Quelle: "Plettenberg - Märkischer Kreis", herausgegeben vom Kreisheimatbund zum Kreisheimattag 1994 in Plettenberg, hier: Die Wallburg bei Plettenberg-Ohle, Autor: Martin Zimmer, S.55-57, 4 Fotos, 1 Zeichnung, 1 Kartenausschnitt.

Martin Zimmer

Die Wallburg bei
Plettenberg-Ohle


Modell der Toranlage der Wallburg auf dem Sundern.

In den sechziger Jahren entstand unweit des einstigen Bauerndorfes Ohle die Siedlung "Auf der Burg". Ihr Name erinnert an eine alte Wallburganlage, wie wir sie u. a. auch in Hohensyburg und nahe dem ehemaligen Benediktinerkloster Grafschaft bei Schmallenberg finden. Derartige Verteidigungsanlagen, bzw. Fluchtburgen, wurden bereits von den Kelten angelegt.


Prof. Dr. A. Stieren

Im Auftrag des Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte Münster begannen 1953 unter Leitung von Prof. Dr. A. Stieren die umfangreichen Ausgrabungsarbeiten auf dem "Sundern" bei Ohle, einem Berggelände zwischen dem Lennetal und dem "Ohler Gebirge". Die Forschungen, die sich bis 1955 hinzogen, sollten auf die Frage eine Antwort geben, ob es sich bei der Wallburg um eine keltische Anlage handeln könnte.

Mit dem steil zur Lenne und in die Nebentäler von "Königssiepen" und "Elhauser Bach" abfallenden Hängen konnte das fast 70.000 Quadratmeter große Gelände verhältnismäßig einfach für die Verteidigung ausgebaut und genutzt werden. Geländemäßig ergab sich nur von Südosten her ein flacher Anstieg zur 375 Meter hohen Bergkuppe des "Sundern". So war man seitens des Forscherteams bereits vor Beginn der Ausgrabungen darüber einig, dass die Schwachstelle in der Verteidigung auch in besonderer Weise von den Erbauern dieser Fluchtburg geschützt war. Und gerade an dieser Stelle wurde ein Grabungsschnitt durch den Wall gelegt.

Erste Ausgrabungsergebnisse ließen eine archäologische Sensation vermuten. Man fand zwei verschiedene Festungsanlagen:
1. Hinter einem tiefen Spitzgraben mit ausgeprägter Gegenböschung wurde eine 2 Meter hohe Mörtelsteinbruchmauer mit Brustwehr als jüngere Anlage freigelegt.
2. Rückwärtig entdeckte man im Kern der Erdaufschüttung ein weiteres Befestigungswerk (Pfostenschlitzmauer). Man nahm an, dass es sich um eine keltische Anlage ("murus gallicus, beschrieben von Cäsar im 7. Buch "De bello gallico") handeln könnte.

Weitere Ausgrabungen und die spätere Auswertung verschiedener Funde widerlegten die anfänglichen Vermutungen: Es war keine keltische, sondern eine sächsische Anlage aus dem 8. Jahrhundert, entstanden z. Zt. des Kampfes gegen vordringende Westfranken. Die vor der älteren Mauer befindliche jüngere Anlage ist später von den Westfranken errichtet worden, evtl. in Zusammenhang mit dem Burgenerlass König Heinrich I. (921) im Kampf gegen die Ungarn.

Der Zugang zur Fliehburg auf dem "Sundern" war einstmals durch ein fast 6 Meter breites Kastentor gesichert. Seine Tiefe entsprach der Breite des Wallkörpers, bzw. der Trockenmauer. Das Tor war zweiflügelig und wurde wahrscheinlich durch Brand zerstört. - An gleicher Stelle wurde unter Einbeziehung der älteren Toranlagen in der jüngeren Bauperiode ein neues Tor errichtet. Es "bildete zusammen mit dem älteren Tor um eine 5 bis 6 Meter tiefe und 5 Meter breite Gasse, in die die Mörtelmauerenden trichterförmig einbogen. Von den sieben Pfosten des neuen Kastentores waren je drei als Außen-, Mittel- und Innenpfosten längs der Torwangen postiert; der in der Mitte zwischen beiden Mittelpfosten stehende siebente Pfosten teilte das somit ebenfalls zweiflügelige Tor in zwei Fahrhälften" (Quelle: Barth/Hartmann/Kracht: Kunst- und Gschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis, Heimatb. MK, 3. Aufl. 1993).

Der heute noch erkennbare Wall zieht sich vom Eingangsbereich des ehemaligen Burgtores auf einer Länge von ca. 230 Metern bis auf die Bergkuppe des "Sundern" hin, wo er in ein Viereck von 45 Meter Seitenlänge mit abgerundeten Ecken einmündet.


