Quelle: Süderland, Heimatblatt für den südlichen Teil
der Grafschaft Mark, 6. Jahrgang, Nr. 14, Altena, Ende Juli 1928, S. 1-3
Der Bericht der Handelskammer des Kreises Altena für 1853/54
enthält folgende interessante bergbauliche Mitteilung:
Schon in früheren Jahren hat man in unserer gebirgigen Kreisgegend
an verschiedenen Stellen aus Anlass zufälliger Entdeckungen erzhaltiger
Gesteinsmassen versucht, Erze zu Tage zu fördern. Die Arbeiten
wurden mit geringen Kräften betrieben und früher oder später
wieder aufgegeben, nachdem die Arbeiten bis zu einige Fuß
senkrechten Graben zu Tage, oder in seltenen Fällen bis zu
Stollen von 10 bis 15 Lachtern Horizontalbau unter Tage gekommen
waren.
Bei diesen Arbeiten zeigten sich Spuren von Blei, Eisen
und Kupfer, weniger von Galmei, auch soll nach einer vor mehreren
Jahren auf Veranlassung des Professors Nöggerath zu Bonn
angestellten Forschung im Ebbegebirge, Gemeinde Herscheid, ein
solches Lager von Basalt angetroffen worden sein, dass nach dem
Urteil Sachverständiger das ganze Königreich Preußen damit
versorgt werden könnte. Der Mangel aller dieser Unternehmen
lag wohl hauptsächlich in dem plan- und systemlosen Umhersuchen
an der Oberfläche ohne Aufwand von erheblichen Mitteln und ohne
Heranziehen von technisch und wissenschaftlich gebildeten
Bergleuten.
Dagegen werden im Allgemeinen die ersten Bedingungen eines Gelingens
sein: Vereinigung aller Mittel und Kräfte, Heranziehen tüchtiger
Bergleute und mit deren Hülfe Arbeiten in die Tiefe auf beträchtlichere
Dimensionen. Es muss schon bei dem Laien die Vermutung entstehen,
dass die Metalle vermöge ihres spezifischen Gewichts und als
Elemente keine obern Schichten von einiger Mächtigkeit in einem
durchaus zerrissenen Gebirgslande, wie hier, in der Gebirgsformation
habe erzeugen können, und dass ein Ergebnis nur von Tiefbau,
womöglich unter der Basis der Gebirgszüge, natürlich von den
Tälern aus, zu erwarten ist.
Hierzu sind aber erhebliche Geldmittel und wissenschaftliche Kräfte
erforderlich, welche sich nur im Wege einer größeren Association
und mit Verzicht auf augenblicklichen Gewinn erlangen lassen.
In wiefern die in den oberen Schichten der Berge sich zeigenden
Erzspuren einen Schluss auf die Hoffnung einer lohnenden Ausbeute
in der Tiefe rechtfertigen, darüber würde eine interessante
Erfahrung gemacht werden können, wenn das bestehende Projekt
der Lenne-Eisenbahn, mit seinen vielen, das Innere der Berge
dem Auge des Mineralogen bloßlegenden Tunnels, zur Ausführung
käme.
In den letzten Jahren, namentlich im vorigen, sind die, besonders
durch die Jahre 1848 und 1849 vollends zum Liegen gekommenen
Anbrüche wieder aufgenommen worden, und so weit es jetzt übersehbar
ist, bitet der Bergbau im hiesigen KReise lohnende Aussichten.
Die erste in Dortmund unter der Leitung des Geschworenen Bergmann
in Plettenberg gebildete Gesellschaft schürfte im sogenannten
Ebbegebirge und zählt diese, so wie die übrigen in und um Plettenberg
aufgenommenen Werke und Anbrüche gegenwärtig 14 Zechen, 79 Muthungen
und 10 Schürfungen auf Kupfer, Silberblei, Blende, Galmei und
Eisenstein-Erze. Es ist gewisse Aussicht vorhanden, dass die Hälfte
der oben angegebenen Muthungen und Schurfe, die größtenteils
Kupfer, Silberblei, Blende und Galmei zu gewinnen versprechen,
noch belehnungsfähig erklärt werden, wenn, was geschieht, weitere
Aufschlussarbeiten gemacht werden. Die Gewerkschaft hat mit der
Umsicht und Ausdauer alle Widerwärtigkeiten besiegt, die Lob und
Erfolg verdient, dabei aber eine Auslage von 20.000 Talern nicht
gescheut, um den alten Flor der Bergwerke wieder in unsere Berge
zu verlegen.
Ein Gutachten des dazu committierten Bergamts in Eisleben soll ergeben: dass
allein auf die vorstehend angegebenen Gruben mehrere Kupfer-, Blei-, Blende-
und Galmeihüttenwerke und mehrere Hochöfen auf Eisen vollständige Speisung
fänden; und wenn Frieden bleibt, und die Aussicht auf Erbauung der
Lenne-Eisenbahn sich erhält, dann soll bis künftiges Frühjahr mit deren
Erbauung begonnen werden.
Eine zweite Dortmunder Gewerkschaft unter Leitung des Lieutenants von Dipold
daselbst scheint minder glücklich in Auffindung von guten Anbrüchen zu sein.
Etwa 12 Muthungen und Schürfe wird noch das ganze ausmachen, was sie
erschürft hat.
Eine dritte Gewerkschaft hat sich in Lüdenscheid gebildet, welche an
mehreren Stellen der Gemeinde mit gutem Erfolg geschürft. Ausbeute
zwar noch nicht gefunden, jedoch letztere in nahe Aussicht gestellt.
Eine vierte Gewerkschaft hat sich in Plettenberg unter Leitung des
Markus Lion und Dr. Saalmann daselbst gebildet und die Aufwältigung
des im 15. Jahrhundert sehr berühmt gewesenen Kupferbergwegs "Wildemann"
bei Landemert zur Aufgabe gestellt. Sie hat ihren Zweck erreicht, so
viele Erze gewonnen, dass es ihr möglich wurde, eine Hütte zu erbauen
und im Jahre 1854 ca. 8000 Pfund sehr gutes Rotkupfer geschmolzen.
Wenn es sich dabei aber um Reingewinn handelt, dann dürfte es sich
ergeben, dass noch bedeutende Zubußen erforderlich waren.
Ferner haben andere auch in der Nähe von Plettenberg zwei alte
Bäue wieder aufgeschlossen und gewinnen daraus Glasur-Erze, wovon
der Erstere in Ausbeute, Letzterer aber in Zubuße besteht, weil
es dieser an Mitteln zum gehörigen Betrieb fehlt.
Ein Auswärtiger schürft am Ebbegebirge und soll bereits 11 Muthungen
auf Eisenstein haben, die schöne Anbrücke zeigen.
Endlich besteht im Listertal . . .
Von den Bergbau-Unternehmern wird als ein Hindernis zur Förderung
des Bergbaues bezeichnet, dass ein Bergamt oder wenigstens ein
Bergbeamter in der Nähe nicht existiere,
und angeführt, das erste Bergamt in der Mark sei im 16. Jahrhundert
in Plettenberg eingerichtet gewesen, und es wird behauptet, dass dessen
Entfernung die meisten Bergwerke zum Liegen gebracht habe, da die
Reisekosten der Beamten, mangelhafte Aufsicht und Zurechtweisung dies
veranlasst haben mögen. Man glaubt nicht zu hoch zu greifen, wenn man jetzt
einhalb der Gesamtkosten bis zur Belehnung auf Bergamtskosten rechnet.
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