktionäre erhielten erst dann Zinsen oder Dividenden, wenn die Ausbeute nach Abzug der Betriebskosten einen Überschuss gewährte; keinesfalls dürfte von dem nur zu Versuchen und Anlagen bestimmten Betriebskapitale etwas dazu verwendet werden.
8. Wenn die Ausbeute sehr reichlich ausfiele, würde die Dividende nur bis zu einer gewissen Höhe gewährt, der Überschuss ganz oder zum Teil zum Betriebsfond oder zu einem Reservefond geschlagen.

Wenn diese Andeutungen Anklang finden, wird vermittels dieses Blattes das Weitere über Auswahl eines Ortes zu einer Zusammenkunft behufs näherer Beratung usw. besprochen werden können. Möge es recht bald dazu kommen und sich eine große Zahl Vaterlandsfreunde für die Sache interessieren. Von den hohen Staatsbehörden würde sie gewiss begünstigt und unterstützt werden.