Hier auf der Höhe liegen die Mauerreste einer wesentlich jüngeren Burganlage. Prof. Dr. A. Stieren wies 1954 darauf hin, dass es sich vielleicht um einen Wehrturm gehandelt haben könnte. Genauere Suchgrabungen wurden seinerzeit nicht durchgeführt. Nach mündlicher Überlieferung soll sich hier auf dem "Sundern" im 16. Jahrhundert eine Familie Nölken angesiedelt haben. So ist es auch erklärlich, wenn in der Ohler Bevölkerung heute noch von der "Nölkenburg auf dem Sundern" gesprochen wird. "Das Geheimnis der Erdwälle auf dem Sundern" dürfte durch die genannten Ausgrabungen weitgehend gelüftet sein. Zumindest bestätigen sie, dass es sich bei dieser Wallburganlage um das älteste siedlungsgeschichtliche Zeugnis der Stadt Plettenberg handelt.


Ausgrabungen 1953/54


Die Mauern werden vermessen.


Quelle: "Westfalenland", Heimatbeilage zum Westfälischen Tageblatt, Nr. 5, Hagen, im Mai 1934, S. 70 ff. - "Von den Wallburgen im Volme- und unteren Lennegebiet" von P. D. Frommann, Hagen Boelerheide

Hauptburg ein unregelmäßiges Viereck

Der 375 m hohe Sundern bei Ohle mit seinen steilen Abhängen an allen Seiten eignete sich wie kaum ein anderer Berg zur Errichtung einer Burg. Die Trümmer derselben zeigen, dass der nicht so großen Hauptburg an 3 Seiten eine Vorburg von bedeutender Ausdehnung vorgelagert war. Den Zugang zu letzterer sicherte ein Zwinger, ein kleiner von besonderen Mauerwällen umschlossener Raum vor dem Tore der Vorburg.

Dieser Vorwall ist nach der Lenne hin schon länger verwischt; an der gegenüberliegenden Seite kann man aber noch deutlich die mit Lehmmörtel aus brauchbaren Bruchsteinen hergestellte 60 cm dicke Mauer in seinem Innern erkennen. Die Entfernung von dieser Mauer bis zum Toreingang beträgt 17 Schritt. Der Wall der Vorburg ist zu beiden Seiten der Toröffnung noch etwa 8 m hoch (von der Grabensohle aus gemessen). Der Wall rechts vom Eingange führt erst noch eine kurze Strecke bergab, biegt dann nach Norden und verschwindet allmählich. Gleich an seinem Anfange ist ein ebener Platz (ähnlich wie beim Vorwall der Raffenburg), von welchem eine Böschung nach Norden geht. Diese wird westlich von einer andern längeren begleitet.

Wo sie endet, beginnt einige Meter höher hinauf ein fast halbkreisförmiger Wall, der die Vorburg in ihrem nördlichen Teile abschloss. Er führt fast bis zur Hauptburg, deren Mauertrümmer ein unregelmäßiges Viereck bilden mit Seiten von rund 50:40:43:40 m Länge. In der Nordwestecke der Innenburg ist eine 2 m tiefe Grube mit einem Durchmesser von fast 8 m, deren Wände nicht gemauert sind. Von der Südwestecke erstreckt sich eine anfangs niedrige, weiter bergab höher werdende zusammengestürzte Mauer über Süden nach dem Eingange zur Vorburg.

Die Burg auf dem Sundern heißt Nolkenburg, zufolge Zeugenaussagen aus dem 16. Jahrhundert nach einem Pächter Nolken. Ihre ältere Bezeichnung ist Hünenburg. Burgen dieses Namens gibt es außer 4 im oberen Wesergebiet und einer bei Bielefeld im Sauerlande bei Meschede, zwischen Rumbeck und Oeventrop, bei Menden und zwischen Wocklum und Mellen. Die bei Menden umfasste auch eine eingebaute Steinburg.

Schuchardt urteilte über derartige Burgen: "Die Burgen, welche die Sachsen gegen Karl den Großen benutzten, sind immer große befestigte Heerlager auf unzugänglichen Bergen. Sie haben als Hauptstück einen großen geschlossenen Ring, der immer ohne Graben ist. Er enthält meist eine Mauer, vielfach ist er vielleicht nichts als eine Mauer, die zusammenfallen. Als zweites Stück haben die Sachsenburgen auf der gefährdeten Seite dicht vor dem Hauptring einen Schutzwall mit Außengraben. Am Tore pflegt er abzubiegen und kleine Schanzen zu bilden (wodurch der Zwinger entstanden ist). Beides aber, der geschlossene Ring und der Zwinger, sind für die Sachsenburg so bezeichnend, dass eine Burg, bei der sie fehlen, von vornherein als nichtsächsisch erscheinen muss." Demnach ist die Burg auf dem Sundern eine altsächsische Anlage.